Die guten alten RPG's

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Hallo und ein herzliches Willkommen zu meinem ersten Blog-Artikel!


Hier werde ich euch mal die Gedanken teilen, die mir schon seit einigen Tagen im im Kopf rumschwirren. Aber zunächst einmal stellen wir uns doch mal vor!


Wie vielleicht vereinzelte bereits wissen... Ich bin Miykah - früher Caryx - oder ums mal intimer zugestalten: Ihr könnt mich auch Viki nennen. Mehr dürft ihr gerne meinem Profil entnehmen, aber gerne dürft ihr mir auch für mehr Fragen oder ähnliches eine PN schicken.




Was ich gerne mit euch teilen würde ist folgendes...


Die RPG's im ACG Forum sind meiner Meinung nach grenzwertig. Es geht mir persönlich nicht mal explizit um den Inhalt. Nein, viel mehr um den Stil wie in den meisten hier geschrieben wird.


RPG's (geschriebene Rollenspiele von mehreren Teilnehmern in einem vorbestimmten Setting, meistens natürlich in einem Forum) dienen nicht nur zur Unterhaltung oder zum Zeitvertreib. Nicht nur um die eigene Fantasie spielen zu lassen, mit Worten spielen, mit anderen spielen.

Bei einem RPG mitzuschreiben, bedeutet auch Verpflichtung. Sich an gewisse Regeln halten, die vorne rein festgelegt sind, ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Darauf gehe ich zu einem späteren Zeitpunkt in einem evtl. anderen Artikel ein.


Apropos Punkt, auch ich werde jetzt hier mal zum Punkt kommen.


Wie bereits angesprochen geht es mir in diesem Blog hauptsächlich um die Schreibweise der hiesigen RPG's. Vieles ist aus der "Ich"-Perspektive eines jeden Charakters geschrieben. Was als Leser ziemlich verwirrend enden kann:


In welchem Charakter stecke ich nochmal grade?


Gehen wir mal von einem relativen Standard-Szenario aus. RPG Deadland besteht aus 10 aktiven Schreiberleins. 10 verschiedene fixe Charaktere. Manche RPG's stellen auch übergreifende Charaktere zur Verfügung, die jeder aktive Schreiber mitnutzen kann. Sagen wir in unserem Fall es sind 4.


Wir sind nun also bei 14 verschiedenen Charakteren. Alle haben verschiedene Hintergrundstories, verschiedene Ansichten. Verschiedenes Aussehen natürlich. Verschiedene Schreibweisen, verschiedene Ausdrucksweisen.

Ich versuche nunmal schriftlich zu verdeutlichen worauf ich hinaus möchte und auch nur sehr kurz. Allerdings sogar nur mit 2 Charakteren.


Ich starre den Gang hinunter. Mein Blick ist verschwommen, ich fühle mich dehydriert, vielleicht sollte ich etwas trinken. Bisher habe ich lediglich nur ein kleines Glas Wasser getrunken.


Ich gehe den Gang Richtung Aula entlang, als ich am anderen Ende Michiru sehe. Ich finde sie sieht etwas merkwürdig aus.


Was wissen wir aus diesen kurzen Zeilen? Richtig, eine Person hat wenig getrunken und sieht verschwommen. Wir wissen auch, dass die Person die wenig getrunken hat Michiru heißt. Wir wissen, dass Michiru am anderen Ende des Gangs steht.

Was wir aber nicht wissen ist... wer ist die andere Person? Wie heißt sie? In diesem Fall müssten wir auf das Profil des Schreibers schauen. Wenn wir aber nichtmal mehr wissen welchen Charakter der Schreiber spielt... Das ist das Anfang des Dramas. Und wie gesagt, wir sind hier lediglich bei einem jeweils 1 und 2 Zeiler.

Natürlich könnte man jetzt sagen "JA EBEN AUS DEN 2 ZEILEN WIRD DAS NATÜRLICH NICHT KLAR WER, WER IST" - aber als more or less Gegenargument könnte man sagen, dass selten ein Charakter aus der geschrieben Ich-Perspektive seinen eigenen Namen erwähnt.


Wenn wir das ganze nun, wie schon angedroht, ausweiten auf diese ca. 14 Charaktere. Ja Prost Mahlzeit, die Verwirrung ist vorprogrammiert. Immer wieder muss man nachschauen, wer wen schreibt. Das macht einen schönen Lesefluss und eine schöne Geschichte zäh zu lesen und ist dadurch weniger fesselnd.

Ich schreibe nun das Szenario mal um. Aus einer Erzähler-Perspektive. Hier öffnen sich ungeahnte Möglichkeiten.


Michiru stand schwankend im Gang. Ihr Blick wirkte leer und müde. Es schien fast, als würde ihr etwas fehlen. Hatte sie genug getrunken? Hatte sie genug gegessen? Was war es, was ihr fehlte? Sie schluckte. Aber in Michirus Mund war nichts zum schlucken außer der geringen Menge Speichel, die auf eine definitiv zu geringe Flüssigkeitszufuhr zurückzuführen war. Ich fühle mich dehydriert...Bisher habe ich lediglich nur ein kleines Glas Wasser getrunken.


Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, hüpfte Ryuu durch den Gang in Richtung Aula. Dort sollte eine Probe des Theaterklubs stattfinden. Seine Freude war in seinem Gesicht abzulesen. Als er gerade um die Ecke bog, sah er eine schwarze Silhouette. Erst nach genauerem ansehen, erkannte er dass es sich um Michiru handelte. Er runzelte die Stirn. Es kam ihm etwas befremdlich vor, wie sie dort so stand. Ich finde, sie sieht etwas merkwürdig aus.


Es ist etwas überspitzt. Aber das ist natürlich auch schon etwas gewollt. So wird es definitiv deutlich: Wir haben weitaus mehr Spielraum was unsere Beschreibungen angeht. Wir haben die Möglichkeit, unsere eigenen Charaktere zu betrachten. Wir haben die Möglichkeit dadurch uns selbst besser zu beschreiben. Nein, nicht nur besser, bildlicher. Intensiver.

Aus einer Ich-Perspektive weiß ich nicht wie mein Blick grade ist, außer die Emotionen sind an ihren Spitzen. Das heißt, wenn ich besonders fröhlich bin, werde ich höchstwahrscheinlich lächeln. Aber man weiß selten (außer man betrachtet sich mehrfach dabei selbst im Spiegel) was mit dem Rest von z.B. unserem Gesicht passiert.

Einige Menschen haben die Angewohnheit beim Lächeln, die Augen leicht zusammenzukneifen. Einige Menschen haben beim Lächeln Grübchen in den Wangen.

Oder das weinen z.B. Beim weinen weiß man oft selbst, dass die Tränen runterkullern. Man weiß evtl. auch das man rot wird, durch die "Anstrengung" oder ähnlich. Was man aber oft nicht weiß, ist, dass die Nasenlöcher anfangen zu beben. Oder, dass die Stimme gravierend die Tonlage ändert.


Wie bereits erwähnt, durch die Erzähler-Perspektive gewinnt man einiges mehr an Freiheit. Was natürlich aber auch nicht nur positiv ist. Dadurch, dass wir überhaupt erst Möglichkeiten haben, kann man sich oft nicht entscheiden. Worte wiederholen sich evtl öfters. Ausdrücke werden zu Catch-Phrases. Es ist fast schon etwas anspruchsvoller.

Aber auch abwechslungsreicher, intensiver. Spannender.

Oder habt ihr schon einmal Buch genossen, welches immer wieder die gleichen Worte benutzt hat?


Ich kann mich an eines erinnern... "Stormrage" von Richard A. Knaak. Zwar habe ich es durchgelesen, aber es war fast schon eine Qual. Die Story war zwar in Ordnung, allerdings kannte ich die Vorgeschichte. Dieses Buch ist von World of Warcraft, in dem es um einen wichtigen NPC geht. Seine Hintergrundgeschichte wird erläutert. ABER. Viele Szenerien sind immer wieder gleich beschrieben worden, die Art wie die Bewohner miteinander gesprochen haben, ist immer wieder gleich beschrieben worden. Vieles vieles hat einfach immer wieder die gleichen Worte.

Es kommt einem vor wie "Urgh, wieder.... urgh, langsam kenne ich die Beschreibung... Urgh..."


Dementsprechend lohnt es sich, sein Vokabular zu erweitern. Synonyme verwenden, Metaphern. Vergleiche setzen. Ich weiß, auch ich wiederhole mich hier des öfteren, aber Möglichkeiten.


Wir sind alles keine Profi's. Wir sind keine Authoren. Aber wir haben dennoch Fantasie. Oder? Einfach mal die Scheuklappen ablegen, über den Tellerrand hinausklettern. Die Augen weiten. Den frischen Wind spüren.


Es wird Zeit. Ändert euren Schreibstil. Traut euch. Ihr schafft das. Habt keine Angst davor, Fehler zu machen. Probiert es einfach aus. Das ein oder andere wird sich von alleine ergeben.



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(Is that a JoJo reference?)

Kommentare 3

  • Verdammt toller und Ausführlicher Blog Artikel!


    Ich schließe mich dir eigentlich in jedem Punkt an,dass dauerhafte Schreiben aus der "Ich-Perspektive" kann wie du exzellent erläutern hast, extrem Verwirrend sein.


    Wie im folgenden Beispiel erklärt: " Ich starre den Gang hinunter. Mein Blick ist verschwommen, ich fühle mich dehydriert, vielleicht sollte ich etwas trinken. Bisher habe ich lediglich nur ein kleines Glas Wasser getrunken.[...]"

    Kann es den Redefluss, oder gar die Stimmung unterbrechen oder gar beenden, da man wie du bereits erwähntest, gewillt ist sich das Profil anzuschauen.


    Weiterhin teile ich auch den Punkt dessen, dass man um viele Szenarien möglichst nicht gleich erscheinen zu lassen, und auch für den Lesegenuss.

    Da schafft die Verwendung von Rhetorischen Mitteln eine Abhilfe wie eben eine Metapher, sicher auch Mittel wie: eine Alliteration, Hyperbel, Vergleich und oder eine Personifikation können je nach Kontext und Art sicher den Text interessanter gestalten, und ihm gegebenenfalls mehr Stimmung und Atmosphäre zu verleihen.


    Der Aufruf dazu seinen Horizont zu erweitern und über den Tellerrand zu blicken ist mega sympathisch, ich finde man sollte auf jeden Fall mal weitergehen als der eigene Horizont zu lässt zum erforschen!



    Lg


    ~Tequilaaa


    Ps: Du hast ein sehr ausgeprägten Wortschatz und Ahnung von der Materie, hast du selbst mal versucht ein RPG zu schreiben, wenn ja wo kann ich es lesen. Falls nicht, würde ich es dir wärmstens empfehlen, wenn du dich dafür interessiert, hier im Forum mal eine eigene Schöpfung zur Schau zustellen

    • Erst einmal: Vielen Dank für das doch so positive Feedback :)

      Die letzten RPG's die ich aktiv mitgemacht habe sind nun über 10 Jahre her, die entsprechende Plattform leider deaktiviert. Daher ist es leider nicht mehr möglich irgendetwas nachzulesen von mir, was im dem Sinne RPG läuft. Ich habe zwar im Forum eine kleine Story mit unbekanntem Ende begonnen, aber auch den doch so wenigen Zeilen könnte man sich eventuell schwer tun sich eine Meinung darüber zu bilden.

      Auf der damaligen Plattform war ich tatsächlich in rund 10 RPG's parallel vertreten. Irgendwann kommt man dann aber in das Alter, wo man nicht mehr von der Schule nach Hause kommt und Zeit für solch einen Spass hat, sondern man kommt von der Arbeit heim, die einen genervt hat. Nach und nach weniger Zeit, so ist das im Leben nunmal. Und dann boom war das Forum down.

    • Das ist sehr bedauerlich, weil du wirklich extrem Potenzial hast, und klar Leben verändert sich. Gerade deshalb schade, dass dein Talent durch die Zeit eingeschränkt ist.