Herr der Zeit
Ich stehe auf den hellen Höh'n
Von meerumspielten Steinen.
Mag alle Zeit auch von mir geh'n,
Ich würd' darum nicht weinen.
Ich hielt sie lang in meiner Hand,
Ich kann mich von ihr trennen!
Ich brauch ihn nicht, den Zaubersand,
Und will ihn nicht mehr kennen!
Das Glas hab ich vor langer Zeit
Zu Scherben schon zersplittert,
Den Sand trugen die Winde weit,
Doch ist er nie verwittert.
Die Zeiger aller Uhren sind
Verbogen und zerbrochen!
Damit die letzte Zeit verrinnt -
Sie ist nie angebrochen...
Der Stab, den ich mit Stolz einst hielt,
Er ruht in meinen Händen.
Und alle Zeit, die ihn umspielt,
Sie wird das Blatt nicht wenden.
Einst habe ich mit meiner Macht
Die ganze Welt befohlen!
Mit Stärke, Kraft, Verstand und Acht
Hab' ich sie mir gestohlen.
Ich trug die Tracht mit stolzer Brust,
Gleich einem hoh'n Soldaten.
Nie fehlte mir die rechte Lust
Zu meinen vielen Taten.
Nun stehe ich am Weltengrund,
Wo alles einmal endet,
Und blicke in den tiefen Schlund.
Hat sich das Blatt gewendet?
Ich stehe stumm zu Stein erstarrt
Auf meerumspülten Höhen,
Hab alle Zeit um mich geschart
In kalten Windesböen.
Nur noch ein Schritt, hinfort, hinab!
Der Stab ist längst gesenkt.
Allein nur meine Zeit wird knapp,
Ich hab sie schon verschenkt.
Auf! Vorwärts in das tiefste Meer,
Ich hör die Wellen rauschen.
Mein Körper, mein Verstand ist leer,
Verloren muss ich lauschen.
Ich war der Herr von aller Zeit,
Nun muss allein ich gehen.
Ich fürchte nicht, ich bin bereit
Und Zeit wird mich verwehen.