Die Formel 1 - Geschichte einer langen "Ehe" und ihre Scheidung

Das Jahr 2020 meint es mit niemanden gut. Die Coronakrise hat vieles in Schockstarre versetzt und durcheinander gewirbelt. Der Sport ist keine Ausnahme davon. Vieles musste für eine Weile pausieren. Darunter auch der Motorsport und mit ihr auch die Formel 1, die dieses Jahr eigentlich im März in Australien starten sollte. Nach sehr zögerlicher Kommunikation und einem ersten Coronafall bei einem Rennstall wurde der Grand Prix schließlich abgeblasen, was jedoch viel zu spät kam. Zu dem Zeitpunkt hatten sich diverse Formel 1 Piloten längst aus dem Staub gemacht und die Fans standen dicht an dich gedrängelt vor den verschlossenen Zugängen zur Strecke. Ein Debakel, was sich nicht wiederholen sollte.


Dieses Wochenende soll es also nun endlich losgehen. In Spielberg, Österreich und das gleich zweimal hintereinander. Denn in der Not musste der Organisator in nur wenigen Monaten einen Not-Rennfahrplan auf die Beine stellen. Zunächst sollen die Rennen vor allem in Europa stattfinden. Alles ist perfekt vorbereitet. Der persönliche zwischenmenschliche Kontakt wurde auf ein Minimum beschränkt, Fernseh- und Presseteams dürfen nur in sehr kleiner Anzahl anreisen und müssen vom Mediacenter aus operieren. Direkten Kontakt zu den Formel 1 Piloten und den Rennteams ist nicht erlaubt. Die sind selber in jeweils mehreren Blasen voneinander abgeschirmt. Das macht mögliche Infektionsketten nachvollziehbar und potentiell Infizierte können schnell isoliert werden ohne das dabei ein Rennen abgebrochen werden muss.


Soweit die Fakten vor dem Start der neu zusammengeschusterten Formel 1 Saison 2020. Und für mich wird es wohl auch die letzte sein. Das hat mehrere Gründe auf die ich im folgenden eingehen werde. Man könnte im Grunde genommen sagen, dass sich diese Scheidung schon lange abgezeichnet hat. Auf der einen Seite die heißblütige Flamme, die ich für die Formel 1 einst hatte und schon lange erloschen war, sodass es nur eine Frage der Zeit war bis es soweit kommen musste auch wenn ich gehofft hatte das die Flamme wieder aufflammt. Auf der anderen Seite sehe ich da doch mit einer gewissen Wehmut auf diese lange Beziehung zurück. Die schönen Momente, die ich mit der Formel 1 hatte. Ich muss aber den Tatsachen ins Auge sehen und sagen, dass wir uns doch verändert haben in den letzten Jahren und uns so auseinander entwickelt haben.


Insofern wird dieser kleine Rückblick auf diese langjährige Beziehung doch für mich so etwas wie eine Art Nachruf.


Die Anfänge

Kurioserweise flammte meine Begeisterung für die Formel 1 zu der Zeit auf als ich anfing mich auch für Animes mehr und mehr zu begeistern. Was im Bezug auf Anime für mich RTL2 war bei der Formel 1 logischerweise RTL. Wie genau ich dazu kam weiß ich nicht mehr so genau. Ich weiß nur, dass mein Vater damals hin und wieder mal ein Formel 1 Rennen schaute. So kam ich eher zufällig an einem Wochenende dazu mir ein Formel 1 Rennen anzusehen und ich blieb da hängen. Die lauten donnernden V12 Motoren, die waghalsigen Überholmanöver der Formel 1 Piloten und der Kampf um die Spitze weckten in mir eine Begeisterung wie ich sie noch nie zuvor gehabt hatte. Es war Liebe auf dem ersten Blick.


Ende der 90er bis Mitte der 2000er Jahre war meine schönste Formel 1 Zeit. Es war die Ära von Michael Schumacher, David Coulthard, Mikka Häkkinen und co.. Heinz-Harald Frentzen hatte noch seine letzten Formel 1 Jahre gehabt. Ununterbrochen hatte ich jedes Rennen verfolgt. Ob früh Morgens, Nachmittags oder Abends. Ich habe meinen Wecker danach gestellt. Meine Eltern fanden es kurios, dass ein kleiner Junge der ich damals war extra Sonntag um 5 Uhr aufstand, um im Fernsehen Leuten zu zusehen wie sie in Japan im Kreis herumfahren. Problematisch fanden sie es jedoch nicht. Vor allem mein Vater hatte da Verständnis, was er jedoch eher weniger hatte, wenn ich Samstags früh aufstand, um mir Cartoons anzusehen. ^.^


Richtiger Schumi-Fan war ich jedoch nie. Der wirkte auf mich damals oftmals zu arrogant. Dafür war ich jedoch umso mehr um die Underdogs bedacht. Ich hatte mich etwa jedes mal diebisch darüber gefreut, wenn Ralf Schumacher, der oft im Schatten seines erfolgreicheren Bruders Michael Schumacher stand ihm einen Platz streitig machen konnte. Ich hatte mir sogar ein blaues T-Shirt im Laden mit dem Namen von Ralf Schumacher und seinem damaligen Team Williams bedrucken lassen in dem ich ihn immer mal angefeuert hatte vorm Fernseher. Aufmerksamkeit hatte bei mir jedoch auch das Team Minardi gehabt. Die waren oftmals chancenlos gewesen und taten trotzdem ihr bestes. Bei denen hatte ich immer auf einen guten Platz gehofft.


Wie gesagt verfolgte ich all diese Rennen auf dem Privatsender RTL wie so viele zu der Zeit und auch heute noch. Seit Jahrzehnten war das RTL Formel 1 Team stets dasselbe und bildete eine lange konstante in einer Medienwelt, die sich immer schneller veränderte. Florian König stand stets an der Seite von Ex-Formel 1 Pilot Niki Lauda, der mit seinem trockenen Humor locker die Rennen analysierte. Zwischendrin wuselte Reporter Kai Ebel im Fahrerlager herum und quatschte die Formel 1 Piloten an. In der Kommentatorenkabine kommentierte Heiko Wasser zusammen mit dem Formel 1 Experten Christian Danner die Rennen live. Es war Jahr für Jahr ein eingespieltes Team und für mich im laufe der Jahre mehr und mehr wie eine Art Fernsehfamilie, die man nicht immer gerne sah, aber trotzdem hin und wieder einen zum lachen bringen konnten, dann aber auch mal nervten und letztendlich einem doch fehlen würde, wenn sie dann doch plötzlich nicht mehr da wären.


Aber das war damals noch undenkbar. RTL und Formel 1 bildeten eine fest eingeschworene Bande, die unzertrennlich war. Jedenfalls fühlte es sich so an. Das Ende der RTL Übertragungen der Skisprung-Wettkämpfe zeigte jedoch, dass nichts für die Ewigkeit bestimmt ist, aber dazu komme ich noch.

Die Schumi-Ära war für RTL jedenfalls ein Segen und so war die Formel 1 Berichterstattung bei RTL nahezu auf Michael Schumacher zugeschnitten. Das hatte mich dann doch genervt. Dafür bekam die Formel 1 in der breiten Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit und das kommt im Motorsportbereich tatsächlich nicht so häufig vor wie sich manche denken.


Doch auch diese Ära endete irgendwann einmal. 2006 nach sieben Weltmeistertitel beendete Michael Schumacher seine Formel 1 bei Ferrari. Auch wenn der eine Schumi und nach einem weiteren Jahr auch noch der andere Schumi weg waren. RTL hielt weiterhin an der Formel 1 fest, was für mich zu der Zeit eine große Erleichterung war.


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Damals als die Formel 1 für RTL der Quotenbringer war:

Florian König und Niki Lauda interviewen den mehrmaligen Forme 1 Weltmeister Michael Schumacher.



Ein neues Idol wird geboren


Nach dem Ende der Schumi-Ära wurde es etwas ruhiger um die Formel 1 in Deutschland. Wenn auch nicht lange. Da ich aber wie gesagt nie ein großer Schumi-Fan war störte mich dies eher weniger. Die Formel 1 ist mittlerweile zu einem festen Ritual bei mir geworden und ich schaltete auch weiterhin bei jedem Rennwochenende ein. 2008 gab es auch schon einige vielversprechende deutsche Nachwuchsfahrer in der Formel 1 über die RTL auch berichtete. Da gab es den Youngster Nico Rosberg, dem eine rosige Formel 1 Zukunft winkte. Timo Glock wurde auch eine gewisse Aufmerksamkeit bei RTL sicher. Adrian Sutil fing auch bei der Formel 1 an seine ersten Runden zu drehen. Und dann gab es noch einen jungen und überaus motivierten Jungspund, der es auf wundersame schaffte mit einem finanziell schwächer ausgestatteten Formel 1 Team und einem Formel 1 Boliden mit dem man sonst eher das hintere Feld unsicher machte das vordere Feld ordentlich aufzumischen. Sein Name. Sebastian Vettel.


Am 13. September 2008 schaffte der junge Vettel es mit einem Torro Rosso in Monza beim Qualifying auf die Pole Position und gewann das Rennen auch noch womit er auch gleich seine erste Siegesfeier auf dem Treppchen hatte. Es war Vettels erster großer Sieg und für mich ein Moment, der mich förmlich in Ekstase versetzte. Zum einen war Vettel überaus jung und noch etwas grün hinter den Ohren. Zum anderen schaffte er es aus einer Underdog-Position solch einen enormen Erfolg zu erzielen. Auch holte er mit seinem Team konstant gute Platzierungen in den Top 10 heraus. Damit waren für mich alle Kriterien erfüllt um ihn abzufeiern.


Das Vettel mit diesen Leistungen ein ganz großer wird haben 2008 dann schließlich alle erkannt und RTL sah schon ihren neuen Schumi in den Startlöchern über den sie sich den Mund fusselig reden konnten. Und so kam es wie es kommen musste. Ein Jahr später wurde Vettel "befördert" und wechselte zum erfolgsversprechenderen Team Red Bull Racing. Was folgte war die Sternstunde Vettels. Mit Red Bull holte Vettel sich einen Sieg nach dem anderen. Er wollte seinem Vorbild Michael Schumacher nacheifern und befand sich auf dem besten Weg dorthin. Schon bald waren die Schlagzeilen voll von diesem überaus erfolgreichen Nachwuchsfahrer. Sein Heimatort Heppenheim feierte ihn wie einen Gott und auch sonst hatte Vettel schnell einen Star-Status inne.


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Sebastian Vettel nach seinem Sieg in Suzuka 2009. Seine Siegesserie schien unaufhaltsam.



Auch wenn ich Vettel recht schnell in mein Herz geschlossen hatte kam ich nicht umhin über die Rennabläufe an sich zu grübeln. Schon zu Michael Schumachers besten Zeiten galt es schon quasi als ausgemacht, dass er die Formel 1 Saisons dominieren würde und mit Sebastian Vettel zeichnete sich ein ähnlicher Verlauf ab. So wurde es doch ein Stück weit vorhersehbar an der vorderen Front. Da zur damaligen Zeit für mich (fast immer) genau der richtige gewann störte mich dies nicht. Es gab aber sicherlich schon die ein oder anderen Leute, die bei dem Gedanken, dass Vettel es Schumi wohl nachmachen wird aufstöhnten und kopfschüttelnd abgewunken haben.


Ich hingegen hatte jedoch weiterhin richtig viel Freude an der Formel 1. Auch RTL lieferte mit ihrer Berichterstattung ihr gewohntes Ding ab, was man wie so oft geliebt oder gehasst hat. Für mich hätte es ewig so weitergehen können. Doch wie so oft im Leben bleibt nie etwas lange unverändert.



Die langsame Entfremdung


Jahr für Jahr holte Vettel für Red Bull Siege um Siege und für sich einen Weltmeistertitel nach dem anderen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Mercedes tat sich immer mehr hervor. Auch wenn sie Anfang der 2010er Jahre noch nicht das Siegerteam waren was sie heute sind so fuhren Nico Rosberg und der zur Formel 1 zurückgekehrte Michael Schumacher für Mercedes doch noch gute Plätze. 2013 kam dann die Wende mit Schumachers erneuten Rückzug von der Formel 1, von dem Kritiker schon länger der Ansicht waren, dass dies seinem Andenken nicht gut getan hatte, und Toto Wolff als neuem Teamchef. Auf Schumi folgte Lewis Hamilton. Und so rückte Mercedes Red Bull immer mehr auf die Pelle und für mich schien es so als würde auf den vorderen Plätzen endlich wieder mehr Spannung herrschen.


Innerhalb von nur wenigen Jahren änderte sich bei der Formel 1 verdammt viel. Neue Regeln, Reifen, Sicherheitskonzepte und technische Mechanismen wurden eingeführt. Personal wechselte hin und her. Das vertraute weichte langsam immer mehr auf und auch bei mir änderte sich langsam was. Ich kann nicht beschreiben woran es lag, aber ich fing an nicht mehr bei jedem Formel 1 Rennen einzuschalten. Bei einem Großteil war ich zwar noch immer mit dabei, aber ich merkte, dass dieser Rennzirkus nicht mehr ein elementarer Teil meines Lebens war. Im Grunde genommen schaltete ich nur noch aus Gewohnheit ein.


Und so fielen mir immer mehr Dinge auf, die ich nicht wirklich toll fand. Zum einen nahm das Boxenmanagement Überhand. Es wird zu sehr herumstrategiert (inklusive "Reifen-Drama"") anstatt die Piloten einfach nur mal fahren zu lassen. Das hatte für mich mehr was von Schach als von Motorsport. Auch die immer stärkere Dominanz von Mercedes sah ich kritisch. Vettel war da 2015 schon zu Ferrari gewechselt in der Hoffnung als neuer Schumi es ihm gleich zu machen dort. Doch während Vettel an seine alten Erfolge aus Red Bull Tagen bei Ferrari nicht mehr anknüpfen konnte wurde Hamiltons Dominanz immer größer. Einziger Ausreißer war der Sieg vom Teamkollegen Nico Rosberg 2016. Sein erster Weltmeistertitel und für ihn auch Grund genug sich damit von der Formel 1 zu verabschieden.


Auch bei RTL veränderte sich etwas. Nicht das TV-Team an sich dort, sondern mehr inhaltlich. Genauer gesagt missfiel mir da immer mehr eine Person, die ich früher wegen seiner Analysen doch sehr geliebt habe. Niki Lauda.

Das größte Problem war, dass Lauda ab 2012 Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes Formel 1 Teams wurde und er so immer mehr mit Mercedes verbandelt war. Damit fiel auch immer mehr die Objektivität und Integrität Laudas. Wie soll ein Experte neutral bleiben und fair ein Formel 1 Rennen analysieren können, wenn er selber eng in einem großen Formel 1 Team involviert ist und schließlich auch noch keinen Hehl draus macht, dass er ein Liebhaber Lewis Hamiltons ist den er selber als Nummer 1 im Team betrachtet. So konnte es nicht mehr wirklich funktionieren. So sehr ich das seit Jahrzehnten bei RTL etablierte Duo König/Lauda Liebe. Es ist daher Lauda zumindest hoch anzurechnen, dass er 2017 zum Saisonende von sich aus seine Kappe abnahm und sich vom verdutzten Florian König und den RTL Zuschauern gänzlich unerwartet als Formel 1 Experte verabschiedete. So konnte er sich noch seiner Würde bewahren.


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Die immer engere Beziehung zu Mercedes vonseiten Niki Laudas hatte im laufe der Zeit zu immer mehr

Konflikten mit seiner Expertenposition beim Sender RTL geführt.


Das die Formel 1 mit seinem Credo "Königsklasse des Motorsports" einen eher abgehobenen Eindruck macht ist nicht von der Hand zu weisen. Was damals noch durchaus berechtigt war, vor allem durch die wegweisenden Konstruktionen der Formel 1 Boliden, wurde den realen Begebenheiten immer weniger gerecht. In immer mehr Ländern war die Formel 1 ins Pay-TV abgewandert und damit meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Trotz allem verlangt die Formel 1 für ihre Rennen exorbitante Eintrittspreise. Auch für die billigsten Plätze musste man über 100€ abdrücken. Ich weiß noch damals als ich den Traum hatte live bei einem Formel 1 Rennen mit dabei zu sein. Auf RTL wurde da vor allem für die Deutschland Grand Prix's entsprechend Werbung gemacht. Am Hockenheimring gab es eine Red Bull Vettel Fantribüne mit guter Aussicht. Dazu gab es noch ein Red Bull Fanpaket mit allem drum und dran. Mich schüttelt es heute noch wenn ich an den Preis dafür zurückdenke. Aber auch die normalen Karten waren teuer genug. Ein Ticket für ein Rolling Stones Konzert ist da günstiger. Meine Eltern waren dann natürlich auch nicht bereit mir diesen Spaß zu finanzieren. Mein Vater der selber an der Formel 1 (was im übrigen das einzige Freizeitthema ist wo ich mit ihm auf einer Wellenlänge war) hing wollte auch nicht mit mir mit angesichts dieser utopischen Preise. Da wollte er lieber mit mir mal nach Österreich zum Skifahren.


Aber das was mich noch mehr ärgert ist, dass der neue Eigentümer der Formel 1 Liberty Media und zu einem gewissen Teil auch schon Voreigentümer Bernie Ecclestone vor allem ans Geld dachten und weniger an die Pflege der Breitenwirkung der Formel 1. Wer bereit war ordentlich zu zahlen bekam auch das was er wollte. Pay TV Sender, die die frei empfangbaren Sender mit ihren Angeboten ausstachen bekamen die Formel 1. Reiche Ölstaaten und autoritär regierte Staaten, die ein Spektakel für ihr Land brauchten oder wollten bekamen ein Formel 1 Rennen und stachen Traditionsstrecken vor allem in Europa aus, die die völlig in die Höhe geschossenen Zutrittsgelder nicht mehr aufbringen konnten. Ein Irrsinn, der die Formel 1 so immer mehr von ihren angestammten Fans entfernte und mich die letzten Jahre am meisten von dieser Veranstaltung entfremdet hat.

Zuletzt hatte ich mich schon gefragt, ob das da überhaupt noch die Formel 1 ist, die ich früher so geliebt habe.


Natürlich war sie das schon lange nicht mehr und angesichts dieser Entfremdung und der Dominanz eines Teams samt Rennpiloten dem ich nur wenig was abgewinnen konnte fragte ich mich schon wie diese langjährige Beziehung enden würde.



Quo vadis Formel 1?


Damit sind wir auch schon wieder zurück im Jahr 2020 angelangt. Um ehrlich zu sein wäre ich wohl auch die folgenden Jahre noch irgendwie an der Formel 1 hängen geblieben, auch wenn ich letztes Jahr etwa nur noch jedes zweite, teils auch nur drittes Rennen verfolgt habe. Es hat schon eigentlich was von einer Ehe, die lediglich formal noch eine Ehe ist, aber wo beide Seiten nur noch nebeneinander her wohnen. Und so braucht es nur noch einen Auslöser, der den letzten Schritt einleitet, weil eine Ehe so völlig sinnfrei ist. Der Auszug der einen Wohnpartei.


Diese Formel 1 Saison oder besser gesagt das was von ihr noch übrig ist wird die letzte sein, die RTL noch zeigen wird ehe sie sich von der Formel 1 zurückzieht. So einen Schritt muss man erst einmal verdauen. Wenn man aber kurz inne hält und darüber nachdenkt ist dieser Schritt durchaus berechtigt. Zunächst einmal muss man bedenken, dass es zur Saison 2021 wohl keinen deutschen Formel 1 Piloten mehr geben wird. Sebastian Vettel ist aktuell der letzte verbliebene deutsche Formel 1 Pilot und um seine Zukunft steht es schlecht. Nachdem Ferrari Vettel vor vollendeten Tatsachen stellte und ihn nicht mehr weiter behalten wollte steht er ohne Team da. Vieles deutet daraufhin, dass er nächstes Jahr nicht mehr mit dabei sein wird. Das Vettel Ferraris offizieller Meldung widersprach es handele sich um eine einvernehmliche Lösung macht deutlich wie enttäuscht und verärgert Vettel ist, der Ferrari die letzten Jahre sonst immer verteidigt hatte und kommunizierte, dass mit Ferrari alles gut ist.

Unter diesem Stern wird es eher unwahrscheinlich, dass Vettel versucht bei einem kleinen Team unterzukommen, wo er nur noch hinterher gurkt. Sein Traum mit der Scuderia Ferrari ordentlich Siege einzufahren wie einst Schumi geplatzt, noch dazu "unehrenhaft Entlassen" und von einem jüngeren derzeit besseren Nachwuchsfahrer vom Nummer 1 Platz verdrängt. Schmerzvoller kann ein Abgang gar nicht mehr werden, außer Vettel bekommt auch in dieser Saison wieder Probleme mit seinem Ferrari Fahrzeug, wie die letzten paar Jahre auch schon, sodass er sich noch nicht einmal mit einem Sieg würdig verabschieden kann.


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Vom Nachwuchs verdrängt und von seinem einstigen Traumteam fallen gelassen.

Für Sebastian Vettel endet die Formel 1 Karriere bitter.


So hat RTL nur wenig Anreiz auch in Zukunft an der Formel 1 festzuhalten. Der vielversprechende Mick Schumacher, der aktuell sich noch in der Formel 2 warm fährt, ist noch nicht soweit für das ganz große Ding und es ist verständlich das RTL bis dahin nicht mehr warten kann und will. Für mich schade um die kleine RTL Formel 1 Familie, die ich in all den Jahren ein Stück weit lieb gewonnen habe und mit der ich aufgewachsen war, auch wenn sie einen in der Vergangenheit immer wieder mal nervte, aber das hat eine Familie so an sich.


Die Frage, ob ich mir in Zukunft für die Formel 1 nun ein Sky Abo zulege damit ich weiterhin noch dran bleibe erübrigt sich damit schon von selbst. Für mich wird es an der Zeit nach vorne zu schauen und zwar ohne die Formel 1. Diese hat sich immer mehr in eine Richtung entwickelt, die bei mir eher Antipathie auslöst. Die Flamme ist nicht nur erloschen, sondern ist gar schon zu Eis erstarrt. In einem aktuellen Interview kurz vor Saisonstart äußerte RTL Formel 1 Experte Christian Danner völlig zurecht die Befürchtung, dass mit dem Rückzug der Formel 1 ins Pay TV viele Zuschauer verloren gehen werden und so in die Bedeutungslosigkeit verschwindet. Nur die wenigsten werden bereit sein allein wegen der Formel 1 sich ein Sky Abo zuzulegen. Wenn dann hat man ein Sky Abo trotz der Formel 1, weil man noch gerne Fußball schauen möchte. Mich ärgert dabei einzig, dass den Eigentümern dieser wichtige Aspekt nicht bewusst ist oder wenn es ihnen bewusst ist es schlicht gleichgültig ist. So wird die Formel 1 immer mehr zu einer Nische wie viele andere Motorsportarten auch über die nur die Die-Hard-Fans überhaupt was mitbekommen.


Für mich gehört das nun alles der Vergangenheit an. Mittlerweile begeistere ich mich mehr für andere Motorsportarten wie etwa Langstreckenrennen, darunter einzigartige Events wie die 24 Stundenrennen in Le Mains und am Nürburgring und Rallye. Dort wird noch der Rennsport gelebt den ich einst von der Formel 1 bekam und mich erst für diese begeistern konnte.

Damit ist für mich das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Scheidungspapiere sind schon eingereicht. Dieses Jahr wird es aber noch letzte Begegnungen geben. Ich werde die Rennen dieser Saison noch verfolgen und schauen wie es so wird und ich bin auch gespannt wie RTL den Abschied von der Formel 1 so zelebrieren wird. Eine solche Beziehung kann nicht einfach so sang- und klanglos untergehen.



Am 05.07.2020 wird es dann soweit sein. Das erste Rennen dieser Saison.

Würde mich übrigens gerne Interessieren wie ihr das ganze so sieht. Wie findet ihr die Entwicklung der Formel 1? Was fandet ihr Klasse und was nicht? Würde mich über Feedback sehr freuen. (';


PS: Wer mit der Formel 1 nichts anfangen kann wird diesen Artikel wohl kaum lesen. Insofern hoffe ich mal nicht auf diese langweiligen "Formel 1 ist langweilig" Kommentare. Die hab ich schon dutzendfach woanders mehr als genug gelesen.