Der Anfang ist unterteilt in 3 Parts (und sieht länger aus, als er eigentlich ist °^°) , um einen Einblick in jeden der Hauptcharaktere zu ermöglichen. Neue Kapitel folgen ohne Unterteilung.
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[0.1 #Rafe] Eine neue Reise
Warme Sonnenstrahlen durchdrangen die salzige Luft und brachen sich kurz unter der Meeresoberfläche. Der hellblaue Himmel und die vereinzelten weißen Wolken spiegelten sich verschwommen im Wasser.
Eine angenehm kühle Briese wehte und die verschiedensten Flugpokémon nutzten sie um ihre Flügel einen Moment lang auszuruhen. Ihre lebhaften Rufe kündigten einen ereignisreichen Tag an. Nicht weit von ihnen bahnte sich ein Luxusdampfer seinen Weg durch die endlosen Wassermassen. Die Worte "MS Azuria" an der Seite des Dampfers schienen fast winzig, überragten die ein Meter großen Pelipper aber bei Weitem. Die obersten Decks des tonnenschweren Gefährts glichen einer Urlaubslandschaft. Der hölzerne Boden strahlte in der Sonne und das klare Wasser der vielen Pools ließ das Meer fast trübe wirken. Die Gänge zwischen den einzelnen Decks waren alle samt von Glasdächern geschützt, die durch die Spiegelungen der Umgebung ebenfalls blau wirkten. Umso größer war der Kontrast der Palmen und der anderen Topfpflanzen, die als schattenspendende Dekorationen genutzt wurden.
"Unsere Fähigkeiten wurden anerkannt und wir sollen bei dem größten Turnier für Pokemon-Trainer mitmachen! Ich kann es immer noch kaum glauben!"
Strahlend schritt Rafe über den kühlen, schattigen Boden des Schiffs. Seinen Rucksack und seine Weste hatte er bereits in seiner Kabine verstaut. Nur seine Pokébälle hatte er noch bei sich.
Sein weißes T-Shirt wehte fast schon stärker als seine kurzen braunen Haare im Wind. Die Briese trug den salzigen Geruch des Meeres an ihn heran und weckte ihn viel besser auf als Kaffee es wohl getan hätte.
Als er den schattigen Durchgang verließ atmete er einmal tief durch und streckte sich. Die Sonne fühlte sich herrlich warm an. Fast schon zu warm auf seiner schwarzen Jeans und seinen schwarzen Turnschuhen. Dann griff er grinsend seinen Pokéball und rief Schillok an die frische Luft.
Das Wasserpokémon blinzelte kurz desorientiert, entdecke dann das Meer und sprang mit funkelnden Augen auf das hölzerne Geländer.
Lächelnd beobachtete der Trainer seinen Partner. Sie waren jetzt seit mehreren Monaten ein Team und hatten in Hoenn schon 4 Orden gewonnen. Aber wieso genau sie ausgewählt wurden blieb ihm ein Rätsel. Natürlich freute er sich mit Champs gleichgesetzt zu werden, aber wie würde er sich gegen deren Teams schlagen? Er hatte immerhin erst 3 Pokémon gefangen und trainiert und auch, wenn für einige Wettbewerbe nur 3 vorausgesetzt waren, so brauchte er noch 3 weitere bis zum großen Finale. Es war wenig Zeit um herumzutrödeln und er wollte auch nicht jedes beliebige Pokémon fangen. Sie sollten etwas besonderes sein. Seine Begleiter.
"Hey Hydro, was meinst du? Schauen wir uns hier mal etwas um? Vielleicht finden wir die Konkurrenz und können auf den Kampffeldern unser Können testen." Von Schillok kam ein motiviertes "Schillok!" zurück woraufhin es auf Rafes Kopf sprang. "Ich hoffe doch stark das unterlässt du sobald du dich zu einem Turtok entwickelt hast... würde schmerzhaft enden."
Rafe fand seine Konkurrenz schneller als er dachte. Es tummelten sich viele Trainer auf dem Kampffeld und einer schritt direkt auf den braunhaarigen Jungen zu und forderte ihn heraus. Natürlich musste Rafe sich nicht lange überreden lassen nachdem klar war, sie würden 3 gegen 3 kämpfen.
"Los gehts Enekoro!"
Ein Hoennpokemon. Perfekt. Denn auch wenn Rafe momentan kein Hoenn Pokémon im Team hatte, weil er sein Lohgock seiner kleinen Schwester geliehen hatte, so war er aus Hoenn und konnte die Typen deswegen einfach einordnen.
"Los Electricity!"
Rafe warf seinen Pokéball hoch in die Luft. Aus dem glühenden roten Schein formte sich ein Waaty, welches sich einmal kräftig schüttelte. Dann ging der Kampf auch schon los. Enekoro stürmte mit Ruckzuckhieb auf das Elektropokemon zu.
"Wir sind auch schnell. Den Funkensprung!"
Beide trafen in der Mitte des Feldes aufeinander und wurden wieder einige Meter zurückgeschleudert. Enekoro jedoch schien Probleme mit der elektrischen Ladung zu haben.
"Es ist langsam, das ist die Chance, Elektroball!"
Wieder hüllte sich Waaty in Elektrizität ein und sprang dann auf das angeschlagene Enekoro zu um die erste Runde für Rafe zu entscheiden. Grummelnd rief der andere Trainer sein Pokemon zurück und ließ ein Donphan folgen. Auch Rafe wechselte sein Pokemon. Gegen einen Boden-Typ würde er nicht ankommen.
"Du bist dran, Hydro!"
Das angesprochene Schillok sprang geradewegs von Rafes Kopf auf das Kampffeld und musterte seinen Gegner Kampflustig. Donphan rollte sich zusammen und begann damit seine Runden mit Walzer zu drehen. Mehr oder weniger geglückt wich Schillok mehrere Male aus, doch sein Gegner wurde immer schneller. Verbissen beobachtete Rafe das Schauspiel, doch in seinen Gedanken begann sich eine Strategie zu bilden.
"Panzerschutz!" Schillok ließ seinen Blick zu Rafe wandern, befolgte die Anweisen aber trotzdem. Immerhin vertraute es seinem Trainer. Mit voller Geschwindigkeit traf Donphan den Panzer und schleuderte ihn mit seinen Stoßzähnen hoch. Schillok drehte sich wie eine Münze und für einen Moment fürchtete Rafe seinem Pokémon könnte schwindelig werden.
"Bleib im Panzer und setz Aquaknarre ein!"
Es regnete Wasserfontänen auf Donphan herab und einige der nahestehenden Zuschauer wurden ebenfalls geduscht. Rafes Gegner war jedoch nicht ganz so dumm wie vermutet und befahl seinem Partner Schaufler einzusetzen. Zum Glück bestanden die Kampffelder aus einigen Metern Erde, sonst wäre es wohl in irgendeiner Kabine gelandet. Gerade als Schillok landete tauchte Donphan unter ihm auf und traf es hart.
"Aquawelle!"
Hydro reagierte noch im Flug und ließ seinen Gegner eine Retourkutsche spüren, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hatte. Angeschlagen wurde das Bodenpokémon zurück in den Ball gerufen und ein Lorblatt betrat das Feld.
Dieses fackelte nicht lange und schoss eine Salve Rasierblatt auf Schillok, welches sich noch rechtzeitig ins einem Panzer verstecken konnte und von Rafe zurückgerufen wurde.
"Shinji!"
Waaty und Schillok wollte er nach ihren Runden nicht gegen das Pflanzenpokémon kämpfen lassen, also war es wohl Psiaugons Zug.
"Zauberblatt!"
"Lichtschild!"
Noch bevor das Loorblatt die Attacke ausführen konnte gab Rafe schon den Gegenbefehl. Das blaue Psiaugon ließ eine Wand aus Licht vor sich entstehen an der das Zauberblatt einfach abprallte. Lorblatts Bodycheck durchbrach diese nur kurze Zeit später und Psiaugon wurde von Rankenhieb erfasst.
"Finsteraura!"
Loorblatt musste einen Treffer einstecken und ließ seinen Gegner fallen. Rafe rief schnell Doppelteam hinterher um die Verteidigung auszubauen und so stand das Pflanzenpokemon 5 Psiaugons gegenüber als es sich wieder aufrappelte. Dieses mal wurde Rasierblatt eingesetzt um dem Lichtschild vorzubeugen und tatsächlich wurden alle Klone getroffen und verschwanden.
"Verdammt, wo ist das echte hin?"
"Shinji kann auch Schaufler einsetzen. TMs..."
Und tatsächlich kam das Psychopokemon hinter Lorblatt hochgesprungen und setzte einen Psychoschock frei, bekam aber als Antwort Egelsamen entgegen geschleudert. Unter schmerzen sank Shinji zusammen und konnte nur mit ansehen, wie Lorblatt sich mit Synthese weiter hochheilte. Auch Rafe schien kurzzeitig überfordert bis Shinji sich entschlossen wieder aufrappelte.
"Ok, wir machen weiter mit Spukball!"
Die Spezverteidigung zu senken war die Deviese. Und auch Lorblatt keine Zeit zu geben sich mit Synthese zu heilen nach einigen Attackenfolgen wurde es dennoch zu viel für Shinji und Rafe musste zurück zu Waaty wechseln.
Wieder versuchte Rafes Gegner es mit Egelsamen doch dieses mal prallten sie einfach am weichen Fell von Waaty ab und Lorblatt bekam eine Donnerwelle ab, die es ziemlich langsam machte. Diese Zeit nutzte Electricity um Ladevorgang einzusetzen und ließ Lorblatt anschließend eine, Donnerblitz spüren, der dank Spukball sogar noch stärker reinschlug. Endlich kippte Lorblatt um.
"Der Kampf war nicht schlecht.", gab Rafe angespannt zu und schüttelte seinem Rivalen die Hand. Danach verlor er keine Zeit seine Pokémon im Center direkt neben den Feldern auffrischen zu lassen. In der Cafeteria wartete er auf die Rückgabe und machte selbst auch eine Pause. Verpflegung gab es hier umsonst, da das Pokemoncenter vom Pokémonclub der Inselgruppe finanziert wurde.
"Diese Cornflakes sind echt nicht schlecht." Und auch die heiße Schokolade sagte Rafe zu. Die Reise schien ziemlich spaßig zu werden dachte er.
[0.2 #Rai] Anzeichen einer kommenden Bedrohung
Rai schlich durch die Dunkelheit. Noch wenige Minuten zuvor stand er im Sonnenlicht und rückte sein tiefblaues Hemd zurecht um dem kühlen Wind zu trotzen. Seine weiße Stoffhose reichte bis knapp über seine Knie, trotzdem trug der junge Trainer schwarze Turnschuhe mit weißen Schnürsenkeln und hellblauer Embleme in Flammenform an den Seiten, die für die Firma warben. Jetzt waren die Wärme der Sonne und der lebendige Wind vergessen.
Rai hatte eine seiner Meinung nach verdächtige Person erspäht und folgte dieser ins Herz des Schiffes. Die Gänge wurden dunkler und dunkler und Rai fragte sich ob die Person überhaupt wusste, wo sie hinging. Er vernahm ein seltsames Geräusch, welches immer lauter wurde, je weiter er vordrang. Immer weiter tastete er sich an den Wänden entlang bis er in einen größeren Raum kam. Das Geräusch von vorhin war jetzt ohrenbetäubend laut geworden. Die Maschinen des Schiffes röhrten, Metall und Stahl schleiften übereinander, Dampf stieg auf wenn kaltes Wasser das komplizierte System kühlte. Auch wenn Rai entschlossen weiterging so wusste er nicht mehr wo sein Ziel war. Er hatte ihn zwischen dem Labyrinth artigen System verloren. Zügig schritt er auf die andere Seite des Raumes und öffnete die metallene, schwere Tür.
„Ich wusste, dass mir jemand folgte. Doch war mir nicht klar, dass es nur eine kleine Nervensäge war.“ Der Raum, den Rai nun betrat umschloss eine Straße, die von einem Tor zu den Decks führte. Breit genug um Lastwagen und Busse sicher auf sich zu wissen, die benutzt wurden, um Güter in den leeren, unbenutzten Decks zu lagern. Das Tor stand offen. Wind wirbelte durch Rais kurze schwarze Haare.
„Keine Nervensäge. Ein Trainer. Ich weiß mich zu wehren. Und ich weiß auch zu welcher Organisation du gehörst.“ Interessiert schritt die größere Person auf Rai zu. Sie hatte ein gewöhnliches Hemd im Urlaubslook an, welches sich durch die Farben von der öden grauen Wand abhob. Seine Hose war schwarz und seine Sandalen Ledern. Doch was Rai schon vorher aufmerksam machte war der smaragdgrüne Anstecker an seinem Hemd. Einen solchen hatte er vor Jahren schon gesehen, als ein Mädchen unerklärlicher Weise verschwand. Rai fand sie in einer verschneiten Höhle. Offenbar entführt. Doch was Rai am stärksten in Erinnerung geblieben war, war ein Anstecker, der dem dieser Person verdächtig glich.
„Dann bist du entweder übermütig oder dumm. Unsere sogenannte Organisation ist nicht für Gnade bekannt.“ Grinsend löste er jetzt einen Pokéball vom Gürtel. Rai wusste worauf diese Geste hinauslief. Auch er war bereit sein Lucario in den Kampf zu rufen.
Er hatte sich schlimmere Gegner vorstellen können als der Kampf dem Ende entgegen ging. Lucario hatte recht leichtes Spiel mit dem gegnerischen Pupitar. Es war schneller und konnte den meisten Angriffen ausweichen. In Sachen Angriff behielt es dank dem Typvorteil ebenfalls die Oberhand. Der Trainer von Pupitar schien das ebenfalls zu erkennen. Immer weiter wich die Person zurück, was Rai zuerst als Verunsicherung durch die Notlage des Pokémons deutete. Doch dahinter steckte ein Plan, der aufging noch bevor er erkannt wurde. Innerhalb weniger Sekunden rief Rais Gegner Pupitar zurück, tauschte ein Tauboss ein und entschwand mit diesem durch das offene Tor.
Mehr oder weniger verdutzt blieb Rai zurück und mit ihm viele Fragen. Was wollte diese Person auf dem Schiff? Was wollten sie auf der Inselgruppe? Das letzte Mal hatte er sie doch in Kalos gesehen. Und noch viel wichtiger wieso hatte er nicht gemerkt, dass die Person fliehen wollte und hatte es ihr so einfach gemacht? Fragen, die er so hier und jetzt nicht beantworten konnte. Vielleicht sollte er sogar der Schiffscrew davon berichten? So oder so sollte er zurück zum obersten Deck gehen und nicht in Räumen bleiben, die nur der Crew zugängig sind.
Als der junge Trainer wenig später durch die gläserne Drehtür ins Pokémoncenter schritt seufzte er erleichtert. Das Innere des Gebäudes war anders aufgebaut als in Sinnoh oder in Kalos. Die Wände waren hell gelb gehalten und die Decke bestand aus einer Glaskuppel, die minimal durch die hellblaue Verfärbung abdunkelt war und vor den Sonnenstrahlen schützte. Die Tischplatten waren ebenfalls aus Glas und standen auf dunkelblauen Sockeln, deren Oberflächen wie flach gedrückte Pokébälle aussahen. Aus welchem Material die Stühle waren konnte Rai schlecht erkennen, trotzdem bildete das Quarz-ähnliche Aussehen mit den gelben Kissen seiner Meinung nach den perfekten Übergang zwischen den bunten Tischen und dem hellen Boden. Einen krassen Kontrast dazu bildeten die tropischen Topfpflanzen die in allen erdenklichen Winkeln und Ecken standen. Ob wohl alles in dieser Region so übermäßig urlaubshaft gestaltet war?
Immer noch leicht wegen des Vorfalls verstimmt aber durch die Atmosphäre motiviert, neue Abenteuer zu erleben, gab Rai sein Lucario für einen kurzen Check bei der Krankenschwester ab. Mit einem schwarzen Tee in der Hand, der zuvor gezuckert wurde und einen Schuss Milch abbekam blickte der Schwarzhaarige sich nach einem Sitzplatz um. Dass er dabei einen alten Freund und Rivalen sehen würde; damit hatte Rai nicht gerechnet. Grinsend setzte er sich neben Rafe und riss diesen so aus seinen Gedanken.
„Ist nicht wahr… du auch hier?“ Kam prompt als Antwort oder eher Frage von dem jüngeren Trainer.
Rai nippte schulterzuckend an seinem Tee. „So ein Turnier lasse ich mir doch nicht entgehen, das sollte du wissen. Aber sag, wie viele Pokémon hast du seit unserer letzten Begegnung trainiert?“
Verlegen kratzte Angesprochener sich am Hinterkopf. „Nicht viele, Lohgock hat zurzeit meine Schwester weil sie es für ihre Feuerpokémon Zucht gebraucht hat. Schillok, Psiaugon und Waaty sind bei mir.“
Für Rai hieß das, sie waren genau gleich auf. Er hatte ebenfalls nur drei Pokémon im Team.
[0.3 #Hinoko] Erster Morgen in Maris
Es war ein entspannter Morgen. Hinoko wurde von Sonnenstrahlen geweckt, die ihre Nase kitzelten. Verschlafen richtete sie sich auf und ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Es dauerte ein paar Sekunden ehe sie wieder wusste wo sie war. Motiviert schob sie die weiße Bettdecke zur Seite und setzte sich auf die Kante ihres Bettes. Vor ihr lagen auf einem hellblauen runden Teppich Sei und Reika. Obwohl die beiden – Sei ein Nachtara und Reika ein Psiana – Geschwister waren, fand Hinoko es doch immer wieder amüsant wie verschieden sie doch waren. Sei murrte ab und an und rutschte ein paar Zentimeter zur Seite, um dem Schatten zu folgen. Reika hingegen genoss die Sonne, zuckte aber hin und wieder mit ihrem rechten Ohr.
An der Kante des Bettes, die an der ockerfarbenen Wand angrenzte hatte sich Chu – Hinokos Pikachu – zusammengerollt. Mit der verschwundenen Decke war es aber nur eine Frage der Zeit bis es schließlich aufwachte. Vorsichtig, um ihre Begleiter nicht zu wecken, schlich das honigblonde Mädchen zu dem hölzernen Stuhl auf dem sie am Vortag ihre Kleider abgelegt hatte.
Wenig später stand sie vor dem Spiegel. Sie hatte sich dazu entschieden ihr Outfit für Wettbewerbe zu tragen und ihr gewöhnliches Trainingsoutfit erst anzuziehen, wenn sie wieder an Land waren. Allein der Gedanke an den blauen Parker brachte sie momentan zum Schwitzen. Also mussten das orangene Trägertop und die hellblaue Jeans herhalten, die man bei Bedarf hochkrempeln konnte.
Während Chu sich gähnend streckte und müde über das Bett tapste, zog seine Trainerin gerade ihre weißen Sandalen mit den violetten Verschlüssen an. Eine weiße Schirmmütze mit einem ebenfalls violetten Blumenstecker folgte. Über das Outfit hatte sie vor Anbruch der Reise für ihre Verhältnisse ziemlich lange nachgegrübelt. Normal zog sie an, was unkompliziert und praktisch war. In Wettbewerben aber musste sie einen guten Eindruck machen, durfte dennoch die Aufmerksamkeit nicht zu sehr von ihrem Pokémon weglenken.
Lächelnd begrüßte sie Chu welches vom Bett auf ihre Schulter sprang und kraulte es hinter seinem rechten Ohr.
„Na? Gut geschlafen kleine Maus? Unsere erste Nacht in dieser fremden Region. Oder zumindest diesem fremden Dampfer.“ Wieder vernahm die Koordinatorin ein Murren von Sei.
>>Seid doch bitte nicht so laut, ich versuche hier zu schlafen<<
„Wir sind ja schon still.“, flüsterte Hinoko zurück und griff nach Chus Pokéball sowie ihrem Pokénav2.0. Im Prinzip unterschied dieser sich nicht sehr vom Original, doch hatte Devon ihn seit dem ersten Modell soweit verbessert, dass sie dem Pokénav einen neuen Namen geben wollten. Die Ruffunktion war inzwischen Standard und zeigte sogar ein holographisches Bild des angerufenen Trainers. Die Karte war an Satelliten angepasst und mit jeder Region kompatibel. Jedoch trug man ihn seit Neustem ähnlich wie den Pokétch aus Sinnoh am Handgelenk. Neu dazugekommen war ebenfalls ein Timer, der vor Allem beim Mixen von Pokériegeln oder beim Kochen von Knursps helfen soll und eine Mailfunktion wurde hinzugefügt.
Hinoko und Chu liefen gerade an den Kampffeldern des Dampfers vorbei, als ein junger Trainer ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Scheinbar ohne Schwierigkeiten brachte dieser den Gegner dazu sein Schillok wie eine Münze in die Luft zu werfen und nutzte die Lage perfekt aus. Kleinere Wasserfontänen spritzten aus dem Panzer des Pokémon und erzeugten sogar kurzzeitig einen Regenbogen. Fasziniert beobachtete Hinoko den Kampf. „Ob er wohl auch ein Koordinator ist?“, murmelte sie auf den Kampf konzentriert. Chu schien ebenso interessiert und stützte sich an Hinokos Schirmmütze ab um sich größer zu machen und einen besseren Blick zu haben.
Als das Mädchen sich plötzlich in Bewegung setzte, verlor Chu fast sein Gleichgewicht, wurde aber von seiner aufmerksamen Trainerin daran gehindert herunter zu fallen. Erleichtert seufzte das gelbe Pokémon.
„Ich will unbedingt mehr über diesen Trainer wissen.“, erklärte Hinoko aufgeregt. Mehr oder weniger unsicher blickte sie sich im Pokémoncenter um. Sollte sie ihn einfach so ansprechen, oder wäre das seltsam? 'Trainer taten das doch die ganze Zeit über', beschloss sie schließlich. Als sie ihn aber mit einem anderen Jungen reden sah verflog diese Entschlossenheit wieder.
„Das hätten wir. Jetzt kannst du nicht mehr einfach so verschwinden.“ Grinsend bestätigte Rafe die Registrierung in seinem Pokénav. Rai tat das gleiche mit Rafes ID.
„Hatte ich nicht vor. Du schuldest mir schließlich noch einen Kampf sobald du Lohgock wieder im Team hast. Hast du eigentlich schon eine Idee, welche der Inseln du zuerst ansteuern möchtest?“
Rafe zuckte nur mit seinen Schultern, wurde aber dann von Hinoko unterbrochen, die ihr Pikachu räuspernd vom Tisch der Jungs hochhob.
„Da wollte uns wohl jemand Begrüßen. Oder es hatte einfach nur Interesse an den Pokeriegeln.“ Lächelnd nahm Rai einen blauen Riegel aus dem Schüsselchen, welches auf jedem Tisch bereit stand und reichte es dem kleinen Pokémon. „Greif ruhig zu“, versicherte er nochmal.
Das ließ Chu sich nicht zweimal sagen. Freudig griff es den Riegel, blickte aber nochmal zu seiner Trainerin um sich zu versichern, den Riegel wirklich essen zu dürfen.
Hinoko nickte lächelnd und schaute anschließend wieder zu den Jungs.
„Tut mir Leid, Chu ist noch recht jung und ungezogen.“
„Macht doch nichts, setz dich.“
Dankend nahm das Mädchen Rafes Angebot an.
Beide Trainer schienen ziemlich freundlich, kein Grund also ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
„Wenn ihr nicht wisst, was ihr als erstes machen wollt, könnte ich euch doch etwas herumführen. Wir waren hier früher oft um Urlaub zu machen und die Turniere und Wettbewerbe zu verfolgen. Ich kenne mich also ein bisschen aus. Einen elektronischen Personalausweis habe ich auch.“
Fix holte Hinoko diesen hervor und legte ihn auf die gläserne Tischplatte.
„Zugegeben das Foto ist schon etwas älter, aber er erfüllt seinen Zweck. Man benutzt ihn zum einen um einzukaufen, als Ticket für öffentliche Verkehrsmittel und zur Anmeldung in Turnieren und Wettbewerben. Wenn ihr neu in der Region seid, wird euch einer in Waterside Town ausgestellt, sobald wir anlegen. Abgesehen davon gibt es auf der kleinen Insel recht wenig zu sehen.“
Blinzelnd blickte sie während des Monologes durch die Runde. Rafe hörte aufmerksam zu, doch Rai schien etwas abwesend und musterte skeptisch das Bild auf dem Ausweis. Als er Hinokos verunsicherten Blick bemerkte, kratzte er sich verlegen am Hinterkopf:
„Tut mir Leid, das Foto hat mich an jemanden erinnert. Red‘ ruhig weiter, ich höre zu.“
Ohne sich also weiter irritieren zu lassen brachte sie ihren kleinen Crashkurs zum Ende:
„Den ersten Stopp solltet ihr als Teilnehmer in Ponte City machen. Da gibt es alles, was Trainer und Koordinatoren benötigen und im Pokémoncenter könnt ihr euch für die Turniere einschreiben. Ihr bekommt außerdem eine Art Terminplan. Eine Übersicht welche Turniere wann und wo stattfinden. Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich.“
Dann nahm sie tief Luft und musterte Rafes Gesichtsausdruck. Sie hatte zu viel geredet und ihn verschreckt. Oder? Nach ein paar Sekunden Stille, in der die beiden Jungs sich anschauten und scheinbar zustimmend nickten, sah Rafe wieder zu dem Mädchen der Gruppe:
„Und wo ist der Haken?“
„Du musst mir versprechen mit deinem Schillok gegen uns anzutreten. Wir konzentrieren uns zwar nur auf Wettbewerbe, aber deine Attackenkombinationen können uns sicher helfen.“
Jetzt lachte der Braunhaarige.
„Alles klar, Deal. Du hast doch sicher nichts dagegen, oder Rai?“
Angesprochener nahm grade den letzten Schluck aus seiner Tasse.
„Sicher nicht, gute Gesellschaft ist immer selten, da werde ich diese sicher nicht gleich wieder wegscheuchen. Aber bei Gelegenheit will ich auch ein Kämpfchen, sonst komme ich mir ausgeschlossen vor.“
Jetzt mussten alle drei lachen und bemerkten deswegen nicht mal wie Schwester Joe dazu kam.
Erst als Schillok auf den Kopf seines Trainers sprang und dieser zusammenschreckte wurde es bemerkt.
Verlegen bedankte sich Rafe bei der Schwester und nahm seine Pokébälle entgegen. Rais Lucario war ebenfalls fertig mit der Kontrolluntersuchung und wurde ihm im Pokéball überreicht. Dann stand der Schwarzhaarige auf:
„Ich muss noch was erledigen. Wir sehen uns später? Zur Not schicke ich dir eine Mail.“ Rafe nickte nur und rührte eine Weile etwas gelangweilt in seinem Kakao umher.
Dann stand er ebenfalls auf und blickte zu Hinoko, die gerade damit beschäftigt war Schillok zu begrüßen und dessen Ohren zu kitzeln:
„Ich war ja noch nie gut darin mich zu gedulden, aber diese Überfahrt dauert echt ewig. Was meinst du, sollen wir das Kämpfchen jetzt wagen?“
Wortlos blickten Schillok, Chu und Hinoko sich an bis Das Elektropokémon seinen Kopf schieflegte und Schillok spaßend salutierte.
„Und dir macht der Typnachteil sicher nichts aus?“
Lächelnd schüttelte Rafe seinen Kopf.
„Sicher nicht. Es ist die perfekte Übung. Irgendwann werden Hydro und ich auf ein Elektropokémon treffen und vielleicht nicht auswechseln können.“
Der Kampf war also beschlossene Sache.