
Schwer zu sagen, ob es hier welche gibt, die mit der Serie was anfangen können. Bei mir war es so gewesen, dass Dr. House lange an mir vorbei geflogen war. Dr. House war im letzten Jahrzehnt eine der erfolgreichsten Serien auf dem deutschen TV-Sender RTL gewesen und bescherte dem Sender immer wieder tolle Einschaltquoten. Ich selber hatte lieber "Monk" geguckt, was meist nach House lief.
Vereinzelt hatte ich damals auch die ein oder andere Folge von geguckt, aber so richtig drin in der Serie war ich nie. Erst Jahre später kam dann der Moment wo dies sich änderte. Auf Amazon Prime stieß ich zufällig auf die Serie und hab sie dann doch nochmal angefangen. Ehe ich es versah hatte mich die Serie komplett eingesaugt.
Die letzten Wochen hatte ich nahezu nichts anderes als "Dr. House" geguckt. Meinen Anime Konsum hatte es so auch fast völlig verdrängt. Nun stellt sich die Frage wie es sein kann, dass diese Serie mich so sehr gefesselt hatte.
Fangen wir mal mit dem großen Hauptprotagonisten an: Dr. Gregory House ist wohl einer der brillantesten Ärzte des Princeton-Plainsboro Lehrkrankenhaus, aber zugleich auch der unkoventionellste, schrulligste und unangenehmste Arzt des Krankenhauses. Er leitet die Differentialdiagnostische Abteilung des Krankenhauses und ist in erster Linie darauf bedacht das Rätsel zu lösen. Was für eine Krankheit hat der Patient, was sind die Ursachen? Das ist das einzige was House interessiert. Um das wohl der Patienten an sich, Regeln, Formalitäten und andere Nebensächlichkeiten schert er sich eher weniger. Für viele ein wenig sympathischer Zeitgenosse, dessen innerstes vielen verborgen bleibt.
Als Arzt wird er jedoch sehr geachtet und geschätzt, aber wie gesagt nicht automatisch gemocht. Wenn andere Ärzte nicht weiter wissen fragt man House, der jedoch nicht bereit ist jeden Fall anzunehmen. Da müssen seine Mitarbeiter ihm oftmals versuchen den Fall schmackhaft zu machen. Je ungewöhnlicher, mysteriöser und merkwürdiger sie sind umso größer ist die Chance, dass er den Fall annimmt. Und so wird der Zuschauer immer wieder aufs neue zu einem ungewöhnlichen Fall mitgenommen.
Was an der Serie interessant ist, dass die Macher viel Wert auf die Recherche gelegt haben. Was die Ärzte in der Serie da reden ist nicht irgendein hanebüchener Unsinn sondern entspricht durchaus den realen medizinischen Tatsachen. Die Ärzte reden auch wie Ärzte. Ob nun die Zuschauer auch alles verstehen, was da gesagt wurde. Darauf hatte man weniger geachtet. Das hilft jedoch der Authentizität ungemein und in den Folgen gibt es auch 1-2 bessere Erklärszenen, wo alles dem gemeinen Patienten und Angehörigen und damit auch Zuschauer verständlicher erklärt wird.
Neben den ungewöhnlichen und sonderbaren medizinischen Fällen lebt die Serie natürlich von der Hauptfigur und Namensgeber Dr. House selbst. House ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem worunter man sich einen Halbgott in weiß vorstellt. Mit seiner exzentrischen Art bringt er seine Mitmenschen immer wieder um den Verstand. Auch wenn House sich öfters wie der letzte Arsch aufführt so gibt es in der Serie auch Momente die zeigen, dass ihm die Patienten nicht völlig egal sind. Im Gegenteil. Er möchte nicht nur das Rätsel lösen, sondern auch deren Leben retten. Koste es was es wolle. Da scheut er auch vor allen möglichen Tricks, Lügen, Manipulationen usw. nicht zurück. House kann auch sehr einfühlsam sein in wenigen Fällen, was schon sehr beeindruckend ist. Da liefert Schauspieler Hugh Laurie, der House spielt, immer wieder Höchstleistungen ab.
Ein weiterer Punkt, der sich durch die Serie zieht sind House üble Schmerzen am rechten Oberschenkel seitdem man ihm dort die nekrotisierende Muskelmasse entnommen wurde. Gegen Ende der ersten Staffel wird darauf näher eingegangen. Jedenfalls ist House seitdem vom Schmerzmittel Vicodin abhängig, was ihn in der Serie immer wieder in Schwierigkeiten bringt und auch House selbst an die psychische Belastungsgrenze bringt und mit dem er schwer zu kämpfen hat, vor allem da er tief im inneren einsam ist und ein gebrochenes Herz hat, was er sich nur schwer eingestehen kann und will. Man sieht also. Die Figur House hat eine ganze Menge zu erzählen über die insgesamt acht Staffeln.
Aber was wäre ein toller Hauptcharakter ohne gute Nebencharaktere mit denen er interagieren kann. Da hätten wir vor allem den Onkologen Dr. James Wilson. Der beste Freund von House und der ihm immer wieder zur Seite steht, aber auch versucht ihn zu ermahnen und ihn mehr oder weniger zu analysieren, womit er so seine Schwierigkeiten hat. Wilson ist in gewisser Weise der positive Gegenpol zu House. Er ist nett, einfühlsam, gefühlvoll und die Patienten lieben ihn. Deren Freundschaft hat eine lange Geschichte und wird immer wieder auf die Probe gestellt, zerbricht fast zweimal und zum Ende hin wird es nochmal besonders intensiv, wo House auch zeigt, dass man als Freund auf ihn zählen kann. Auch wenn House sich gegenüber Wilson wenig rücksichtsvoll verhält, so macht er in der Serie immer wieder klar wie sehr ihm diese Freundschaft bedeutet und für mich gehört diese Freundschaft zu den aller schönsten Männerfreundschaften überhaupt im fiktionalen Bereich. Amüsant fand ich da auch die Gay-Anspielungen, die auch von den Fans und deren Shipping Fantasien herrühren. .
Mit den restlichen Charakteren stehe ich etwas auf Kriegsfuß. Dr. Lisa Cuddy ist die Medizindekanin des Krankenhauses und kommt immer wieder mit House im Clinch . Diese "Katz und Maus"-Chemie war in den ersten Staffeln auch noch gut gemacht. Als man aus den beiden dann ein Liebespärchen machte funktionierte dieses Duo für mich leider überhaupt nicht mehr. Ab da wirkte alles so verkrampft und erzwungen zwischen den beiden. Das führte dann auch zum scheitern der Beziehung. Ende der 7. Staffel verließ Cuddy Darstellerin Lisa Edelstein die Serie und damit verschwand auch Cuddy, was ich auch gut so fand. Denn mit diesem ganzen Beziehungsdrama Kram war das ganze auch ziemlich verbrannt.
Auf die anderen Charaktere möchte ich nicht so genau eingehen, da dieser Artikel ansonsten noch länger wird als er es ohnehin schon ist. Kurz nochmal zu den Mitarbeitern unter House: Foreman war über die Serie lange unscheinbar gewesen, auch wenn er in der ersten Staffel noch den Anschein erweckte wie House zu werden und auch die ein oder anderen tollen Moment hatte wie in den Folgen als es um seine Familie ging oder als er selber in Lebensgefahr schwebte. Auf mich machte er den Eindruck als würde er nach Macht gieren und scheut sich auch nicht davor andere vom Brett zu schubsen, um selbst im Leben voran zu kommen. Er ist der Anführertyp und so ist es wenig überraschend, dass er zum Ende hin den Posten von Cuddy übernimmt. Chase hat von allen so ziemlich die turbulenteste Charakterentwicklung durchgemacht. Vom arschkriecherischen, oppertunistischen Milchbubi, zum stalkerhaften Liebhaber, über gutem Ehemann zum geschiedenen Junggesellen, der sich mit mehreren Frauen vergnügt bis hin zum gereiften Nachfolger von House. Mir persönlich gefiel Chase daher erst zum Ende der Serie hin besser.
Was die weiblichen Charaktere anbelangt so fand ich sie durch die Bank weg alle unsympathisch. Ob es nun die naive und moralinsaure Cameron ist. Die später ins Team dazugekommene Hadley aka "13", die eine Art Mary Sue ist, die cool und lässig immer alles in Ordnung bringt und ihre Huntington Story später zu viel Raum einnimmt und so eher mehr lästig wurde. Die zickige Adams und die zwar an sich nette, aber dann doch etwas zu nerdige und weirdohafte Park in der letzten Staffeln waren auch nicht besser. Ganz schlimm war die kurzzeitig zum Einsatz gekommene Martha M. Masters. Wer hätte gedacht, dass es nach Cameron eine noch naivere Person gibt. Zudem ist sie total kindisch und nervte mit ihrer Art ganz übel. Da waren die männlichen Neuzugänge Kuttner und Taub deutlich bodenständiger und besser ausgestaltet.
Das ist für mich der einzige große Kritikpunkt der Serie. Die Serie hatte es kein einziges mal geschafft gute und glaubhafte weibliche Charaktere zu entwickeln, die einem irgendwie sympathisch werden können.
Insgesamt kann ich sagen, dass "Dr. House" in Sachen Arztserien neue Maßstäbe gesetzt hat und zur damaligen Zeit sehr erfrischend war. Und auch heute noch hat die Serie nichts von seiner Faszination verloren und ist immer noch zeitlos. Auch wer mit Ärzte- und Krankenhausserien sonst nichts anfangen kann kann sich die Serie gut angucken. Und das sagt jemand, der mit Serien wie "Emergency Room", "Greys Anatomie", "Doctors Diary" und "Private Practise" nichts anfangen kann, "Royal Pains" spätestens nach der 1. Staffel nur wenig gelungen fand und bei "Scrubs" meist gähnen musste.
Kann daher ruhig empfehlen dieser Serie mal eine Chance zu geben wer es bisher noch nicht gemacht hat.
Wie findet ihr den "Dr. House"? Wäre das eine Serie für euch? Bin mal gespannt was ihr über diese Serie denkt.
Kommentare 6