Entwurf von realsephiroth

  • So, dann poste ich mal einen ersten Entwurf vom ersten Teil des ersten Kapitels einer Geschichte...


    Akt I


    Mein Name sei Vicius. Die einzige Rechtfertigung meiner Existenz liegt ausschließlich in der akribischen Dokumentation von Dingen die bereits geschahen, Dingen die geschehen und Ereignissen, die noch geschehen werden. So lasst mich euch berichten von den Geschehnissen die auf der Welt Terra begannen, in einer schicksalshaften Nacht,
    in der man hätte denken können, die Welt würde untergehen. Donner grollte so laut wie die Posaune am Tag des Jüngsten Gerichts, Blitze zuckten zwischen den finsteren Wolken am Nachthimmel hin und her wie gigantische pulsierende Adern. Ein ungnädiger Sturm tobte über dem Meer und peitschte gewaltige Wellen voran, die an den massiven Felsen einer Klippe brachen. Es regnete in Strömen, beinahe so, als ob der gesamte Himmel in dieser Nacht vor Schmerz weinen würde.
    Von einer Balustrade seiner Burg aus blickte Raphael auf seine Stadt hinab. Doch was er sah glich eher einem verwüstetem Schlachtfeld als einer ehemals prächtigen Stadt. Und trotz des unbändigen Regens in dieser Nacht wüteten überall in der Stadt Feuer, die in der Dunkelheit der Nacht lichterloh brannten.
    Raphael hatte Tränen in den Augen. Tränen der Trauer, Tränen der Wut und des Zorns, aber auch Tränen der Ungläubigkeit und des Entsetzens. Denn ob er es nun glaubte oder nicht spielte keine Rolle, er wusste, dass all diese Zerstörung, all dieses Chaos und die Verwüstung von einem einzigen Mann angerichtet worden war. Und er wusste auch ganz genau, dass ihm dieser Mann mit jeder Sekunde, die verstrich, unaufhaltsam näher kam.
    Es war egal, wie tapfer seine Soldaten kämpften, es war egal, dass sie zahlenmäßig um mehr als das Sechshundertfache überlegen waren – jeder einzelne von ihnen, der aus den Burgtoren heraus stürmte um der Zerstörung Einhalt zu gebieten und die lange Treppe hinunterlief würde den Berg aus Leichen, den der Angreifer hinter sich auftürmte nur noch vergrößern.
    Es war einfach vollkommen unglaublich. Immer wieder wurde er von einer Vielzahl an Soldaten umstellt, angegriffen von jeder Seite gleichzeitig – doch er trug nicht einen einzigen Kratzer davon. Keiner seiner Gegner schien ihn auch nur ein einziges Mal berührt zu haben. Wie der Sturm in jener Nacht fegte er zwischen den Reihen seiner Angreifer hindurch und hinterließ nur leblose Körper. Immer weiter kämpfte er sich die lange Treppe zum Burgtor hinauf. Und als er schließlich ganz oben angekommen war und den letzten Soldaten, der ihm im Weg stand, getötet hatte, sah er für eine Sekunde zurück. Durch den Regen hatte sich das Blut so gleichmäßig auf den Stufen verteilt als ob ein kräftig roter Teppich über ihnen gelegen hätte. Überall lagen zerborstene Schilde und abgeschlagene Rüstungsteile.
    Er betrachtete kurz sein blutüberströmtes Schwert. Er ließ den Regen das Blut von der Klinge abwaschen und trocknete sie schließlich an seinem Mantel. Danach trat er durch das große Burgtor in den Innenhof ein.
    Skeptisch sah er sich kurz um. Einen großen Teil des Innenhofs bedeckte ein rechteckig angelegter Teich, der durch den Regen schon über seine Ufer getreten war. Viele steinerne, überwucherte Säulen ragten aus dem mit Gras bewachsenen Boden, manche verbunden durch niedrige Mauern, andere frei stehend. Auf der ihm gegenüberliegenden Seite führten zwei steinerne Treppen gleichmäßig von der linken und der rechten Seite zu einem weiteren Tor hinauf.
    Bevor er weiterging drehte er sich um und schloss das Eingangstor, durch das er gekommen war.
    Und als er sich auf den Weg machen wollte öffnete sich das Tor auf der anderen Seite plötzlich und er hielt inne. Aus den Toren heraus trat Raphael, bewaffnet mit zwei Schwertern. Sobald er vollends hindurch geschritten war, schlossen sich auch hinter ihm die Tore.
    Er trat bis an den Rand der Treppe vor und hob eines seiner Schwerter in Richtung seines Gegenübers, deutete damit auf ihn.
    „Keinen Schritt weiter, Alexander. Du hast bereits genug angerichtet, es reicht jetzt!“, rief er ihm entgegen.
    Alexander verzog sein Gesicht zu einem leichten, bösen Grinsen.
    „Mit all deinen Soldaten konntest du deine geliebte Stadt nicht vor mir schützen. All diese unschuldigen, wehrlosen Menschen, die sich hier in Sicherheit glaubten und dachten hier in Frieden leben zu können sind jetzt tot.“, sagte er.
    „Ich werde nicht zulassen dass du weitermachst.“, sagte Raphael ernst. Doch Alexander schien ihn gar nicht zu zuhören, er redete unbeirrt weiter.
    „Du bist ein Fehlschlag, Raphael. Eine Missgeburt, nichts weiter. Du bist der größte Fehler, den mein Vater jemals gemacht hat. Ich verrate dir etwas: All diese toten Männer, Frauen und Kinder, die ich in deiner Stadt hinterlassen habe bedeuten mir nichts. Ihr Leben ist mir genauso gleichgültig wie ihr Tot. Ich bin heute nur hier um den Fehler meines Vaters zu korrigieren. Ich werde dich ein für alle mal von diesem Planeten tilgen. Aber um das zu tun muss ich auch alles vernichten, was an dich erinnert. Nur deshalb habe ich deine Stadt in Schutt und Asche gelegt und jedes Leben ausgelöscht, das ich finden konnte. Ihr Tod ist also viel mehr deine Schuld als meine“, sagte Alexander, jetzt nicht mehr grinsend sondern sehr ernst.
    „Genug!“, schrie Raphael laut und zornig. „Ich werde dein Dasein auf dieser Welt nicht länger dulden! Heute werde ich dafür sorgen, das deine Existenz endet!“, setzte er fort.
    Alexander machte eine provozierende Geste. „Dann komm und versuch` es.“, sagte er.
    Mit einem weiten Satz sprang Raphael über den gesamten Innenhof bis hinüber zu Alexander. Er hatte mit beiden Klingen ausgeholt um mit aller Kraft auf ihn niederzufahren. Und als seine Schwerter seinen Körper augenscheinlich schon fast berührten, riss dieser seine Waffe im aller letzten Moment blitzschnell hoch um sich zu verteidigen. So verkeilt verblieben sie für einige Sekunden.
    „Erbärmlich“, sagte Alexander. Dann drückte er Raphael mit aller Kraft von sich weg. Dem blieb nichts anderes übrig, als einen Satz nach hinten zu machen, nur um kurz darauf wieder mit aller Kraft anzugreifen und Alexander zu attackieren.
    Raphael legte ein sehr hohes Tempo an den Tag. Blitzschnell fuhren seine Klingen immer wieder auf Alexander hernieder, in immer neuen Varianten und Kombinationen. Es stand vollkommen außer Frage das Raphael alles auffuhr was er zu bieten hatte.
    Aber so schnell er auch war – Alexander war ihm stets voraus. Er konnte jeden einzelnen Angriff abwehren und scheinbar gleichzeitig immer wieder eigene Attacken starten. Es war beinahe so als würde er jede Bewegung seines Gegners vorhersehen und dann entsprechend reagieren. Und während Raphael alle Mühe hatte, sich Alexander`s Attacken zu erwehren, schien es so, als ob sich dieser kaum anstrengen müsste.
    So kämpften sie sich über denn ganzen Innenhof, wobei immer wieder Säulen in Stücke geschlagen und die Hofmauer zu großen Teilen zerstört wurde.
    Mit der Zeit war es jedoch immer deutlicher abzusehen, dass Raphael irgendwann unterliegen würde. Seine Attacken verloren etwas an Wucht und seine Bewegungen wurden etwas langsamer als zu Beginn, während Alexander noch nicht die geringsten Ermüdungserscheinungen zeigte. Seine Angriffe und Bewegungen waren immer noch von unfassbarer Schnelligkeit und Präzision. Mit zunehmender Kampfdauer ließ er Raphael beinahe wie einen Anfänger aussehen.
    Das Kampfgeschehen hatte sich inzwischen um ein Stockwerk weiter nach oben verlagert, also auf die Wände zwischen den Säulen und die Mauern des Innenhofes. Und während Alexander scheinbar schwerelos über die Felsen glitt musste sich Raphael an manchen Stellen sichtlich konzentrieren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und zu fallen. Doch all die Mühe, die er sich gab, um mit Alexander mitzuhalten, all die Konzentration, die er aufwendete konnten ihm nicht zum Sieg verhelfen, als die entscheidenden Aktionen vollführt wurden.
    Nach nunmehr beinahe 30 Minuten des Kampfes konnte Alexander seinem Kontrahenten die maßgeblichen Treffer versetzen. Mit einem kräftigen Tritt holte er Raphael von den Beinen und beförderte ihn in die Luft. Alexander folgte ihm und versetzte ihm einen weiteren schmerzhaften, sehr kräftigen Tritt, diesmal mit beiden Beinen. Diese Aktion wurde mit so viel Wucht ausgeführt, dass Raphael gegen die Tore geschmettert wurde, durch die er gekommen war. Diese hielten dem Aufprall jedoch nicht stand und zerbarsten, so das Raphael bis weit in den Raum dahinter geschleudert wurde.
    Alexander verlor keine Zeit. Über die Mauern hinweg folgte er seinem Gegner und durchschritt das zerstörte Tor. Er fand sich nun in einer großen Halle wieder, erhellt von zahlreichen entzündeten Kerzen. Der Boden war mit einem roten Teppich bedeckt. Auf der linken und rechten Seite war jeweils eine Tür die zu weiteren Räumen führte. Eine breite Treppe, flankiert von großen, robusten Statuen, führte in ein höher gelegenes Stockwerk, von wo aus ein riesenhaftes Fenster zu einer Balustrade hinaus führte. Doch von Raphael fehlte offenbar jede Spur.
    Alexander sah sich kurz und skeptisch um. Nun durchschritt er die Halle langsam in Richtung Treppe.
    „Du bist mir unterlegen, Raphael. Dich zu verstecken wird nichts daran ändern.“, sagte er, als er begann, langsam die Stufen hinaufzusteigen. „Ich sagte doch, ich würde alles vernichten, das an dich erinnert, nicht wahr? Dazu gehört auch diese Burg. Wenn ich sie dem Erdboden gleich mache wirst du dich schon irgendwann wieder blicken lassen!“, rief er, nun in einem sehr wütenden Ton.
    An den jeweiligen Enden jeder Stufe standen große Kerzenhalter mit jeweils fünf brennenden Kerzen. Als er die letzte Stufe erreicht hatte, warf er jeweils die ersten Kerzenhalter um, so das sie alle anderen entlang der Treppe mitrissen. Dann ging er weiter in Richtung Fenster. Und während er aus dem Fenster in die stürmische Nacht hinaussah und geduldig darauf wartete, dass Raphael aus seinem Versteck kam, begann sich hinter ihm ein gewaltiges Feuer zu entfachen. Plötzlich erblickte Alexander etwas im Fenster, ein Objekt das näher zu kommen schien. Ruckartig drehte er sich um, aber er konnte es nicht mehr abwehren. Eine der Statuen, die die Treppe flankiert hatten, hatte ihn erfasst und durch das Fenster hinaus auf den Balkon geschmettert.
    Raphael, der für dieses Kunststück beinahe seine ganze noch verbliebene Kraft aufgebracht hatte, stand am Fuß der Treppe und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Eilig erklomm er nun die Stufen, die hinaus zur Balustrade führten. Und was er dort sah ließ ihm den eben erst wiedererlangten Atem stocken.
    Draußen stand Alexander, vollkommen unverletzt. Er musste es geschafft haben, sich mit seinen bloßen Armen irgendwie zu schützen. Die Bruchstücke der Statue lagen weit auf dem steinernen Boden verstreut. Raphael trat hinaus.
    „Du kämpfst armselig, Raphael. Nicht einmal in meiner momentanen Verfassung bist du mir gewachsen - in 1000 Jahren wärest du meiner nicht würdig. Es wird Zeit, das ich diesem Elend endlich ein Ende setze.“, sagte er und erhob ein weiteres Mal sein Schwert zum Kampf. Raphael – schon beinahe aller seiner Kräfte beraubt – tat es ihm gleich. Beide stürmten aufeinander zu, doch kurz bevor sie sich trafen geschah etwas für beide unerwartetes. Ein Blitz zuckte vom Himmel herab und schlug direkt zwischen ihnen ein. Ein grelles, weißes Licht flackerte auf, als Alexander und Raphael voneinander weggeschleudert wurden.
    Beide landeten unsanft auf dem Boden und verblieben einige Augenblicke so. Danach war es Alexander, der sich zuerst wieder erhob. Er hatte einige kleine Schnitt – und Brandwunden davongetragen und taumelte etwas. Aber als er wieder klar wurde schritt er geradewegs hinüber zu Raphael, der immer noch regungslos auf dem Boden lag.
    Plötzlich blieb er stehen. Mehr sogar, er machte einen kleinen Schritt zurück. Starr blickte er auf Raphael hinab, der sich nun ganz leise zu bewegen begann. Alexander spürte, wie sich direkt vor ihm eine gewaltige Kraft aufbaute, eine Kraft, wie er sie noch niemals zu spüren bekam.
    Langsam richtete sich Raphael auf seine Knie auf. Er begann zu schreien und sich vor Schmerzen zu krümmen. Plötzlich brachen Flügel aus seinem Rücken hervor, blütenweiß und so gewaltig, dass sie die ganze Welt zu umspannen schienen. Nun stand er auf, doch so blieb er nicht für lange. Langsam erhob er sich in die Lüfte, umgeben von einer leuchtenden weißen Aura…


    So weit, so gut. Für Kritik und Anregungen bin ich natürlich offen - die Geschichte ist noch ganz am Anfang der Entstehung und oft komme ich wochenlang nicht dazu einen Buchstaben zu schreiben, auf eine Fortsetzung werdet ihr also einige Zeit warten müssen. Aber wenn es so weit ist, seid ihr die ersten, die sie lesen...

    Knie nieder, zeige Demut und bettle um Vergebung!