
Eins Vorweg: Der folgende Blogartikel soll keine wissenschaftliche Analyse über die gesundheitlichen und psycho-sozialen Auswirkungen des Coronavirus werden, sondern vielmehr ein persönlicher Bericht wie ich die aktuelle Krise um den Coronavirus so sehe und inwieweit es mich und mein Umfeld betrifft. Bin auch schließlich kein Virologe oder anderweitiger Experte in diesem Bereich.
Noch vor ein paar Monaten war es nur irgendeine Krankheit aus einer chinesischen Provinz. Es kam immer wieder mal groß in den Schlagzeilen und wurde zwischenzeitlich von anderen wichtigen Nachrichten überschattet. Viele hierzulande hatten sich da zunächst womöglich auch noch nicht so viele Gedanken drüber gemacht. War ja schließlich weit weg. Nach China oder anderswo in Asien wolle man auch nicht hinreisen. Mittlerweile hat der sogenannte Coronavirus, fachlich COVID-19 genannt, die ganze Welt mit voller Wucht erwischt. Ob nun Nord-, Südamerika, Teile Afrikas und Europa ist nun derzeit des große Epizentrum.
Die Zahl der Infizierten intensiviert sich in Großbritannien, Italien wird komplett isoliert, in Frankreich steht des öffentliche Leben still und Deutschland hat aktuell ebenso mit diesem Virus zu kämpfen inklusive diverser Nebenwirkungen.
Damit hat sich auch der Umgang und die Debatte um den Coronavirus hierzulande verändert. Es war erst einige Wochen her da wurde noch von vielen das ganze als Panikmache abgetan. Diese Stimmen sind zwar nicht komplett verstummt. Manch einer findet die ganzen Maßnahmen noch immer völlig übertrieben. Es sind aber bedeutend weniger geworden. Auch hier im ACG Forum wurde die letzten Tage intensiv darüber diskutiert. Hin und wieder habe ich mich da auch eingeschaltet. Mit dem Freitag, den 13.02 haben sich die Ereignisse für mich und wohl auch viele andere Überschlagen, sodass ich mich dazu entschlossen habe in diesem Blogartikel mich gesondert damit auseinanderzusetzen. Unklar war für mich lediglich wie ich das genau machen sollte. Nach etwas Bedenkzeit werde das ganze in drei Punkte aufschlüsseln auf die ich dann genauer eingehen werde. So bleibt das ganze strukturiert und ich verliere mich nicht selber in meinem eigenen Text, weil es wie bei mir üblich wieder umfangreicher sein wird. Dann fangen wir mal an:
1.) Kulturelle Auswirkungen
Ein Thema, was die letzten Wochen verstärkt Aufmerksamkeit erregte waren die anfänglichen Absagen von Großveranstaltungen. Darunter Messen wie etwa die LBM/MCC, was dann zu einem Verbot von Großveranstaltungen überging, was wiederum zu noch mehr Absagen führte. Ob Konzerte, Feste, große Zusammenkünfte und auch an dem Punkt hört es nicht auf. Sportliche Veranstaltungen, ob national oder international. Alle abgesagt. Sogar "König Fußball" mit der "heiligen" Bundesliga. Auch größere private Feiern, Festakte, Abschlussfeiern, Partys wurden abgesagt. Aktuell sind wir schon so weit Museen, Clubs, teilweise Kinos zu schließen. Gottesdienste, Ausgaben an der Tafel und und und zumindest vorübergehen einzustellen.
Unabhängig davon was man vom Coronavirus hält. Ein solch kolossaler Einschnitt in das kulturelle Leben hat es wegen einer Virenepidemie/-pandemie hierzulande und wohl auch in anderen Ländern noch nie gegeben in neuerer Zeit. Das ist in der Form einzigartig und betrifft derzeit jeden von uns. Auch mich.
Da fange ich doch mal gleich mit einem Punkt an den sicherlich vor allem die Animefans ordentlich auf die Nieren geht. Die ganzen Anime/Manga Conventions. Bis jetzt wurde hierzulande jede dieser Cons, die die letzten Wochen eigentlich stattfinden sollte abgesagt. Wie das mit den nachfolgenden Cons so aussieht ist da noch recht unklar. Zuletzt hatte sich die Hanami in Ludwigshafen dazu entschlossen alles abzusagen. Die Dokomi beharrt noch darauf, dass diese wie geplant in Mai stattfinden soll. Da die bisherigen Cons und Messen recht kurzfristig abgesagt wurden gebe ich da ehrlich gesagt nicht viel auf diese Beteuerungen. Bangen tue ich besonders um die Cons im Sommer. Animagic oder etwa die Connichi. Das der Coronavirus mit dem Sommer abflacht und sich verflüchtigt ist für mich erst einmal nur eine Vermutung basierend auf einer Annahme, die auf andere Virusfälle beruht. Ob dies beim Coronavirus auch so ist weiß man noch gar nicht.
Ich jedenfalls hoffe sehr das dem aber wirklich so ist, auch wenn ich skeptisch bin. Das die ganzen Großveranstaltungen abgesagt werden halte ich mittlerweile als durchaus angebracht. Ich gebe zu, dass ich das noch vor einigen Wochen anders gesehen habe.
Von einigen Politikern wird im übrigen gerne gesagt, dass man diesen kulturellen Stillstand durchaus vertragen kann. Da komme ich schon etwas ins Grübeln. Für eine gewisse Zeit sicherlich, aber das sollte kein Dauerzustand sein. In vielen Bundesländern sind diese Maßnahmen auch zeitlich befristet. Stellt sich nur die Frage, ob nach der Frist alles normal wieder weiter läuft oder die Frist nochmal verlängert wird, wenn der Virus immer noch nicht eingedämmt ist. Das Problem ist, dass man zu lange gewartet hatte, zu viel Zeit verstrich in der der Virus sich so spielend leicht weiter verbreiten konnte. Jetzt erhöht sich die Zahl der Infizierten exponentiell und da bleibt schon die Frage im Raum, ob man daher diesen kulturellen und auch gesellschaftlichen Stillstand wie ich es mal nenne auch länger aufrecht erhalten kann.
Zum Teil laufen vereinzelte Lokale aber noch weiter mit regionalen Unterschieden. Mein Kino wird jedenfalls noch weiter betrieben mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen wie etwa eine Limitierung der Kartenverkäufe, sodass die Abstände zwischen den Zuschauern erhöht wird. Das Kinoprogramm wird aber ein wenig bescheidener ausfallen. Viele große Kinoverleiher haben schon ihre großen Kinofilmhighlights auf die zweite Jahreshälfte verschoben oder gar auf unbestimmte Zeit. In Zeiten wie diesen möchte man logischerweise nicht in Kauf nehmen für seine Filme weniger Einnahmen zu generieren als eigentlich angestrebt.
Da ich eher introvertiert bin und die meiste Zeit eher für mich bin machen mir diese alltäglichen Einschränkungen des Kulturangebots noch am wenigsten aus. Dennoch sollte sowas eben kein Dauerzustand werden. Denn nicht jeder ist so wie ich und manch gelangweilte Menschen können schon mal auf dumme Gedanken kommen.
2.) Gesellschaftliche Auswirkungen
Etwas was mich schon mehr ins Grübeln bringt sind die gesellschaftlichen Auswirkungen, die diese ganze Coronavirus Geschichte mit sich bringt. Hierzu möchte ich mit einer kleinen, aber sehr aktuellen Anekdote anfangen. Mein Bruder machte dieses Jahr seinen Studienabschluss und sollte dafür letzten Freitag sein Bachelorzeugnis bekommen. Geplant war eine große Zeremonie mit allen Absolventen inklusive externen Gästen darunter Familienangehörige, Freunde, Bekannte. Diese Pläne musste die Hochschule aufgrund der zunehmenden Coronavirus Ausbreitung abblasen und entschied sich in Absprache mit den Studierenden zu einer alternativen Lösung. Statt einer großen Zeremonie mit Festakt wurde es eine eher kleine Feier. Die Absolventen wurden gemäß ihres Studiengangs aufgeteilt und jede dieser Gruppen bekam einzeln für sich die Zeugnisse überreicht. Externe Gäste durften da nicht mit rein. Für die wurde ein Live Stream organisiert damit man zumindest digital dabei sein konnte. An sich eine passable Lösung mit der meine Familie und ich leben konnten. Nur leider lief das ganze nicht so gut. Zu Anfang lief der Stream noch recht flüssig. Doch dann als es zu der Zeugnisausgabe ging brach die Bitrate ein. Es ruckelte und bald gab es nur Standbilder bis nichts mehr lief. Meine Vermutung ist, dass da am Ende zu viele Personen auf einmal genau zur selben Zeit da eingeschaltet haben und die Verbindung der Hochschule dies nicht so gut vertrug. So konnte ich mir das ganze Spektakel, was da an dem Punkt ohnehin kein richtiges Spektakel mehr war, doch nicht mit ansehen. Eine herbe Enttäuschung.
Für meinen Bruder noch enttäuschender war jedoch, dass der am tags danach eigentlich stattfindende Bachelorball abgesagt wurde. So hatte er sich seinen Studienabschluss ganz gewiss nicht vorgestellt. Ein ziemliches Pech.
Meine Eltern trifft dies nicht besser. Da meine Mutter gesundheitlich ohnehin schon vorbelastet ist traut sie sich kaum noch raus und scheut größere Menschenansammlungen. Die erlebt sie problematischer- und wie ich finde auch abstruserweise beim Einkaufen, wo sich die Menschenmassen um die Konserven, Nudeln und Toilettenpapier reißen und zum Teil gar streiten. Als würde der Weltuntergang kurz bevor stehen und man müsse sich mit einem Jahresvorrat an allem nötigen und lange haltbarem eindecken. Das sind so die Momente an denen sich die Menschen das Leben selber schwerer machen und wo schon mal auch der wahre Charakter des Menschen zum Vorschein kommt.
Was mich betrifft habe ich das Glück etwas abseits zu leben und nicht direkt dort wo die Leute am durchdrehen sind. Aber selbst dort merke ich die Auswirkungen dieser irrationalen Hamsterkäufe. Dabei gibt es eine Sache, die mir nicht aus dem Kopf geht: Warum sind die Leute alle so scharf auf Toilettenpapier? Das ist schon der pure Wahnsinn wie die Leute sich dermaßen um dieses Zeug reißen. Die letzten Überlebenden aus "The Walking Dead" haben sich sicherlich auch schon gegenseitig tot geprügelt, weil einer heimlich die letzte Rolle an Toilettenpapier bunkerte und sich in der Nacht heimlich im Wald damit den Hintern abwischte bis er zufällig von jemand anderem dabei erwischt wurde.
Jedenfalls scheint dies ein weltweites Phänomen zu sein. Auch in den USA prügeln sich die Menschen um das Toilettenpapier im Supermarkt und zuletzt hatte ein kanadischer Youtuber dessen Stream ich zuletzt verfolgt hatte Stolz verkündet sich mehr als ausreichend mit Toilettenpapier eingedeckt zu haben.
Im Umgang mit den Mitmenschen ist man grundsätzlich nun mehr auf Abstand. Einige Hygenegrundsätze und Etiquetten finde ich sogar selber ganz gut. Händeschütteln muss nicht immer sein. Regelmäßig, sorgfältig und langanhaltend die Händewaschen ist immer gut und das Niesen in die Ellbogenbeuge hab ich mir schon lange angewöhnt. Übertrieben finde ich aber den Hang zu Desinfektionsmittel und ob es wirklich sinnvoll ist ständig nur mit Handschuhen raus zugehen und seinen Arbeitsplatz ordentlich mit Desinfektionsmittel einzusprühen. Naja, solange man damit niemand anderes beeinträchtigt ist es mir egal. Problematischer finde ich da diese "Nach mir die Sintflut"-Mentalität, die sich in den letzten Wochen zunehmend herauskristallisiert hat. Ich Rede von den massenhaft privaten Aufkäufen von Mundschutzmasken, Desinfektionsmitteln und anderen medizinischen Utensilien. Man bunkert die für sich selbst und so haben andere das nachsehen. Arztpraxen und Krankenhäuser haben zum Teil Versorgungsengpässe. Das ist bedenklich. In Zeiten wie diesen sollte man eigentlich mehr zueinander stehen. Solidarischer sein. Einige sind es tatsächlich. Gehen etwa zum Beispiel für ältere Leute einkaufen usw.. Andere hingegen werden egoistischer und rücksichtsloser. Auch kapselt man sich mehr von anderen Mitmenschen ab. Geht mehr auf Distanz.
Das kann schon mal dazu führen, dass man sich selbst von anderen isoliert. Ich nenne das mal "leichte Selbstquarantäne". Jedenfalls kommt es mir so. Ich selber mache das schon seit Wochen so, dass ich kaum aus meinem zu Hause raus komme. Wenn überhaupt komme ich nur zum Einkaufen raus und dann auch nicht zu den üblichen Stoßzeiten. Später am Abend, wenn kaum einer auf den Straßen ist jogge ich dann. Da wird mir auch erst bewusst, dass ich schon recht lange keinen längeren persönlichen Kontakt zu anderen Mitmenschen hatte. Das letzte mal als ich in einem vollen Ort war war im Kino, wo ich mir "Sonic the Hedgehog" angeschaut habe, was auch schon wieder einen Monat her ist. Bewusst mache ich das nicht. Es hat sich einfach so ergeben.
3.) Wirtschaftliche Auswirkungen
Manch einen wird das sicherlich auf den Keks, wenn bezüglich des Coronavirus auch von der Wirtschaft die Rede ist und wie sehr man diese in diesen Zeiten unterstützen muss. Tatsächlich sind die Auswirkungen in der Wirtschaft und auch an den Finanzmärkten enorm. Letzteres ist für mich interessant, da ich mich in meinem Studium damit beschäftige. Da ich euch nicht mit irgendeinem Finanzkram langweilen möchte gehe ich aber stattdessen lieber zu einem Beispiel womit die meisten hier sicherlich mehr anfangen können.
Sicherlich erinnert ihr euch noch an die ganzen Neuigkeiten, dass sich die Produktion mehrerer Animeserien verschieben oder das es auch in Sachen Materialproduktion für die deutschen Animepublisher zu Engpässen kommt, sodass die ein oder andere Animeveröffentlichung verschoben oder gar umgestellt musste. Alles Nachwirkungen des Coronavirus, die die Menschen außer Gefecht setzt oder in eine Quarantäne bringt, sodass die Produktion nicht mehr in dem angestrebten Tempo weiter gehen kann. Ein Großteil der Massenproduktion findet in Asien statt, insbesondere China und dieses Land steht schon seit Wochen im Ausnahmezustand. Diese Produktionsausfälle haben insofern nicht nur Auswirkungen auf die Animeindustrie, sondern auch weltweit für viele andere Branchen. Hier zeigt sich wie problematisch es sein kann, wenn mehrere Länder zu großen Teilen von einem einzigen anderen Land abhängig sind. Die Globalisierung in Form von Outsourcing, Import/Export zeigt da seine andere Seite. Das es China nicht gut geht ist in etwa so als das eigene Herz Probleme bekommen zu funktionieren. Das macht das ganze erheblich schwieriger.
Eine Rückkehr zum Nationalismus, vermehrt alles selbst produzieren, wie etwa einige Sagen und auch Donald Trump herum fantastiert ist nicht realistisch geschweige denn umsetzbar. Dafür ist die Welt zu sehr miteinander vernetzt, auf das Prinzip der Arbeitsteilung bedacht und der Blick entsprechend globalisiert. Man kann nicht einfach dazu übergehen alles selbst zu produzieren und auf Selbstversorgerniveau in erster Linie im eigenen Land abzusetzen und dabei das Ausland zu ignorieren. In der Privatwirtschaft operieren Unternehmen nach der bestmöglichen Kosten-/Nutzenoptimierung vereinfacht gesagt. Da hört der Patriotismus oder die Liebe zu "Made in Germany" allzu schnell auf.
So wie die Wirtschaft aktuell geregelt und organisiert ist ist sie nicht perfekt, aber so sieht es nun mal derzeit aus. Problematischer Weise nimmt so auch die Unsicherheit zu, was im übrigen auch die Aktienkurse fallen lässt. Im kleinen Rahmen wird dies z.B. bei meinem Vater ersichtlich, der sich Sorgen macht, ob in seiner Arbeitsstelle noch alles normal weiterlaufen wird oder es wegen eines Coronavirusfalls nicht doch noch zu einer Zwangspause kommen wird. Zwar würde mein Vater in so einem Fall Kurzarbeitergeld erhalten, aber das ist deutlich weniger als das was er sonst so verdient und damit könnte er nicht die derzeitigen Lebensunterhaltskosten decken geschweige denn die Schulden tilgen. Das bringt die ganzen Pläne durcheinander.
Da mein Vater in der verarbeitenden Industrie arbeitet kann er auch nicht einfach so auf Home-Office umstellen. Im beruflichen Umfeld schwebt auch der Coronavirus wie ein Damoklesschwert über einen und das nicht nur im medizinischen Bereich oder in der Pflege.
Zusammenfassung
In vielen Bereichen berührt der Coronavirus das eigene Leben, dem vom Freundeskreis und das des familiären Umfelds. Ich bin hier erst mal nur auf die drei offensichtlichsten Punkte eingegangen auch wenn es sicherlich noch mehr geben würde. Der Bildungsbereich ist da auch mehr oder weniger betroffen. Vorerst bleiben Schulen und Kitas geschlossen. Bei den Hochschulen wurde die vorlesungsfreie Zeit verlängert und alle Veranstaltungen, darunter auch die Prüfungsabnahme abgesagt worunter ich direkt betroffen bin.
Damit das ganze übersichtlich bleibt beschränke hab ich es wie schon zu Anfang erläutert auf diese drei Punkte belassen.
Zu Ende ist das ganze aber bei weitem noch nicht. Da sind wir noch mittendrin.
Welche Auswirkungen hattet ihr schon bis jetzt vom Coronavirus gehabt und was haltet ihr von der ganzen Sache? Welche Punkte betreffen euch am meisten? Habt ihr Kritik oder weitere Anmerkungen zu meinen Ausführungen im Artikel? Würde mich über Feedback sehr freuen.
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