Geschmack, Fandom und Identität

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Warnung: Dieser Artikel kommt nicht wirklich zu irgendeinem Punkt. Es ist eher eine Aneinanderreihung von Erfahrungen und Gedanken, die ich interessant finde.


Fandom und reflektierter Umgang mit Medien


Ich glaube der Umgang mit Medien ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ich nicht in der Schule gelernt habe. Man lernt in Deutsch, Gedichte oder Kurzgeschichten zu interpretieren, und in Ethik, sich mit komplexen Ideen auseinanderzusetzen, aber es hat verdammt lange gedauert, bis ich realisiert habe, dass man diese Techniken auch auf die Pop-Kultur, die man tagtäglich konsumiert, anwenden kann.


In der 6. Klasse oder so hatten wir im Ethik-Unterricht mal die Aufgabe, ein Diagramm zum Thema "Ich bin Fan von..." zu zeichnen, und ich dachte, dass ich das nicht kann, weil ich mich nicht als Fan von irgendetwas identifiziert habe. Den Begriff Fan habe ich damals nur mit betrunkenen Fußball-Hooligans und kreischenden Boyband-Fans verbunden; beides Gruppen, mit denen ich nichts zu tun haben wollte. Ironischerweise war mein Umgang mit Medien schon immer extrem Fan-artig. Wenn ich etwas Neues für mich entdeckt hatte, konnte ich danach monate- oder sogar jahrelang über nichts anderes nachdenken und reden. Speziell war ich zu dieser Zeit in meiner Naruto-Phase komplett mit Naruto-Run und allem was dazugehört. :-D


Die Geschichte, die meinen Umgang mit Medien für immer verändert hat, war Homestuck. Die Kultur um Homestuck hat die beiden Themen, die ich angeschnitten hatte, verbunden. Zum einen den analytischen Umgang mit Medien und zum anderen das identitätsstiftende Fandom. Es war das erste mal, dass ich mit so viel Kreativität in Form von Fanart, Fanfiction, Fanmusik und vielem mehr konfrontiert war. Das hat mein Verständnis von Fandom nachhaltig geprägt. Auf der analytischen Seite gab es viele Fans, die sehr gut darin waren versteckte Bedeutung im Symbolismus von Homestuck zu finden und die Richtung der Story vorherzusagen, was ich ebenfalls sehr beeindruckend fand.


Geschmack und Identitätsbildung


Homestuck hat also meinen Horizont, was den Umgang mit Medien angeht, enorm erweitert, aber es hat auch meine Besessenheit verschlimmert. Keine Geschichte hatte mein Leben bis dahin so vollkommen vereinnahmt. Ich hatte schon immer einen großen Mangel an Initiative, auch wenn es darum geht, neue Medien für mich zu entdecken. Ich brüte einfach ewig über den Dingen, die ich schon mag. Zum Glück hatte ich schon vor Homestuck angefangen, meinen Geschmack zu diversifizieren. 2010 fand ich durch meinen damaligen Hype für Starcraft 2 den Youtuber TotalBiscuit, der zur dieser Zeit Videos über Starcraft 2 und World of Warcraft machte. Kurze Zeit später fing er an Videos über Indiespiele zu machen und eröffnete mir damit eine ganz neue Welt von Spielen. Videospiele waren das erste Medium in dem ich eine Art eigenen Geschmack aufgebaut habe, statt nur das zu spielen, was mir zufällig unter die Augen kam. Letzte Woche, am 24. Mai 2018, ist TotalBiscuit nach Jahren des Kampfes gegen Krebs gestorben. Ich werde nie vergessen, was seine Videos für mich getan haben. RIP.


Denselben Prozess, aktiv nach neuen Dingen zu suchen, die mir gefallen könnten, habe ich vor ein paar Jahren mit Musik angefangen und kurz danach mit Anime. Ich verstehe immer noch nicht, wie manche Leute ihren Musikgeschmack Subgenre-genau eingrenzen können, wo ich so ziemlich von allem mal was höre. Zumal es einfach so viel Musik gibt, dass ich nicht das Gefühl habe, jemals einen vernünftigen Überblick über alles bekommen zu können.


Das beste daran, aktiv nach Dingen zu suchen, ist, wenn man etwas findet, wovon man noch überhaupt nicht gehört hatte und das einem auf einem tieferen Level unglaublich gut gefällt und womit sonst niemand in der eigenen Umgebung etwas anfangen kann. Das beste Beispiel, was mir dazu einfällt, ist Flip Flappers. Über die Serie bin ich zufällig auf der Seasonal-Liste von MAL gestolpert und ich hab hin und her überlegt, ob ich da reinschauen soll. Als ich es getan habe, war ich so absolut begeistert, ich konnte es gar nicht glauben. Ich hab mich auf jede Episode wie ein Kind gefreut und hatte das breiteste Grinsen im Gesicht, wenn ich sie dann geschaut habe. Und ich habe sie allen meinen Freunden, die etwas mit Anime anfangen können, gezeigt und keiner von ihnen konnte meinen Enthusiasmus auch nur annähernd teilen. Das war zwar enttäuschend, aber gleichzeitig bedeutet es, dass es jetzt meine Serie ist. Ich bin der einzige, den ich kenne, der Flip Flappers so sehr liebt, wie ich es tue. Es ist ein ziemlich einzigartiges Gefühl.


Ich höre online immer wieder, dass man sich nicht nur über die Medien, die man konsumiert, definieren soll. Aber es gibt auf der Welt sonst nichts, was mich so fasziniert, wie fiktive Geschichten und Spiele. Ich weiß nicht, wie ich mich sonst ausdrücken soll. Und wo liegt überhaupt die Grenze zwischen normalem Fandom und ungesundem Identitätsersatz? Vielleicht bin ich bei solchen Aussagen gar nicht gemeint, es gibt ja bekanntlich ziemlich extreme Leute online, aber ich sorge mich trotzdem viel darum.


Naja, zumindest denke ich, dass mein Medienumgang heutzutage besser ist, als er es in der 6. Klasse war. Und um das zu feiern, habe ich die Aufgabe von damals heute nochmal bearbeitet

Oh yeah, bitches, das hier ist jetzt offiziell ein Multimedia-Blog. Ich wette das habt ihr nicht kommen sehen. :ugly:

Es ist vielleicht interessant zu erwähnen, dass Linkin Park die einzige Konstante zwischen meinen damaligen und heutigen Favoriten ist. Oder zumindest war das grob die Zeit, als ich Linkin Park entdeckt habe. Ich könnte beides nicht mehr datieren. Ich glaube nicht, dass ich Death Note damals schon kannte, aber das war das nächste, was ich kennengelernt habe, das bis heute auf der Liste geblieben ist. Ich bin überrascht wie gut mir 2B gelungen ist, ich zeichne sonst nie.


Uh, ja, das hier ist das Ende des Artikels. Bis zum nächsten Mal.

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