Skandal um "die Geisha" in Japan und China

69. Community Stammtisch
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  • Ich weiss, dass der Film nun schon vor einiger Zeit in den deutschen Kinos lief und vermutlich haben die meisten von euch es schon gehört, aber dennoch...


    Folgendes von Wiki:
    "Sowohl in Japan als auch in China hat der Film Empörung und Proteste ausgelöst. Grund hierfür war die Besetzung der Geisha-Rollen mit chinesischen Schauspielerinnen. Bei der Weltpremiere in Tokio, war in der dortigen Presse von einem „Skandal“ die Rede. In China startete der Film erst gar nicht in den Kinos; die Synchronisation wurde abgebrochen. Der chinesische Starregisseur Chen Kaige sagte dazu: „Eine Chinesin kann keine Geisha spielen, es ist eine traditionelle Figur der japanischen Kultur. (...) Aber vielleicht war es dem Regisseur egal. Besonders Zhang Ziyi als Darstellerin der Geisha sah sich in ihrer Heimat harscher Kritik und sogar Drohungen ausgesetzt, da einige Chinesen Japan noch immer als Erzfeind betrachten."


    Dies und folgender privater Weblog brachten mich zum nachdenken:
    "Habe ich heute wirklich geschrieben, ich sei begeisterter Fan des Films "Die Geisha"? Nach dem, was ich gerade gelesen habe, ändert sich meine Meinung drastisch, denn dieser Film war in Japan und in China ein richtiger Skandal und schien wohl sehr lange für Aufruhe gesorgt haben (zurecht!).


    Denn (...) die Hauptrollen in diesem kulturbezogenen Film besetzten wahrhaftig drei gebürdige Chinesinnen. Und zwar Zhang Ziyi, Gong Li und Michelle Yeoh.


    (...) Viele werden wahrscheinlich denken, dass es kein großes Ding sei, denn ein Film vom 2. Weltkrieg gelang auch mal in die Hände von Amerikaner. Klar, man könnte belegen, dass dies auch nicht richtig sei, jedoch hatten die Amerikaner auch etwas mit diesem Krieg zu tun, die Chinesen allerdings nichts mit Geishas!


    (...)


    Meiner Meinung nach ist es eine Dreißtigkeit so etwas auch nur in Betracht zu ziehen!! Bin auch sehr sauer irgendwie..."
    (http://www.bloodyeye.log.de)



    Nun mag ich ungern für oder gegen die Japaner sprechen, denn ich kann nicht nachempfinden, wie es für sie sein mag, es herrscht dort ein anderes Verhältnis zu China und eine andere Pietät.


    Ich frage mich trotzdem, was das soll. Die Japaner schauen Filme aus China (mit chinesischen Schaupielern OoO).
    Gut, der Film spielte in Japan. Chinesinnen sind keine Geishas. Okay.
    Aber seit wann geht es darum, wer der Schauspieler ist? ich dachte es geht vielmehr darum, was er darstellt und wie er das tut?
    Ich finde es diskriminierend, dass die Damen so unter Beschuss genommen werden, weil sie nicht in Japan geboren wurden, aber gute Schauspielerinnen sind und es gut umzusetzen wussten.
    Der Regisseur ist Amerikaner... ich gehe davon aus, dass dieser noch weniger Ahnung und noch weniger kulturellen Bezug zu japanischen Geishas hat als die Schauspielerinnen und Tatsache ist: Schauspieler sind ein Puzzleteil des Film, ein Werkzeug darin. Der Regisseur muss all die Teile verbinden und dirigieren und ist er dazu nicht in der Lage, wird er kein gutes, reelles Bild erschaffen. Aber das ist anscheinend egal...
    Immerhin stehen die Japaner und die Amerikaner auch nicht wahnsinnig gut zueinander.


    Folgendes sind Tatsachen: Die Vorlage für den Film ist ein ROMAN, was in der Regeln mit einem gewissen Grad an Fiktion einhergeht. Zum zweiten ist der Schriftsteller der AMERIKANER Arthur Golden. Es ist also amerikanische Fiktion der japanischen Kultur... soweit so gut, wie kommt ein Japaner darauf, er hätte ein Anrecht darauf, dass dort nur Japanerinnen mitspielen?




    Ich habe nicht erlebt, dass hier so viel Wirbel um Tom Cruise in der Rolle als Stauffenberg gemacht wurde, obwohl dass schon recht seltsam ist, aber vielmehr, weil Herr Cruise heute ein nicht gerade hohes Ansehen hierzulande hat und ich denke, es ist schlicht keine passende Rolle für den "Schönling" Tom.


    Es ist aber auch möglich, dass ich es einfach in Zeiten der Toleranzpredigten nicht nachvollziehen kann.


    Wie seht ihr die Thematik? Denkt ihr auch, die Thematik ist gerechtfertigt? Würdet ihr sagen, die Japaner übertreiben? oder denkt ihr, die japaner dürfen, aber eine Ausländerin sollte sich nicht so darüber aufregen? Oder seht ihr es ebenso kritisch, wie der Japaner?


    Ich bin sehr gespannt.
    sue-chan

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    Ein Großvater sprach mit seinem Enkel über seine Gefühle angesichts einer kürzlich erlebten Tragödie.
    Er sagte: "
    Es ist so, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpften. Einer der Wölfe ist rachsüchtig, wütend und gewalttätig. Der andere ist eher traurig, liebevoll und voller Mitgefühl."
    Der Enkel war aufgeregt und fragte: "Aber Großvater,
    welcher Wolf wird den Kampf in deinem Herzen gewinnen? "


    Der Großvater lächelte und sagte: "Derjenige, den ich füttere."

  • ich finde den wirbel um die hauptrolle in "die geisha" berechtigt...alle haben zwar ihre rollen sehr gut gespielt, besonders die hauptrolle, doch eine chinesin kann eben keine geisha sein. außerdem hat der regisseur die geschichte, wie man als geisha lebt von mineko iwasaki so verändert, dass diese "gezwungen" war ein buch zu schreiben um das leben einer geisha ins richtige licht zu rücken, dass geishas sich nicht für viel geld "anbieten".


    all diese tatsachen vermiesen mir auch etwas den film.

  • Ich halte den Wirbel um den Film nicht gerechtfertigt. In Europa merkt man vielleicht nicht so viel davon, aber dieser (vielleicht kann man ihn auch so nennen: falschen) Stolz Chinas ist einfach nur nervig. Die Sache, dass China des Mittelreich, sprich die Mitte der Welt, um die sich alles dreht, scheint nach dem, was ich auch von meinen frueheren Klassenkameraden erlebt habe, wirklich ein wichtiger Teil der Erziehung in China und nicht nur reine einseitige, stereotype Darstellung aus dem japanischen Fernsehen zu sein. Ich will mit keiner Silbe sagen, dass Japan die Unschuld schlechthin ist, die Penetranz, mit der sie immer wieder schaffen, in offenen Wunden rumzustochern, ist genau so schlimm. Aber China kann keine Fehler zu geben oder irgendwelche Zugestaendnisse machen, weil sie ja nichts falsch machen. Und alles, was irgendwie ihr Image schlechtmacht oder gegen die vorgeschriebene Denkweise oder Strategie geht, wird gnadenlos verfolgt oder schlechtgemacht. Und die Tatsache, dass es 3 Schauspielerinnen gewagt haben, in einem Film mitzuspielen, der die Kultur von dem so schlecht gemachten Nachbarland als positiv und wertvoll darstellt (egal, wie fiktiv der Film nun ist), ist Vaterlandsverrat schlechthin. Daher ueberrascht mich persoenlich die Reaktion Chinas nicht besonders. Mich wundert fast schon, dass man die 3 Frauen nicht gleich als Landesverraeter aus dem Land geworfen hat.


    Und warum sollen Chinesinnen nicht auch Geishas spielen duerfen? Als ob man, nur weil man zufaellig in Japan geboren und aufgewachsen ist, die perfekte Geisha hinlegen kann? Junge Japanerinnen haetten die Sache bestimmt nicht besser gemacht, denn die Taenze und anderes sind nun mal kein Bestandteil der normalen Ausbildung junger Maedchen des 21. Jh. mehr. Japanerinnen haetten durch genau die gleiche Ausbildung gehen muessen, die Frage ist, wie dann ihr Tanz ausgesehen haette. Und ich kann leider nicht mehr die Quelle zitieren, aber ich meine, mal gelesen zu haben, dass der Regisseur gezwungenermassen zu Chinesinnen gegriffen hat, weil sich keine Japanerin auf die Rollen beworben hatte.


    Ich kann jetzt nur von oeffentlichen Medien sprechen, aber ich kann mich an keine grossartigen Proteste von japanischer Seite in Bezug auf die Darstellerinnen erinnern. Ich glaube, Japanern war es ziemlich egal, welchen Pass die Frauen nun hatten. "Sayuri" war hier normal im Kino und kann jetzt auch ueberall normal ausgeliehen werden. Sollten wirklich weltbewegende Proteste stattgefunden haben, haetten die ganzen Geschaefte bestimmt nicht diesen geschaefts- und imageschaedigenden Film mit in ihr Angebot aufgenommen. Das es Proteste bei der Premiere in Tokyo gab, will ich nicht bezweifeln, aber Leute, die nicht mit Sachen einverstanden sind, gibt es immer. Bei solchen Zitaten sollte unbedingt darauf Ruecksicht genommen werden, wieviele Leute das wirklich waren und wie weit diese Bewegung wirklich von einer grossen Anzahl von Japanern ausgegangen ist. Denn nicht jeder Japaner ist so stolz auf sein Japanersein, dass er oder sie eine nichtjapanische Geisha als Verrat ansehen wuerde. Zu viele Leute tangiert das heutzutage wirklich nur noch periphaer.


    Liebe Gruesse


    Emiko

  • Dieser ganze ideologische Mist ist für mich bedeutungslos bei der Besetzung von Filmen, da gehts doch schließlich eher um die Fähigkeiten der Schauspieler.
    Was ich jedoch schade fand, war, dass der Regisseur anscheinend gedacht hat, Asiaten sähen alle gleich aus. Ich persönliche finde, dass Chinesinnen einfach anders aussehen als Japanerinnen. Und wenn man wirklich ein Sittengemälde einer Zeit und eines Landes zeichnen will, wär es schon besser, wenn man sich auch da um Authentizität bemüht. Uns würde auch stören, wenn in einem Film über Italien lauter dunkelhaarige Slawen rumlaufen.


    Aber für mich ist das kein Grund, auf die Barrikaden zu gehen oder die "wer darf was"-Debatte loszutreten. Aber eigentlich bin ich das gewohnt von amerikanischen Produktionen. Wenn die irgendwelche Historienschinkenfilme über Europa oder europäische Ereignisse drehen, dann kann man davon ausgehen, dass die Kleidung aus der falschen Epoche sind oder die Perücken nicht zeitlich passen oder die Musik oder sonst was. Amerikaner denken doch meistens, das keiner das merkt und in Amerika merkt das auch keiner. Von daher: Japanerinnen fänd ich auch besser, aber bei Amis kann man nix anderes erwarten.

  • Im Prinzip würde ich so eine Kritik beziehungsweise so einen Wirbel nicht für wahr nehmen doch irgendwie kann ich die Japaner verstehen warum sie so "Austicken"
    Es gehört nun mal zu Ihrer Kultur, nicht zu der der Chinesen... und wenn es in diesen Länder um Ihre Kultur und ihre geschichte geht nehmen sie alles sehr genau und lassen sich auch nicht ins Wort fallen. Das ist in meinen Augen völlig Okay und verständlich.
    Ich frage mich nur ob sich der Regisseur das nicht schon vorher irgendwie ausmalen hätte können..


    LG.: Tarmin

  • Es ist zwar ihre Kultur und sicherlich wäre es auch 'schöner' gewesen wenn dies eine Japanerin gespielt hätte, aber mal ehrlich, Asien ist Asien. Ich finde es schon ziemlich heftig das sich Chinesen und Japaner so feindlich gegenüber stehen. Zumal mir das im Film nicht aufgefallen ist, das die Geisha eine Chinesin spielt. Wahrscheinlich weil ich mich eher auf die Handlung die mir der Film bot, konzentriert habe. Gerechtfertigt ist es zwar das sie sich darüber aufregen, aber nicht in so schlimmen Ausmaßen als das man von einem Skandal sprechen könnte.