Wie man Gedichte NICHT schreiben sollte!

  • Tja, vielleicht kennt ihr ja den Spruch, dass einem nichts so sehr die Lust am Schreiben nimmt, als ein wirklich gutes Buch.


    Und noja, vielleicht funktioniert das ja auch bei gereimten Sachen, denn das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass drittklassige Sachen die Lust am Schreiben fördern! xD


    Und weil ich mich sehr drüber freuen würde, wenn auch der Gedichtebereich wieder etwas belebter wäre und ich jede Menge drittklassigen Kram hab, dachte ich, ich könnte ja neben dem Wirsch, den man von mir schon hier findet auch einige Sachen als Anschauungsmaterial in nen Thread packen, die noch nicht hier stehen.
    Entweder weil sie schon Jahre alt sind, wie Kommt zurück, oder aufgrund des Hackerangriffs verloren gingen.


    Und das möchte ich hiermit tun, wobei ich eines allerdings klarstellen möchte:
    Was die Streicheleinheiten für mein Ego angeht, die hab ich mir bei den Dingern vor langer Zeit schon erschlichen! Sie dienen also tatsächlich ausschliesslich dem Zweck, das jeder der mag was zum durchlesen hat und wenn vielleicht ja tatsächlich jemand dadurch Lust bekommt sich selbst an nem Gedicht zu versuchen, dann fänd ich das fantastisch!


    Und damit, Schluss mit dem Geschwafel und her mit dem Krempel!

    Schwarze Katzen...


    Sie war so schwarz wie eine Krähe
    und sass nur da, am Fuss der Mauer
    und doch, ich spürte ihre Nähe
    als läg´ sie stille auf der Lauer.


    Ich wollt´ ganz stur vorübergeh´n
    doch dann traf mich ihr tiefer Blick,
    er liess mich vor der Katze steh´n
    als wär´s ein Schlag in mein Genick.


    So rief ich hin zu ihrer Bleibe:
    Verschwinde Streuner, scher dich fort!
    Halt dein Unglück mir vom Leibe,
    kehr zurück zum dunklen Ort!


    Mit Gleichmut funkeln aus dem Russe
    zwei Augen wie aus Bernsteinschliff
    und ich verliess sie ohne Grusse
    weil die Furcht mein Herz ergriff.


    Setz dich einfach in Bewegung,
    gib nicht dem Teufel dich zum Pfand.
    So dachte ich, bis die Begegnung
    den Weg in mein Vergessen fand




    Doch gestern früh sah ich sie wieder
    der Tag war grau, der Morgen kalt
    sie lag nur da und Rumpf und Glieder
    war´n plattgewalzt auf dem Asphalt.


    Sie liess Gedanken in mir brennen,
    von Furcht, von Unheil und Gefahr;
    Doch nun liess mich ihr Blick erkennen
    dass ich die schwarze Katze war...



    ____________________



    Kommt zurück..!


    Lautlos streift ein schmaler Schatten
    suchend durch die Vollmondnacht,
    der lahme Gang nur lässt erahnen
    was ein Krieg aus Gliedern macht.


    Schleichend zieht er durch die Trümmer
    als hielt der Schatten Totenwacht
    Unterm Arm ein kleines Bündel
    denn er will fort in dieser Nacht.


    Ein Stück Garn liess sich noch finden
    zwischen Asche, Russ und Tod;
    Ein Blick zum Haus in dem er wohnte -
    Nichts von Nutzen für sein Boot.


    Dann geht er fort in stiller Vorsicht
    und niemand merkt von seiner Flucht,
    sein kleines Floss, der Halt der Hoffnung
    liegt gut versteckt am Rand der Bucht.


    Er schleppt es keuchend hin zum Wasser
    und hisst die Flicken auf die Stangen
    Wind und Flut, sie stehen günstig,
    vor Eifer glühen seine Wangen.


    Er will nach jenen Schiffen suchen,
    bespannt mit Segeln, weiss wie Schnee,
    er sah sie stets vorüberziehen
    doch sie verschwanden von der See.


    Sie verschwanden mit dem Abend
    der blutend rot im Meer versank
    bestimmt aus Angst nur vor dem Flammen
    vor dem Brüllen, dem Gestank...


    Ein Augenblick vergang´ner Tage
    schabt Traurigkeit aus seinem Herz
    doch er wischt sie harsch beiseite
    und der Mut verschlingt den Schmerz;


    Er weiss er wird sie wiederfinden
    und ihnen sagen: Habt nur Mut!
    und wenn sie wirklich wiederkehren
    dann - bestimmt - wird alles gut!


    Und alles werden sie dann heilen!
    Dann gibt es auch ein Wiedersehn!
    Doch er ist nur ein kleiner Junge,
    er kann Krieg noch nicht verstehn...



    ________________


    Und dann haben wir noch Ikarus. Zu dem ich leider doch was sagen muss, nämlich dass es in ner fiktiven Welt spielt, die man aber schon vielleicht so in die technische und politische Epoche des zweiten Weltkrieges packen könnte. Weiters isses auch ein prima Beispiel dafür, wie negativ es sich auswirkt, wenn sich ein Gedicht mit gebetsmühlenartigem Rythmus endlos in die Länge zieht.



    Ikarus...


    Das Land, es liegt in dunkler Nacht,
    in finst´rer, kalter Schwärze,
    und ferner Jammer klingt im Wind,
    geweint aus tiefstem Schmerze.


    Durch tote Wiesen, leere Flure
    hallt leise dieses Schauerlied,
    Es ist der Kummer eines Mädchens
    dass vor Glut und Trümmern kniet.


    Ewig lange scheint vergangen
    die Zeit in der es anders war,
    als Tag´ und Korn noch golden strahlten
    und der Himmel blau und klar.


    Als sie dem einen Mann begegnet´
    der Stück für Stück das Herz ihr stiehlt
    und der an einem Frühlingsmorgen
    am Fluss um ihre Hand anhielt.


    Voll Glück und Liebe war´n die Tage,
    die sie dann teilten, Hand in Hand
    doch dann kam die Zeit der Teufel
    und Schatten zogen in das Land.


    Schatten, die so polternd tanzten
    zu des Stechschritts dunklem Chor
    dass alles Rechte, Gute, Freie
    sich an Angst und Not verlor.


    Mit ihr in diesem Land zu leben
    zwischen Furcht und düstr´em Wahn,
    niemals wollt´ er das ertragen
    so ersann er einen Plan.


    Er sprach zu ihr: "Komm, lass uns fliehen,
    fort aus diesem Schattenreich..."
    und nahm sie fest in seine Arme -
    "...auf Schwingen, mit den Vögeln gleich."


    Sie versprachen, sich zu helfen;
    Sich aus allem zu befrei´n!
    Dann tanzten sie in ihrer Stube
    und küssten sich im Kerzenschein.


    Von da an blieb er in der Scheune
    die Nächte durch, zum Morgenrot
    lautlos, heimlich und verborgen
    denn auf Flucht, da stand der Tod.


    Voller Eifer war sein Handwerk,
    trotz aller Mühsal und Gefahr;
    So vergingen Stund´ um Stunde,
    so verging ein ganzes Jahr...


    Voll Mühe - doch voll Niederlagen
    und voll Enbehrung war die Zeit
    und still wuchs in ihrem Herzen
    der bitt´re Schmerz der Einsamkeit.


    Er kroch zu ihr in den Momenten
    die ohne Wort und Nähe war´n;
    In all der Zeit die er verbrachte,
    mit Schweigen und in Pläne starr´n.


    Manchmal sprach sie: "Oh mein Liebster!
    Ich bitte dich, es muss nicht sein!
    Mein Glück mit dir, ich kann´s doch finden,
    und wär die Welt aus kaltem Stein..."


    Doch er sprach so voller Glauben,
    "Ich fleh´ dich an, hab nur Vertrau´n!
    Wir werden leben, frei und sicher,
    und unser Glück uns neu erbau´n!"


    So nickte sie dann still und lächelnd
    und fasste sanft nach seiner Hand.
    Doch sie spürte, wie im Innern
    leis´ der Glaube in ihr schwand.


    In dunklem Leid drang ein Gedanke
    tief und tiefer in ihr Herz,
    der ihr Trost und Hoffnung flüstert
    und Linderung für ihren Schmerz:


    Könnt´ sie nur diesen Traum zerstören
    dann bestimmt säh´ er es ein!
    Sie wär´n nicht frei aber zusammen;
    Zusammen - und nicht mehr allein...


    Der Saat der Gram, er wuchs im Herzen,
    und frass sich durch zum heut´gen Tag,
    an dem den Schergen sie erzählte,
    vom Plan, der so verborgen lag.


    Den Schergen, die ihr Wort gebrochen
    dass ihrem Manne nichts geschah
    und die aus leeren Fratzen grinsten
    als sie den Hof in Flammen sah.


    Hof und Scheune, Holz und Pläne,
    sie tanzten wild im Flammenschein
    und mit ihnen auch ihr Liebster;
    Man sperrte ihn im Feuer ein.


    Bleich und leer, in kalter Starre
    so hat er sie noch angeblickt,
    so fassungslos und voll Entsetzen
    dass ihr Herz daran erstickt.


    Das Herz, das alles dafür gäbe
    bekäm´s nur einen Tag zurück,
    den Augenblick nur jener Sünde
    und mit ihm auch Mann und Glück...


    Leise fallen ein paar Flocken
    aus dem dunklen Wolkenmeer,
    legen still sich auf die Trümmer
    wie weisse Asche, kalt und schwer.


    Und auch die Glut ist nun erloschen,
    und schluchzend nur kniet dort im Schnee
    das Mädchen, dass vom Himmel stürzte
    in eine endlos tiefe See...



    ______________



    So, nachdem sich eure Schwindelgefühle hoffentlich bald legen werdet ihr vielleicht erkennen, dass es nicht unbedingt sehr viel braucht um etwas zu schreiben. Und ich kann euch nur dazu ermutigen, es zu versuchen wenn ihr mögt. Dabei kommts noch nicht mal sehr darauf an, wie`s bei andern ankommt! Denn wenn man auch selbst oft was rum rummäkeln findet, es ist doch jedes Mal ein wirklich tolles Gefühl wenn man am Ende nochmals im Notizblock blättert und betrachten kann wie sich unzählige wieder und wieder umgeschriebene oder durchgestrichene Zeilen nach und nach zu Strophen formen.
    Das wirkt dann wie im Zeitraffer! xD Und wenn am Ende das fertige Ding dasteht, dann is das ein gutes Gefühl und n grossartiger Lohn für die verfluchte Mühe! ^.^ \m/

    I see the lights of the village

    gleam through the rain and the mist

    and a feeling of sadness comes o´er me

    that my soul cannot resist

  • Wie du immer übertreibst, du alter Zausel! :D


    Nummer eins und drei kenn ich ja noch sehr gut. So gut, dass ich gar nicht weiß, was ich dazu noch groß schreiben soll. Sie sind noch genauso schön wie in meiner Erinnerung, sehr atmosphärisch mit wirklich schönen Bildern und... hach. Die Enden!


    Das zweite weckt irgendwo tief in meiner Erinnerung etwas, ohne dass ich sagen könnte, ob ich das Gedicht schon vorher kannte oder es nur das Gefühl ist, das nunmal kommt, wenn man sich mehrmals in einem Thread verliert und ihn liest, ohne etwas zu antworten.
    Tun wir einfach mal so, als hätt ich das Gedicht vorher noch nie gesehen. Was... gut sein kann. Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht hat es mit dem vertrauten Stil von dir zu tun.
    Was immer es auch ist, ich war mal wieder erschlagen von der Gewalt der Bilder. Schon der Anfang hat mich gefesselt und diese heimliche, verstohlene Stimmung, irgendetwas Schleichendes, Behutsames - die verstohlene Abreise nunmal. Dann das Keuchen, die glühenden Wangen... Das alles kommt mir vor wie enorme Nahaufnahmen einer Geschichte, der man nur zu gerne lauscht. Weil der Autor sie selbst wirklich gut zu kennen scheint.
    Vielleicht liegt meine Begeisterung einfach in der Atmosphäre, denn ich mag dieses leicht Diebische, gemischt mit so vielen Infos, die so beiläufig erzählt werden wie in "was der Krieg aus Gliedern macht" - das gepaart mit überaus eleganten Worten wie "Totenwacht", die genauso präzise erzählen, um was für eine Lage es geht und was dies bedeutet... Es ist einfach wirklich angenehm zu lesen und sehr detailliert.
    Zumal die Gedichte nicht nur Gefühle (aber auch in einem wahnsinnigen Maß!), sondern gleich ganze Geschichten liefern.


    Ich kann gar nicht so viel erzählen, wie ich gerne würde. Ich bin einfach völlig ergriffen vom Gedicht, das einen mitreißt, ohne auf eine übertrieben gedrückte Stimmung zurückgreifen zu müssen, in dem nur vom Leid der Welt die Rede ist, oder eine gleichgültige, wie es manchmal den Geschichten leicht passieren kann.


    Fabelhaft. Wirklich. Ich weiß, wieso ich gerne von dir lese. Und den Titel des Threads, den darfst du gern wieder ändern :D

  • Also Cazuh Lynn, solltest du mir gegenüber irgendwelche Rachegefühle hegen, so bitte ich dich um Gnade; Es ist n schreckliches Gefühl zu glauben, man müsse jeden Moment zu Tode erröten. o_O"

    I see the lights of the village

    gleam through the rain and the mist

    and a feeling of sadness comes o´er me

    that my soul cannot resist