Kabaneri of the Iron Fortress ist einer meiner wenigen Anime, die Ich innerhalb des letzten Jahres vollständig geschaut habe. Eigentlich hatte ich den Anime bereits beim Sichten des Zeichenstils für mich abgehakt, ich habe aus genau diesem Grund auch Attack on Titan bisher nicht angeschaut. Ein Freund hat mir diesen Anime aber energisch ans Herz gelegt und so habe ich mir die erste Folge mal unverbindlich angeschaut.
Es blieb nicht bei einer und innerhalb von zwei Wochen habe ich mir den Anime auf Netflix komplett angeschaut. Würde er in Deutschland auf Blu-Ray veröffentlicht werden, wäre er gekauft.
Aber nun überhaupt zum Inhalt des zwölfteiligen Anime. Der Hauptcharakter Ikoma gefiel mir sehr gut. Er ist nicht wie in vielen anderen Anime der Weichei, der sich irgendwie durch die Folgen mogelt, sondern bereut ein in der Vergangenheit liegendes Geschehen und tut alles um diesen Fehler nicht wieder zu begehen. Er ist clever, konzentiert und zielstrebig.
Zwar muss man am Anfang der Serie in der ein oder anderen Weise das Bittere schlucken um den Charakteren dabei zu helfen sich zu entwickeln, das hat mir dieses mal aber nicht so viel ausgemacht wie es sonst immer der Fall ist. Ja, Ikoma muss natürlich irgendwie Superkräfte entwickeln, hält die Verwandlung zum Kabane nur durch eine Art Halskrause auf und wird stattdessen zum Kabaneri. Auch über seine Waffe, die unendlich Druck und Sprengstoff liefert, sollte man lieber nicht länger nachdenken. Und auch, dass er sich ohne zu zögern Bolzen in den Körper rammt, die er auch später nicht entfernt oder gar behanelt, gehört einfach akzeptiert.
Zu Hozumi bzw. Mumei muss ich auch noch etwas loswerden. Ihr Zeichenstil und die Art, wie Sie sich benimmt, haben mir sehr zugesagt. Es ist eine Mischung aus Devotion, gezeichneter Erotik und in "entfesselter" Form Dominanz. Auch wenn es im Nachhinein etwas unglaubwürdig klingt, habe ich Ihre Entwicklung nicht vorausgesehen und war daher direkt nach den Ereignissen nach dem Besuch der Zelle von Ikoma sehr überrumpelt.
Auch kann ich mich in der Regel nicht für Züge begeistern, die großen schweren Stahlkolosse haben es mir aber wahrlich angetan. Mit roher Gewalt, Dampf, Stahl, Funken, Blut und Geschwindigkeit werden die Züge auf festen Bahnen durch die Welt getrieben, passieren gefallene Bastionen und suchen Schutz in den noch von großen Mauern umgebenen Bahnhöfen. Das die Schienen auf wundersame Weise ohne Wartung so gut in Schuss sind, ist eine weitere Logiklücke, die man nicht hinterfragen sollte.
Die Verzweilfung der Menschen konnte mir der Anime indes gut vermitteln. Auch das von Kabane gebissene Soldaten in den Freitod gezwungen werden war ein wichtiges Detail, dass mir gezeigt hat, dass es hier ums nackte Überleben der Gesellschaft geht und keine Ausnahmen gemacht werden.
Generell wurde mit Blut nicht gespart, dafür mit nackter Haut, was ich sehr begrüße. Es gibt keine Pantyshots, kein Ecchi und auch sonst wenig zu lachen. Eine gute Entscheidung, zwar setzt der Anime nun keine Maßstäbe bei der Erschaffung einer Dystopie, hat sein Ziel bei mir aber erfüllt - was möchte Ich mehr?
Leider hat der Anime zum Schluss jedoch etwas nachgelassen, ungefähr mit dem Erscheinen von Biba, dem "Brother in Law" von Mumei. Seine Motive sind irgendwie langweilig und auch die gesamte Ereigniskette bis zum Fall der Hauptstadt / des Hauptbahnhofs ist ziemlich unglaubwürdig - da wäre wesentlich mehr drin gewesen.
Man hätte beispielsweise Biba herausfinden lassen können, dass sein Vater schon längst ermordet wurde und sein Tod zur Wahrung der Macht geheim gehalten wurde. So würde auch der Abbruch des Nachschubs für seine Armee aus eben diesen Gründen mehr Sinn ergeben.
Das Ende der ersten Staffel lässt aber immerhin auf eine Fortsetzung hoffen, mit etwas Glück erfahren wir dann auch mal, was es mit den Kabane und den Kabaneri auf sich hat und wie groß die bewohnte Welt dort ist. Am Ende geht es mittels Schienen ja auf eine neue Insel oder einen neuen Kontinent mit vielleicht wieder ganz anderen Gefahren.
Nach der Serie werde ich mir die Tage und Wochen auch mal an Attack on Titan trauen.