Das Kind der Nacht

  • (alternativ: Ode an die Wildkatze xD)



    Das Kind der Nacht


    Es schleicht die Nacht mit Kauzgeschrei
    Im schwarzen, sternbestickten Kleid
    Wohl schon vom fernen Wald herbei
    Und treibt die Jäger von der Waid.


    Die Stiefel tragen Schattensohlen,
    Im Mantel rauscht der dunkle Wind
    Und ihrem Säuseln folgt verstohlen
    Der Tagediebin jüngstes Kind.


    Im sanft gestreiften Nebelpelz
    Sucht es mit gold’nem Sichelblick.
    Dem kleinen Töchterchen gefällt’s,
    Bleckt schon die Zähnchen fürs Genick.


    Will es wohl eine Maus erbeuten?
    In seinen Krallen schläft der Tod.
    Doch, horch! Da klingt ein fremdes Läuten.
    Das Kind duckt sich in seiner Not.


    Was donnert doch der Uhrenschlag!
    Laut brüllt der Wächter hoch vom Turm.
    In seinem Fenster glimmt der Tag,
    In seiner Stimme tobt ein Sturm.


    „Mit Stahl und Stein“, raunt leis‘ die Nacht,
    „Wird dort der Lebensklang gestillt.
    Doch hier im Wald bist du bewacht.
    Im Wald, mein Kätzchen, bleibst du wild.“

  • Liebe Cazuh Lynn, hiermit erkläre ich mich offiziell zu deinem ersten(?) Fan. ^^


    Stil und Wortwahl gefallen mir sehr. Obwohl deine Sprache eher an traditionelle bzw. in diesem Sinne an klassische Lyrik erinnert, sind die verwendeten Bilder kreativ und unverbraucht. Dafür ein großes Lob.


    Am Metrum lässt sich bisweilen noch arbeiten. Zwar wird ersichtlich, dass ein vierhebiger Jambus zu lesen ist, aber die Betonungen sitzen an einigen Stellen recht "locker". Ich zitiere mal die Verse, die mir aufgefallen sind und markiere die Silben, die man beim Lesen normalerweise hervorheben würde:


    Merke: Im Deutschen werden meist die "wichtigeren" Wörter hervorgehoben. Das heißt, bei Substantiven, Adjektiven und Verben ist fast immer mindestens eine Hebung zu finden. Artikel, Pronomina und Adverbien sind eher zweitranging und werden deshalb in deren direkter Nachbarschaft selten betont - Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.



    Grüße an die Dichterin


    L.

  • Geb ich auch hier mal noch meinen Senf dazu :3


    Das Gedicht liest sich, wie Lilium schon sagte, schön locker, aber das bin ich von dir mittlerweile gewohnt ;)
    Auch wenn mir das andere deiner beiden neuesten Gedichte besser gefällt, einfach weil es mich mehr berührt, bekommt man auch hier ein schönes Gefühl für die Atmosphäre in dem das ganze Spielen soll, ich kann mir sehr gut vorstellen wie die Katze nachts umherstreift

  • @Lilium
    Herzlichen Dank :D Aber ich fürchte, um der erste Fan zu sein, musst du erstmal an meiner Tante vorbei *bwahah*
    Und ja, ich... ich weiß durchaus, wie Metrik funktioniert ^^" Ich halt mich nur meist nicht allzu stark daran. In meinem Kopf klingt es immer recht flüssig so wie es ist. Irgendwie ist es bei mir öfter mal so, dass auch eher unauffällige Worte betont werden xD Zum Beispiel ist es für mich bei den rausgesuchten Stellen gar kein Problem, das "wohl" unter den Tisch fallen zu lassen, weil es auf das "schon" hinweist, und auch das "bleckt" verschwindet bei mir in der Versenkung mit Betonung auf "schon".
    Beißt sich da in meinem Kopf irgendwie nicht xD


    Aber danke :D



    @krümelkatze
    Dankeschön! :3
    Ich bin gar nicht drüber verwundert, dass das andere besser gefällt. Es hat auch wesentlich mehr an Gedanken und Arbeit erhalten als dieses hier ^^ Um ehrlich zu sein, ist dies nur die Ausgeburt eines Fantasy-Rollenspiels, in dem man die Handlungen seines Charakters ausspielt (ziemlich ähnlich den Foren-RPGs hier, nur dass man sich an einem Abend trifft und die RP-Szene eben im Wechsel an einem Abend durchspielt) und der Charakter, mit dem ich spielte, wollte ein Gedicht über eine Wildkatze. Da habe ich innerhalb der Pausen, in denen er schrieb, ein paar Zeilen zusammen geschneidert, war aber zu perfektionistisch und ehe die Worte alle passten, war der Moment im RP verstrichen und das Gedicht quasi "sinnlos" geworden. Da habe ich lange gehadert, es überhaupt hochzuladen, aber ich dachte: Ach, na komm. Wenn es schon im Spiel seine Funktion verloren hat, lad es einfach hier hoch.
    Deswegen das eher inhaltsleere Format. Es geht eben wirklich nur um die Wildkatze als Kind der Nacht und um die Sicherheit in der unberührten Natur, im Gegensatz zur Sicherheit in einer durch Turm und Nachtwächter und Licht und Zeit geschützten Stadt ^^


    Ich wollte diese Info nur nicht vorweg nehmen, um das Gedicht nicht schon "vor dem ersten Lesen" zu schmälern und ihm etwas zu nehmen - Jetzt ist es raus! :D