Ah, ein Thema, in dem sich die Cazuh festsetzen kann, da es ein viertel Jahr in Werte und Normen behandelt wurde xDD
Generell muss man sich ja fragen, wie es mit der Lebensgrundlage aussieht oO Es wäre dämlich, ein Kind zu bekommen, wenn man sich selbst 'nicht ernähren' kann, im bildlichen oder im drastischen Sinne. Und nebenbei, tatsächlich ist das "perfekte Alter" für ein Kind weder 16 noch 35, sondern - nach einigen Diskussionen herausgefunden, mitten in der Ausbildungszeit (was bei Studenten schwieriger ist, da ihre Bahnen sehr, sehr festgelegt sind... Aber trotzdem nicht unmöglich.
Ach und an alle meine Scheinheiligen hier ^^ Ich mein, ICH versteh euer Denken, aber lasst uns mal alle zusammen hier eine Frage stellen:
Ab wann ist der Embryo ein Mensch? - Das ist sehr schwer festzustellen, manche sagen, erst nach der Geburt, manche legen es an einem Schwangerschaftsmonat oder einer Schwangerschaftswoche fest, andere sagen, direkt bei der Befruchtung, wenn die Chance auf ein Leben besteht. Ich hab über die Frage wochenlang nachdenken müssen und immer noch kein Ergebnis. Aber wenn wir mal davon ausgehen, das Kind ist ein Mensch, sobald es aus dem Mutterleib heraus ist - Tja, dann ist Abtreibung kein Mord, oder? Denn für die Menschen, die das glauben und da gibt es eine Reihe, kann man ihnen keinen Vorwurf machen.
Wenn wir es an einem Zeitpunkt in der Schwangerschaft festlegen, sagen wir dem Zeitpunkt, an dem das Herz anfängt zu schlagen: also ab der 5. bis 8. Woche, wenn ich das richtig habe. Das sind also knappe zwei Monate. Die Abbrüche dürfen aber nur bis zum dritten Monat vorgenommen werden, das "Kind" wäre also bestenfalls einen Monat alt (was natürlich nicht heißt, dass es dadurch weniger Kind ist. Vielleicht hat es zu diesem Zeitpunkt sogar schon Finger entwickelt!)
Was ich aber ganz lustig finde, meine Damen und Herren, ist die Vorstellung, dass ein Kind bereits ein Kind ist, wenn ihm die Chance zum Leben gegeben ist! Und das ist ihm immer, sobald Geschlechtsverkehr vollzogen wurd und sich eine Zelle einnisten könnte. Könnte! Wenn da nicht die böse böse Pille wäre, die die Zellen aus der Gebärmutter wieder vertreibt oder das Kondom, das dafür sorgt, dass das potentielle Kind im Mülleimer landet. Ich weiß nicht, ob es nachvollziehbar wird, wenn man das nicht ausfürlich mit einem fiese-Fragen-stellendem Lehrer behandelt hat x_X" Aber nach Ansicht vieler Menschen stecken Kinder in diesen Spermazellen. Und dadurch dass sich nicht eine von ihnen einnisten kann, könnte man auch von Abtreibung reden. Nur eben von einer so frühen, vorsorge-Abtreibung, dass keiner ein schlechtes Gewissen haben muss. Und die Chance auf Leben ist trotzdem auf genau die selbe Art und Weise verwehrt.
Natürlich macht es einen Unterschied, ob man das Leben sich gar nicht erst entwickeln lässt oder es bei der Entwicklung noch einmal wieder von seinem Vorhaben abhält. Aber ich glaube, da spielt das schlechte Gewissen eine ganz große Rolle mit. Wer bei der normalen Verhütung noch sagen kann: Ach, da wäre wahrscheinlich eh nichts passiert, da ist ja nichts bei umgekommen, hat man beim Embryo oder Foetus bereits einen festen "Gegenstand", über den man nachdenken kann, ein kleines "Persönchen", das sich gerade einen selbst ausgesucht hat und sich dort heimisch fühlt. Und diesem einen explizit zu sagen: Das will ich aber nicht!, das fällt schwerer.
Und das führt auch gleich schon zu den Folgen einer Schwangerschaft, ebenso eines Schwangerschaftsabbruches. Die Folgen einer Schwangerschaft dürfte jedem klar sein, plötzlich ist man nicht nur verwantwortlich für sich selbst. Und auch wenn der Staat finanziert, kann das erheblich teuer werden. Nicht nur wegen der Pause, die man im Beruf dazu einlegen muss. Wenn man aber abbricht, dann steht die "Mörderin", die man gerne mal so schimpft, weil man ja Prinzipien hat und sich ganz wohl fühlt mit seinem Gewissen, vor allem weil man selbst noch nie in der Situation war, einem ganz anderen Problem gegenüber: Verdammt, was habe ich getan?
Nein, das sind nicht die umgewandelten Ausrufe der großen Volksschar mit Fackeln und Mistgabeln, die hinter einem her sind, das ist schon wieder das eigene Gewissen, das sich nun auf Jahre im Kopf einer armen Frau festbeißen kann, die vielleicht einfach keine andere Wahl hatte und genau weiß, dass sie dem Kind keinen Gefallen getan hat, auf diese Welt zu kommen. Wer weiß denn überhaupt, ob ein abgetriebenes Kind den Tod bemerkt? Wie viel es wirkich fühlt? Aber wieivel könnte es fühlen, wenn es auf der Welt wäre, ohne Vater vielleicht, weil der nur eine Affäre oder ein Sexgangster war, mit zerstrittenen Eltern vielleicht, mit nur wenig ausreichender Kleidung, in einem Haus, das keine gesicherte Zuflucht ist, weil es kaum mehr bezahlt werden kann, mit einer Mutter, die viel zu jung ist um den Ernst zu verstehen und vielleicht nicht einmal Unterstützung von den Eltern bekommt, vielleicht weil es diese Eltern nicht mehr gibt. Oder denkt mal einfach an die (jungen) Frauen, die einfach nicht in die Muterrolle hineinkommen. Denkt ihr, das gibt es nicht?
Aber daran denken beinahe-Mütter wohl kaum. Tatsächlich werden viele von ihnen stark depressiv. Nach einer Studie des Professor David Fergusson steigt die Rate der Depressiven sind um 46% höher als die der Mütter, die sich gegen den Abbruch entschieden haben. Und die Selbstmordrate steigert sich ebenso, um wieviel weiß ich gerade nicht mehr.
Ich würde also niemals - NIEMALS! - pauschal sagen, Abtreibung ist Mord. Da könnt ihr gleich wieder den Scheiterhaufen für Hexenverbrennungen aufbauen. Man darf höchstens sagen, ob man selbst abtreiben würde oder nicht, aber selbst dabei denke ich treffen andere Faktoren viele wichtige Entscheidungen mit. Es liegt immer auch daran, wie der Zustand der potentielllen Mutter war, wie ihre Lebensverhältnisse, wie die Aussicht auf gesunde Kinder, wie ihre Möglichkeit mit allem umzugehen. Nicht zuletzt kann man nicht fest sagen, ab wann das Kind ein Kind ist. Und es ist immer Glaubenssache, ab wann man einen Mord begeht. Manche Familien würden euch auch als Mörder beschimpfen, weil sie der festen Ansicht sind, Verhütungsmittel seien Mordwaffen.
Und nur um ein bisschen Menschlichkeit zu wahren, der Vorwurf eines Mordes ist nicht leicht wegzustecken. Frauen, die eh schon unter ihrer Entscheidung leiden, auch wenn sie die richtige war, was wir als Außenstehende nie genau wissen können, werden so etwas wohl am wenigsten gleichgültig lesen oder hören. Jeder hat ja sein Recht, seine Meinung zu sagen, aber dann auch bitte in der Form SEINER Meinung und nicht pauschal, vor allem nicht beleidigend oder anklagend.