Rakuda Onna, das "Kamelweib", ein hundertdreißig Jahre alter Dämon, sucht auf ihrer unstillbaren Lust nach Blut eine Mittelschule heim. Mit einem Biss macht sie den jungen Konosuke Mori zum Vampir, der bald zu ihrem Schüler wird und ihr neue Opfer zuträgt. Mori-Kun ist begierig von ihr zu lernen, wie er sich seinem neuen Wesen entsprechend zu verhalten hat. Als Kreatur der Nacht durchstreift er die Straßen. Einer seiner Mitschüler, Sotoo Henmi, birgt ebenfalls ein dunkles Geheimnis – über seine Taten führt er ein Tagebuch, dem er den Titel "Der lachende Vampir" gegeben hat. Als sich schließlich die Wege der beiden Jungen kreuzen, kommt es zur blutigen Auseinandersetzung...
Suehiro Maruo gilt als einer der renommiertesten Zeichner Japans und wird bei Reprodukt erstmalig in deutscher Sprache präsentiert – mit einem modern in Szene gesetzten Manga, der Ende der neunziger Jahre für den japanischen Verlag Akita Shoten entstanden ist. "Der lachende Vampir" ist in japanischer Leserichtung erschienen.
REPRODUKT
Der lachende Vampir ist das erste und bisher einzige in Deutschland veröffentlichte Werk von Suehiro Maruo. In Japan selbst hat er einen gewissen Ruf, er wird der Erotischen Groteske zugerechnet und ist vor allem wegen seinen expliziten Gewaltdarstellungen berüchtigt, die er mit einer bizarren Erotik verbindet. Eben dies mit dem Zeichnstiel klassischer Shojo-Manga - der sich unter anderem in den Bishonen-Charakteren zeigt, die oft genug im krassen Kontrast zu den abscheulichen Kreaturen (Menschen und anderes) stehen, die sonst Marous Universum bevölkern - erschafft eine ganz eigenwillige Ästhetik, mit der Maruo genug Distanz zur Handlung aufbaut, dass die Verstörung nicht groß genug wird, als dass der Leser sich angewidert abwendet. Im Nachwort (Ja, richtig gelesen ein Nachwort, genau genommen gibt es gleich zwei. Das erste vom japanischen Schriftsteller Hiroshi Aramata und das zweite - für die deutsche Ausgabe - von der Japanologin und Kulturwissenschaftlerin Jaqueline Berndt.) zieht sogar Hiroshi Aramata den Vergleich mit dem französischen Théâtre du Grand Guignol und dessen "avantgardistisch-sozialistischen" Inhalten. Aramata geht sogar soweit zu behaupten, dass der "Ruf des Gefährlichem" der Maruo anhafte, die gleiche Gefährlichkeit sei, die auch dem sozialistischen Roman früher von dessen Gegnern unterstellt wurde. (Eine zumindest recht kühne Behauptung meiner Meinung nach.)
Um ein paar Dinge klarzustellen: Ich habe mich bisher weder besonders für das Vampir-Motiv noch für Literatur oder Film mit expliziter Gewaltdarstellung interessieren können. Doch bin ich immer auf der Suche nach anspruchsvollen Manga und hierfür wurde mir nun Der lachende Vampir empfohlen, der mich trotz anfänglicher Skepsis schnell begeisterte und ich ihn in kurzer Zeit nun schon dreimal hintereinander durchgelesen habe. Neben der, wie oben angerissen, grotesken Ästhetik ist vor allem die Vielschichtigkeit der Handlung und der Motive zu würdigen, die ich, glaube ich, bisher nur zu einem kleinen Teil wirklich erfasst habe - selten hat mich ein Manga so zum Nachdenken und Grübeln angeregt (angefangen bei der Frage in welchem Grad die Protagonisten in ihren Handlungen frei und damit verantwortlich sind).
Wie zu erwarten hat sich Der lachende Vampir auf dem deutschen Markt äußerst schlecht verkauft, weswegen für die bereits durckfertige deutsche Ausgabe von Midori - Das Kamelienmädchen (ein weiteres Werk von Maruo) nach mehreren Terminverschiebungen (der letzte Termin war 2008) weiterhin eine Veröffentlichung ausbleibt, welche aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht mehr kommen wird. Gerade deswegen möchte ich jedem der sich auch für anspruchvollere "Nischenmanga" begeistern kann, dringend Der lachende Vampir ans Herzen legen, nicht trotz sondern gerade weil es sich hierbei um schwer verdauliche Kost handelt.
Anmerkung: Da ich eigentlich ein ziemlich schreibfauler Mensch bin habe ich diese von mir bereits in einem anderen Forum veröffentlichte Rezension einfach in den meisten Passagen übernommen. Ich hoffe so viel Bequemlichkeit wird mir nachgesehen. ;)