@Libra
Schöner Beitrag, nur in einem Punkt ist er mir etwas zu kurz gekommen.
Von wem fühlt sich unser imaginärer Freund Steve denn "verarscht"? Sind es die Flüchtlinge, die diese Auswirkungen zu verschulden haben und die Missgunst verdienen oder doch andere stellen wie z.B. die Behörden oder die Bundes- oder Landespolitik? Magst du unseren "Freund" mal fragen? ;)
Davon, wie es die Politik* handhabt. Das hätte ich in meinem Post natürlich noch genauer ausführen sollen. Steve ist in diesem Beispiel an sich ein sehr toleranter Mensch, aber wenn die Politik es mit ihm "zu weit treibt" und es mit der Organisation komplett daneben geht (man kann nunmal nicht in jeder Kommune gleich viele Mittel und Personal zur Verfügung stellen), kann man den Frust schon nachvollziehen.
Steve hat in dieser Situation mehrere Optionen, damit umzugehen. Damit wiederhole ich eventuell ein paar Punkte meines vorherigen Postes, aber wenn's der Veraunschaulichung hilft, sei's drum. Erste Option: Er könnte sich gegenüber der Regierung machtlos fühlen und seinen Frust am schwächeren Glied auslassen - schlecht. Auf psychologischer Ebene nachvollziehbar, aber schlecht. Zweite Option: Sich mobilisieren und gegen die Regierung wettern, damit das ganze mal runder läuft und die Gelder nicht nur in die Banken gepumpt werden. Nur wäre Pegida da wahrscheinlich der falsche Verein und es dauert dann auch zu lange, bis etwas passiert, falls überhaupt. Dritte Option: Mitanpacken - aber was, wenn er selbst grad noch so über die Runden kommt?
Was bringt aber nun einen besorgten Bürger wie Steve, auf die schiefe Bahn zu geraten?
Wenn die Medien ihm Artikel wie diesen hier auftischen oder lokale Zeitungen von Flüchtlingen berichten, die mit einer eigenen Wohnung unzufrieden sind, dann kann die Stimmung durchaus mal ins Negative umschlagen. Aber dieses Phänomen habe ich bereits im Punkt "einseitige Berichterstattung" angesprochen. Dazu kämen noch Artikel wie der hier. Der erste Eindruck eines ohnehin schon paranoiden Bürgers wäre wohl, verflucht, was sind das für aggressive Hobos, die da eingeschleppt wurden? Aber: Eine nicht zu vernachlässigende Tatsache ist, dass jeder Mensch auf engem Raum, insbesondere in Flüchtlingslagern ohne viel falls überhaupt Privatsphäre auf Dauer verrückt werden würde und solche Eskalationen hervorragendes Pressefutter sind.
Oder, ein anderer möglicher Fall. der Steve ins Negative umpolen könnte: Wir nehmen mal an, Steve hat kaum Geld, fühlt sich ohnehin schon vom Staat ziemlich drangsaliert, dachte sich aber, "Jo mei, schau ich mal trotzdem, dass ich den Bedürftigen helfe", nur um dann zu sehen, dass eine Flüchtlingsgruppe ihre Hilfspakete nicht eines Blickes würdigt, wieder wegwirft oder sofort eine Luxuswohnung verlangt. Obwohl das im Verhältnis zur Großzahl der Flüchtlinge nur ein paar wenige Einzelfälle sein dürften, kommt auch das vor. Man nehme wieder die Presse, puscht es hoch, erhebt davor noch eine Statistik, die der Einfachheit halber aber nur in Prozentsätzen gehalten wird und fertig ist der nächste Skandal, der Otto Normalbürger zum potentiellen "Wutbürger" macht.
Alles in allem sind das nur mögliche Ansätze, die versuchen zu erklären, wieso überhaupt erst soviel Unstimmung zu Stande kommt. Dass das Wettern gegen die Flüchtlinge selbst aber keine Lösung darstellt, sondern die Problematik nur verschärft, dürfte jedem mitdenkenden Bürger bewusst sein. Aber die Machtlosigkeit gegenüber der Gesamtsituation (Der Flüchtlings"welle", dem Krieg im Syrien, Russland und China...) schlägt sich leider auf verschiedenste Art und Weise im Gemüt nieder und polarisiert damit das Volk.
So, jetzt brauch ich aber erstmal wieder 'n Schuss Koffein, das Verfassen längerer Beiträge macht mich immer enorm schläfig. +_+
*[size=8]Der Einfachheit halber mal nur "Politik", betrifft aber auch die zuständigen Behörden.