So hier setzt ich jetzt eine Geschichte rein
Immer bei Gelegenheit ein Kapitel
Schreibt mir was ihr davon haltet...
Kapitel 1:
Ich war nie besonders mutig oder selbstbewusst. Schon als Kind sprach ich kaum und war sehr in mich gekehrt.
Oft kroch ich durch die Dornenbüsche in dem an unser Haus angrenzenden Wald, zu einer Lichtung, von der außer mir niemand etwas wusste und las um dieser Welt zu entfliehen.
Als ich vor 3 Jahren durch die Brombeersträucher kroch, spürte ich nicht, wie die Dornen meine Haut zerkratzten. Ich war am Morgen so brutal zusammen geschlagen worden, dass mir immer noch alles wehtat. Tränen liefen mir übers Gesicht; wuschen den Erdstaub von meinen Wangen.
Ich brach durch die letzten Zweige und fand mich auf meiner geliebten Lichtung wieder. Hier war alles so friedlich; hier schlug mich niemand. Doch ich kannte auch den Grund für dieses Glück: Hier konnte mich niemand finden.
Wie oft hatte ich hier schon im Gras gelegen, in den Himmel geblickt und mir gewünscht, dass wenn ich diese Lichtung verlasse, ich in der Welt sei von der ich gerade las.
Nie war mir klar gewesen, dass diese Welten noch viel, gemeiner, hinterhältiger und gefährlicher waren als meine eigene.
Wie immer holte ich mein Buch aus meiner kleinen Handtasche und sank in fremde Welten mit Abenteuern, Feen, Kobolden und anderen Fantasien.
Plötzlich hörte ich ein knacken. Ich erschrak: War mir jemand gefolgt? Hatte jemand mein Versteck entdeckt? Langsam, bemüht keine Geräusche zu machen, drehte ich mich um. Doch was ich sah, war nicht mein Wald. Ich lag auf einer Wiese ohne Grenzen. In der Ferne hörte man einen Bach plätschern und überall in der Luft sah man kleine Tiere, die aussahen wie bunte, schillernde Libellen. Verwirrt schaute ich in mein Buch, zu dem Absatz, den ich gerade gelesen hatte:
"Als Mary zu sich kam, fand sie sich auf einer Wiese, die bis zum Horizont reichte. Außer dem plätschern des Baches und dem Summen der bunten Lichtfeen herrschte Stille."
Ich sah mich um: Da war die Wiese, der Bach und, wenn man genau hinsah passten die Libellen zu der Beschreibung der Lichtfeen im Buch:
"In diesem Land bevölkerten kleine, bunte Geschöpfe die Lüfte. Sie waren so klein, dass sie auf eine Kinderhand passten und schillerten wie der Schatz aus tausend und einer Nacht.
Wie die Libellen aus der Menschenwelt, besaßen sie vier Flügel und flogen schneller als ein Zentaur zu rennen vermochte."
Blieb nur eine Frage: Was machte ich in meinem Buch?
Ich hielt mich nicht lange mit der Frage auf, schließlich war es das was ich mir immer gewünscht hatte. Hier in meinem Buch spürte ich die Schmerzen vom Morgen nicht mehr.
Ich stand auf, genoss das Plätschern des Baches, sah mir die kleinen Feen an und lief meine ersten Schritte in meiner neuen Welt.
Plötzlich sah ich im rennen mein Bein aufreißen und Blut quoll aus der Wunde. Ich konnte es mir nicht erklären. Ich war bloß über die flache Wiese gelaufen. Da war nichts, was mein Bein hätte aufreißen können. Da ich keinen Schmerz spürte, beachtete ich die Wunde nicht weiter und rannte wieder los. Plötzlich spürte ich Feuchtigkeit am meinem Arm und an meinem Bauch, sah das ich blutete, aber ich rannte weiter.
In dieser Welt konnten mir alle die Wunden nichts anhaben.
Als ich schließlich außer Atem zum stehen kam, blutete ich überall, "Das rote Gold", wie meine Eltern es immer nannten, quoll aus Wunden an meinen Armen, an meinem Bauch, in meinem Gesicht, an meinen Beinen. Das Muster erinnerte mich an etwas, aber ich konnte nicht sagen was es ist. Ich wollte weiter rennen, aber ich war zu erschöpft. Um Atem ringend lies ich mich ins Gras fallen und schloss die Augen. Plötzlich verschwand die Sonne und eine fremde stimmt fragte erregt, ob ich sie hören könne und sagte, ich solle die Augen aufmachen.
Ich wollte die Augen aufmachen, aber es fehlte mir an Kraft. Langsam schüttelte ich meinen Kopf, streckte meine Glieder und stöhnte leise, weil ich plötzlich meine Schmerzen wieder spürte. Wer auch immer es war, der mir die Sicht zur Sonne verdeckte, ich verfluchte ihn, weil die Sonne meine Schmerzen linderte.
Dann spürte ich plötzlich einen Tropfen auf dem Gesicht, dann einen auf dem Arm. Fing es an zu regnen? Der Himmel war doch strahlend blau gewesen? War ich eingeschlafen? Wie lange hatte ich geschlafen?
Ich zwang mich die Augen zu öffnen. Über mir stand meine Nachbarin. Was tat sie in meinem Buch? War sie genauso dorthin gekommen wie ich? Würde sie wieder gehen?
Dann spürte ich einen Druck unter meinen Schultern und in meinen Kniekehlen.
Ich sah an mir hinunter. Ein kräftiger Mann in einer roten Uniform mit einem Kreuz darauf hob mich an den Beinen hoch. Scheinbar hielt ein anderer meinen Oberkörper.
Wieso waren all diese Menschen in meiner neuen Welt?
Als ich vom Boden abhob kippte mein Kopf zur Seite und ich erschrak. Wo war die grüne Wiese? Wo war der Bach, wo die Lichtfeen?
Ich starrte auf die Brombeerbüsche zu meiner Linken. Sie sahen aus wie die in meinem Wald. Nur das dies nicht meine Lichtung war. Ich hatte auf einem Weg gelegen. Wie war ich dort hingekommen? Und warum war ich so voller Blut?
Wenn ich geträumt hatte, wäre ich dann nicht immer noch auf meiner geliebten Lichtung? Ein Schlafwandler war ich ja nie gewesen.
Ich wand mich, wollte dass die Männer mich loslassen, wollte zurück in meine Welt.
Da spürte ich plötzlich einen Pieks im Arm, als hätte eine Feuerfee mich gestochen, und mir wurde schwarz vor Augen.