Autor: John Niven
Jahr: 2011
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 400
ZitatKlappentext:
»Da kommt Gott - tut so, als wärt ihr beschäftigt.« Denn Gott ist stinksauer. Nachdem Er sich im Himmel eine einwöchige Auszeit für einen Angelurlaub gegönnt hat, kehrt Er nach etwa vierhundertfünfzig Jahren (ein Tag im Himmel entspricht siebenundfünfzig Erdenjahren) wieder zurück an Seinen Schreibtisch und muss mit ansehen, wie die Erde in der Zwischenzeit den Bach runtergegangen ist. Umweltsünden, Kriege, moralischer Verfall, kirchliche Hassprediger, skrupellose Kommerzialisierung - die Menschen sind auf dem besten Weg, sich selbst zu zerstören. Und so bleibt Gott nichts anderes übrig, als Seinen Sohn Jesus Christus, dem es im Himmel blendend geht und der mit Jimi Hendrix Gitarre spielt und Joints raucht, wieder auf die Erde zu schicken, um Gutes zu tun und das einzig wahre Gebot SEID LIEB zu predigen. Widerwillig landet Jesus in New York und versucht, zunächst erfolglos, als Sänger und Gitarrist in einer Rockband Gehör zu finden. Derweil schart er seine ersten Jünger um sich - Drogenabhängige, Gescheiterte, Obdachlose, denen er zu helfen versucht. Als seine Mission, die Massen zu erreichen, zu scheitern droht, greift er zum letzten Mittel: Er nimmt an einer Castingshow teil. Damit beginnt eine denkwürdige Odyssee quer durch Amerika.
Nun, ich finde der Klappentext gibt mal wieder nur halb so gut her, was das Buch eigentlich beinhaltet, aber darauf gehe ich später in Spoilern noch etwas drauf ein =)
Über den Stil des Autors:
Ich habe von John Niven vorher noch kein Buch gelesen, aber ich muss sagen, sein Schreibstil ist famos! Witzig, rasant und dennoch spannend ^^ Das Buch bleibt an keiner Stelle "hängen" und langweilt einen mit Details, oder überflüssigen Szenen - es springt von einer wichtigen Szene zur nächsten und gibt einem so das Gefühl es schnell, flüssig und gut lesen zu können. Das Buch ist in sechs Teile gesplittet, von denen die meisten recht kurze Kapitel haben (für mich auf der Arbeit in der Pause immer geschickt zu lesen gewesen *gg*) Am Anfang war ich etwas... nya nennen wir es mal "geschockt" über den Stil - nicht wegen dem Stil selbst, sondern eher im Zusammenhang mit dem Thema, mit dem es einfach zu tun hat: Gott. Ich gehöre nicht zu den gläubigen Menschen unter uns, aber dennoch fand ich es sehr befemdlich /unglaublich, dass Gott derartig fluchen kann (oh ja, das tut er X'D) oder Joints rauchen soll *lol* Man gewöhnt sich aber - sofern man offen genug ist, zu akzeptieren, dass es in diesem Buch eben so ist - recht schnell dran und die meiste Zeit geht es ja eh nicht um Gott selber, sondern um den Junior ;P
Die Charaktere werden - sofern sie wichtig genug sind - gut eingeführt und beschrieben. So ist es wunderbar mitzuempfinden ob ein Charakter ein charmanter netter Kerl, oder ein arrogantes geldgeiles Arschloch sein soll. Gerade Jesus selber ist mir dermaßen sympatisch mit seiner offenen netten Art, dass ich ihn einfach mögen muss =D
Zur Story:
Der erste Teil spielt komplett im Himmel und ist sozusagen nur das "Vorgeplänkel" - eben das was im Klappentext auch schon steht. Gott war im Urlaub und als Er zurückkommt sieht er das Chaos und beschließt seinen Sohn erneut auf die Erde zu schicken um zu leiten und zu inspirieren.
In den weiteren Teilen geht es dann natürlich um Jesus' Leben auf der Erde. Man lernt ihn kennen als Gitarristen in einer kleinen Band, bestehend aus ihm und seinen beiden Kumpels Kris und Morgan, und wie er versucht Gutes im Kleinen zu tun. Er hilft Obdachlosen, (Ex-)Junkies, Alkoholikern und anderen Außenseitern der Gesellschaft zu überleben und egal wie schlimm es ihm dabei ergeht (beim Klauen der weggeworfenen Waren eines Supermarkts geschnappt worden und mal wieder Zeit im Knast verbüßen) er bleibt optimistisch und immer freundlich zu seiner Umwelt.
Schließlich beschließt er - nach langem Überreden seines Kumpels Kris - bei der Castingshow "American Pop Star" mitzumachen um so seinen Wirkungskreis zu erhöhen; denn er soll den Menschen ja Gottes einziges Gebot "Seid lieb" wieder nahe bringen und wie erreicht man die Menschen wohl besser, als durch sowas? Natürlich denkt er die ganze Zeit, dass Castingshows der letzte Mist sind, aber er quält sich durch und setzt sich auch gegen so einige hohe Tiere des Fernsehens durch ;)
Nach der ersten Castingrunde in New York müssen alle Kandidaten, die zur Show dürfen, aber nach Los Angeles. Eigentlich bekommt Jesus dafür ein Flugticket erster Klasse (irgendwas super-spezielles ist an dem Ticket, aber ich weiß es leider nicht mehr ^^"), aber er will seine Freunde mitnehmen und verschachert es für einen Haufen Kohle, damit sie sich einen Bus kaufen und mit der ganzen Bande nach L.A. tuckern können. Unterwegs sammeln sie noch das eine, oder andere "Strandgut" ein und nehmen sie mit auf die Fahrt ;)
In L.A. bei den Leuten von "APS" ist es natürlich nicht immer rosig - Steven Stelfox, dem die Sendung gehört und der dazu noch Jury-Mitglied ist, ist ein Fan von schnulzigen Balladen, also muss man Balladen trällern um bei ihm zu Punkten. Jesus steht aber mehr auf Rock 'n Roll und stößt daher oft auf taube Ohren, aber er bekommt einen kulanten Mentor ab, der ihm hilft und sie einigen sich auf die eine oder andere Coverversion ;)
Alles weitere setze ich mal in Spoiler, weil ich parallel erzähle was passiert und meinen Senf dazu abgebe ;)
Während der Show:
Die Show gewinnt er ja nicht, weil er durch seinen Auftritt in der Final-Runde quasi selbst "abdankt", aber seine Worte über die von den Menschen geglaubten Dinge, was Kirche, Religion & Co. angehen, haben sich wohl doch in dem einen, oder anderen Kopf festgesetzt =) Eine Stelle die mir persönlich gut gefallen hat ^_^
Nach der Show:
Aus kommerziellen Gründen - weil ein großer Teil des Publikums Jesus mochte - macht Stelfox mit ihm schließlich einen Vertag und so bekommt Jesus viel Geld für Coversongs die er aufnehmen soll, damit Stelfox eine CD auf den Markt werfen und Millionen scheffeln kann.
Von dem Geld leistet sich Jesus natürlich keine Villa in L.A., sondern sie fahren mit einem (neu gekauften) Bus quer durchs Land und stoßen in Texas auf ein altes Farmgelände, das sie kaufen. Dort errichten sie quasi eine Art Kommune für alle, die kommen wollen - einzige Bedingung: keine Waffen. Das sorgt natürlich hin und wieder für Ärger, wenn neue Leute dort stranden, aber wenn sie sie bereitwillig abtreten sperrt Jesus die Waffen weg, wenn nicht, werden sie gebeten wieder zu gehen ;)
Auf dem Farmgelände tut sich in vielerlei Hinsicht was: Claude bestellt die Felder, Pete kümmert sich um die eigene Energieversorgung und um den Häuserbau, Becky macht das finanzielle und Jesus und seine Jungs spielen fleißig Songs - jedoch nicht nur für Stelfox ;)
Ich muss sagen, dieses "friedliche Leben" hat mich etwas irritiert. Ich dachte mir, "Hey, was soll das jetzt? Was wird jetzt aus Jesus' Mission?" Die Stelle hat mich fast etwas gelangweilt, aber dann wird es ja wieder spannend und es geht aufs Finale zu.
Das Finale:
Alles was dann kommt, hat mich irgendwie verwirrt. Ich konnte nicht so recht erraten was als nächstes passieren wird und so musste ich wirklich immer die nächste Seite abwarten =)
Ein Pastor, der sich an der Kommune störte - und schließlich hielt er es, wie viele für Blasphemie, dass es jemand wagt sich "Jesus Christus" nennt - hetzte nach einem Besuch dort und nach einem Wortgefecht mit Jesus, bei dem er mal ziemlich sauer war, FBI, BATF, DEA und sonst noch was auf ihre Hälse.
Natürlich kommt es wie es kommen muss: Ein Aufgebot an Waffen (sogar Helicopter und Panzer...) werden mitgebracht und das Gelände gewaltsam gestürmt. Die Aktion hätte friedlich verlaufen können, wenn nicht zwei Brüder eine Jagdwaffe bei sich gehabt und auf die Eindringlinge losgeballert hätten. Natürlich "wehren" sich die Einheiten des Staates und so werden schließlich viele getötet, das Gelände verwüßtet und alle restlichen inhaftiert und verhört. Es gibt Verhandlungen und schließlich nimmt Jesus alle Schuld auf sich und bekommt somit die Todesstrafe.
Das waren Szenen die mich allesamt traurig gestimmt haben. Erst zu lesen wie viele Freunde von Jesus sterben und dann noch wie er selbstlos seinem Tod entgegentritt =( Natürlich alles immer Parallelen zu seinem "früheren" Leben.
Und danach:
Danach kommt eigentlich wieder was Schönes, weil man ja weiß wo Jesus landen wird =) Und es war auch schön zu lesen, dass seine Freunde alle da waren - er machte nur noch einen kurzen Tripp auf die Erde um Becky einen Tipp zu geben, wie das ganze Missverständnis, wegen dem Jesus beschuldigt wurde, aufgeklärt werden kann ;) Und da im Himmel die Zeit viel langsamer vergeht, als auf Erden, sind auch Becky und die anderen Überlebenden bald im Himmel =) Ein schönes Ende, finde ich persönlich ^^
Zu den Charas:
Jesus:
Wie schon erwähnt, ist JC - wie er immer genannt wird *gg* - ein absolut sympatischer Charakter! Er wird immer als jemand beschrieben der schönes, langes, blondes Haar und strahlende blaue Augen hat und den eine seltsame Aura umgibt, der man sich nicht entziehen kann. Trotz Allem was er so erlebt, bleibt er dem Gebot seines Vaters treu - er begegnet allen Menschen mit Freundlichkeit und Liebe und dazu hat er trotzdem eine rebellische Art ansich. Man muss ihn einfach mögen =)
Wie er bei "APS" improvisierte und auf die Bühne raßt um ein rockiges Lied zu gröhlen, hat er die Fans - und mich X'D - begeistert, so dass niemanden mehr Stelfox' "Liebling" wählen wollte, sondern alle nur noch JC =) Gerade wie er dasteht und auf Papst und Kirche schimpft (berechtigte Sachen, will ich meinen), das fand ich... nya "klasse" klingt vielleicht etwas zu freudig, aber ich fands durchaus positiv, was er so alles gesagt hat =)
Sein Tod ist - mal wieder - tragisch und ich konnte mir ein Tränchen nicht verdrücken ;(
Kris & Morgan:
Kris und Morgan sind seine beiden Bandkollegen die ihn bei seiner Tour - egal ob das bedeutet, den Armen zu helfen, oder "Popstar" zu werden ist - begleiten und unterstützen. Kris ist eher optimistisch, fröhlich und glaubt daran, dass JC das alles packt (auch wenn er ihm trotzdem nicht glaubt, dass er Gottes Sohn ist), während Morgan eher realistisch ist, manchmal auch etwas sarkastisch und sich auch gerne mal über das eine oder andere lustig macht. Im Grunde sind beide nette Kerls =)
Die beiden überleben den Anschlag auf das Farmgelände und landen erst "später" im Himmel ;)
Becky & ihre Jungs:
Beckys Rolly ist zuanfang noch kleiner, sie wird als Ex-Junkie und Ex-Nutte beschrieben und es wird erzählt, dass sie zwei kleine Söhne hat. Erst auf der Tour nach L.A. im Bus lernt man sie näher kennen - sie weiht JC in das Geschehen von "APS" ein und zeigt ihr wie Stelfox drauf sein kann. Später übernimmt sie auf der Farm den Part der "Denkerin" - sie lenkt das Finanzielle und plant Meetings mit den Bewohnern.
Danny und Miles, ihre Söhne, kommen erst nur am rande als "Anhängsel" vor, entpuppen sich dann aber zu richtigen kleinen Charakteren, wie ich finde =) Sie zeigen was Jesus mit Kindern so drauf hat und sie unterstützen ihre Mutter, wo sie nur können ^^
Auch sie überleben das Farm-Dilemma und wohnen dann gemeinsam, bei Becky's Eltern. Nach seiner Hinrichtung, als JC noch mal kurz auf die Erde kommt um ihr einen Auftrag zu geben, kann sie nicht fassen, dass er da ist (wer würde das schon!?) und trifft ihn dann ebenfalls "später" im Himmel wieder =)
Big Bob:
Bob ist ein cooler Kerl =) Am Anfang etwas freakig dagestellt, weil er nur das Wort "Freck" sagen kann, aber man erfährt schnell, dass er ein Vietnam-Veteran ist, der schlimmes durchgemacht hat. Bei dem Anschlag auf die Farm kommt sein ganzes Kämpferpotenzial wieder zum Vorschein und er rettet Becky's Jungs aus dem Brennenden Haus, bevor er schließlich von Soldaten erschossen wird ;( Traurige Szene... Ganz zum Schluss, bevor er stirbt flüstert er Jesus noch "Freund" zu - OMG! Im Himmel redet er dann wieder ganz normal =)
Gus & Dotty:
Das Alkoholiker-Pärchen hat mal so gar keinen Charakter abbekommen =/ Die werden immer wieder erwähnt, aber sie haben nie ne größere Rolle...
Beim Anschlag auf die Farm ersticken die beiden beim Brand - im Himmel sind sie dann schon wieder am Saufen X'D
Pete & Claude:
Die beiden haben wenigstens mal wieder Geschichte =)
Pete sammelt Jesus' Truppe auf dem Weg nach L.A. ein - er wird in einer Kleinstadt von einem wütenden (christlichen) Mob angefallen, weil er schwul und HIV-infiziert ist. Jesus nimmt sich der Sache an und später entpuppt sich Pete als echtes Genie! Er plant den Hausbau, sowie die Energieversorgung auf dem Farmgelände =)
Claude wird ebenfalls auf dem Weg nach L.A. eingesackt. Er ist ein Farmersohn und hofft per Anhalter nach New Mexico zu kommen um zu seinem Cousin zu gehen. Später stellt sich heraus, dass seine Farm nicht mehr existiert, dass seine Mutter tot ist und er Rache an seinem Vater üben will, weil er sie verlassen hatte. Jesus hält ihn davon ab und er schließt sich entgültig der Truppe an =) Auf dem Farmgelände übernimmt er natürlich den landwirtschaftlichen Teil ;)
Beide werden bei der Schießerei getötet =/
Steven Stelfox:
Stelfox ist ein Arschloch wie es im Buche steht X'D Er ist geldgeil, arrogant und versucht alles zu seinem Vorteil hinzubiegen. Er ist mit JC von Anfang an keiner Meinung und versucht ihn gegen Ende öfter aus der Show voten zu lassen, was ihm aber nicht gelingt. Als JC dann "Eigeninitiative" zeigt und improvisiert ist er total sauer und würde ihn liebendgern rausschmeißen, aber er einigt sich mit ihm auf einen Deal ;)
Fazit:
Ein Buch, das man durchaus auch als gläubiger Mensch lesen kann, wenn man nicht zu verbohrt ist =) Und das man unbedingt lesen sollte, wenn man solchen Dingen eher offen gegenübersteht. Es ist spannend, humorvoll und hat doch auch seine dramatischen Seiten ;) Ich fand es auf jeden Fall klasse und werde es wohl noch einmal lesen, irgendwann =)