Ein Liebesgedicht

  • Ein Liebesgedicht


    Hö? Ein Liebesgedicht, wo es doch in der Poesie kaum was Abgenudelteres gibt? Und dann noch nicht mal ein Titel...
    Ach Gottchen... wie überaus einfallsreich....... o_ó
    Aber ich denke, ihr könnt damit leben, ich kanns ja auch - und es ist zum Glück auch nicht allzu lang xD



    Ich weiss es ist seltsam,
    vielleicht auch nur dumm,
    doch die Welt schien heut anders,
    rund um mich herum.


    Ich mein, sie schien heller,
    viel bunter - und frei;
    Als wär zwischen Irrsinn und Elend
    doch auch Hoffnung dabei.


    Oder vielleicht ist es anders
    vielleicht täusche ich mich;
    Vielleicht war sie wie immer
    und ein andrer war ich.


    Und all dieser Zauber,
    so kommt es mir vor,
    entsprang deinen Augen,
    in denen ich mich verlor.


    Und deine schweissnasse Hand,
    sanft strich sie mein Haar
    und ein Kuss deiner Lippen
    heilte mein Herz ganz und gar.


    Als ich lachte und tanzte,
    gemeinsam mit dir;
    Denn ich träumte heut Nacht,
    du wärest noch hier...



    ____________


    So, das wars dann auch. Danke fürs Lesen ^^V Ich hoffe, ihr könnt mir die schweissnassen Hände nachsehen mit denen ich nen Satz zusammen zu schustern versuchte. Aber naja, unter gewissen Umständen kann Schweiss ja durchaus was erotisches haben - unter anderen Umständen zwar auch was echt ekliges, aber ich glaube, man versteht, dass das Letztere sicherlich nicht gemeint ist xD


    (Und Danke an Alan Silvestri, nicht NUR für den Cast Away - Soundtrack, aber auch)

    I see the lights of the village

    gleam through the rain and the mist

    and a feeling of sadness comes o´er me

    that my soul cannot resist

  • Ich spür den Rost an meinen Fingern kratzen, während ich hier versuche, einen Kommentar zu schreiben, man sehe mir bitte meine Ungelenkheit nach. x_X


    Auch bin ich mir nicht so ganz über das Gedicht im Klaren - nicht, ob es gut oder schlecht ist! Ich finde es bezaubernd! Aber diese letzten zwei Zeilen hinterlassen bei mir irgendwie einen negativen Nachgeschmack. Irgendwie etwas Hoffnungsloses ganz am Ende (Wer mich noch kennt, worauf ich jetzt gar nicht mal mehr hoffen will, der weiß vielleicht, dass ich total auf solche Enden stehe! Aber es ist eben eine überraschende Wende.) und vielleicht laufe ich damit vollkommen in die falsche Richtung und die letzten beiden Zeilen sollen das Gesamtwerk eigentlich nur perfekt abrunden und ich haue eine vollkommen falsche Interpretation raus, aber... Hrm.


    Wenn ich mal von oben bis unten durchgehe... Ich glaube, damit würde es mir leichter fallen.


    Der Anfang!
    Ich liebe den Anfang. Es hat ein bisschen was Naives und Unschuldiges und ganz und gar auf-dem-Boden-Gebliebenes zu sagen, dass es einem "dumm" vorkommt oder eben "seltsam" - aber dass man eben zeitgleich das Gefühl hat, dass die ganze Welt anders ist. Ich meine... Wer kennt dieses Gefühl nicht? Dass man selbst merkt, wie komisch es eigentlich ist, und man wahrnimmt, DASS da etwas komisch ist, dass man sich aber nicht helfen kann und dem Gefühl einfach nachgeben muss? Dass man dann merkt, dass die Welt schöner ist - in deiner Wortwahl "heller, | viel bunter - und frei;", was es wirklich wunderschön umschreibt: Licht, Farbe und Freiheit. Irgendwie das Gefühl, besser atmen zu können. Und ich mag, dass du "heller" und "bunter" als Steigerungsformen gewählt hast, eben um den Unterschied zum vorherigen Zustand deutlich zu machen, dass das "frei" in seiner reinen Form aber irgendwie etwas Absolutes bringt. Dass man denkt, vorher war es gar nicht frei, kann es nicht gewesen sein, denn NUN ist es so. Nun erst ist die Welt frei. Nun erst sieht man eben neben allem Schlechten ganz plötzlich und ganz unvermittelt und ganz ohne eigenes Einlenken erst Hoffnung.


    Und dann, ganz plötzlich, kommt dann dieser Einbruch.
    Die Welt ist es gar nicht.
    Die Welt ist wie immer.
    Oder sie KÖNNTE es sein.
    VIELLEICHT ist es so - und was sich geändert hat (und ich liebe diese Stelle, denn ich wäre niemals auf so etwas gekommen oO), ist in Wahrheit... das lyrische Ich selbst. Was man als Leser gar nicht sicher weiß, denn selbst das lyrische Ich kann nur spekulieren, aber nach der Einleitung, die man ihm irgendwie geglaubt hat, weil man selbst dieses Gefühl kennt, steht man plözlich da und diese Wandlung (des Ichs, nicht der gesamten Welt) ist mit einem Mal doch viel logischer und wahrscheinlicher. Ja, es muss das lyrische Ich sein, das gewandelt ist, denn die Welt als Ganzes kann nicht einfach so gut und schön und frei sein.
    Und DANN kommt die Erklärung dafür, denn nun kommt die andere Person ins Gedicht. Und du hast wirklich zauberhafte Worte dafür verwendet: Der Zauber, der den Augen entsprang, in die er sich aber im selben Augenblick verloren hat. Das ist so viel an Information und ist gleichzeitig so schön ausgewählt, weil es gar nicht viel an Erklärungen braucht. Man hat den Zauber, das Übernatürliche, nicht Logische, nicht zu Erwartende, Fantastische. Man hat die Augen, das Tor zur Seele, wie man sagt, und kann auf Details wie sinnliche Lippen oder dergleichen völlig verzichten und hat dennoch den Effekt - und diese Augen, genau dieselben, auf die sich doch eigentlich der Zauber bezieht, werden am Ende nochmal genutzt, um zu sagen, dass sich das lyrische Ich in ihnen verloren hat. Ein Symbol für gleich zwei vollkommen aussagekräftige Bilder (drei sogar, sieht man die Augen als eigenes Bild, und ich persönlich habe es vor mir gesehen). Und dann ist da noch der Einschub, quasi die Parenthese, die die Spannung aufrecht erhält und den Zauber nachwirken lässt, die das Bild im Grunde durch eine persönliche Auffassung ("So kommt es MIR vor") schmälert und es gleichzeitig doch zu einer persönlichen, individuellen Empfindung macht. Denn andere haben diesen Zauber nicht gesehen. Andere haben nicht gesehen, dass die Welt mit einem Mal heller und farbenfroher und frei ist. Aber gerade diese individuelle Empfindung, gerade diese Begrenzung der Erfahrung der freien Welt, verschärft das Bild eigentlich und verleiht ihm einen besonderen Wert. Als würde man ihm eine Signatur aufdrücken. Es wird besonderer, vertrauter und intimer. Es wird eine Empfindung, die so speziell ist, dass sie nur einer wahrnehmen kann.
    Und passend dazu kommt auch sogleich ohne unnötige Überleitung die wahre intime Szene. Die schweißnasse - ich habe beim ersten Lesen spontan an Nervosität und damit verbundene Schüchternheit gedacht - Hand, das Haar, der Kuss der (jetzt kommen sie nämlich doch, um das erste Bild des Zaubers weiter auszuprägen) Lippen und dann als großes Finale natürlich das Herz. Hand, Haar, Kuss der Lippen und Herz. Darf ich das als Steigerung bezeichnen? Denn ich finde, in dieser Strophe ist eine Steigerung vorhanden, eine sehr perfide und sehr inhaltsträchtige sogar. Von Zeile zu Zeile hat man eine Steigerung der sinnlichen Konnotation der Begriffe: Hände allein sind nicht rein sinnlich, aber das Haar ist sinnlich konnotiert. Die Lippen sind sinnlicher als das Haar, denn sie verteilen Küsse, ein deutliches Zeichen der Zuneigung und/oder Liebe. Und dann kommt das Herz, das als DAS Symbol der Liebe schlechthin steht. Eine perfekte Steigerung innerhalb der Wortbedeutungen!
    Und in dieser Situation kommt theoretisch ein Strophenenjambement - Die Erfahrung des Moments wird in die letzte Strophe mit hinein getragen. Eigentlich schade, dass du da am Ende der vorletztes Strophe kein Komma statt eines Punktes gesetzt hast, denn wenn ich es lese, könnten die ersten zwei Zeilen der letzten Strophe noch mit zur vorletzten Strophe gehören. Denn das lyrische Ich nimmt Hände und Lippen wahr und sein Leid wird durch sie geheilt, ALS sie (zeitlich) zusammen lachen und tanzen - ebenfalls schöne Begriffe und vielleicht ist der Tanz hierbei auch metaphorisch gemeint. Und dann - BÄM! - ... der Eimer Eiswasser.


    Und hier bin ich mir unschlüssig. Denn für mich ist es definitiv Eiswasser.
    Aber ja, ich sehe ein, dass man die letzten beiden Zeilen als optimistische Fortsetzung des Gedichtes sehen kann. Das ganze Gedicht hat sich so perfekt aufgebaut. Von einer globalen Szene zur persönlichen Erfahrung zur Zweisamkeit und dann am Ende hängt er der Erinnerung noch in Gedanken nach und träumt für sich allein und sieht einem Wiedersehen entgegen. Wenn du es so schreiben wolltest... kaufe ich dir ab! :D


    Aber so lese ich es nicht.
    Für mich kommen die letzten zwei Zeilen so plötzlich wie eben ein Eimer Eiswasser. Gerade noch tanzt und lacht man mit dem lyrischen Du und dann liest man von einer Sekunde auf der nächsten, dass dieses Du schon jetzt ... gar nicht mehr da ist. Weg. Einfach entschwunden. Man weiß nicht, wie. Man weiß nicht, wohin. Und ganz sicher erfährt man auch nicht, wieso. Man tanzt noch, in einem Moment tanzt man noch selbst mit und dann merkt man: Huch? Ich bin ja allein!
    Und irgendwie hat der Traum in der Nacht für mich etwas von einer kalten, dunklen Kammer und einem leeren, ebenfalls kalten Bett, das ganz im Gegensatz zur "bunteren, helleren, freien" Welt steht, wie sie am direkten Anfang des Gedichtes beschrieben wird.
    Mit einem Mal hat man rückblickend einen golden leuchtenden Gedichtanfang und ein kaltes, dunkles Gedichtende. Und es kommt so plötzlich und bleibt einen mit den drei Pünktchen am Ende noch irgendwie hängen. Es gibt keinen direkten Abschluss, es ... läuft zum Ende irgendwie aus. Ich fands schon immer schwierig, dafür einen deutschen Begriff zu finden, was die Engländer so treffend als "fade away" oder "fade out" beschreiben. Es verblasst einfach irgendwie, aber hängt noch nach.


    Und das hat mich eben am Gedicht so gefesselt UND es mir gleichzeitig so schwierig gemacht, direkt was zu schreiben.
    Denn es gibt hier eine wirklich perfekte Steigerung mit allen Mitteln der Kunst (und stilistischen Mitteln!) und gerade, wenn man von der Euphorie gepackt wird und einem ganz warm ums Herz wurde und man im Licht badete... das Dunkel. Einfach so. Ohne Erklärung. Ohne Erzählung. Ja, selbst ohne NACHFOLGENDE Gedanken, die das Gefühl des lyrischen Ichs nun erklären, wie allein man sich fühlt. Es sind nur die zwei Zeilen und sie lassen einen sprachlos und ohne Anhaltspunkt allein. Und genau dadurch fühlt man sich so allein gelassen. Wie das lyrische Ich im Gedicht. Und man ertappt sich dabei, wie man an den leuchtenden Gedichtanfang zurückdenkt und noch einmal in der Sinnlichkeit, dem Licht, den Empfindungen baden will.


    Ich bin völlig verzaubert und verliebt und auf eine seltsame Art und Weise schwer ergriffen.
    Zauberhaft, wirklich!

  • Öhm... ich muss gestehen, ich bin recht sprachlos im Moment o_O Als mir das Ding vorschwebte war ich nur recht glücklich darüber dass mir mal ne annähernd komplette Idee in den Sinn kam. Und vor allem, das ich mir dadurch recht sicher war, dass das Teil grob über den Daumen gepeilt nicht in eine ätzende Überlänge ausarten würde. (Dabei habe ich eigentlich wirklich nichts gegen längere Sachen - solange sie nicht von mir stammen x_X)
    Und das es bitter endet. Ich meine, wenn schon ein Liebesgedicht, dann bitteschön tragisch. Wobei es zugegeben reichlich bedenklich ist, das ich keine Skrupel kenne - um nicht zu sagen, das es mir Vergnügen bereitet - meine Figuren in Einsamkeit und Elend ertrinken zu lassen; Ich wette, so mancher Psychiater an der Stelle ziemlich hellhörig werden xD


    Aber ich konnte nicht anders, es schien mir halt brauchbar in der Hinsicht, das es vielleicht etwas knackt. Und dein Eiswasser- Vergleich trifft den Nagel erstklassig auf den Kopf. (Genauso wie unter anderem auch die Fade-out Stelle, aber dazu später xD)
    Ich wollte wirklich, das man am Ende irgendwie das selbe Gefühl rüberkommt wie an manchem Morgen im Bad.
    Also wenn man noch schlaftrunken und traumbildern nachhängend ins Badezimmer wankt und ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein den Waschbeckenhahn öffnet um sich mit den Händen einen Schwall kalten Wassers ins Gesicht klatschen zu lassen.
    Und sich auf diese Weise schlagartig in die Realität zurückholt.


    Deshalb auch der seltsame Aufbau der letzten Strophe, die ersten zwei Zeilen waren - in meinen Augen zumindest xD - dazu gedacht, das man alles vorhergegangene versteht und in einen Rahmen kriegt, also die Stärke durch die Verbundenheit mit einem anderen Menschen, das Glück, die Vertrautheit und die Intimität. (Wobei das tanzen diesmal wirklich als Tanz gemeint war. Denn wenn ich auch in dieser Disziplin ebenso begabt bin wie ein betrunkener Ritter so finde ich doch einen innigen Tanz sehr in gewisser Weise weitaus sinnlicher und emotionaler, als das was man im Internet so unter Erotik findet.)
    Und dann eben - noch in der selben Strophe, das kalte Wasser der Realität. Und es stimmt, ich wollte nicht noch länger erklären, ob nun Gründe oder Einzelheiten. Es spielte hier im Grunde in meinen Augen ja auch keine Rolle und ich wollte, sofern es mir wirklich gelang zumidest ein wenig eine Art o_O" - Effekt beim Leser zu erzeugen, ihn aus dem Gedicht rausschmeissen und ihn mit seinen eigenen Gedanken zurücklassen ehe ich alles wieder kaputtzerpflücke xD



    Und du siehst mich mehr als erstaunt, dass es, so wie du es in aller mich erröten lassenden Ausführlichkeit schilderst offenbar tatsächlich irgendwie geklappt hat ein wenig was von der Idee an andere Ufer zu retten; Trotz nicht vorhanderer Metrik und äusserst simpel gestrickten Reimen.


    Danke dir fürs Lesen, und alles Weitere dass du dir mit diesem Ding angetan hast! ^_^

    I see the lights of the village

    gleam through the rain and the mist

    and a feeling of sadness comes o´er me

    that my soul cannot resist

  • Ich bin... erleichtert. In gewisser Weise.
    ...
    (*hände in hüften stemm und triumphierend laut lacht*).


    Nee wirklich! xD
    Ich hatte schon ein bisschen Angst etwas über Eiswasser zu schreiben, da ich diese Art der Interpretation als so negativ empfand, dass ich dir ein vielleicht im vollkommen Guten gemeintes Gedicht damit zerhackstückeln könnte. Aber umso erleichterter bin ich, dass es tatsächlich so gemeint war. Ich glaube, ich spare mir jetzt mal ausführliche Kommentare bezüglich ernüchternder Einsamkeit nach dem alles versengenden Hochgefühl der Zweisamkeit... xD
    Aber ich bin froh, wenn meine vielleicht... überschwängliche Analyse (war mein Text gestern auch schon so lang? oO") nicht in dir das Gefühl geweckt hat, den Text in der Luft zu zerreißen und dann in den Kamin zu werfen xD"