Beiträge von Incubus

    Das Verlernen einer Sprache in der Schrift ist nun wirklich nichts unwichtiges.

    Sprache (und damit auch Schrift) sind allerdings nicht statisch, sondern hoch lebendig, wie du sicherlich weißt. Versuche, sie einzufrieren, versagen am Alltagsgebrauch - die Alltagssprache wandelt sich, die semantischen Strukturen ebenso, wenn auch langsamer. Ich empfinde die Alltagssprache in dieser Hinsicht nicht als defizitär. Die Schrift ist Sklavin der Alltagssprache, nicht umgekehrt. Aber ich denke, das ist gar nicht das Thema.

    Orthographie und Interpunktion sind - meiner Meinung nach, in diesem Thread - ästhetische Kategorien, die weniger mit einer Wort-Welt-Relation oder sprachlichen Möglichkeit zusammenhängen. Tatsächlich sind es sogar politische Kategorien, denn sie stehen mit Bildung, soziokultureller Herkunft und Vermögen in Verbindung. Ich finde, dass Orthographie und Interpunktion keine Distinktionsmerkmale sein sollten. Habitus auf Basis von Kategorien, die nicht allen Menschen gleich zugänglich sind, finde ich generell schwierig. Mangelnde Bildung ist ein Problem - wer offensichtlich nicht aus "Faulheit", sondern aufgrund eigener Möglichkeiten Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung hat, sollte nicht angefeindet werden, wozu auch? Die Person wird dadurch nicht besser schreiben.

    Bildung ist ein Kapital. Es ist okay und gut, es zu nutzen und zu genießen, aber als Repressionsapparat ist es scheußlich. Insbesondere im Sichtbaren (Schrift) fällt es leicht, Diskriminierungskategorien zu stabilisieren. Darum gibt es, zum Glück, wenigstens Wahlzettel in leichter Sprache, aber wirf mal einen Blick in unsere Prozessordnung, dann weißt du, wie sich Herrschaftswissen stabilisiert.

    Den ganzen Tag nur ironischen Müll zu posten, muss doch schrecklich ermüdend sein.

    Du würdest dich wundern. Manchmal ist Ironie aber angebracht, da sie uns wunderbar vor Augen führt, dass die Sprache, indem sie sich in Form der Ironie selbst negiert, mitnichten in der Lage ist, alle Aspekte des Seins aufzugreifen und in selbstgeschaffene Kategorien einzuengen. Wo könnte das mehr zutreffen als bei der Abstraktion "Hass"?

    Die Menschheit ist halt einfach ein kleines dummes Kind.

    Nicht zwangsläufig. Wir sind in der Lage zu reflektieren und zu lernen, uns Dinge bewusst zu machen und demütig anzuerkennen, dass unsere Umwelt und ihr Schicksal auch auf uns übergeht - die Massentierhaltung und die dekadente Perversion, die sie mit sich bringt, macht die Menschen krank.

    Musik, Kreativität, Ästhetik, Kunst, Werte und ähnliche Errungenschaften zeigen mir, dass wir als Menschen sein können, was wir wollen. Aber wenn manche versuchen, die Chance auf eine bessere Welt zu ruinieren, werde auch ich ärgerlich. Ich würde dennoch niemals die gesamte Menschheit über einen Kamm scheren, es gibt genug Menschen, die mir anderes beweisen.

    Die Moral ist nur die halbe Miete. Das Problem ist, dass der Mensch hoch egoistisch ist und sehr kurzfristig denkt. Das ist leider eine sehr destruktive Kombination und führt unweigerlich zu Ausbeutung in jeder Hinsicht.

    Ich halte diesen Habitus für eine Ausgeburt des pseudofaktizitären-instrumentellen Weltbilds, das seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vermehrt gepflegt wird und heute quasi die Religion abgelöst hat. Auf dem Gipfel dieses Irrwegs verursachten Menschen den Holocaust, Stichwort "Dialektik des Fortschritts", heute haben wir Leute wie Trump, die mit "grab them by the Pussy" Präsident werden. Woran liegt's? Egozentrik, der Wille zur Macht, Sexismus, Survivial-of-the-Fittest-Bullshit. Alles keine Naturgesetze.

    Würde ich, ich baue aber auch kein Lithium für die Elektrogeräte ab, die ich so benutze. Hat weniger mit Moral, als mit wirtschaftlicher Logik zu tun.

    Moral dient als Handlungsanweisung und soll genau verhindern, dass die instrumentelle Rationalität um sich schlägt, tatsächlich stellst du mit so einer Aussage unter Beweis, dass du keine eigenen Entscheidungen fällen kannst. Da du aber kein Roboter bist, ist dein Verhalten schlicht unmoralisch - du könntest zwar moralisch handeln, überlässt das dann aber doch lieber den anderen, nicht wahr?


    aber Moral ist und bleibt subjektiv

    Achja, ist das so? Schon darüber nachgedacht, warum es keine Pluralform von "Moral" gibt? Ich denke, kodifiziertes Recht und Sitte ist der Beweis, dass Moral ganz und gar nicht nur subjektiv und schon überhaupt nicht "Privatsache" ist. Komisch, dass ich solche Aussagen immer von unmoralischen Menschen höre / lese...


    Die gute alte Moral, nicht wahr? Man kann sie prügeln, zurechtbiegen, treten und sie fügt sich immer, wie man Lust hat. Gebt doch einfach zu, dass ihr nach dem Lustprinzip lebt und euch alles andere egal ist, dann hätte ich wenigstens noch Respekt aufgrund der Ehrlichkeit, aber pseudo-rationales Wirtschafts-Bla? Die Welt ist scheußlich und der Grund dafür ist genau so ein Denken.

    Verzicht, Rücksicht, Nachhaltigkeit, Mitgefühl, Moral, Mitleid, Liebe, Leben, Gleichheit, Fairness. Schön, dass du dein Lithium nicht selbst abbaust sondern das Kindern (!) in den afrikanischen Ländern überlässt, die dabei draufgehen, wenn wir schon bei Lithium sind. Und auf diese nicht funktionierende Analogie bist du auch noch stolz. XD

    ch würde laborerzeugtes Fleisch nicht vor dem Abend loben, da die Herstellung in einer Menge, wie der des aktuellen Fleischkonsums vermutlich genauso viele Konsequenzen mit sich bringt. Immerhin müssen dann die Nährstoffe für die Zellvermehrung in großen Mengen hergestellt werden und Gott weiß, wie man die in so großer Masse erzeugt. Mal abgesehen von den immensen Herstellungskosten. Selbst wenn man die Herstellung streamlinen würde, denke ich nicht, dass die Kosten ansatzweise in der Liga aktueller Tierfleischpreise spielen werden, da für die Herstellung bereits mehr Zwischeninstanzen involviert werden, die alle ihr Stück vom Kuchen wollen, vor allem, wenn wir von hochqualifiziertem Personal reden, das sich nicht so leicht wie Bauern ausbeuten lässt.

    Wahre Worte. Auch wenn ich die armen Bauern in Tönnies und Co. nicht erkennen kann.
    Es bleibt die einfachste Lösung, es bleiben zu lassen, aber irgendeine Form von Fleisch-Methadon muss man den Süchtigen wohl zur Substitution liefern, um die Welt für ihre eigenen Bälger zu erhalten.

    Keine Ahnung ob ich das schonmal gefragt habe, aber würdet ihr künstlich erzeugtes Fleisch aus dem Labor essen?

    Ich würde es essen, sofern die Produktionsbedingungen gut sind (also nachhaltig, für die Menschen okay usw.). Also wenn es nichts daran auszusetzen gibt, außer der Tatsache, dass es aus der Petrischale kommt, ja.
    Tatsächlich habe ich schon oft darüber nachgedacht und es fällt mir kein Grund ein, es nicht zu tun - außer natürlich unreflektierte Assoziationen und Gefühle.

    Den jetzigen Konsum sollen sie ja auch gar nicht abdecken.

    Ich sagte ja: Top 1%. Vielleicht Top 10% (was immerhin schon 8,2 Millionen wären, wenn die wöchentlich einen Sonntagsbraten essen...).

    Da meine Großeltern das mit dem Sonntagsbraten noch kennen, gab's den definitiv noch ein paar Jahrzehnte länger als 1890. Wenn du mit verfestigten Strukturen die Verwöhntheit der Leute meinst, dann sollen sie halt jaulen wie kleine Kinder, denen ihr Spielzeug weggenommen wurde. Man muss ja nicht hinhören. Außerdem wäre Sonntagsbraten ja immerhin noch mehr, als komplett vegan. Da würden sie doch noch viel mehr auf die Barrikaden gehen.

    Also spätestens mit der Erfindung des Kühlschranks hat der Fleischkonsum sämtliche Grenzen gesprengt und auch in den 1920er Jahren haben die Leute nicht nur am Sonntag Fleisch gegessen. Vielleicht nach dem Krieg, da es nichts gab, das hat sich dann aber schnell geändert, man denke an den berühmte Mett-Igel der 60er.

    Ich finds nach wie vor krass wie man hier über wirtschaftliche und umweltschädliche Aspekte diskutiert. Als wäre die systematische Versklavung von Lebewesen auf unmoralischste Art und Weise nur eine Nebensache. Diese Viecher werden nur geboren um zu sterben damit die Leichen auf unwürdigste Art und Weise weiterverarbeitet werden, nur damit irgend ein Typ seine tägliche, meist übermäßige Kalorienaufnahme, so primitiv wie möglich gestaltet.


    DU hast völlig Recht damit. Ich stehe da voll hinter dir. Allerdings habe ich es mit Moral hier bereits versucht, und da kam nichts außer Spott und Hohn. Du weißt ja, wie Brecht es so schön sagte: Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

    Die Leute denken eben, Moral wäre Privatsache und sind daher geneigt, mit ihrer Ignoranz hausieren zu gehen. Umwelt allerdings ist per Definition keine Privatsache und die Schiene "ich mach was ich will :-)" zieht nicht - kann man zwar machen, ist dann aber scheiße. :D

    Ich gehöre zwar nicht zu den Veganismus-für-die-Welt-Verfechtern, aber der übermäßige Fleischkonsum muss mMn eingeschränkt und Billigfleisch abgeschafft werden

    Kommt auf das selbe Ende hinaus, da eine Fleischproduktion ohne Massentierhaltung (Billigfleisch) nicht möglich ist, dafür gibt es einfach keine Strukturen und niemand kann davon leben, das Fleisch wäre exorbitant teuer und nur für eine 1%-Oberschicht, sämtliche "Nebenprodukte" der Industrie wie Eier oder Milch würden nicht produziert. Als Konsequentialist kann ich deinen Vorschlag also nur begrüßen!

    Incubus erstmal melden, wegen Doppelpost :^)

    Was ist ein Doppelpost?

    damit einhergehende Massentierzucht ist nicht nur ein Verbrechen an Tieren (wenn man sich das mal auf der Zunge zergehen lässt, sind das schlimmere Bedingungen als im KZ)

    Solche Aussagen gelten gesamtgesellschaftlich als relativierend und gefährlich, ich sag es dir nur, damit du in der echten Welt nicht über dich selbst stolperst, sollte das Thema in deinem Umfeld aufkommen.

    Mir ist noch etwas eingefallen: Kennt ihr den Song "Ignorama" von den Ärzten?

    Früher war ich definitiv für die Todesstrafe, aber wenn man genauer drüber nachdenkt ist das keine wirkliche Bestrafung, also bin ich da eher zwiegespalten.

    Man sollte Mörder und andere Bestien einfach in einer dunklen Zelle verrotten lassen, das ist dann schon eher eine Bestrafung.

    Die Todesstrafe könnte man höchstens aus finanzieller Sicht befürworten, da diese Subjekte nicht mehr auf die Gesellschaft losgelassen werden können und ihre lebenslange Inhaftierung nur unnötig Geld kostet.

    Da muss man dann halt abwägen was wichtiger ist, einen Mörder lebenslang wegzusperren um ihn zu bestrafen und weil wir ja so human sind und nicht "töten" und was Geld kostet oder eben lieber Zeit und Ressourcen für die Kriminellen einzusetzen die wirklich noch eine zweite Chance verdienen.

    Schon mal was von Justizirrtürmern gehört? Also ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich bin froh, dass ich in einem Land lebe, das mich nicht unschuldig und aufgrund schlampiger Arbeit oder zu weit interpretierten Indizien "verrotten" lässt oder mich ermordet.
    Völlig abseits ob Mörder*innen (und andere Kapitalverbrecher*innen) es verdienen, hingerichtet zu werden (was immer das bedeuten mag), ist wohl festzuhalten, dass die Justiz alles andere als Perfekt funktioniert und Irren menschlich ist.

    P.S.: Ich sehe gerade, dass auf dieses Problem hier bereits vor einiger Zeit hingewiesen wurde, die Befürworter*innen allerdings nicht darauf eingegangen sind, was natürlich verständlich ist, da es ein tatsächlich großes Problem ist und vermutlich den eigenen Argumenten das Wasser abgräbt.

    Und an den allwissenden Incubus Hättest du die Gnade, mir unwissendem zu erklären, warum meine Äußerungen deiner Meinung nach keine Kritik sind?

    Na, willst du das wirklich? Natürlich könnte ich dir das erklären, aber wozu? Du hast dich bisher nicht gerade als besonders lernfähig erwiesen und sämtliche Bemühungen meinerseits immer abgeschmettert oder polemisch-demagogisch verdreht. Kleiner Tipp: Kritik ist ungleich Monieren - wird zwar häufig so bezeichnet, trifft das Konzept aber nicht annährend.

    Und bitte nicht wieder irgendwelche politische Theorie - wir reden hier über konkrete Fälle.

    Welch unsinnige Trennung, lässt tief blicken. Vor allem, weil erst du daraus hier im Forum ein Politikum gemacht hast.

    Wir können nur beten, dass Biden gewinnt, auch wenn sich das Endresultat noch etwas hinziehen wird. Sollte Trump wirklich gewinnen, sind die USA unrettbar verloren und man kann das Land für immer und für alle Zeiten aufgeben.

    Unrettbar verloren und man kann das Land für immer und alle Zeiten aufgeben? Du meinst, wie Deutschland nach der Machtübergabe an Hitler 1933 für immer verloren war und für alle Zeiten aufgegeben wurde? Ach ne, Moment....

    Nicht, dass das vergleichbare Szenarien wären, aber selbst nach NS-Deutschland gab es eine Zukunft für Mitteleuropa.

    Ich bin gerade einfach nur extrem enttäuscht von den USA.

    Das Land ist gigantisch groß und hat 350 Millionen Einwohner*innen. Es ist in jeder Hinsicht komplex und eine solche Reduzierung auf "die USA" ist sicherlich nicht hilfreich. "Die Deutschen" glauben ja auch, zu verstehen, wie es in den USA so abgeht, dabei könnte das Unwissen kaum größer sein.

    Unterm Strich denke ich das sich heute herauskristallisieren wird, dass Trump die Wahl gewinnent, wenn auch knapp.

    Damit liegst du sehr falsch, die Prognosen sagen im Moment, dass Biden gewinnen wird, aber nichts davon wird heute passieren. Die Briefwahlen sind noch offen und die sind fast ausschließlich demokratisch. Es gibt gute Chancen, dass Biden PA (Pennsylvania) für sich entscheidet. Das selbe gilt natürlich für Wisconsin und Michigan. Ich empfehle zur tatsächlichen Übersicht und Faktenlage:

    https://www.nytimes.com/

    Recht am eigenen Bild

    Das bezieht sich eigentlich auf Veröffentlichungen, nur so nebenbei. Um einen Arbeitnehmer / eine Arbeitnehmerin anzuschwärzen, reicht's. Der Betriebsleitung ist sicherlich nicht daran gelegen, das Video zu vermarkten.

    sorry, aber bald haben wir dann wieder die Stasi

    Weil einige übereifrig dabei sind, Regelverstöße zu melden? Wohl eher, wenn hier weiterhin gegen Demokratie und Rechtstaat argumentiert wird.

    Bitte antworte nicht drauf, ich bin einfach nur dumm, ungebildet und so weiter, etc, usf...

    Na, jetzt komm! Das sind alles Vorwürfe, die mir gemacht wurden, die ich aber niemals selbst jemanden an den Kopf geworfen habe!
    Der Grund ist übrigens der, dass der Föderalismus das direkte Produkt der NS-Zeit ist. Das System soll gegenseitige Kontrolle, getrennte Kompetenz und eine ungesunde Machtkonzentration verhindern.

    Zum Thema: Ja, China ist wirklich kein Vorbild für Krisenmanagement. Ich finde, dass es in Deutschland noch ganz gut läuft, wir müssen halt diverse Konzepte unter einen Hut kriegen: Menschenrechte, Freiheit, Demokratie, Gesundheit, Bildung, Wirtschaft, jung & alt, Arbeitnehmer*innen, Arbeitgeber*innen usw. usf. - die Liste ist endlos. Wenn man eine Linie zwischen diesen Interessen zieht, guckt immer jemand in die sprichwörtliche Röhre. Wir versuchen wenigstens, durch Kompensation niemanden im Regen stehen zu lassen, so gut es eben geht. Das klappt auch nicht immer vortrefflich, aber wir leben halt auch nicht im Paradies, seit wir uns einen Apfel von einer Schlange haben anschnacken lassen.