Klang der Zeit
Weißer Sand weht durch die Uhren, durch die Zeiger, durch die Zeit.
Durch die Zähne aller Räder wehen Körner himmelweit,
Tragen sich auf alten Fährten hoch empor vom Grund der Welt,
Wirbeln um die leeren Türme, die der Himmel in sich hält.
Über allen morschen Schindeln, durch die Balken, grob und rau,
Weht der Wind der Sandeskörner in die Schatten, schwarz und grau,
Und die kalten, gold’nen Glocken, liebevoll vom Staub umgarnt,
Heben nie mehr an zu singen, sind verstummt und starr getarnt.
Über alle leeren Straßen, knöchelhoch mit Sand bedeckt,
Hat sich jeder Rest der Zeit schon meilenweit entlang gestreckt,
Richtet sich zu feinen Dünen, überschwemmt das Häusermeer,
Kriecht in jede kleine Ritze, in die Fenster, blind und leer,
In die Spuren fremden Lebens, in die Fährten jeder Stadt,
Die von aller Welt verlassen nicht nur sich vergessen hat.
Nur das Rauschen leiser Winde klingt hinauf zum Himmelrand,
Nur die Stimmen, leises Flüstern, nur das Murmeln klingt vom Sand.
In der Sonne blitzen Scherben, ragen hoch zu Äthers Licht,
Das sich tief in ihnen spiegelt, das sich an den Scherben bricht.
Splitter graben sich verloren in das Scherbenmeer der Zeit
Und der Sand der tausend Uhren wirbelt rauschend himmelweit.
Einst gehörte alle Zeit dem Menschen dieser leeren Welt,
Bis er sie sich selber nahm - sein Schicksal hat er sich gefällt,
Hat im Glauben letzter Hoffnung jeden Zug zu schnell getan
Und verflossen war am Ende jeder letzte Menschenclan.
Weißer Wind beherrscht die Erde, weiß vom hellen Sand verfärbt.
Die Ruinen alter Welten hat in Trümmern er geerbt,
Trägt den wüsten Klang der Leere durch die Welt, die lärmend war,
Wirbelt hoch zum hellen Himmel, frei und blau und sonnenklar.
Keine Träne kann ihn halten, keine Hitze ihn verglüh’n,
Unter seiner warmen Decke wird nicht eine Blume blüh’n.
Das ist unser Testament, die Szenerie der Ewigkeit,
Wenn der Mensch gegangen ist - Geblieben ist nur seine Zeit.