Pokémon Vacation - A Summer's Tale

SPOOKY TIME - Halloween Event 2024
 Zeit sich dumm und dämlich durch alle ACG Seiten zu klicken: die Kürbissuche beginnt!
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  • "Pokémon Trainer. Someone who spends his life with, trusts, and ist trusted by his Pokémon."
    ~ Pocket Monsters Special


    Update: Zusammenfassung wurde aktualisiert.
    FF wurde umbenannt.





    Da hier im Textbereich des Atelies nicht viel los ist, dachte ich mir, werfe ich auch mal meinen Hut in den Ring.
    Ich hoffe, dass euch die Idee gefallen wird und ihr den angenehmen Zeitvertreib habt, den ihr offensichtlich sucht, wenn ihr euch hier aufhaltet :)

    Über Feedback aller Art würde ich mich natürlich sehr freuen. Das gibt mir die Bestätigung, dass die Fanfiction nicht nach wenigen Sätzen wieder geschlossen wird.
    Falls ihr trotzdem das Bedürfnis empfindet dies zu tun, so würde ich mich über ine Begründung freuen, damit ich zukünftig Fehler vermeiden kann!




    Stellt euch vor eines Tages erreicht euch ein Schreiben mit Anhang.Eure Fähigkeiten wurden vom Pokémon-Fanclub als besonders eingestuft.
    Deswegen wurdet ihr auserwählt bei einem der größten Turniere der Geschichte mit zu machen. Den Gewinnern winken Preise, die von
    Trainerzubehör über goldene Pokériegel bis hin zu Ruhm und Reichtumreichen. Stellt euch vor bei den Silberkonferenzen oder auf dem Indigo
    Plateau teilzunehmen und für den Titel einer Region zu kämpfen.Dann stellt euch vor in einem Wettstreit mit zu machen, derALLE Regionen
    unterstützt. Kanto, Johto, Hoenn, Orre, Sinnoh,Einall und Kalos. Anbei liegt ein Ticket für die MS Azuria, benannt - nach der Wasser-Pokemon-Arena
    Kantos. Diese wird euch zu dem Ferienparadies Maris bringen.




    Wissenswertes
    In diesem Menu findet ihr nützliche Infos über den Plot und die Charaktere.


    Ich werde die Kapitel in angenehme Appetithäppchen unterteilen,
    um langen Textwänden vorzubeugen. Dafür aber häufiger neue Teile hochladen.


    Natürlich könnt ihr mich auch wissen lassen, ob euch langsamere Uploads mit dafür
    mehr Inhalt lieber sind.






    Inhaltsverzeichnis



    Prolog - Eine neue Reise


    Die MS Azuria
    1.1 Ärger naht
    1.2 Erstes Aufeinandertreffen
    1.3 Heikle Angelegenheit
    1.4 Spiel mit Feuer und Eis


    Endlich wieder an Land!
    2.1 Waterside Town
    2.2 Ein neues Teammitglied
    2.3 Lasset die Spiele beginnen!
    2.4 Alte Bekannte
    2.5 Encounter: Darkrai
    2.6 Träume und ihre Tücken
    2.7 Von Anzugträgern und Technik





    Die Region
    Die Hauptinsel auf der das Endturnier stattfinden wird, wird umgeben von 5 weiteren Inseln. Um sich zu qualifizieren werden insgesamt 10 Abzeichen gebraucht. Goldabzeichen zählen hierbei doppelt und Silberabzeichen einzeln.Über einen Zeitraum von mehreren Monaten werden viele kleinere Turniere abgehalten.Wo diese stattfinden ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich.Meistens werden sie durch Plakate und Infozettel angekündigt, doch die Schwestern im Pokémoncenter wissen auch Bescheid.Es gibt Wettbewerbe, die aus der Hoenn und Sinnoh-Region übernommen wurden, Kampfturniere, Wissens-Challanges und kleinere Turniere, die von einfachen Wettrennen über Rätsle bis hin zum unbekannten Poké-Ring-Wettbewerb reichen.Jede Person muss einen speziellen Personalausweis besitzen, der ebenso wie eine aufladbare Kreditkarte funktioniert. Sie dienen der Identifizierung, der Anmeldung in allen Turnieren und Wettbewerben und dem Kaufen von Snacks an der vollautomatisierten Ständen.


    http://abload.de/image.php?img=img011utzi0.jpg






    Teampokémon!
    Die Teampokémon befinden sich auf dem Stand des aktuellsten Kapitels!
    Also Spoilerwarnung!













    24 Mal editiert, zuletzt von Fiara () aus folgendem Grund: Update

  • Der Anfang ist unterteilt in 3 Parts (und sieht länger aus, als er eigentlich ist °^°) , um einen Einblick in jeden der Hauptcharaktere zu ermöglichen. Neue Kapitel folgen ohne Unterteilung.
    ________________________


    [0.1 #Rafe] Eine neue Reise


    Warme Sonnenstrahlen durchdrangen die salzige Luft und brachen sich kurz unter der Meeresoberfläche. Der hellblaue Himmel und die vereinzelten weißen Wolken spiegelten sich verschwommen im Wasser.
    Eine angenehm kühle Briese wehte und die verschiedensten Flugpokémon nutzten sie um ihre Flügel einen Moment lang auszuruhen. Ihre lebhaften Rufe kündigten einen ereignisreichen Tag an. Nicht weit von ihnen bahnte sich ein Luxusdampfer seinen Weg durch die endlosen Wassermassen. Die Worte "MS Azuria" an der Seite des Dampfers schienen fast winzig, überragten die ein Meter großen Pelipper aber bei Weitem. Die obersten Decks des tonnenschweren Gefährts glichen einer Urlaubslandschaft. Der hölzerne Boden strahlte in der Sonne und das klare Wasser der vielen Pools ließ das Meer fast trübe wirken. Die Gänge zwischen den einzelnen Decks waren alle samt von Glasdächern geschützt, die durch die Spiegelungen der Umgebung ebenfalls blau wirkten. Umso größer war der Kontrast der Palmen und der anderen Topfpflanzen, die als schattenspendende Dekorationen genutzt wurden.


    "Unsere Fähigkeiten wurden anerkannt und wir sollen bei dem größten Turnier für Pokemon-Trainer mitmachen! Ich kann es immer noch kaum glauben!"
    Strahlend schritt Rafe über den kühlen, schattigen Boden des Schiffs. Seinen Rucksack und seine Weste hatte er bereits in seiner Kabine verstaut. Nur seine Pokébälle hatte er noch bei sich.
    Sein weißes T-Shirt wehte fast schon stärker als seine kurzen braunen Haare im Wind. Die Briese trug den salzigen Geruch des Meeres an ihn heran und weckte ihn viel besser auf als Kaffee es wohl getan hätte.
    Als er den schattigen Durchgang verließ atmete er einmal tief durch und streckte sich. Die Sonne fühlte sich herrlich warm an. Fast schon zu warm auf seiner schwarzen Jeans und seinen schwarzen Turnschuhen. Dann griff er grinsend seinen Pokéball und rief Schillok an die frische Luft.
    Das Wasserpokémon blinzelte kurz desorientiert, entdecke dann das Meer und sprang mit funkelnden Augen auf das hölzerne Geländer.
    Lächelnd beobachtete der Trainer seinen Partner. Sie waren jetzt seit mehreren Monaten ein Team und hatten in Hoenn schon 4 Orden gewonnen. Aber wieso genau sie ausgewählt wurden blieb ihm ein Rätsel. Natürlich freute er sich mit Champs gleichgesetzt zu werden, aber wie würde er sich gegen deren Teams schlagen? Er hatte immerhin erst 3 Pokémon gefangen und trainiert und auch, wenn für einige Wettbewerbe nur 3 vorausgesetzt waren, so brauchte er noch 3 weitere bis zum großen Finale. Es war wenig Zeit um herumzutrödeln und er wollte auch nicht jedes beliebige Pokémon fangen. Sie sollten etwas besonderes sein. Seine Begleiter.
    "Hey Hydro, was meinst du? Schauen wir uns hier mal etwas um? Vielleicht finden wir die Konkurrenz und können auf den Kampffeldern unser Können testen." Von Schillok kam ein motiviertes "Schillok!" zurück woraufhin es auf Rafes Kopf sprang. "Ich hoffe doch stark das unterlässt du sobald du dich zu einem Turtok entwickelt hast... würde schmerzhaft enden."


    Rafe fand seine Konkurrenz schneller als er dachte. Es tummelten sich viele Trainer auf dem Kampffeld und einer schritt direkt auf den braunhaarigen Jungen zu und forderte ihn heraus. Natürlich musste Rafe sich nicht lange überreden lassen nachdem klar war, sie würden 3 gegen 3 kämpfen.


    "Los gehts Enekoro!"
    Ein Hoennpokemon. Perfekt. Denn auch wenn Rafe momentan kein Hoenn Pokémon im Team hatte, weil er sein Lohgock seiner kleinen Schwester geliehen hatte, so war er aus Hoenn und konnte die Typen deswegen einfach einordnen.
    "Los Electricity!"
    Rafe warf seinen Pokéball hoch in die Luft. Aus dem glühenden roten Schein formte sich ein Waaty, welches sich einmal kräftig schüttelte. Dann ging der Kampf auch schon los. Enekoro stürmte mit Ruckzuckhieb auf das Elektropokemon zu.
    "Wir sind auch schnell. Den Funkensprung!"
    Beide trafen in der Mitte des Feldes aufeinander und wurden wieder einige Meter zurückgeschleudert. Enekoro jedoch schien Probleme mit der elektrischen Ladung zu haben.
    "Es ist langsam, das ist die Chance, Elektroball!"
    Wieder hüllte sich Waaty in Elektrizität ein und sprang dann auf das angeschlagene Enekoro zu um die erste Runde für Rafe zu entscheiden. Grummelnd rief der andere Trainer sein Pokemon zurück und ließ ein Donphan folgen. Auch Rafe wechselte sein Pokemon. Gegen einen Boden-Typ würde er nicht ankommen.
    "Du bist dran, Hydro!"
    Das angesprochene Schillok sprang geradewegs von Rafes Kopf auf das Kampffeld und musterte seinen Gegner Kampflustig. Donphan rollte sich zusammen und begann damit seine Runden mit Walzer zu drehen. Mehr oder weniger geglückt wich Schillok mehrere Male aus, doch sein Gegner wurde immer schneller. Verbissen beobachtete Rafe das Schauspiel, doch in seinen Gedanken begann sich eine Strategie zu bilden.
    "Panzerschutz!" Schillok ließ seinen Blick zu Rafe wandern, befolgte die Anweisen aber trotzdem. Immerhin vertraute es seinem Trainer. Mit voller Geschwindigkeit traf Donphan den Panzer und schleuderte ihn mit seinen Stoßzähnen hoch. Schillok drehte sich wie eine Münze und für einen Moment fürchtete Rafe seinem Pokémon könnte schwindelig werden.
    "Bleib im Panzer und setz Aquaknarre ein!"
    Es regnete Wasserfontänen auf Donphan herab und einige der nahestehenden Zuschauer wurden ebenfalls geduscht. Rafes Gegner war jedoch nicht ganz so dumm wie vermutet und befahl seinem Partner Schaufler einzusetzen. Zum Glück bestanden die Kampffelder aus einigen Metern Erde, sonst wäre es wohl in irgendeiner Kabine gelandet. Gerade als Schillok landete tauchte Donphan unter ihm auf und traf es hart.
    "Aquawelle!"
    Hydro reagierte noch im Flug und ließ seinen Gegner eine Retourkutsche spüren, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hatte. Angeschlagen wurde das Bodenpokémon zurück in den Ball gerufen und ein Lorblatt betrat das Feld.
    Dieses fackelte nicht lange und schoss eine Salve Rasierblatt auf Schillok, welches sich noch rechtzeitig ins einem Panzer verstecken konnte und von Rafe zurückgerufen wurde.
    "Shinji!"
    Waaty und Schillok wollte er nach ihren Runden nicht gegen das Pflanzenpokémon kämpfen lassen, also war es wohl Psiaugons Zug.
    "Zauberblatt!"
    "Lichtschild!"
    Noch bevor das Loorblatt die Attacke ausführen konnte gab Rafe schon den Gegenbefehl. Das blaue Psiaugon ließ eine Wand aus Licht vor sich entstehen an der das Zauberblatt einfach abprallte. Lorblatts Bodycheck durchbrach diese nur kurze Zeit später und Psiaugon wurde von Rankenhieb erfasst.
    "Finsteraura!"
    Loorblatt musste einen Treffer einstecken und ließ seinen Gegner fallen. Rafe rief schnell Doppelteam hinterher um die Verteidigung auszubauen und so stand das Pflanzenpokemon 5 Psiaugons gegenüber als es sich wieder aufrappelte. Dieses mal wurde Rasierblatt eingesetzt um dem Lichtschild vorzubeugen und tatsächlich wurden alle Klone getroffen und verschwanden.
    "Verdammt, wo ist das echte hin?"
    "Shinji kann auch Schaufler einsetzen. TMs..."
    Und tatsächlich kam das Psychopokemon hinter Lorblatt hochgesprungen und setzte einen Psychoschock frei, bekam aber als Antwort Egelsamen entgegen geschleudert. Unter schmerzen sank Shinji zusammen und konnte nur mit ansehen, wie Lorblatt sich mit Synthese weiter hochheilte. Auch Rafe schien kurzzeitig überfordert bis Shinji sich entschlossen wieder aufrappelte.
    "Ok, wir machen weiter mit Spukball!"
    Die Spezverteidigung zu senken war die Deviese. Und auch Lorblatt keine Zeit zu geben sich mit Synthese zu heilen nach einigen Attackenfolgen wurde es dennoch zu viel für Shinji und Rafe musste zurück zu Waaty wechseln.
    Wieder versuchte Rafes Gegner es mit Egelsamen doch dieses mal prallten sie einfach am weichen Fell von Waaty ab und Lorblatt bekam eine Donnerwelle ab, die es ziemlich langsam machte. Diese Zeit nutzte Electricity um Ladevorgang einzusetzen und ließ Lorblatt anschließend eine, Donnerblitz spüren, der dank Spukball sogar noch stärker reinschlug. Endlich kippte Lorblatt um.


    "Der Kampf war nicht schlecht.", gab Rafe angespannt zu und schüttelte seinem Rivalen die Hand. Danach verlor er keine Zeit seine Pokémon im Center direkt neben den Feldern auffrischen zu lassen. In der Cafeteria wartete er auf die Rückgabe und machte selbst auch eine Pause. Verpflegung gab es hier umsonst, da das Pokemoncenter vom Pokémonclub der Inselgruppe finanziert wurde.
    "Diese Cornflakes sind echt nicht schlecht." Und auch die heiße Schokolade sagte Rafe zu. Die Reise schien ziemlich spaßig zu werden dachte er.




    [0.2 #Rai] Anzeichen einer kommenden Bedrohung


    Rai schlich durch die Dunkelheit. Noch wenige Minuten zuvor stand er im Sonnenlicht und rückte sein tiefblaues Hemd zurecht um dem kühlen Wind zu trotzen. Seine weiße Stoffhose reichte bis knapp über seine Knie, trotzdem trug der junge Trainer schwarze Turnschuhe mit weißen Schnürsenkeln und hellblauer Embleme in Flammenform an den Seiten, die für die Firma warben. Jetzt waren die Wärme der Sonne und der lebendige Wind vergessen.


    Rai hatte eine seiner Meinung nach verdächtige Person erspäht und folgte dieser ins Herz des Schiffes. Die Gänge wurden dunkler und dunkler und Rai fragte sich ob die Person überhaupt wusste, wo sie hinging. Er vernahm ein seltsames Geräusch, welches immer lauter wurde, je weiter er vordrang. Immer weiter tastete er sich an den Wänden entlang bis er in einen größeren Raum kam. Das Geräusch von vorhin war jetzt ohrenbetäubend laut geworden. Die Maschinen des Schiffes röhrten, Metall und Stahl schleiften übereinander, Dampf stieg auf wenn kaltes Wasser das komplizierte System kühlte. Auch wenn Rai entschlossen weiterging so wusste er nicht mehr wo sein Ziel war. Er hatte ihn zwischen dem Labyrinth artigen System verloren. Zügig schritt er auf die andere Seite des Raumes und öffnete die metallene, schwere Tür.


    „Ich wusste, dass mir jemand folgte. Doch war mir nicht klar, dass es nur eine kleine Nervensäge war.“ Der Raum, den Rai nun betrat umschloss eine Straße, die von einem Tor zu den Decks führte. Breit genug um Lastwagen und Busse sicher auf sich zu wissen, die benutzt wurden, um Güter in den leeren, unbenutzten Decks zu lagern. Das Tor stand offen. Wind wirbelte durch Rais kurze schwarze Haare.


    „Keine Nervensäge. Ein Trainer. Ich weiß mich zu wehren. Und ich weiß auch zu welcher Organisation du gehörst.“ Interessiert schritt die größere Person auf Rai zu. Sie hatte ein gewöhnliches Hemd im Urlaubslook an, welches sich durch die Farben von der öden grauen Wand abhob. Seine Hose war schwarz und seine Sandalen Ledern. Doch was Rai schon vorher aufmerksam machte war der smaragdgrüne Anstecker an seinem Hemd. Einen solchen hatte er vor Jahren schon gesehen, als ein Mädchen unerklärlicher Weise verschwand. Rai fand sie in einer verschneiten Höhle. Offenbar entführt. Doch was Rai am stärksten in Erinnerung geblieben war, war ein Anstecker, der dem dieser Person verdächtig glich.


    „Dann bist du entweder übermütig oder dumm. Unsere sogenannte Organisation ist nicht für Gnade bekannt.“ Grinsend löste er jetzt einen Pokéball vom Gürtel. Rai wusste worauf diese Geste hinauslief. Auch er war bereit sein Lucario in den Kampf zu rufen.


    Er hatte sich schlimmere Gegner vorstellen können als der Kampf dem Ende entgegen ging. Lucario hatte recht leichtes Spiel mit dem gegnerischen Pupitar. Es war schneller und konnte den meisten Angriffen ausweichen. In Sachen Angriff behielt es dank dem Typvorteil ebenfalls die Oberhand. Der Trainer von Pupitar schien das ebenfalls zu erkennen. Immer weiter wich die Person zurück, was Rai zuerst als Verunsicherung durch die Notlage des Pokémons deutete. Doch dahinter steckte ein Plan, der aufging noch bevor er erkannt wurde. Innerhalb weniger Sekunden rief Rais Gegner Pupitar zurück, tauschte ein Tauboss ein und entschwand mit diesem durch das offene Tor.


    Mehr oder weniger verdutzt blieb Rai zurück und mit ihm viele Fragen. Was wollte diese Person auf dem Schiff? Was wollten sie auf der Inselgruppe? Das letzte Mal hatte er sie doch in Kalos gesehen. Und noch viel wichtiger wieso hatte er nicht gemerkt, dass die Person fliehen wollte und hatte es ihr so einfach gemacht? Fragen, die er so hier und jetzt nicht beantworten konnte. Vielleicht sollte er sogar der Schiffscrew davon berichten? So oder so sollte er zurück zum obersten Deck gehen und nicht in Räumen bleiben, die nur der Crew zugängig sind.


    Als der junge Trainer wenig später durch die gläserne Drehtür ins Pokémoncenter schritt seufzte er erleichtert. Das Innere des Gebäudes war anders aufgebaut als in Sinnoh oder in Kalos. Die Wände waren hell gelb gehalten und die Decke bestand aus einer Glaskuppel, die minimal durch die hellblaue Verfärbung abdunkelt war und vor den Sonnenstrahlen schützte. Die Tischplatten waren ebenfalls aus Glas und standen auf dunkelblauen Sockeln, deren Oberflächen wie flach gedrückte Pokébälle aussahen. Aus welchem Material die Stühle waren konnte Rai schlecht erkennen, trotzdem bildete das Quarz-ähnliche Aussehen mit den gelben Kissen seiner Meinung nach den perfekten Übergang zwischen den bunten Tischen und dem hellen Boden. Einen krassen Kontrast dazu bildeten die tropischen Topfpflanzen die in allen erdenklichen Winkeln und Ecken standen. Ob wohl alles in dieser Region so übermäßig urlaubshaft gestaltet war?


    Immer noch leicht wegen des Vorfalls verstimmt aber durch die Atmosphäre motiviert, neue Abenteuer zu erleben, gab Rai sein Lucario für einen kurzen Check bei der Krankenschwester ab. Mit einem schwarzen Tee in der Hand, der zuvor gezuckert wurde und einen Schuss Milch abbekam blickte der Schwarzhaarige sich nach einem Sitzplatz um. Dass er dabei einen alten Freund und Rivalen sehen würde; damit hatte Rai nicht gerechnet. Grinsend setzte er sich neben Rafe und riss diesen so aus seinen Gedanken.


    „Ist nicht wahr… du auch hier?“ Kam prompt als Antwort oder eher Frage von dem jüngeren Trainer.
    Rai nippte schulterzuckend an seinem Tee. „So ein Turnier lasse ich mir doch nicht entgehen, das sollte du wissen. Aber sag, wie viele Pokémon hast du seit unserer letzten Begegnung trainiert?“
    Verlegen kratzte Angesprochener sich am Hinterkopf. „Nicht viele, Lohgock hat zurzeit meine Schwester weil sie es für ihre Feuerpokémon Zucht gebraucht hat. Schillok, Psiaugon und Waaty sind bei mir.“
    Für Rai hieß das, sie waren genau gleich auf. Er hatte ebenfalls nur drei Pokémon im Team.





    [0.3 #Hinoko] Erster Morgen in Maris


    Es war ein entspannter Morgen. Hinoko wurde von Sonnenstrahlen geweckt, die ihre Nase kitzelten. Verschlafen richtete sie sich auf und ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Es dauerte ein paar Sekunden ehe sie wieder wusste wo sie war. Motiviert schob sie die weiße Bettdecke zur Seite und setzte sich auf die Kante ihres Bettes. Vor ihr lagen auf einem hellblauen runden Teppich Sei und Reika. Obwohl die beiden – Sei ein Nachtara und Reika ein Psiana – Geschwister waren, fand Hinoko es doch immer wieder amüsant wie verschieden sie doch waren. Sei murrte ab und an und rutschte ein paar Zentimeter zur Seite, um dem Schatten zu folgen. Reika hingegen genoss die Sonne, zuckte aber hin und wieder mit ihrem rechten Ohr.
    An der Kante des Bettes, die an der ockerfarbenen Wand angrenzte hatte sich Chu – Hinokos Pikachu – zusammengerollt. Mit der verschwundenen Decke war es aber nur eine Frage der Zeit bis es schließlich aufwachte. Vorsichtig, um ihre Begleiter nicht zu wecken, schlich das honigblonde Mädchen zu dem hölzernen Stuhl auf dem sie am Vortag ihre Kleider abgelegt hatte.
    Wenig später stand sie vor dem Spiegel. Sie hatte sich dazu entschieden ihr Outfit für Wettbewerbe zu tragen und ihr gewöhnliches Trainingsoutfit erst anzuziehen, wenn sie wieder an Land waren. Allein der Gedanke an den blauen Parker brachte sie momentan zum Schwitzen. Also mussten das orangene Trägertop und die hellblaue Jeans herhalten, die man bei Bedarf hochkrempeln konnte.
    Während Chu sich gähnend streckte und müde über das Bett tapste, zog seine Trainerin gerade ihre weißen Sandalen mit den violetten Verschlüssen an. Eine weiße Schirmmütze mit einem ebenfalls violetten Blumenstecker folgte. Über das Outfit hatte sie vor Anbruch der Reise für ihre Verhältnisse ziemlich lange nachgegrübelt. Normal zog sie an, was unkompliziert und praktisch war. In Wettbewerben aber musste sie einen guten Eindruck machen, durfte dennoch die Aufmerksamkeit nicht zu sehr von ihrem Pokémon weglenken.


    Lächelnd begrüßte sie Chu welches vom Bett auf ihre Schulter sprang und kraulte es hinter seinem rechten Ohr.
    „Na? Gut geschlafen kleine Maus? Unsere erste Nacht in dieser fremden Region. Oder zumindest diesem fremden Dampfer.“ Wieder vernahm die Koordinatorin ein Murren von Sei.
    >>Seid doch bitte nicht so laut, ich versuche hier zu schlafen<<
    „Wir sind ja schon still.“, flüsterte Hinoko zurück und griff nach Chus Pokéball sowie ihrem Pokénav2.0. Im Prinzip unterschied dieser sich nicht sehr vom Original, doch hatte Devon ihn seit dem ersten Modell soweit verbessert, dass sie dem Pokénav einen neuen Namen geben wollten. Die Ruffunktion war inzwischen Standard und zeigte sogar ein holographisches Bild des angerufenen Trainers. Die Karte war an Satelliten angepasst und mit jeder Region kompatibel. Jedoch trug man ihn seit Neustem ähnlich wie den Pokétch aus Sinnoh am Handgelenk. Neu dazugekommen war ebenfalls ein Timer, der vor Allem beim Mixen von Pokériegeln oder beim Kochen von Knursps helfen soll und eine Mailfunktion wurde hinzugefügt.


    Hinoko und Chu liefen gerade an den Kampffeldern des Dampfers vorbei, als ein junger Trainer ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Scheinbar ohne Schwierigkeiten brachte dieser den Gegner dazu sein Schillok wie eine Münze in die Luft zu werfen und nutzte die Lage perfekt aus. Kleinere Wasserfontänen spritzten aus dem Panzer des Pokémon und erzeugten sogar kurzzeitig einen Regenbogen. Fasziniert beobachtete Hinoko den Kampf. „Ob er wohl auch ein Koordinator ist?“, murmelte sie auf den Kampf konzentriert. Chu schien ebenso interessiert und stützte sich an Hinokos Schirmmütze ab um sich größer zu machen und einen besseren Blick zu haben.
    Als das Mädchen sich plötzlich in Bewegung setzte, verlor Chu fast sein Gleichgewicht, wurde aber von seiner aufmerksamen Trainerin daran gehindert herunter zu fallen. Erleichtert seufzte das gelbe Pokémon.
    „Ich will unbedingt mehr über diesen Trainer wissen.“, erklärte Hinoko aufgeregt. Mehr oder weniger unsicher blickte sie sich im Pokémoncenter um. Sollte sie ihn einfach so ansprechen, oder wäre das seltsam? 'Trainer taten das doch die ganze Zeit über', beschloss sie schließlich. Als sie ihn aber mit einem anderen Jungen reden sah verflog diese Entschlossenheit wieder.


    „Das hätten wir. Jetzt kannst du nicht mehr einfach so verschwinden.“ Grinsend bestätigte Rafe die Registrierung in seinem Pokénav. Rai tat das gleiche mit Rafes ID.
    „Hatte ich nicht vor. Du schuldest mir schließlich noch einen Kampf sobald du Lohgock wieder im Team hast. Hast du eigentlich schon eine Idee, welche der Inseln du zuerst ansteuern möchtest?“
    Rafe zuckte nur mit seinen Schultern, wurde aber dann von Hinoko unterbrochen, die ihr Pikachu räuspernd vom Tisch der Jungs hochhob.


    „Da wollte uns wohl jemand Begrüßen. Oder es hatte einfach nur Interesse an den Pokeriegeln.“ Lächelnd nahm Rai einen blauen Riegel aus dem Schüsselchen, welches auf jedem Tisch bereit stand und reichte es dem kleinen Pokémon. „Greif ruhig zu“, versicherte er nochmal.
    Das ließ Chu sich nicht zweimal sagen. Freudig griff es den Riegel, blickte aber nochmal zu seiner Trainerin um sich zu versichern, den Riegel wirklich essen zu dürfen.
    Hinoko nickte lächelnd und schaute anschließend wieder zu den Jungs.
    „Tut mir Leid, Chu ist noch recht jung und ungezogen.“
    „Macht doch nichts, setz dich.“
    Dankend nahm das Mädchen Rafes Angebot an.


    Beide Trainer schienen ziemlich freundlich, kein Grund also ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
    „Wenn ihr nicht wisst, was ihr als erstes machen wollt, könnte ich euch doch etwas herumführen. Wir waren hier früher oft um Urlaub zu machen und die Turniere und Wettbewerbe zu verfolgen. Ich kenne mich also ein bisschen aus. Einen elektronischen Personalausweis habe ich auch.“
    Fix holte Hinoko diesen hervor und legte ihn auf die gläserne Tischplatte.


    „Zugegeben das Foto ist schon etwas älter, aber er erfüllt seinen Zweck. Man benutzt ihn zum einen um einzukaufen, als Ticket für öffentliche Verkehrsmittel und zur Anmeldung in Turnieren und Wettbewerben. Wenn ihr neu in der Region seid, wird euch einer in Waterside Town ausgestellt, sobald wir anlegen. Abgesehen davon gibt es auf der kleinen Insel recht wenig zu sehen.“


    Blinzelnd blickte sie während des Monologes durch die Runde. Rafe hörte aufmerksam zu, doch Rai schien etwas abwesend und musterte skeptisch das Bild auf dem Ausweis. Als er Hinokos verunsicherten Blick bemerkte, kratzte er sich verlegen am Hinterkopf:
    „Tut mir Leid, das Foto hat mich an jemanden erinnert. Red‘ ruhig weiter, ich höre zu.“


    Ohne sich also weiter irritieren zu lassen brachte sie ihren kleinen Crashkurs zum Ende:
    „Den ersten Stopp solltet ihr als Teilnehmer in Ponte City machen. Da gibt es alles, was Trainer und Koordinatoren benötigen und im Pokémoncenter könnt ihr euch für die Turniere einschreiben. Ihr bekommt außerdem eine Art Terminplan. Eine Übersicht welche Turniere wann und wo stattfinden. Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich.“


    Dann nahm sie tief Luft und musterte Rafes Gesichtsausdruck. Sie hatte zu viel geredet und ihn verschreckt. Oder? Nach ein paar Sekunden Stille, in der die beiden Jungs sich anschauten und scheinbar zustimmend nickten, sah Rafe wieder zu dem Mädchen der Gruppe:
    „Und wo ist der Haken?“


    „Du musst mir versprechen mit deinem Schillok gegen uns anzutreten. Wir konzentrieren uns zwar nur auf Wettbewerbe, aber deine Attackenkombinationen können uns sicher helfen.“
    Jetzt lachte der Braunhaarige.
    „Alles klar, Deal. Du hast doch sicher nichts dagegen, oder Rai?“
    Angesprochener nahm grade den letzten Schluck aus seiner Tasse.
    „Sicher nicht, gute Gesellschaft ist immer selten, da werde ich diese sicher nicht gleich wieder wegscheuchen. Aber bei Gelegenheit will ich auch ein Kämpfchen, sonst komme ich mir ausgeschlossen vor.“
    Jetzt mussten alle drei lachen und bemerkten deswegen nicht mal wie Schwester Joe dazu kam.


    Erst als Schillok auf den Kopf seines Trainers sprang und dieser zusammenschreckte wurde es bemerkt.
    Verlegen bedankte sich Rafe bei der Schwester und nahm seine Pokébälle entgegen. Rais Lucario war ebenfalls fertig mit der Kontrolluntersuchung und wurde ihm im Pokéball überreicht. Dann stand der Schwarzhaarige auf:
    „Ich muss noch was erledigen. Wir sehen uns später? Zur Not schicke ich dir eine Mail.“ Rafe nickte nur und rührte eine Weile etwas gelangweilt in seinem Kakao umher.


    Dann stand er ebenfalls auf und blickte zu Hinoko, die gerade damit beschäftigt war Schillok zu begrüßen und dessen Ohren zu kitzeln:
    „Ich war ja noch nie gut darin mich zu gedulden, aber diese Überfahrt dauert echt ewig. Was meinst du, sollen wir das Kämpfchen jetzt wagen?“
    Wortlos blickten Schillok, Chu und Hinoko sich an bis Das Elektropokémon seinen Kopf schieflegte und Schillok spaßend salutierte.
    „Und dir macht der Typnachteil sicher nichts aus?“
    Lächelnd schüttelte Rafe seinen Kopf.
    „Sicher nicht. Es ist die perfekte Übung. Irgendwann werden Hydro und ich auf ein Elektropokémon treffen und vielleicht nicht auswechseln können.“
    Der Kampf war also beschlossene Sache.


  • Die MS Azuria


    1.1 Ärger naht


    Es dauerte nicht lang, da standen sich Hinoko und Rafe am Kampffeld gegenüber. Aufgeregt umklammerte sie Chus Pokéball, den sie auf Kinn Höhe hielt. Als Rafe schließlich seinen Platz am anderen Ende eingenommen hatte, zwang sie sich dazu den Pokéball zu senken und ihrem Pokémon zu Liebe entschlossen zu wirken. Für einen Moment spielte Hinoko mit dem Gedanken keine Elektroattacken einzusetzen, verwarf diesen aber recht schnell wieder. Rafe hatte sicherlich einen Grund, den Kampf anzunehmen. Sei es um seine Strategie gegen Elektrizität auszuarbeiten oder weil er bereits eine hatte. Sie sollte ihn nicht unterschätzen.


    Ein älterer Trainer, der sich als Schiedsrichter angeboten hatte, gab schließlich das Startsignal. Hinoko und Chu zögerten nicht und begannen den Kampf mit voller Geschwindigkeit. Die kleine Maus steuerte mit „Ruckzuckhieb“, einem eher schnellen statt starken Angriff um den Abstand zwischen einander zu verringern, das gegnerische Schillok an und als Rafe den Gegenbefehl – „Aquawelle“ – gab, nutzte Chu die aufgebaute Geschwindigkeit um hoch in die Luft zu springen und dem Gegenangriff auszuweichen. Die runde Welle aus Wasser, die Schillok auf Pikachu abgefeuert hatte ging geradewegs ins Leere. Dafür begann Pikachu noch in der Luft zu leuchten. Eine gelbe Energie umhüllte seinen Körper und kurz darauf suchte diese als „Donnerblitz“ ihren weg in Schilloks Richtung.
    Natürlich kam auch dieses Mal eine Antwort des Wasserpokémons, aber zu Hinokos Überraschung in Form von einer hellblauen Schockwelle, die Pikachus Donnerblitz sauber zerschnitt und danach noch Pikachu selbst traf.


    Hinoko kannte sich mit Zuchtattacken aus, immerhin beherrschte Chu auch welche, aber von einem „normalen“ Trainer hätte sie dies nicht erwartet. Wenn Schillok auf „Drachenpuls“ – die hellblaue Schockwelle - und „Aquawelle“ setzte, war es absehbar, dass es wohl auch die für Schillok unübliche Attacke "Aurasphäre" konnte und später auf die versteckte Fähigkeit von Megaturtok setzen wollte.
    Ein besorgter Blick verfolgte, wie Chu auf dem Boden aufkam und sich sofort wieder aufrichtete. Entschlossen schüttelte es den Schmerz von sich und blickte kampfbereit zu Schillok.


    Hinoko entschied sich dafür wieder mit Ruckzuckhieb anzufangen, wechselte aber anders als zuvor, nachdem Chu genug Geschwindigkeit aufgebaut hatte, zu „Doppelteam“. Pikachu erschuf Klone von sich selbst, die alle samt neben ihm rannten. Wie eine Armee von Hologrammen, in denen das echte Pikachu unentdeckt bleiben sollte, bahnten sie sich ihren Weg zu Schillok.
    Doch wieder hatte ihr Gegner die richtige Antwort. Zwischen Schilloks kurzen „Händen“ entstand eine blaue leuchtende Sphäre aus Energie, die sich anschließend ihren Weg zu dem echten Pikachu suchte. „Aurasphäre“ verfehlte das Ziel nie. Die einzige Möglichkeit war es, diese abzuwehren. Chu beherrschte dank der Wettbewerbskombo „Lichtschild“, was jetzt zum Vorteil wurde. Die blaue Kugel, die schon größer war als Pikachu, prallte an der weißen „Wand“ aus Licht ab und wurde gegen den Boden gelenkt, wo sie eine Menge Staub aufwirbelte und für eine kurze Zeit Pikachu komplett verdeckte.
    Wenig später sprang aus dem Rauch eine Kugel aus Elektrizität, die nach einigen Metern als Chu „identifiziert“ wurde. Immer weiter baute das Elektropokémon Spannung für den „Volttackle“ auf. Jegliche Versuche von Schillok, seinen Gegner mit Aquawelle aufzuhalten, schlugen wegen der enormen Geschwindigkeit fehl, die Chu in der Rauchwolke mit der Attacke „Agilität“ aufgebaut hatte. Ein Ruckzuckhieb an Ort und Stelle könnte man sagen, wenn man in Betracht zog, wie Hinoko diesen bisher benutzte.
    Jedes Mal, wenn Aquawelle kurz davor war die kleine Maus zu treffen, machte diese einen kurzen Sprung zur Seite und ließ sich nicht davon abbringen Schillok anzusteuern. Letzterem blieb nur noch übrig Panzerschutz einzusetzen und so viel Schaden wie möglich abzublocken indem es sich komplett in seinen Panzer zurückzog.
    Angespannt beobachteten Hinoko und Chu, wie dieser Panzer jetzt in hohem Bogen durch die Luft flog und vor Rafes Füßen zum liegen kam. Kurz darauf streckte sich die Schildkröte und schien – wenn auch erschöpft – größtenteils unversehrt zu sein.


    Bevor der Kampf wieder aufgenommen wurde, betrat Rai die Bildfläche. Er wechselte ein paar kurze Worte mit dem älteren Trainer woraufhin dieser überstürzt verschwand. Danach schritt Rai auf die Mitte des Kampffeldes zu, wo Hinoko und Rafe verwirrt warteten.
    „Es bleibt keine Zeit für lange Erklärungen, also halte ich mich kurz. Ich wollte dem Kapitän Bericht erstatten, dass sich eine zwielichtige Person hier herumgetrieben hat. Ich habe gerade noch rechtzeitig bemerkt, dass etwas seltsam war und konnte mich verstecken als drei weitere seltsame Männer auftauchten. Alle samt in schwarzen Uniformen mit grünen Ansteckern. Eine davon betrat den Steuerraum, die anderen beiden bewachen seitdem jeweils eine Tür. Keine Ahnung was sie vom Kapitän wollen, aber sicher nichts Gutes. Der nette ältere Herr wird Schwester Joe Bescheid geben.“ Rai fürchtete zu schnell geredet zu haben und musterte Rafe und Hinoko skeptisch. Zu seiner Erleichterung folgte ein Nicken und beide riefen ihr Pokémon zurück in den Pokéball.


    „Stiften wir also ein wenig Unruhe.“ Grinsend blickte der Braunhaarige zu seinem Freund und auch Hinoko stimmte in das Grinsen mit ein:
    „Wenn ihr so gütig wäret, uns den Weg zu zeigen.“
    Rai verbeugte sich kurz, um den Spaß zu erwidern, verlor dann aber keine Zeit zurück zum Tatort zu kommen. Der Plan war recht simpel. Rafe und Hinoko würden jeweils einen der Männer vor den Türen ablenken. Rai würde durch die Luke - die er auf dem Rückweg aus dem Maschinenraum gefunden hatte - von dem Abstellraum, der sich ein Deck weiter unten befand, nach oben steigen und dem Kapitän helfen.


    Mit leisen Schritten schlichen die anderen zwei den verglasten Durchgang entlang. Die Stille schien fast tödlich und die Gedanken von Hinoko überschlugen sich. Wie sind diese Männer an Bord gelangt? Was wollten sie vom Kapitän? Würden sie sich auf Pokémonkämpfe einlassen oder mit schmutzigen Tricks kämpfen? Wie viele Pokémon würden sie wohl einsetzen? Würde sie den Kampf gegen organisierte Verbrecher gewinnen? Sie holte tief Luft und zwang sich dazu, sich zu beruhigen. Sie sollten ihre Gegner nur ablenken. Rai hatte die eigentliche Herausforderung vor sich.
    Als sich der Gang sich in links und rechts teilte blieb die kleine Gruppe kurz stehen. Ermutigend legte Rafe dem Mädchen seine rechte Hand auf die Schulter. „Du bist eine super Trainerin. Wir werden das hier schon schaukeln.“ Seine Stimme war leise, flüsterte regelrecht, aber sie hatte selbst jetzt noch etwas Entschlossenes an sich. Bemerkte er etwa, wie aufgeregt sie war? Er verschwand jedenfalls ohne ein weiteres Wort nach rechts; ließ sie einfach stehen und ihr keine Möglichkeit zu antworten.

  • 1.2 Erstes Aufeinandertreffen



    "Okay... Der Plan ist nicht kompliziert. Rafe und ich lenken die zwei Wächter vor den Türen ab, während Rafe sich um den Kapitän und die dritte Person im Bunde kümmert." Hinoko flüsterte fast schon so leise, dass sie fürchtete ihre Pokémon würden sie nicht hören. Dennoch gaben Pikachu, Nachtara - welches gemeinsam mit Psiana eben zur Gruppe aufschloss - und Psiana ein entschlossenes Nicken von sich.
    Die Trainerin nickte ebenfalls, atmete ein letztes mal tief durch und bog schließlich um die Ecke in den langen Gang ein, der zur Kabine des Kapitäns führte.



    "Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand hier auftauchen würde. Aber ich hätte nichts dagegen einzuwenden ein paar Minuten länger Ruhe zu haben." Die Person am anderen Ende des Ganges verschränkte ihre Arme und musterte das Mädchen mit emotionslosem Blick. Es war schwer zu deuten, ob er selbstsicher oder einfach nur desinteressiert war.
    Hinoko hingegen schien dieses Verhalten zu reizen.
    "Du versuchst nicht einmal so zu handeln, als wärst du ein Mitglied der Crew? Das vielleicht der Kapitän krank ist und man ihn deswegen nicht sehen darf?"
    Ein kurzes Schulterzucken folgte, dann zückte der ältere Trainer einen Pokéball.
    "Und du lässt dich wohl auch nicht mit einer Drohung wegscheuchen, habe ich Recht?"
    Die Koordinatorin erwiderte die Frage, indem sie ebenfalls einen Pokéball griff.



    Jegliche Zweifel wie die Frage nach der Anzahl der Pokémon des Gegners, verbot sie sich dabei selbst. Aber als ihr Gegner sein Pokémon rief, musste sie kurz schlucken. Eine große schwarze Fledermaus, mit lila gefärbtem Bauch und Flügelenden betrat die Bildfläche. Seine großen Ohren waren grün auf der Innenseite und auch sein langer gezackter Schwanz glänzte in dieser Farbe. Um seinen Nacken trug es einen weißen Pelz und aus seinen 'Händen' ragten blutrote Krallen. Ein Pokémon, welches Hinoko so noch nie gesehen hatte. Vielleicht vom Typ Flug?



    "Ich wähle dich, Chu!" Mit einem motivierten Ruf sprang das Elektropokémon aus seinem Pokéball. Provokant ließ es einige Blitze aus seinen roten Wangen frei.
    "Wir fangen mit dem Drachenpuls an, UHaFnir!" Das übergroße Fledermaus-Pokémon schoss einen blauen Impuls aus seinem Mund in die Richtung von Chu. "Den Angriff kennen wir schon, ausweichen!" Doch der Impuls schien wesentlich schneller als der von Schillok zuvor. In letzter Sekunde wich Chu der Explosion aus.
    "Das Schiff wurde nicht als Kampffeld gebaut... wenn wir den Kampf nicht schnell beenden, wird hier alles zusammenfallen!" Doch den Trainer schien dies nicht zu stören. Wieder wurde Drachenpuls ausgerufen. Dieses Mal sollte Pikachu den Angriff mit Donnerblitz abwehren, doch die kleine Maus hielt dem nur eine Sekunde stand.



    "Der Drachenpuls ist nicht nur schneller sondern auch stärker als Schilloks?"
    " UHaFnir ist nicht nur Typ Flug. Es ist auch ein Drachenpokémon. Somit sind alle Drachenattacken stärker als wenn sie von fremden Typen eingesetzt werden."
    In Hinokos Gesicht war der Schock leicht zu sehen. Sie hatte sich verschätzt. Aber genauso schnell verwandelte sich ihr Ausdruck in ein Lächeln. Ihr Gegenüber schien deswegen etwas verwirrt, befahl aber schon den nächsten Angriff - Flügelschlag.
    "Benutz Agilität, um auszuweichen!" Und tatsächlich schien Pikachu schneller zu sein als das UHaFnir. "Gut! Als nächstes..." Aber Pikachu wurde schon von einer Welle aus messerscharfer Luft getroffen und nach oben gegen die Glaskuppel geschleudert. "Was war das?"
    "Windschnitt. Wenn wir es nicht schaffen an euch heranzukommen, müssen wir eben mit speziellen Attacken angreifen. - Was?"
    UHaFnir schien plötzlich nicht mehr so fit zu sein und sank zurück auf die Erde.
    "Wann hat dein Pikachu Donnerwelle eingesetzt? Wir haben es nie berührt."
    "Ihr habt Chu nur leicht gestreift mit eurem Flügelschlag, aber es war genug um Elektrizität einzusetzen. Bringen wir es jetzt zu Ende, Volttackle!"



    "Wenn du glaubst, du könntest uns mit deiner kleinen Maus besiegen, hast du dich getäuscht, Kindchen. Delegator wird den Angriff blocken."
    Immer weiter baute Chu Elektrizität in seinem Körper auf und raste in Windgeschwindigkeit auf UHaFnir zu, welches gerade einen Delegator erzeugte. Dieser fing wie vorausgesagt, den Angriff ab. Dennoch fand sich UHaFnir kurze Zeit später kampfunfähig am Boden wieder. Ungläubig glotzte der Mann sein Pokémon an.



    "Delegator hat euch zwar gerettet, aber Volttackle war nicht unser eigentlicher Angriff. Wir mussten die Distanz verkürzen um anschließend mit Kraftreserve zu treffen. Und mag schon sein, dass Drachenpokémon über Elektrizität lachen können... aber Eis stecken sie nicht so gut weg. Genauso wenig wie Flugpokémon." Die jüngere Trainerin schritt auf die kleine Maus zu und nahm sie hoch. "Trotzdem hat Chu einiges abbekommen. Der Volttackle gab ihm den Rest. Wir sollten den Kampf hier beenden, wenn wir nicht wollen, dass unseren Pokémon noch mehr passiert."



    Schmunzelnd rief die Person ihr Pokémon zurück und für einen kurzen Moment glaubte Hinoko, gewonnen zu haben. " UHaFnir war nicht mein einziges Pokémon. Du wirst auf keinen Fall diese Tür durchschreiten."

  • 1.3 Heikle Angelegenheit




    "Ein Quajutsu mit Wandlunskunst also..." Verbissen starrte Rafe auf sein besiegtes Psiaugon. "Wandlungskunst lässt mein Pokémon den Typen annehmen, den es für seine Attacke benötigt. Das sorgt natürlich dafür, dass es jede Attacke mit STAB Bonus ausführen kann."
    "Nachthieb... Unlicht also..." Zögerlich rief Rafe sein Pokémon zurück. Ein Knarrzen war zu hören, als das Holzbrett unter Psiaugon entlastet wurde. Die physische Wucht der Attacke hatte es zerbrochen. Und genau diese Tatsache brachte den jungen Trainer auf eine Idee.
    Besorgt verstaute er Shinjis Pokéball und zückte anschließend einen Neuen.
    "Hydro, ich wähle dich!" Die Schildkröte sprang motiviert aus dem roten Licht und funkelte seinen Gegner böse an - fast so als hätte sie alles aus dem Pokéball heraus mit angesehen.
    "Wasser? Du denkst, du hättest bessere Chancen, wenn du mein entwickeltes Wasserpokémon mit deiner kleinen Schildkröte angreifst?" Doch Rafe ließ sich nicht auf die Provokation des schwarzgekleideten Mannes ein. Er dachte sich seinen Teil dazu. Er hatte einen Plan. Und selbst dieser organisiert wirkende Trainer im Anzug würde ihn nicht durchschauen.

    "Wir fangen mit der Aquawelle an, Hydro!"
    Mit einem entschlossenen Blick feuerte Schillok mehrere Wellen aus Wasser auf seinen Gegner. Dieser schien eher unbeeindruckt und konterte mit shurikenähnlichen Gebilden aus Wasser, welche die Aquawelle zerschnitten und unbeirrt weiter auf Schillok zurasten. Zur Verwunderung von Quajutsu wurden diese von Blubber abgewehrt.
    "Ich dachte immer Blubber wäre die nutzloseste Wasserattacke... Aber sie so zu zielen, dass die Blasen die kleinen Shuriken treffen und in sich aufnehmen, um die unschädlich zu machen... Dafür hast du meinen ganzen Respekt Junge."
    Zögerlich kratzte der Mann sich an seinem schwarzen Schnurrbart, als würde er mit einer Reihe von Gedanken spielen, aber sie im letzten Stadium wieder verwerfen. Als er schließlich die nächste Attacke befahl, war die kurze Pause wieder vergessen.
    "Schütz dich vor dem Siedewasser mit Panzerschutz!"
    Das kochende Wasser, welches nur Sekunden zuvor von Quajutsu geschossen wurde, prallte am Panzer von Schillok ab und verdunstete sofort.
    "Wenn wir ihnen nicht mit Wasser Schaden können, müssen wir eben auf andere Typen zurückgreifen. Nachthieb um die Distanz zu verkürzen!"
    Dann endlich ging Rafes Strategie auf. Nachthieb verhalf dem immer noch im Panzerschutz verharrenden Pokémon zu einigen Flugstunden.
    "Aurasphäre!" Eine kurze klare Anweisung. Noch mitten im Flug streckte sich das Wasserpokémon aus seinem Panzer und ließ eine Kugel aus komprimierter Energie in seinen Händen entstehen. Ehe der Gegner auf dieses ungewöhnliche Kommando reagieren konnte, wurde Quajutsu auch schon von der Kampfattacke getroffen und ging zu Boden.
    "Ein wirklich beachtlicher Kampfstil, das muss ich dir lassen. Ich hätte nicht erwartet auf einem Luxusdampfer, der größtenteils nur Urlauber und Neulinge transportiert, auf solchen Wiederstand zu treffen. Aber ich bin dennoch zuversichtlich, diesen Kampf für mich entscheiden zu können. Denn... wenn mich meine Augen eben nicht getäuscht haben, hast du nicht mehr als drei Pokémon dabei."

    *****

    Rai hatte es inzwischen geschafft unentdeckt in die Decks der Crew einzudringen. Auf leisen Sohlen arbeitete er sich systematisch durch die schmalen Gänge hindurch zum Maschinenraum hin, in dem er zuvor gegen den seltsamen Mann gekämpft hatte. Von dort aus hatte er eine bessere Orientierung, was das Auffinden des Abstellraumes anging. Trotzdem konnte es dem schwarzhaarigen Trainer nicht schnell genug gehen. Die heiße Luft brannte in seinen Lungen und die lauten Maschinen waren ebenfalls schmerzhaft in seinen Ohren. Es half nicht, sich darüber zu beschweren, also suchte er weiter nach dem kleinen Raum, angetrieben von dem Wunsch mehr über seine Feinde herauszufinden.
    "Gefunden." Gerade noch so konnte Rai seinen Freudenschrei unterdrücken und in ein Flüstern umwandeln. Vorsichtig öffnete er die Türe und betrat das kleine Kämmerchen. Der Lichtschalter war schnell gefunden und ebenfalls die Treppe nach oben. Es lagen immer noch die selben Pokébälle im Regal. Verstaubt und vergessen. Einmal hatte er sie schon liegen lassen, aber dieses mal brachte er es nicht übers Herz. Hektisch verstaute er sie in seiner Tasche um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Dann kletterte er so leise wie möglich die ersten Treppenstufen nach oben.

    "Nein, ich weiß nicht von was sie reden." Leise Stimmen waren durch die noch verschlossene Luke zu hören. Jemand schien in Bedrängnis zu sein.
    >>Wahrscheinlich der Kapitän.<<
    "Es gibt keine Passagierlisten. Zumindest nicht an Bord. Aber... wenn sie für meine Sicherheit garantieren, könnte ich welche anfordern."
    Passagierlisten. Das war es doch, was er sagte? Aber wieso sollte jemand Interesse an Passagieren haben? Wieso nicht einfach ein Lösegeld fordern? Oder die Kassen der Shops und Restaurants plündern?
    So leise wie möglich öffnete Rai die Luke. Er wagte es kaum zu atmen. Durch einen kleinen Spalt konnte er schließlich den Kapitän und eine weitere Gestalt im Anzug ausmachen. Letztere stand mit dem Rücken zu ihm.
    Immer noch mit dem Vorsatz keinen Laut von sich zu geben, öffnete der Junge die Hölzerne Klappe bis sie schließlich ganz offen war und er raus klettern konnte. Er betete zu Arceus, dass der Kapitän ihn nicht verraten würde. Auf Zehenspitzen und in geduckter Halten schlich er hinter den Instrumenten und dem Steuer vorbei, ließ dabei aber noch eine gläserne Flasche mitgehen. Diese wollte er der geheimnisvollen Person auf den Schädel schlagen. Zumindest schienen die Gewinnchancen so höher als in einer Prügelei zwischen kräftigem Mann und schlankem Jungen.

    Aber dazu sollte es nicht kommen. Gerade als er sich hinter dem Anzugträger aufrichtete, erblickte er einen Schatten aus einer Ecke. Ein Pokémon viel mehr, welches direkt auf ihn zu sauste und zu Boden warf, wo es ihn schließlich mit seinem skorpionartigen Schweif bedrohte. Ein kalter Schauer durchzog Rais Körper. Teils aus Angst und teils wegen des Wissens wehrlos vor seinem Gegner zu liegen.

    "Gute Arbeit, Skorgro. Ich war für einen Moment unachtsam und das hätte mir fast den Sieg gekostet." Der Blick des scheinbaren Anführers wechselte von seinem Pokémon zu Rai. Wie ein Messer durchbohrten seine Augen den jüngeren Trainer - fast als würde er hoffen etwas zu finden.
    "Ich muss gestehen, ich hatte keine Ahnung, dass es einen weiteren Weg zum Steuerraum gibt. Aber wenn du schon einmal hier bist, könntest du mir auch zur Hand gehen. Hast du irgendeinen Trainer auf diesem Schiff gesehen, der aus Kanto kommt? Speziell die Umgebung von Vertania?"
    Ängstlich schüttelte Rai seinen Kopf, verlor aber während keiner Sekunde den Augenkontakt zu seinem Gegner und erwiderte dessen durchlöchernden Blick. Einige Sekunden vergingen, in denen absolut nichts zu hören war. Selbst das Meer schien verstummt zu sein.

    "Skorgro, zieh dich zurück. Wir können unsere Suche so nicht erfolgreich abschließen. Ich schätze wir könnten wenigstens ein ordentliches Lösegeld für diesen Dampfer verlangen." Verwundert setzte Rai sich auf. Besaß sein Gegner wirklich genug Ehre um auf faule Tricks zu verzichten? Trotzdem konnte er nicht dabei zusehen, wie eine Erpressung aufgezogen wurde. Entschlossen sprang er auf die Beine und griff nach seinem Pokéball:
    "Klären wir das in einem Pokémonkampf."
    Der Mann, welcher eben noch in Richtung Radar lief, drehte sich nun nachdenklich um. War er beeindruckt von Rais Mut oder eher überrascht über diese Verzweifelte Handlung?
    "Aber was bekomme ich, wenn ich gewinne?", fragte er schließlich und schritt wieder auf den jüngeren Trainer zu.
    "Gewinnen sie, spiele ich brav mit und mache keine weiteren Anstalten, sie aufzuhalten. Aber gewinne ich... verlassen sie diesen Dampfer auf dem selben Weg, den sie gekommen sind."
    Der Mann nickte erst zögerlich, bekannte sich dann aber als einverstanden:
    "Wir kämpfen 3 gegen 3."

  • 1.4 Spiel mit Feuer und Eis





    Es war also beschlossene Sache. Drei Pokémon sollten jeweils eingesetztwerden. Angespannt blickte Rai zu Skorgro, welches provokant seine Zunge herausstreckte. >>Wenn ich mit Glaziola anfange und Skorgro schachmatt setze, sind meineChancen gar nicht so schlecht. Aber ich weiß noch nicht, ob die Zeit zu meinem Vorteil oder Nachteil arbeitet. Wenn es bei Rafe und Hinokoschlecht läuft, wäre es unklug auf Zeit zu pokern. Aber sollte Schwester Joe telefonisch das Festland erreicht haben, können wir bald mit Hilfe rechnen. Die Frage ist nur, wieso der Anführer dieser Bande so gelassenhandelt. Ist er sich seiner so sicher, dass er keine Polizei erwartetoder rechnet er nicht damit, dass ich vorher Hilfe geholt habe?<<



    "Ich bleibe bei Skorgro. Du darfst also zu deinen Gunsten wählen.", erklärte der Mann als würde er davon ausgehen, die Unsicherheit in Rais Blick wäre auf die Wahl seines Pokémons bezogen. Rais musternder Blick schweifte von Skorgro zu seinem menschlichen Gegner. Bisher hatte er keine Gelegenheit ihn sich genauer anzusehen. Dunkelbraune kurze Haare und ein markantes Kinn ohne ein einziges Barthaar. Ein faltenloser schwarzer Anzug, Lederschuhe und natürlich dieses grüne Emblem schon wieder.
    "Man könnte fast meinen, du starrst mich an, als erwartest du irgendwo eine versteckte Kamera. Aber lass mich dir sagen, aus welchen Gründen ich mich auf einen fairen Kampf einlasse. Ich verstehe nicht, wieso der Pokémon Fanclub plötzlich Turniereinladungen an Anfänger verschickt und wie genau er diese auswählt. Vielleicht geht es darum wie schnell ihr Orden sammelt? Oder vielleicht fragen sie sogar die Arenaleiter persönlich, welche Herausforderer ihnen in Erinnerung geblieben sind? Jedenfalls möchte ich wissen, wie gut ihr ausgewählten Trainer seid. Nenn es einfach Neugierde."



    Jetzt grinste Rai sogar. "Dann werde ich mich nicht zurückhalten." Tatsächlich erwiderte sein Gegner den Kommentar und ließ durch seine emotionslose Miene endlich etwas durchblicken. Motivation. Das Feuer in den Augen eines Pokémontrainers.


    "Du bist an der Reihe, Glacies!" Aus Rais Pokéball sprang ein Glaziola. Elegant nahm die Schneefüchsin ihren Platz vor dem jungen Trainer ein. Interessiert wurde Glaziola von den Anwesenden gemustert. Das Schneeweiße Fell glänzte in der Sonne, die durch das große Fenster in den Raum fiel. Seine Ohren und Pfoten waren in einem ungewöhnlich tiefen Blau gehalten und auch sein Blick hatte etwas besonderes an sich. "Glaziola, eine interessante Wahl. Es ist im Vorteil, was Typen angeht, aber glaubst du, das wird reichen?" "Wir werden es herausfinden!" Mit diesen Worten machte auch Glacies sich kampfbereit. Seine königsblauen Beine waren angewinkelt - jeder Zeit bereit los zu sprinten.



    Glacies Eisstrahl eröffnete schließlich den Kampf. Glitzernde Kristalle bildeten sich um das Pokémon während es einen Eisklumpen formte und anschließend förmlich auf den Gegner spuckte. Skorgro hingegen schien der Angriff wenig zu kümmern. Es streckte seine Zunge raus und verspottete Glaziola mit einem "Skorgro, Skorgro!" und wich anschließend mit scheinbarer Leichtigkeit aus. >>Seine Flugfähigkeit gibt ihm eine verdammt gute Mobilität<<
    Also musste etwas dagegen unternommen werden. Die Distanz verkürzen war der Plan. Mit Ruckzuckhieb sollte dieser gelingen, doch Skorgro konterte der enormen Geschwindigkeit mit einem Gegenangriff. "Akrobatik ist eine Spezialfähigkeit von Skorgro. Solange es kein Item bei sich trägt, wird die Attacke schneller und stärker."


    "Aber um Schaden anzurichten müsst ihr uns Treffen. Und genau dieser Nahkampf war der Plan. Eisodem Glacies!"
    Auch wenn Glaziola einen Treffer einstecken musste, so konterte es mit einem Hauch aus Eis, der sich an Skorgros Flügel haftete und es am Gleiten hinderte.
    Letzteres beschloss nun ernst zu machen, zog seine Zunge zurück in den Mund und ließ rote Energie um seine Zähne entstehen. Mit dieser Attacke - Feuerzahn - raste es nun auf Glaziola zu.


    "Schutzschild!"
    Eine leuchtende Barriere bildete sich um den Schneefuchs und fing den Schaden des Feuerzahns ab. Lediglich der Rückstoß blieb vorhanden und sorgte für einen gesunden Abstand zwischen den beiden Kämpfern.
    "Es gibt kein Entkommen vor Skorgros Angriffen. Auch das Schild wird euch nicht helfen! Durchbruch, Skorgro!"
    Dieses Mal leuchtete eine der Kneiferhände von Skorgro auf.
    >>Durchbruch ist eine Kampfattacke, die die Fähigkeit hat, Schilde zu durchbrechen. Wenn mir nicht schnell etwas einfällt, ist das Glacies Ende. Moment. Wenn es uns nicht sehen kann, kann es auch nicht treffen.<<


    "Blizzard!"


    Auch wenn Glaziola die Attacke wegen seines Levels noch nicht in voller Stärke einsetzen konnte, so erfüllte sie ihren Zweck. Der Raum wurde in ein Schneegestöber getaucht und die Fähigkeit "Schneemantel" entfaltete seine Wirkung. Glacies schien förmlich mit seiner Umgebung zu verschwimmen und unsichtbar zu werden. Skorgro hatte seine Probleme mit dem Schneesturm. Es musste landen und konnte sich seiner Typenschwäche kaum widersetzen.


    "Ich bin beeindruckt, aber auch das wird euch nicht retten. Aero-Ass!"


    >>Auch das noch? Es kann nicht nur Schilde durchbrechen, sondern besitzt auch eine Attacke, die immer trifft? Dann muss Barriere herhalten. So boosten wir wenigstens noch unsere Verteidigung.<<


    Wie ein Zielsucher bahnte sich Skorgro einen Weg durch den Schneesturm und raste mit unglaublicher Geschwindigkeit in Glaziola hinein. Als sich das Schneegestöber wieder lichtete, stand jedoch nur noch Glaziola. Fassungslos rief der ältere Trainer sein Pokémon zurück:
    "Was ist in diesem Sturm passiert?"
    Erleichtert schritt Rai auf sein Pokémon zu und kraulte es hinter seinen dunkelblauen Ohren.


    "Glacies hat euren Angriff mit Barriere abgewehrt und unmittelbar danach einen Eisstrahl auf Skorgro losgelassen. Durch den Blizzard, der eher Eigenschaften eines Hagelsturmes hatte, wurde der Eisstrahl zusätzlich verstärkt und gab Skorgro den Rest."
    "Ich verstehe...", murmelte der Mann in seinen nicht vorhandenen Bart. Dann jedoch wurde er von einem Piepsen abgelenkt. Schnell wurde ein alter Pokénav ausgepackt. Damals waren Pokénavs keine Handgelenk-Addons sondern fast wie aufklappbare Handys. Der Pokénav war in smaragdgrün gehalten. An der Außenseite des Deckels war ein Name eingraviert. Owein stand auf diesem. Endlich hatte die seltsame Gestalt einen Namen in Rais Gedanken. Was er mit dem Anrufer absprach, konnte er leider nicht verstehen.


    "Ich bin untröstlich, aber wir müssen den Kampf hier abbrechen und später fortführen. Es scheint, dass Schwester Joe Hilfe gerufen hat und einige Helikopter im Anflug sind. Zu viel Aufmerksamkeit können wir nicht riskieren."
    'Owein' bereitete - während er erklärte - bereits seine Flucht vor und rief ein Elevoltek aus dem Pokéball, welches mit einem gezielten Donnerblitz die Decke des Steuerraums zum Einsturz brachte.


    "Halte ihn auf, Glacies, Eisstrahl!"


    Doch auch das sollte nicht helfen. Elevoltek drehte sich in die Richtung von Rai, Glacies und dem Kapitän und setzte Kreideschrei ein. Ein furchtbar hoher und schriller Ton durchbohrte die Luft und Rai konnte den Schmerz, der ihn in die Knie zwang, nur verringern, in dem er beide Ohren mit seinen Händen abschirmte. Als das Geräusch endlich abnahm, sah er sich desorientiert um. Von Owein war nichts mehr zu sehen. Von Elevoltek ebenfalls keine Spur.



    Irgendetwas wollte der Kapitän von Rai. Doch er sah nur, wie sich dessen Mund bewegte. Seine Ohren klingelten immer noch und schienen wie betäubt. Besorgt sah das Eispokémon an seinem Trainer hoch und schmiegte sich an
    dessen Beinen.


    "Geht es dir jetzt besser?"
    Einige Minuten waren seit dem Kampf vergangen. Rafe und Hinoko hatten den Raum ebenfalls betreten und Rais Ohren hatten genügend Zeit sich zu erholen:
    "Ja, danke. Wie ist es euch da draußen ergangen?"
    Hinoko hatte sich neben Glacies gekniet und streichelte es lächelnd. Sie hatte noch nie ein Glaziola mit dieser Fellfarbe gesehen. Dann blickte sie zu den Anderen:
    "Kurz bevor wir den Kampf entscheiden konnten, hat mein Gegner eine Nachricht bekommen. Er benutzte einen alten Pokénav. Der Name Ajax war darauf eingraviert. Bei Rafe war es ähnlich. Sein Gegner trägt den Namen Aton."
    Nachdenklich verschränkte Rai seine Arme. Der Raum sah wirklich ruiniert aus. Die Steuerkonsolen waren durch den Blizzard eingefroren, die Decke durch Elevoltek zerstört und überall lag Glas uns Holz auf dem Boden.
    "Wissen wir schon, was das Ziel dieser Gruppe ist?", richtete sich Rafe an den Kapitän. Angesprochener schüttelte ratlos seinen Kopf:
    "Sie wollten Passagierlisten und haben meinen Retter nach einer Person aus dem Vertania Wald gefragt. Anschließend wollten sie Lösegeld, aber ich glaube das war nur ein Vorwand um einen Kampf zu provozieren."
    "Auf jeden Fall müssen wir vorsichtig sein. Egal, was unsere Gegner verfolgen, ihr Kampfstil ist brutal. Sie nehmen keine Rücksicht davor ihre Umgebung zu zerstören oder sogar Menschen zu treffen.", besorgt richtete sich Hinoko auf und blickte durch die versammelte Runde. Der Kapitän nickte zustimmend:
    "Ich werde Officer Rocky alles im kleinsten Detail berichten. Was euch betrifft, ihr solltet vielleicht das Pokémon Center aufrufen und euch und euren Pokémon eine Pause gönnen. Wir werden auf schnellstem Wege Waterside Town ansteuern. Auf offenem Meer ist es ohne Geräte zu gefährlich."
    Ein Guter Vorschlag. Damit waren alle einverstanden.




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    Ich weiß, es kamen die letzten Kapitel viele Kämpfe, aber keine Sorge,
    ich kann euch versprechen, dass es nicht immer so hektisch zugeht :)

  • Endlich habe ich das Problem gelöst, dass mir random Absätze ins Projekt geschummelt hat!
    Ich kann also meine Werke wieder hier verbreiten <3
    Auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob sie irgendwann gelesen werden xD




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    2.1 Endlich wieder an Land



    "Achtung, Achtung. Meine geschätzten Fahrgäste:


    Pokémontrainer, Koordinatoren, Zuschauer, Feriengäste, Mitarbeiter und Anwohner dieser Inselgruppe. Ich möchte sie darüber informieren, dass wir in wenigen Minuten in Waterside Town anlegen. Bitte begeben sie sich zeitnah zu dem selben Deck, durch das sie an Bord gekommen sind. So wird gewährleistet, dass sich nirgends ein Stau bildet. Wir hoffen, sie haben die Überfahrt genossen und beehren uns bald wieder."


    Rafe, Rai und Hinoko saßen gerade im Pokémoncenter, als die Durchsage des Kapitäns ertönte. Es war ein langer, anstrengender Tag und jeder schien seine eigene Reaktion auf die Ankunft zu zeigen. Rafe blickte motiviert nach oben zu Schillok, während Rai erleichtert schien und seine Anspannung abfallen ließ. Hinoko schien nicht so recht zu wissen, was sie davon halten sollte, weswegen sie durch die Runde blickte.


    Rafe durchbrach schließlich die Stille:



    "Ich muss zu Block C - Hydro und ich sind in Wurzelheim eingestiegen."
    "Dann bin ich direkt neben dir. Block D - Zweiblattdorf", erwähnte Rai eher beiläufig und stand auf, um seine Pokébälle besser an seinem Gürtel befestigen zu können.
    "Nach dieser Logik wäre ich in Block A - Kanto, der erste Halt der MS Azuria."
    Interessiert blickte Rai zum Mädchen der Gruppe, "Du kommst aus Kanto?", erntete aber sofort ein Kopfschütteln.
    "Ich war einen Freund besuchen. Eigentlich komme ich aus Kalos."



    Ein leises „Ah“ von Rai folgte, ehe er wieder mehr oder weniger gelangweilt seinen schwarzen Tee umrührte. Rafe und Hinoko blickten sich darauf verwirrt an, ließen sich aber nicht davon abhalten, das Gespräch fort zu führen.
    „Also sind wir alle an verschiedenen Ausgängen. Treffen wir uns im Pokémoncenter von Waterside Town wieder?“ Ein Vorschlag, mit dem alle einverstanden waren.



    Die Gruppe teilte sich also auf und so fand sich Rafe ganz alleine an der Reling des Schiffes. Seufzend blickte er zu seinem Pokémon:
    „Ich kann mich nicht entscheiden, wie ich mich fühlen soll. Ich freue mich auf das Abenteuer, das uns erwartet, aber ich habe auch ein wenig Angst. Angst, dass wir uns überschätzen und am Ende überhaupt keinen Erfolg erzielen können.“


    „Schillok, Schillok!“
    Rafes Pokémon schien zu widersprechen, denn es sprang, seinen Namen rufend, auf Rafes Kopf und salutierte dort.
    „Du hast Recht. Wir können immer noch kämpfen. Machen wir einfach das Beste daraus. Und selbst, wenn wir am Ende verlieren, so haben wir es wenigstens versucht und wertvolle Erfahrungen gewonnen. Was meinst du, sollen wir unseren Freund Blaze wieder ins Team nehmen?“
    Mit Blaze meinte Rafe das Lohgock, welches er seiner kleinen Schwester für ihre Zucht geliehen hatte. Dafür bekam er damals ihr Psiaugon - welches auch nicht schlecht kämpfte - doch es war einfach nicht dasselbe, wie mit seinem eigenen Starter zu kämpfen.
    Schillok nickte und so war es beschlossen. Im Pokémoncenter würden sie Aryl anrufen.



    Als das Schiff schließlich anlegte, schritten die Beiden motiviert und selbstsicher von Bord. Es fühlte sich seltsam an, wieder an Land zu sein und es kam Rafe so vor, als würde er immer noch schaukeln.


    „Sie dir nur an, wie groß diese Stadt ist!“


    Sobald sich die Augen des jungen Trainers wieder an die Sonne gewöhnt hatten,– immerhin wartete er im Inneren des Schiffs auf das Öffnen der Ausgänge – blickte er sich genauer um. Der Hafen war, verglichen mit der Länge der Stadt, recht klein gehalten. Viel größer war der weiße Strand, an dem sich die Stadt entlang schlängelte. Überall standen schattenspendende Palmen, die im Wind wehten und um einiges größer und grüner waren, als die Topfpflanzen an Bord der MS Azuria.


    „Die Stadt macht ihrem Namen alle Ehre. Sie wurde am Strand entlang gezogen, statt in einem kompakten Rechteck, wie es die meisten Städte in Hoenn sind. Und alles hier scheint Pokémon drauf gedruckt zu haben.“


    In Hafennähe gab es viele Geschäfte, die sich auf Pokémonartikel spezialisiert hatten. Souvenirshops mit Statuen von Pokémon, Rucksäcken und sonstiger Kleidung im Pokémondesign und sogar Geschäfte, die elektronische Geräte wie Gameboys oder Spielkonsolen mit Pokémonspielen verkauften. Sogar DVDs mit Aufzeichnungen der Turniere gab es zu kaufen. Um das Pokémoncenter ausfindig zu machen, musste Rafe erst einen Passanten finden und selbst danach war es noch kompliziert, dort hin zu kommen.


    Auf dem Weg fand Rafe unzählige weitere Shops, ließ sich von Schillok dazu überreden Eiscreme zu kaufen und gab etwas von seinem Geld für eine schwarze Sonnenbrille aus.
    „Ich muss gestehen, dass das Mango Eis, welches du gewählt hast, viel besser schmeckt als mein Zitroneneis. Ich hätte auf dich hören sollen.“
    Natürlich war es nicht sehr vernünftig, seinem Pokémon Eiscreme zu geben, aber es war das Richtige, um die Ankunft in der neuen Stadt zu feiern, dachte sich Rafe.
    „Es gibt hier sogar ein Kino. Diese Stadt hat alles, was man für Urlaub brauchen könnte. Ich wette, man kann am Strand auch Surfboards und Sonstiges ausleihen. Ich glaube, wir bleiben nach dem Finalen Turnier noch etwas und genießen die Sonne.“



    Nach weiteren fünf Minuten Fußmarsch, erreichte das Team endlich das Pokémoncenter, welches eine exakte Kopie des Centers auf dem Schiff zu sein schien. Oder vielleicht war es umgekehrt?
    Da Rai und Hinoko noch nicht da waren, beschloss Rafe seine Schwester anzurufen.
    „Ehrlich gesagt habe ich mich schon gewundert, wieso du noch nicht angerufen hast. Es ist doch mehr als klar, dass du dein Team vollständig haben möchtest, während du diese neue Region erkundest. Und ehrlich gesagt vermisse ich Shinji selbst ein wenig.“


    Aryls Stimme klang etwas seltsam durch die Boxen des großen Geräts, aber die Bildübertragung war um Längen besser, als die des Pokénavs.


    „Danke, Aryl. Bist du gerade in einem Pokémoncenter? Dann könnten wir sofort tauschen.“
    Das im Vergleich zu Rafe kleine Mädchen nickte und schob sich ihre hellblonden Haare aus dem Gesicht, um besser sehen zu können. Dann kramte sie einen Pokéball aus ihrer himmelblauen Tasche und hielt ihn in die Kamera. Beide Trainer legten die Bälle in eine dafür vorgesehene Vertiefung und beobachteten die Datenübertragung.
    Als der Knopf des Pokéballs aufleuchtete, war der Tausch abgeschlossen.


    „Pass auf dich auf, Rafe.“


    „Du kennst mich doch“, kam fix als Antwort.


    „Das ist ja, was mir Sorgen macht. Du überforderst dich immer.“


    „Werde ich schon nicht. Ich melde mich wieder vor dem ersten Turnier. Versprochen“



    Dann beendete Rafe den Anruf, nahm seinen Pokéball aus der Fläche und gab das Telefon frei.
    Im selben Moment kamen Hinoko und Pikachu durch die Tür ins Pokémoncenter. Die kleine Maus sprang - als es Schillok erblickte - sofort von der Schulter des Mädchens und rannte auf dieses zu.
    „War diese Stadt schon immer so voller Pokémonartikel? Selbst die Kinder scheinen schon von ihnen gepackt zu sein und tragen Kappen mit Aufdrucken von Pokémon.“
    „Ja, es ist fantastisch, oder? Man muss nur hier sein und schon scheinen alle Probleme vergessen. Man wird von der Motivation mitgerissen. Übrigens, ist Rai noch nicht hier?“,
    Verwundert blickte sich Hinoko um. Weit und breit kein schwarzhaariger Trainer zu sehen.


    „Jetzt wo du es erwähnst, er schien etwas abgelenkt seit unseren Kämpfen. Ich wünschte nur, er hätte uns erzählt, was da drin passiert ist. Also abgesehen von den Plänen dieser Schurken.“ Die Kritik daran, dass sein Freund sich ihm nicht anvertraute, ließ Rafe dabei nur unterschwellig anklingen.


    Umso überraschender war es, als Rai plötzlich mit einer hellblauen Baseballkappe und schwarzen Schweißbändern an den Handgelenken, vor der Gruppe stand.
    Hinoko war die Erste, die kichern musste, räusperte sich aber schnell und entschuldigte sich.
    „Da hat sich wohl jemand gegen die Sonne gewappnet“, kommentierte Rafe und deutete auf die schwarze Sonnenbrille, die an seinem eigenen T-Shirt Kragen hing.
    „Wenn wir alle hier sind, sollten wir mit Schwester Joe reden. Als Trainer geht es sehr schnell einen Personalausweis zu erstellen. Immerhin ist euer Pokédex schon so etwas in der Art und bestätigen ihr, wer ihr seid. Ich musste als kleines Kind meine Geburtsurkunde vorzeigen, weil ich noch keinen Pokédex hatte.“


    Schulterzuckend blickten sich die beiden Jungs an und befolgten dann Hinokos Rat. Wenig später hatten beide einen Ausweis in der Hand.


    „Ich weiß ja nicht. Das Foto sieht irgendwie komisch aus. Es ist ungewohnt keine Weste zu tragen.“ Nachdem Rafe den Ausweis genug gemustert hatte, steckte er ihn in seinen Geldbeutel. „Um uns für die Turniere einzuschreiben, müssen wir nach Ponte City, richtig? Aber wenn die Karte hier aktuell ist, ist das eine andere Insel. Wie kommen wir am schnellsten da hin? Müssen wir schon wieder auf ein Schiff?“
    Hinoko verneinte mit einem Kopfschütteln und zückte dann ein kleines Buch mit einem Plan:


    „Wir können mit der Schwebebahn über die Brücke fahren, die beide Inseln verbindet. Das dauert ungefähr zwei Stunden. Wenn wir uns von dort aus Richtung Norden halten, sollten wir schnell da sein. Allerdings wird es dunkel sein, bis wir da sind. Daher sollten wir einen Ort zum Übernachten finden. Oh, ich weiß. Ich könnte Amaya anrufen und fragen, ob wir bei ihr in Tide Village übernachten können.“
    Doch für ihren Vorschlag erntete Hinoko nur unglaubwürdige Blicke.


    „Amaya? Du meinst ‚die‘ Amaya? Die Gewinnerin des ersten großen Turniers dieser Region? Oder soll das nur ein Scherz sein?“
    Um ihre Aussage zu unterstreichen, kramte Hinoko ein Bild aus ihrem Portmonee und zeigte es den anderen beiden Trainern. Darauf zu sehen war eine sehr junge Hinoko, die direkt neben Amaya stand und an dieser erwartungsvoll hochschaute.
    „Amaya ist meine Cousine. Ich wollte sie eh noch anrufen und fragen, ob sie von dem Vorfall mit der MS Azuria gehört hat. Vielleicht weiß sie sogar etwas über diese seltsamen Typen. Und wenn sie nichts weiß, so steht sie in Kontakt mit anderen Champs, oder weiß zumindest wo sie sich momentan aufhalten. Denn diese zu kontaktieren ist schwerer, als man denkt.“
    „Ich weiß, was du meinst. Vater erzählte mir mal, wie schwer es war, Troy eine Nachricht da zu lassen. Und er war einige Jahre Arenaleiter in Hoenn.“


    Jetzt schien Rai etwas aufzufallen:


    „Dann haben wir also alle irgendwie Kontakt zu wichtigen Persönlichkeiten. Hinoko, welche die Cousine einer Gewinnerin des Turniers ist, Rafe als Sohn eines Arenaleiters und ich wurde einige Zeit in Elyses vom Bruder des amtierenden Champs unterrichtet. Vielleicht wollen sie mit diesem Turnier den Nachwuchs fördern. Aber wieso so plötzlich? Nicht nur diese Männer in Schwarz, sondern auch der Pokémon Fanclub scheint begabte Trainer zu suchen. Ob das nur ein Zufall ist?“


    Schulterzucken. Niemand wusste darauf etwas zu sagen. Aber die Neugier packte alle, weswegen sie beschlossen, doch nach Tide Village zu reisen, dort Amaya zu kontaktieren und die Nacht zu verbringen.


    „Waterside Town… Die erste Stadt in dieser Region, die Hydro und ich gesehen haben… Wir werden garantiert noch einmal zurückkommen.“

  • 2.2 Ein neues Teammitglied




    Der Weg nach Tide Village war relativ gradlinig und unspektakulär. Eine Allee aus verschiedensten Bäumen schmückte die kleine Straße. An diesen hingen verschiedenste Beeren. Wenn man Chu beobachtete, wie es von Ast und Ast kletterte, war es leicht zu erkennen, dass es Sinelbeeren am meisten mochte.
    "Es ist fast schon seltsam. Wir sind nur ein paar Stunden unterwegs und ich vermisse die salzige Luft und den Wind schon." Schillok stimmte dem braunhaarigen Jungen mit einem Kopfnicken zu. Es lief die letzten Minuten selbst, um Rafes Schulter zu entlasten, blieb aber jetzt verwirrt stehen.
    "Was hast du denn?" Anscheinend hatte der Partner des Trainers ein anderes Pokémon gewittert. Die Frage war nur: Wo? Neugierig zückte Rafe seinen Pokédex und scannte die nähere Umgebung:
    "Dartignis – Das Stichflamme-Pokémon. Die Weiterentwicklung von Dartiri. Je stärker sich der Flammensack auf seinem Bauch erhitzt, desto schneller fliegt Dartignis."
    Jetzt war Rafe fast außer sich vor Aufregung. Das erste wilde Pokémon, das sie in diesem Ferienparadies trafen. Auf welchem Level diese wohl waren? Angriffslustig waren sie auf jeden Fall, denn das Pokémon erhob sich direkt nach seiner Entdeckung aus dem Gras in die Lüfte und zog seine Kreise über die Gruppe. Dann legte es seine großen gelben Flügel dicht an den roten Körper an und ging in den Sturzflug auf Schillok über.
    "Das ist Aero-Ass, aber wieso ist es so verdammt schnell?" Nachdenklich beobachtete Rai den Kampf zwischen Schillok und Dartignis. Zwar konnte die Schildkröte mit dem Panzerschutz die Angriffe fast neutralisieren, doch gelang trotz Typenvorteil kein einziger Gegentreffer.
    Erst Hinoko konnte Licht in die Dunkelheit bringen:
    "Man sagt, dass die Pokémon auf der Inselgruppe sehr oft ihre Versteckte Fähigkeit besitzen. Bei diesem Feuervogel wäre das Orkanschwingen, was den Erstschlag mit Flugattacken ermöglicht. Mit allen anderen Angriffen ist es nicht so schnell."
    Das war alles, was Rafe an Informationen brauchte. Sofort wies er Schillok an, seine Aquaknarre so hoch in die Luft zu schleudern, wie es nur konnte. Anfangs ließ sich Dartignis nicht davon beeindrucken, aber als das Wasser plötzlich wieder herabregnete, musste es seine Flughöhe verringern und kam in die Reichweite von Schillok. Eine kräftige Aqualwelle folgte und der Vogel mit dem Zweittyp Feuer landete angeschlagen auf einem Stein. Natürlich ließ Rafe sich die Gelegenheit nicht entgehen ein solch schnelles Pokémon zu fangen.
    Angespannt beobachtete die Gruppe, wie der Pokéball hin und her wackelte. Drei mal wiederholte sich das Spiel. Dann endlich ertönte ein lautes Geräusch und das Wackeln ließ nach. Glücklich hob Rafe den roten Ball mit seinem neuen Partner auf und zeigte ihn Schillok:
    "Das ist ab heute unser neuer Partner."


    ***


    "Bist du schon aufgeregt, Jitro? Das wird super! Nicht nur können wir ein paar Schurken aufhalten, sondern auch noch an diesem Turnier teilnehmen!" Nicht weit von der anderen Gruppe stand ein blonder Trainer neben seinem Glutexo.
    Der Trainer trug ein rotes T-Shirt mit einer schwarzen schematisch aufgedruckten Flamme in der Mitte passend zu seinem ersten Pokémon. Auf diesem T-Shirt trug er eine weiße ärmellose Weste, die so aussah, als würde sie jeden Moment vom Wind davon getragen werden. Seine Chuks waren farblich mit dem T-Shirt abgestimmt und die kurze schwarze Jeans gab dem Outfit etwas mehr Farbe. Sofern man Schwarz Farbe nennen kann.
    Um die beiden standen riesige Häuser, die fast vollständig aus Glas bestanden und so den hellblauen Himmel reflektierten und als riesige blaue Türme zu erkennen waren.
    Nuage City basierte vollkommen auf neuster Technik. Normaler Weise war Airi hier nur zu Besuch bei seinem Bruder, doch dieses Mal hatte er eine Mission aus Orre mitgebracht. Erst der ermahnende Ruf von seinem Pokémon weckte ihn aus seinen Tagträumen. "Ja, ich weiß, dass es kein Spiel ist. Und ich weiß auch, dass wir nicht wegen dem Turnier hier sind. Wir sind hier um etwas heraus zu finden. Aber das schließt doch nicht aus, dass wir bei dem Turnier mitmachen. Ich meine, komm schon! Wenn wir uns gut schlagen und Aufmerksamkeit auf uns ziehen, finden wir am ehesten raus, wieso plötzlich jeder nach neuen Trainern sucht. Ein gutes Training ist es auch für uns. Falls es wirklich eine Verschwörung ist, dann müssen wir in Topform sein. Brauchst du noch mehr Argumente?"
    Ein leichtes Seufzen von dem Feuerpokémon folgte. Dann ballte es seine krallenähnlichen Finger zu einer Faust zusammen und schleuderte etwas Feuer in die Luft.
    "Dann wäre das ja geklärt."


    ***


    "Das ist also das Dorf der ultrareichen?", skeptisch blickte sich Rai um. Das Tor war aus unscheinbaren Holz gefertigt und nicht ansatzweise so hoch oder prachtvoll wie erwartet. Die Häuser selbst waren als Apartments angelegt und standen wie ein Schachbrett angelegt zwischen vielen Gärten. Zielstrebig wurde die Gruppe von Hinoko zum Apartment von Amaya geführt, welche sich dieses mit ihrem Mann teilte. Eben dieser öffnete jetzt die Türe und bat Hinoko mitsamt ihren Freunden ins Haus.
    "Du weißt nicht, wo Amaya ist? Aber sie sagt dir doch immer, wo sie hingeht..." Genauso verwirrt wie enttäuscht blickte Hinoko nach unten. Die Einrichtung des Hauses war erstaunlich schlicht gehalten. Es gab normales hölzernes Paket, Möbel wie sie andere Menschen auch kauften und benutzten und keine extravagante Dekoration. Für sie war das nichts neues. Sie freute sich sogar, dass sich nichts verändert hatte. Aber langsam fing sie an, sich wirklich Sorgen um ihre Cousine zu machen.
    "Sie sagte, dass sie etwas zu erledigen hätte und mich nicht darin verwickeln wollte. Du weißt wie stur sie ist, also habe ich das einfach akzeptiert und ihr viel Glück gewünscht. Ich bin mir sicher, dass sie wieder Detektiv spielt und irgendwelchen Meldungen nachjagt, die diese seltsamen Männer betreffen."
    Stille folgte. Es war nicht schwer aus den Blicken zu erkennen, dass jeder der Gruppe diese "seltsamen Männer" für die Verantwortlichen des Überfalls auf der MS Azuria hielt. Aber was genau bedeutete das jetzt? Dass es keine Einzeltäter waren und etwas größeres dahinter steckte? Wie würden sie dagegen vorgehen und wie würden sie über deren Pläne erfahren?
    "Halten wir mal fest, was wir überhaupt wissen", seufzend ließ Rai sich auf die Couch sinken. Man hatte der Gruppe etwas zu Trinken angeboten und auch Gebäck wurde dazu gereicht. "Wir wissen, dass sowohl der Pokémon Fanclub nach begabten Trainern Ausschau hält, als auch dieses Team von seltsamen Männern. Deswegen dieses großes Turnier. Aber wieso nach Nachwuchs gesucht wird, ist unklar."
    Nickend stimmte Hinoko zu und blickte erwartungsvoll zu Rafe - fast so, als würde sie sich eine Ergänzung zu Rais Ausführung wünschen. Verlegen kratzte dieser sich am Hinterkopf, fasste sich aber schließlich doch ein Herz und äußerte seinen Vorschlag:
    "Wieso geben wir ihnen nicht das, was sie wollen? Wenn sie neue Trainer suchen, die ihren Ansprüchen entsprechen, sollten wir uns anstrengen und in den Turnieren einen guten Eindruck machen."
    Wegen dieser Aussage musste sogar Rai grinsen. "Wir spielen also wieder mit dem Feuer. Entweder der Pokémon Fanclub ist interessiert an uns oder unsere Feinde." Eine Pause folgte, ehe der schwarzhaarige Trainer noch etwas hinzufügte:
    "Also ich bin dabei."
    Dann erhob sich die Gruppe aus der gemütlichen Ecke. "Wäre es vielleicht irgendwie möglich, dass wir heute Nacht hier schlafen?" Hinoko setzte ihren freundlichsten Blick auf und lächelte unschuldig während sie den Mann von Amaya musterte. Schließlich stimmte dieser geschlagen zu und besorgte Schlafmatten für jeden. Morgen früh würden sie sofort wieder aufbrechen und sich auf den Weg nach Ponte City machen um sich für das erste große Turnier einzuschreiben.

  • Da mich das neueste Kapitel deiner Digimon Fic nicht lange aufgehalten hat und ich doch Lust hatte noch etwas mehr von Dir zu lesen hab ich mir auch noch rasch diese Geschichte einverleibt - zumal der Anfang, mit der Beschreibung der Umgebung, dem Wind, der Sonne, dem Meer und der MS Azuria so verdammt einladend war, dass ich selbst Lust hätte Urlaub zu machen... xD


    Und zwar gilt auch hier, das ich mit Pokemon nicht mehr ganz auf der Höhe bin, aber es hat mir doch Spass gemacht der Geschichte zu folgen. Ich find die Erzählweise kurzweilig und trotzdem fällt es leicht sich im Kopfkino der stickigen, heissen Luft und dem schweren Grummeln von ölfeuchtenSchiffsmotoren hinzugeben - oder in das bunte Treiben am Hafen von Waterside Town einzutauchen.


    Ich fand auch die Geschehnisse auf der Brücke des Schiffs ganz amüsant, und den mysteriösen, aber aufgeknöpften und redseeligen Owein ziemlich Pokemon-like :D
    Allerdings fühlt man doch - oder zumindest ich - etwas ernsteres, düsteres an der Geschichte mitschwingen, was mir auch gut gefällt und mich neugierig gemacht hätte. Von daher, wenn du die Fic eines Tages fortsetzen möchtest, ich würde dich nicht davon abhalten wollen.


    Auch wenn ich diesmal *strike!* einen Fehler gefunden hab.
    In Waterside Town, kurz nach Rafes Telefonat mit Aryl wird er von Hinoko gefragt, ob Rai noch nicht da wäre.
    Wie kann das sein, dass Hinoko seinen Namen kennt, obwohl sie sich einander an keiner Stelle vorgestellt haben, hm?!?


    ...


    Nun gut. Da die Gruppe ja doch einige Zeit gemeinsam unterwegs war könnte das mal beiläufig bei einer Gelegenheit geschehen sein, die nicht in die Geschichte einfloss - aber trotzdem... wo ich mich schon so bemühte darauf zu achten (was nicht einfach war, durch die lockeren und ungezwungenen Unterhaltungen im Laufe ihrer Begegnungen) wollte ichs auch erwähnen!


    xD

    I see the lights of the village

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    and a feeling of sadness comes o´er me

    that my soul cannot resist

  • 2.3 Lasset die Spiele beginnen!



    "Schau dir nur diese Aussicht an, Hydro!", flüsterte Rafe seinem Begleiter zu.


    Wie so oft saß das Wasserpokémon auf seinem Kopf, um eine gute Aussicht zu haben.
    Die drei Trainer saßen in der modernen Schwebebahn und überquerten gerade den ersten Brückenpfeiler. Hinter ihnen war Waterside Town von oben zu sehen und vor ihnen strahlend blaues Wasser. Man erkannte nun richtig gut, dass die Stadt ihrem Namen entsprechend an den Strand gebaut wurde. Das Meer und die gerade aufgehende Sonne spiegelten sich in den gläsernen Hochhäusern. Vielleicht war es etwas zu früh eine Aussage zu treffen, aber Rafe war sich jetzt schon sicher, dass diese Stadt seine liebste Stadt in Maris werden würde.


    Hinoko hingegen lehnte sich erschöpft gegen die gepolsterte Sitzbank und versuchte noch ein wenig zu schlafen. Pikachu döste auf ihrem Schoß und zuckte hin wieder mit den Ohren.
    Es war zwar noch früh am Morgen, allerdings nicht zu früh zum reisen.
    Noch vor Sonnenaufgang wurde die Gruppe von einer beunruhigenden Nachricht geweckt.
    Das war auch der Grund, wieso Rai abwesend auf seinen Pokénav starrte, anstatt die gute Laune von Rafe zu teilen.


    'Du hast zu viel Potential, als dass wir dich aus den Augen verlieren möchten. Wenn du den Kampf zwischen uns fortsetzen möchtest, solltest du an den Turnieren teilnehmen.'


    War es als eine indirekte Drohung zu deuten? Angespannt versuchte Rai hinter die Nummer des Absenders zu kommen, hatte allerdings keinen Erfolg. Nachdem er die Nachricht vorgelesen hatte, beschloss die Gruppe, sich sofort auf den Weg zu machen. Ponte City war jetzt das Ziel, einerseits um sich mit Items einzudecken und andererseits um sich für die Turniere einzuschreiben.


    "Hey," wandte sich Rafe jetzt an den niedergeschlagenen Trainer, "Ich weiß nicht, was genau auf dem Schiff passiert ist, aber dass es persönlich ist, ist schwer zu übersehen. Trotzdem solltest du dir keinen Kopf darum machen. Sie haben nichts gegen dich in der Hand mit dem sie dich bedrohen könnten, setz dich also nicht so unter Druck."


    Widerwillig drehte Angesprochener sich weg.
    "Was weißt du schon", grummelte er dabei leise, fügte aber anschließend ein "Danke" hinzu.
    Dann richtete er seinen Blick aus dem Fenster.


    Auch wenn Rafe ihm nur Mut machen wollte, so war diese Organisation nicht zu unterschätzen. Vielleicht sollte er ihm erzählen, dass sie schon vor vielen Jahren aktiv gewesen war? Besser war es, noch ein wenig zu warten, bis er ein paar Beweise für seine Behauptung hatte.


    "Was hältst du davon, wenn du den Namen für unser neues Teammitglied aussuchst?"


    Rafe ließ einfach nicht locker. Er konnte nicht mit ansehen, wie sein Freund immer zu alle Probleme alleine herumtrug. Zu seiner Überraschung schien es sogar zu funktionieren.


    "Wie wäre es mit Tibarn? So heißt ein Charakter in meinem Lieblingsspiel. Er ist ein Falke, außerordentlich stark und besitzt einen ausgeprägten Charakter."
    Lächelnd stimmte Rafe zu. Das machte auch sein neustes Pokémon zu etwas Besonderem.
    "Apropos, wir haben ja jetzt Glacies gesehen, aber welche Pokémon hast du noch dabei? Ich würde es ja gerne in einem Kampf herausfinden, aber wir sollten uns das für ein Turnier aufheben."


    Jetzt drehte sich Rai wieder zum braunhaarigen Trainer und wechselte zur Infoseite seines Pokénavs auf dem die Pokémon und ihre Gesundheit zusammengefasst wurden.
    Er staunte nicht schlecht, als er vier Pokémon statt nur drei vorfand.
    "Da haben wir einmal mein Lucario namens Avalon. Das kennst du sicher auch noch. Mein Starterpokémon. Dann haben wir Glacies mein Glaziola. Als drittes Koun, mein Absol und... ein Amphizel? Wo kommt das denn her?"
    Verwirrt kramte er durch seine Tasche. Als er schließlich ein paar alte Pokébälle fand, fiel es ihm wieder ein.
    "Die MS Azuria. In einem der Crewräume lagen verstaubte Pokébälle. Ich habe sie im Glauben eingesteckt, sie wären leer und unbenutzt."


    "Geht es dem Pokémon gut?", jetzt beteiligte sich sogar Hinoko wieder am Gespräch, woraufhin Rai nur mit den Schultern zuckte und das Wasserpokémon aus seinem Ball rief. Dieses blickte sich ängstlich um, wurde aber sofort von Pikachu angesprochen und ausgefragt. Pikachu wiederum teilte alles seiner Trainerin mit, die es der Gruppe übersetzte:
    "Es scheint, dass Amphizel einige Monate in seinem Pokéball eingesperrt war. Sein Trainer hatte überraschend das Schiff verlassen und dann wurde es eingelagert, für den Fall, dass dieser zurück kommen würde. Was er nicht tat. Und der Pokéball hat es mit Energie versorgt. Aber wir sollten es in Ponte City unbedingt durchchecken lassen, wenn wir uns einschreiben lassen."


    Langsam - um das Pokémon nicht zu erschrecken - kniete sich Rai vor dieses und streckte seine Hand aus.
    "Ich bezweifle, dass dein Trainer wiederkommen wird, sonst wärst du nicht vergessen worden. Aber wenn du möchtest, kannst du mit uns kommen. Was meinst du?"
    Amphizel zögerte, ergriff aber schließlich Rais Hand und nickte freudig. Dieser blickte zu Rafe und grinste, als würde er etwas planen. Unschlüssig blinzelte Rafe und wartete auf eine Reaktion.
    "Ich habe deinem Dartignis einen Namen gegeben, also wie wäre es, wenn du den Namen für Amphizel wählst?"


    Rafe verschränkte nachdenklich seine Arme und musterte das Pokémon ganz genau. Dann schien er endlich eine Idee zum haben.
    "Ezreal. Ich finde, der Name passt perfekt."
    Zustimmend nickte der ältere Trainer und blickte erneut zu seinem Pokémon, ehe er es in den Pokéball zurück rief:
    "Du wirst es bei uns gut haben, mein Freund."


    Der Rest der Überfahrt verlief ohne große Ereignisse. Von den Baîne Lowlands stiegen sie in eine andere Bahnlinie und waren noch vor den Mittagsstunden in Ponte City.
    Bereits am Bahnhof fanden sich zahllose Geschäfte. Einstimmig nahm sich die Gruppe vor, jedes Geschäft abzuklappern. Aber erst kam die Pflicht. Das Pokémoncenter zwischen all dem Trainerzubehör zu finden, war schon etwas komplizierter. Jeder Passant, den sie fragten, war entweder ein Trainer oder ein Freund eines Teilnehmers.


    "Gefunden", seufzend schritt Hinoko durch die Tür. Von innen sah das Pokémoncenter nicht anders aus, als die Vorherigen, aber von außen schien es wie getarnt zu sein. Zu ihrem Erstaunen war am Schalter nicht viel los. Waren die Trainer noch am Schlafen, oder hatten sie sich bereits alle eingeschrieben?
    Jedenfalls zeigten sie alle der Reihe nach ihre Ausweise vor und unterschrieben ein Formular mit ihren persönlichen Daten.
    "Ich bin nicht überrascht, dass du dich für Wettbewerbe einträgst, Hinoko. Dein Auge für Attacken und Kombinationen ist wirklich geschult."
    Verlegen kratzte sich das Mädchen am Hinterkopf. Sie war es nicht gewohnt, Komplimente zu bekommen und Rai hätte sie so etwas nie zugetraut. Umso mehr nahm sie sich das Kompliment zu Herzen.


    Nachdem der ganze Papierkram endlich erledigt war, wurde den Trainern ihr Zubehör gereicht. Da war einmal eine Schachtel, die zur Aufbewahrung der Abzeichen diente, ein Turnierplan, der die Orte und Zeitpunkte der Veranstaltungen auflistete, eine Klebemarke für den Ausweis, die die Einschreibung bewies und ... ja, was war das Letzte eigentlich?
    "Sieht aus wie ein Pokénav.2 aber dann auch wieder nicht..."
    Musternd begutachtete Rafe das Gerät von allen Seiten, ehe eine Erklärung der Schwester folgte:
    "Das ist ein Minicomputer. Er erfasst Daten von eurer Umgebung und euren Kämpfen. Er dient zudem der Sicherheit und sollte deswegen auf keinen Fall abgenommen werden."
    "Ich kann mich nicht erinnern, dass dieses Ding jemals Teil der Turniere war.", erklärte Hinoko nachdem Amphizel im Pokémoncenter abgegeben wurde und sie das Gebäude verließen, da sie sich in den Geschäften umsehen wollten.
    Rafe erschien die Erklärung naheliegend:
    "Vielleicht hat der Pokémonfanclub diese Maßnahmen ergriffen, weil sie vom Überfall auf den Luxusdampfer gehört haben. Würde mich nicht wundern. Also wo gehen wir zuerst hin? Medizin, Pokébälle, Kampfitems oder Angeln kaufen?"


    Eine Angel würde - in Rafes Augen - ziemlich nützlich sein, sollte jemand Pokémon am Strand fangen wollen. Etwas Zeit blieb der Gruppe ebenfalls. Das erste Turnier würde in zwei Tagen in Mervue stattfinden - einer Touristenstadt mit Museum, in dem alle ehemaligen Gewinner der Finalkämpfe ausgestellt sind.
    Plötzlich mischten sich weitere Personen ins Gespräch mit ein.


    "Hättet ihr vielleicht Interesse an einem Doppelkampf? Dieser Junge hat mich herausgefordert, bestand aber darauf zwei Pokémon einzusetzen, da es in Orre so Standard ist, also dachte ich mir, es wäre vielleicht interessanter einen Doppelkampf mit vier Trainern daraus zu machen."
    Ein kurzer Blick von zu Rai, anschließend zu seinem Schillok und dann zurück zu dem viel jüngeren Trainer.
    "Macht ihr nur. Ich werde uns mit Items eindecken und etwas Ruhe genießen."
    Schon war Hinoko verschwunden und ließ den Jungs keine andere Wahl, als die Herausforderung anzunehmen.


    ________________


    #Offtopic


    1. Amphizels Namen habe ich von meinem Quajutsu geklaut, welches Teil meines Raindance Teams ist.


    2. Es tut mir Leid, dass so lange kein neues Kapitel kam, bitte sei nicht böse q.q @Haggard @Clerks @

  • Nicht böse sein?! Ich bin ausser mir vor Entsetzen, dabei bin ich ansonsten doch die Geduld in Person!
    *HEY BEDIENUNG! Wo zum Teufel bleibt mein Espresso!?!*


    Allerdings... wenn du gewillt bist mich auf das nächste Kapitel nicht mehr so lange wartem zu lassen, dann will ich mit mir handeln lassen. Zumal mir persönlich dieses Kapitel zu sehr nach etwas sorglosem Easylife klingt als dass ich mich dem Verdacht erwehren könnte dass dunkle Wolken über Mervue oder Ponte City aufziehen könnten. Auch die Sache mit dem Minicomputer ist mir etwas suspekt; Es ist mir ein zu nützliches Gerät, so auf den ersten Blick... Paranoia ftw! :robot:


    Von daher, grossartig was zu bemängeln gibts diesmal von mir nicht (ausser der Frage, was eigentlich mit Pokemons in Pokebällen passiert, wenn ihr Trainer aus welchen Gründen auch immer sich nicht mehr um sie kümmert - oder es vielleicht gar nicht mehr kann o^o")


    also harre ich ungeduldig neugierig den Dingen, die da kommen... :tee:


    P.s.: Ich finds ausserdem schön, dass du die Story auch nach einiger Zeit nicht aufgegeben hast :3

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  • 2.4 Alte Bekannte



    Als die vier Trainer endlich einen geeigneten Platz für den Doppelkampf und einen Freiwilligen gefunden hatten, der als Schiedsrichter half, konnte das Training beginnen. Rafe wollte sich zwar noch mit Rai absprechen, welche Pokémon am besten zusammenarbeiten würden, wurde aber von diesem übergangen. Ohne einen zweiten Gedanken auf die Wahl eines Pokémons zu verschwenden, rief Rai sein Absol aufs Feld.


    Gut, es war nur Training, vielleicht sah Rafe die Sache auch zu ernst.


    "Möchtest du antreten, werter Partner?", fragte er also sein Schillok, welches sogleich motiviert in Kampfhaltung wechselte. Also war es jetzt an den Gegnern, ihre Pokémon zu wählen. Da gab es einmal ein Knarksel und ... ein Glutexo?
    Schulterzuckend stempelte Rafe diese seltsame Wahl ab und musterte die gegnerischen Pokémon. Beide dürften etwa auf Schilloks Level sein, dachte er sich. Kein Grund sich zurück zu halten also.


    "Okay, Hydro übernimmt Glutexo und du..."


    Zu spät. Rai hatte bereits das Kommando zum Angriff gegeben und so stürmte das Absol namens Koun mit einem Ruckzuckhieb auf das gegnerische Glutexo zu. Also hieß Schilloks Gegner wohl für den Moment Knarksel. Das Drachenpokémon - obwohl es eher wie ein Hai aussah - bahnte sich seinen Weg an den zwei kämpfenden Pokémon vorbei in Richtung des Wasserpokémons und attackierte dieses mit seiner leuchtenden Klaue.


    "Weich der Drachenklaue aus und lass es eine Aquawelle spüren!"


    Rafe verhoffte sich keinen wirklichen Schaden durch die Wasserattacke. Viel mehr wollte er ein wenig Abstand zwischen das flinke Knarksel und sein langsames Schillok bringen. Zwar hätte der Trainer auch auf Drachenpuls zurückgreifen können, jedoch wollte er sich dieses Ass noch ein wenig länger aufheben.
    Ein genervter Blick zu Rai folgte.
    "Du könntest ruhig ein wenig mehr Teamgeist zeigen.", grummelte der Braunhaarige für Rai unhörbar.


    Knarksel Trainer beschloss, weiter auf den Typennachteil von Schillok zu setzen und Druck aufzubauen. Immer wieder wurden Angriffe befohlen. Erst eine Drachenklaue, dann ein Doppelschlag - eine Attacke, die Rafe bisher noch nie gesehen hatte, aber die ein Duplexhieb mit Drachentryp zu sein schien - und schließlich ein kraftvoller Schlitzer, bei dem Knarksel mit seinen Klingenähnlichen Flossen angriff.
    Alle samt wurden die Attacken von Panzerschutz abgeschwächt. Viel mehr blieb Schillok auch nicht übrig. Rafe wollte Drachenpuls erst nutzen, wenn Knarksel seine Deckung vernachlässigte.


    "Wenn ihr versucht, Zeit zu schinden, dann kann ich euch versichern, dass es zwecklos ist. Knarksel hat eine ziemlich hohe Ausdauer."


    Der jüngste der vier Trainer schien über seinen Vorteil ziemlich siegessicher, doch machte der Spott Rai auf die missliche Lage aufmerksam. Letzterer schien nun endlich seinen Fehler einzusehen und rief Absol zurück zu der Kampffeldseite, auf der sich Schillok und Knarksel duellierten.


    "Absol, Zeit für etwas Abwechslung! Greif das Knarksel mit Knuddler an!"


    Da musste Rafe sogar staunen. Nicht nur sein Schillok konnte auf Zuchtattacken zurückgreifen, sondern Rais Absol ebenfalls. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, hatte das Glutexo nicht im Kampf mit Absol Antik-Kraft eingesetzt?
    Vielleicht war das ein weiterer Punkt in der Auswahl des Fanclubs.
    Knarksel musste einen sehr effektiven Treffer von Absols Feen-Attacke einstecken und wurde durch den physischen Treffer nach hinten zu Glutexo katapultiert.


    "Okay, knüpfen wir sie uns dieses Mal gemeinsam vor!"
    Rais Vorschlag bestätigte Rafe in der Vermutung, er hätte seine Lektion in Sachen Teamwork gelernt.
    "Wenn du Absol die Feinde für wenige Sekunden vom Leib hältst, hätte ich eine Idee."


    Der Braunhaarige nickte nur angespannt und rief Schillok das nächste Kommando zu. Ein Wechsel von Aquawelle und Drachenpuls sollte die Gegner auf Abstand halten, damit Absol Zeit hatte, den eigenen Angriff mit Schwerttanz zu erhöhen.
    Als das endlich geschafft war, sprang es mit einem flinken Ruckzuckhieb an Schillok vorbei und setzte Knarksel mit einem einzigen Knuddler außer Gefecht.
    Kurz darauf erlag Glutexo einer Aquawelle von Schillok.


    Freudig rannte Rafe zu seinem Pokémon und hob dieses in die Luft. Dann wandte der Trainer sich zu seinen Gegnern:
    "Ihr habt beide gut gekämpft. Danke für das Training."


    Etwas betrübt brachte Knarksels Trainer sein Pokémon zum naheliegenden Pokémoncenter. Auch Glutexos Trainer wollte verschwinden, wurde aber von Rafe aufgehalten.
    "Glaubst du, ich hätte Jitro nicht erkannt? Oder dich, Mister Rivale?"
    Neckisch legte Rafe dem etwas kleineren Trainer seinen Arm auf die Schulter und verwuschelte dessen eh schon zerzausten, blonden Haare.
    "Und ich dachte schon, du hättest mich an dem Tag, an dem ich nach Phenac zog, vergessen."


    "Willst du uns nicht vorstellen, Rafe?"
    Interessiert begutachtete Rai die zwei jüngeren Trainer, die sich zu kennen schienen.
    "Das ist Arian", fing Rafe an, wurde aber sofort unterbrochen, "Nenn mich Airi."
    "Das ist Airi. Wir bekamen unsere Anfangspokémon von der selben Person. Er zog nur wenig später in die entfernte Region Orre. Seitdem haben wir uns kaum gesehen."


    Als auch Rai sich vorgestellt hatte, begleiteten sie Airi ins Pokémoncenter. Mehr oder weniger geduldig warteten sie darauf, dass Glutexo sich erholte, bis Rai schließlich den Vorschlag machte, nach Hinoko zu sehen.
    Fragend blickte Airi auf den Minicomputer an Rafes Handgelenk. Hatte er sich denn noch nicht eingeschrieben, oder wieso fragte er nach dessen Funktion?
    „Als ich mich eingeschrieben habe, wurden diese noch nicht verteilt… Ach was soll‘s. Ich frage Schwester Joe einfach nach einem dieser Dinger.“


    Doch was Airi nach außen hin so locker aufnahm, brachte ihn innerlich zum Grübeln. Etwas Offizielles konnte es nicht sein, sonst würde man doch dazu aufrufen, sich damit auszurüsten. Also stürzte er sich – wie es für ihn typisch war – kopfüber ins Abenteuer.
    Wenn er es ebenfalls trug, konnte er sich ein besseres Bild davon machen. Aber Rafe beunruhigen wollte er auch nicht, da er sonst seine ganze Mission hätte erläutern müssen.


    „Ich kann Hinoko nirgends finden.“
    Das war Rai, der soeben besorgt durch die Drehtür des Pokémoncenters schritt.
    „Du weißt doch, Mädchen und Shopping“, scherzte der Neuzugang der Gruppe, erntete aber sofort einen genervten Blick von Rai, den Rafe erläutern musste:
    „So ist Hinoko nicht. Du hättest ihr Gepäck sehen müssen. 90% Pokémon und 10% Kleidung.“
    Jetzt perplex hakte Airi nach: „Ihr habt…“
    „Nicht was du denkst. Aber wir haben gemeinsam bei Amaya übernachtet.“


    Airi verstand überhaupt nichts mehr. Deswegen erklärten die beiden älteren Trainer alles der Reihe nach, bis Airi jedes Detail verstanden hatte.


    „Diese Rüpel suchen also nach jemandem aus dem Vertania Wald… Und Hinoko wurde in der MS Azuria als in Kanto lebend eingetragen, da sie eine Freundin besucht hatte. Was also, wenn sie im Nachhinein doch an die Passagierlisten gekommen sind und jetzt allen Trainern der Kantoregion auflauern? Dann müssen wir sie schnell finden!“


    Endlich waren sich alle einig. Ohne weiter zu zögern, griff Airi nach Glutexos Pokéball in Chaneiras Wagen, welches gerade in den Raum kam, schmiss ein ‚Danke‘ in den Raum und folgte dann Rafe und Rai aus dem großen Gebäude.
    „Teilen wir uns auf.“, kam nur Sekunden später von Rai als Vorschlag. Rafe verkniff sich ein ‚Bist du verrückt?‘ als Antwort.
    Immerhin hatte Rai einen guten Punkt. Ihre Chancen, eine Spur zu finden, würde sich verdoppeln – nein – verdreifachen, würden sie getrennt suchen.


    Durch den Pokénav konnten sie dabei sogar in Kontakt bleiben.
    Die Vorahnung, Rai würde alles wieder alleine regeln wollen, bekam Rafe aber trotzdem nicht aus dem Kopf.
    Nicht nur sprach dessen Kampfstil dafür, auch sein Verhalten war seltsam, seit sie gegen die seltsamen Typen auf dem Schiff gekämpft hatten.
    Und dann war da noch diese Mail, die Rai bekommen hatte.
    Natürlich nahm er sich das zu Herzen.
    Es war nicht schwer zu erkennen, dass er sich in der Gruppe fehl‘ am Platz fühlte.
    Vielleicht aus Angst, die Anderen in Gefahr zu bringen?


    ___________________


    Da das letzte Kapitel weniger Ereignisreich war, jetzt einfach mal als Entschädigung für die lange Wartezeit gleich das nächste °^°

  • 2.5 Encounter: Darkrai



    Was hatte Rafe sich nur dabei gedacht, als er beschloss, dem verdächtigen Anzugträger alleine zu folgen? All die Vorsicht, die er aufbrachte, um der Person in ein riesiges, gläsernes Gebäude zu folgen, war anscheinend trotzdem nicht genug. Auf leisen Zehenspitzen schlich er hinter dem Schwarzhaarigen her. Wieder stach nur ein Eblam mit grüner Legierung hervor. Konnte es sein, dass es kein Markenzeichen für die Rüpel war, sondern eine öffentliche Organisation, die im verdeckten krumme Dinger drehte?


    Auch Airi schien einer der Personen gefolgt zu sein, denn Rafe konnte seine Stimme durch eine geschlossene Türe hören und eine weitere Person, die antwortete.
    „Du kleiner Wicht kannst uns überhaupt nichts nachweisen. Verschwinde, bevor wir dich wegen Rufmord anzeigen lassen.“


    Rafe wollte gerade die Türe öffnen, spürte allerdings nur noch wie sich ein stechender und betäubender Schmerz durch seinen Kopf im ganzen Körper ausbreitete.
    Offenbar hatte auch er einen Verfolger hinter sich. Hätte er doch nur eine Mail an Ari oder Rai geschickt, bevor er dieser Spur nachging.


    Dunkelheit.
    Kälte.


    Wo auch immer Rafe gerade war, es war nicht das Gebäude, das er zuvor betreten hatte.
    Benommen blickte er sich um.
    Um ihn herum war nichts, nur Stille.
    Dann erschienen zwei eisblaue Augen vor dem jungen Trainer.


    „Rafe! Geht es dir gut?“


    Genannter Junge war erleichtert, als er das Gesicht von Hinoko sah. Aber auch verwirrt, sich in einer offenen Umgebung wieder zu finden. Völlig perplex blickte er sich um. Um ihn herum standen unzählige zerstörte Gebäude, deren Trümmer sich auf dem Boden vor ihm sammelten. Die Szene glich eher einem Horrofilm als der Stadt, in der er zuvor war.
    „Aber wie kann das sein? Träume ich? Wie lange war ich bewusstlos?“
    Hinoko deutete nur auf eine weit entfernte Gestalt am Horizont. Nichts ergab für Rafe einen Sinn. Weder die Szene, noch das unnatürlich große Drachenpokémon, das auf die Stadt zuschritt. Eine der drei Krallen, die jeden Fuß des Pokémons zierte, schien bereits so groß wie Rafe selbst. Ganz zu schweigen von seinem massiven schwarzen Schweif und der Spannweite seiner kreuzförmigen Flügel.
    „Zekrom hat die Stadt zerstört! Unsere Feinde haben es auf die Inseln losgelassen. Rai und Airi haben alles versucht, aber es hat ihre Pokémon einfach vernichtet und sie ihrer Kraft beraubt. Nur du bist noch übrig!“
    Immer noch verwirrt rieb Rafe sich seinen Kopf. Woher kannte Hinoko plötzlich Airi und wieso war sie nicht auch verletzt? Sie hätte doch bestimmt mit Rai und Airi gemeinsam gekämpft.
    „Willst du weiter zweifeln und dieses Ding da gewinnen lassen? Nur du kannst es jetzt noch aufhalten! Wir brauchen dich, du bist unsere letzte Hoffnung!“


    Diese Ansprache ließ Rafe zusammenzucken.
    Er war doch nur ein gewöhnlicher Trainer.
    Wie sollte er ein legendäres Pokémon besiegen?
    Aber er konnte seine Freunde auch nicht im Stich lassen, oder?


    Motiviert stand er auf und schritt auf das große Monster zu, sank aber schon nach wenigen Schritten auf die Knie. Er zitterte und seine Sicht war komplett verschwommen.
    "Was passiert mit mir?“, fragte er verunsichert.
    Seine ganze Kraft war gewichen und er fühlte sich machtlos.
    „Das ist seine Anwesenheit. Es vergiftet jeden um sich herum. Wenn du den Kampf nicht schnell für dich entscheidest, wirst du alles verlieren, was dir wichtig ist.“


    Ein Drachenpokémon, welches jeden um sich herum vergiftete? Wie ergab das einen Sinn?
    Oder war etwas anderes damit gemeint? Und wieso wurde Hinoko nicht davon beeinflusst?
    Widerwillig schüttelte Rafe sich die Zweifel aus dem Kopf und rief Schillok in den Kampf.


    Er gab sein Bestes, doch nichts schien seinen Feind zu kümmern. Noch viel seltsamer war dessen Verhalten, denn es versuchte nicht einmal einen Gegenangriff zu starten. Es sah einfach dabei zu, wie Rafe und sein Team sich verausgabten und nach und nach ihren Kampfgeist verloren. Als es schließlich genug von dem lächerlichen Schauspiel hatte, sammelte es seine Energie für einen vernichtenden Hyperstrahl und schoss diesen direkt auf den verzweifelten Trainer.


    „Hngh…“ In dem Moment, in dem Rafe wieder zu sich kam, war ihm klar, dass er nur geträumt hatte.


    Aber so unrealistisch der Traum auch war, so schwach und kraftlos fühlte er sich gerade. Fast so, als hätte ihm etwas im Schlaf die gesamte Energie entzogen. Durch die Erfahrung noch komplett neben sich, versuchte er aufzustehen und sich ein Bild von seiner abgedunkelten Umgebung zu machen. Graue Wände umgaben ihn. An diesen hingen Regale mit allem möglichen Müll darauf. Eine Abstellkammer? Vorsichtig tastete er sich zur Tür vor und versuchte, diese zu öffnen. Doch mit seinen noch immer zitternden Händen, war das eine echte Herausforderung. Als die Holztür einige Versuche später endlich nachgab, zuckte er zusammen und fürchtete, das ganze Gebäude würde das Geräusch hören.


    Als kein Alarm losging und auch keine Wachen auftauchten, machte der Trainer sich auf, um einen Weg aus dem Gebäude zu finden. Ein paar Ecken weiter, kam er an einem halb offenem Labor vorbei. Er konnte es sich nicht verkneifen, einen Blick hinein zu werfen. Was er fand, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Da war wieder dieses Gefühl von Dunkelheit und Einsamkeit, wenn er das schwarze Pokémon im Käfig ansah. Die eisblauen Augen unter seinen weißen Haaren musterten Rafe mit einem durchlöchernden Blick. Die selben Augen, die er zuvor im Traum gesehen hatte. Schluckend machte er von dem Unlicht-Pokémon ein Foto und verließ dann auf schnellstem Wege den Laborflügel. Sollte er weglaufen und sich in Sicherheit bringen, oder nach Airi suchen?


    Und wieso wurde er einfach in einen unsicheren Abstellraum gesperrt?
    Hielten sie sich so neugierige Trainer vom Leib?
    Sperrten diese Männer sie ein und hofften, sie würden durch Albträume verängstigt weglaufen?
    Oder entledigten sie sich später der entkräfteten Trainer, indem sie sie in der Wildnis aussetzten und wilden Pokémon den Angriff in die Schuhe schoben?


    Was auch immer sie taten, sie waren eine Gefahr für die Allgemeinheit. Und noch schlimmer, sie besaßen ein Legendäres Pokémon, welches ihnen bei ihren Machenschaften durch seine Anwesenheit half.

  • 2.6 Träume und ihre Tücken




    Noch immer wackelig auf den Beinen, war Rafe auf der Suche nach einem Ausgang. Dass er ziemlich desorientiert war, half ihm dabei herzlich wenig. Jeder Gang schien eine exakte Kopie des vorigen zu sein und auf den Wänden fanden sich nur unleserliche Diagramme - Keine Angabe auf welchem Stockwerk er sich gerade befand. Wie gerne, hätte Rafe aus dem Fenster gesehen und eine ungefähre Antwort bekommen, wo er gerade war, doch auch Fenster hatten die kahlen Wände des Gebäudes nicht.


    Der junge Trainer hatte bereits jegliches Zeitgefühl verloren, wollte sogar zurück zur Kammer gehen, um nach Menschen zu suchen. Vielleicht hätte er auch einen Computer im Labor nutzen können, doch jedes mal, als er sich umdrehte, war der Rückweg komplett anders. Als wäre das Gebäude am Leben.


    Kopfschüttelnd - fast schon panisch lief Rafe umher. Auf der Suche nach einem Treppenhaus. Oder einem Ausweg aus diesem Labyrinth. Erst als er völlig aus der Puste war, gönnte er sich eine Pause und kniete sich für einen Moment hin.


    Genau in diesem Moment brach unter ihm der Boden ein. Geschockt schloss er seine Augen und erwartete den Aufprall, doch er spürte nichts. Als er verwundert seine Umgebung musterte, befand er sich erneut in einem Horrorfilm.


    Zögerlich Schluckte der Teenager und richtete sich auf. Das ganze Gebäude um ihn herum war zerfallen. Holzbretter knarzten bei der leichtesten Berührung und drohten, auseinander zu fallen. Alte Glühbirnen ersetzten das weiße Licht, welches zuvor von den großen Scheinwerfern gespendet wurden.


    Hektisch suchte Rafe nach dem Pokéball von "Blaze", welches ihm hätte Licht spenden sollen, doch fand er an seinem Gürtel nur Luft. Hatte er die kapselähnlichen Speicher bei seinem Sturz verloren? Unsicher blickte er den scheinbar endlosen Abgrund hinab, der sich vor ihm aufgetan hatte.


    "Es ist wie vorhin. Es ergibt keinen Sinn."


    Plötzlich kam Rafe die rettende Idee. Er griff nach seinem Pokénav und entfernte es von seinem Handgelenk. Das rote Gerät wurde angespannt aufgeklappt. Das helle Display sollte als Taschenlampe dienen, doch erschien nicht der übliche Startbildschirm.
    Auch das Foto des zuvor gefundenen Pokémon schien nicht mehr gespeichert zu sein. Einzig und allein eine schematische Karte erschien auf dem Bildschirm. Rote Pfeile deuteten auf das Zentrum.
    Perplex rieb sich Rafe die Augen. Wieder richtete sich sein Blick auf das dunkle Display, doch dieses Mal erschien keine Karte. Nur die Worte:
    "Darkrai ist der Schlüssel."


    Rafe wusste nicht mehr, wie lange er durch das verlassene Gebäude irrte. Immer darauf bedacht, nicht durch den Boden zu brechen oder in eine Schlucht zu fallen. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er war müde und entkräftet, wollte schon die Hoffnung aufgeben, jemals einen Weg nach Hause zu finden. Immer und immer wieder musste er an Corpse Party denken. Fürchten, dass die alten Horrorgeschichten vielleicht doch wahr waren.
    Unzählige Male klingelte sein Pokénav und jedes Mal erschien eine Nachricht über Darkrai. Wer schickte ihm die Texte? Was wollte diese Person von ihm? Wieso sollte er über Darkrai nachdenken? Dieses Pokémon war sein geringstes Problem. Es gab Legenden darüber, dass es Menschen sowie Pokémon ihre Energie raubte und sie in einer Traumwelt einsperrte, damit sie wehrlos waren. Aber Rafe war nicht am Schlafen. Er hatte jetzt wichtigere Gefahren vor sich.
    Oder?
    Wieder erschien eine Mail.


    >>Wie viel Akku hat dein Pokénav noch?<<
    Das Gerät war voll - natürlich. Denn es erschien keine Warnung, keine Anzeige. Moment, normal wurde doch immer die Energie angezeigt. War der Datenträger defekt?


    >>Dreh dich um!<<
    Doch dort war nur eine Wand. Eine nackte, unüberwindbare Wand. Selbst, wenn er zurück gehen wollte, so könnte er es nicht. Was also sollten ihm diese Nachrichten sagen?


    >>Du hast dich geschnitten.<<


    Wieder eine Nachricht ohne Zusammenhang. Vielleicht doch nicht? Schulterzuckend blickte Rafe an sich hinab. Die Aussage traf tatsächlich zu, denn er hatte sich das Knie aufgeschürft. Behutsam wollte er das Blut abtupfen, stellte sich bereits auf den Schmerz der Berührung ein, doch es passierte nichts.


    >>Kein Schmerz.<<


    Langsam begann der Junge zu verstehen. Es waren keine Nachrichten, es war die ganze Zeit nur der selbe Text, der sich bei jedem mal hinsehen veränderte. Er konnte keinen Ausgang finden, weil keiner vorhanden war. Und die Erinnerung an Darkrai erreichte ihn aus dem selben Grund, weswegen er keine Schmerzen hatte.
    "Ich träume noch. Ich bin überhaupt nicht aufgewacht."
    In dem Moment, in dem Rafe diesen Fakt realisierte, begann die Realität um ihn herum zu verschwimmen. Er schreckte auf, völlig durch den Wind und zittrig und fand sich erneut in der kleinen Abstellkammer vor.
    Zügig richtete er sich auf und versuchte, das Schloss aufzubrechen - was ihm auch gelang - doch machte er eine Entdeckung, die ihm nicht sehr zusagte.


    Als der Trainer durch die Türe schritt, fand er sich auf dem Deck der MS Azuria wieder. Widerwillig rieb er seine müden Augen und blickte sich um. Der Himmel war dunkel und nur ein greller Halbmond spendete etwas Licht. Der Meer war unruhig und es nieselte.
    Zögerlich schritt Rafe in Richtung der Kampffelder. Den Regen ignorierend, hatte er doch gerade andere Gedanken als die nasse Kälte. Er wollte nicht glauben, dass sein bisheriges Abenteuer nur ein Traum gewesen sein sollte. Wieso wachte er überhaupt in einer Abstellkammer auf?
    Nur zögerlich blickte er auf seinen Pokénav. Vielleicht hoffte der Trainer auf eine neue Nachricht seiner Unterbewusstseins? Doch dieses Mal ließ sich das Gerät nicht finden.
    Ein Schrei zerschnitt das ruhige Rauschen des Meeres. Die Ursache war leicht gefunden, denn über dem Luxusdampfer kreiste ein schwarzes Pokémon seine Runden.
    "Zekrom... Aber es ist nicht so groß, wie zuvor... Ist es echt?"
    Instinktiv griff Rafe nach seinen Pokébällen und tatsächlich fand er sie auch an seinem Gürtel. Gerade rechtzeitig, denn das riesige Drachenpokémon steuerte ihn geradewegs an.
    "Hydro, ich brauche deinen Drachenpuls!"
    Rafe warf den Pokéball hoch in die Luft und wartete darauf, dass rotes Licht seinen Begleiter freiließ, doch es passierte nichts. Als wäre der Pokéball komplett leer, fiel er zurück auf die Erde.
    Zekrom verfehlte den Jungen nur knapp, wollte eventuell nur einen Warnschuss loswerden, doch war die Geschwindigkeit eines vorbeifahrenden Zuges entsprechend genug, um ihn zu Boden zu werfen.
    Gerade wollte Rafe nach seinem schmerzenden Knie sehen, als ihm erneut bewusst wurde, dass es ihm gut ging.



    "Hey Junge, geht es dir gut?"


    Murrend öffnete Rafe die Augen. Keine Abstellkammer. Ein kleines Büro mit einem aufgeräumten Schreibtisch, einem gewöhnlichen PC und einem Ledersofa, auf dem er gerade lag.
    Neben der offenen Tür lag eine zerbrochene Vase, die anscheinend vom Regal gefallen war.
    "Als du die Tür aufgerissen hast, ist dir die Vase auf den Kopf gefallen. Ist alles in Ordnung?"
    Die besorgte Stimme, die ihn versuchte anzusprechen, gehörte zu einer relativ jungen Forscherin. Die blonde Frau reichte ihm noch immer besorgt dreinblickend ein Glas Wasser und half ihm dabei, sich aufzusetzen.
    "Aber war ich nicht eben noch in einem Labor?"
    Stirnrunzelnd kratzte sich Rafes Gegenüber am Kopf.
    "Vielleicht meinst du das Labor ein paar Räume weiter links. Bist du sicher, dass du dir nicht vielleicht eine Gehirnerschütterung zugezogen hast?"
    Rafe wollte bereits aufspringen, um sich davon zu versichern, dass er dieses Mal auch wirklich wach war.


    "Nicht so hektisch, junger Mann."


    Als ihm bewusst wurde, wie entkräftet er war, verwarf er die Idee wieder. Stattdessen klappte er seinen Pokénav auf. Tatsächlich fand er auch das Bild von Darkrai.
    "Ich verstehe", nachdenklich stand die Forscherin auf und schritt zur Tür um diese zu schließen. Erst dann wandte sie sich wieder ihrem Gast zu.
    "Wir führen hier Tests an Darkrai durch um ein Heilmittel gegen seinen Einfluss zu finden. Deswegen wird uns auch abgeraten, am Arbeitsplatz zu schlafen. Keine Sorge, es ist alles staatlich zugelassen und dem Pokémon geht es gut. Wir führen keine Experimente durch, es wird versorgt und erleidet keine Schmerzen."
    Schulterzuckend stellte Rafe das Glas weg. Darkrai interessierte ihn in diesem Augenblick eher weniger.


    "Wo sind Airi und Hinoko? Ihr habt ihnen doch hoffentlich nichts angetan?"


    Wieder erntete der Junge ein Stirnrunzeln der überforderten Forscherin. Dann schien sie sich an etwas zu erinnern.
    "Wir haben heute eine Besichtigung veranstaltet. Viele Trainer und Koordinatoren haben sich unsere Forschungsanlage angesehen. Da waren deine Freunde sicher auch dabei."
    "Ein Blondschopf, etwa meine Größe und ein Mädchen mit ebenfalls blonden Haaren?"
    Die Forscherin zuckte nur mit den Schultern.


    "Ich werde die Security nicht darüber informieren, dass du alleine herumgestreunert bist, aber wenn du das nächste Mal in fremde Büros stürmst, pass bitte auf, dass du dich nicht selbst ausknockst. Wenn es dir soweit besser geht, begleite ich dich gerne zurück zur Besichtigung."
    Irgendetwas passte nicht zusammen. Zwar folgte Rafe der freundlichen Forscherin zurück zur Eingangshalle des Gebäudes, doch konnte er sich nicht erklären, wie er überhaupt dort hingekommen war. Er hatte das Foto von Darkrai gemacht, doch was war danach passiert?
    "Mir ist das Herz in die Hose gerutscht, als du plötzlich in den Raum gestürmt bist. Ich wollte schon einen Arzt rufen lassen, aber du bist zum Glück schnell wieder aufgewacht." Die Forscherin zumindest schien aufrichtig besorgt zu sein. Immer wieder drehte sie sich zum schweigsamen Trainer um und fragte, ob es ihm auch wirklich gut ging. Ob er Durst hätte, oder sein Kopf wehtäte. Erst als sie wieder im Erdgeschoss waren, atmete sie erleichtert auf.

  • 2.7 Von Anzugträgern und Technik




    "Da wären wir endlich. Wenn du möchtest, besorge ich dir eine Broschüre oder ein Werbegeschenk. Vielleicht einen Luxusball?"
    Rafe zuckte nur desinteressiert mit den Schultern, er war damit beschäftigt, sich umzusehen. Zuvor war er zu sehr in Eile, um sich ein Bild des Gebäudes zu machen. Der Eingangsbereich neben der gläsernen Doppeltür war simpel gehalten. Weiße Fliesen zierten den Boden und nur die Mitte war mit einem roten Samtteppich ausgekleidet, der einen direkt zur Information führte. An der weiten Glasfront standen Schwarze Tische und Ledersessel. In den Ecken fanden sich einige Topfpflanzen, bei Weitem aber nicht so viele wie im Pokémoncenter.
    Erst als ein formell gekleideter Mann im Anzug sich auf ihn zubewegte, wurde Rafe wieder hellhörig.


    "Dr. Alphys, sind sie schon fertig mit der Auswertung?"


    Angesprochene Forscherin kratzte sich verunsichert am Hinterkopf.
    "I- Ich habe nur meinem Neffen das Gebäude gezeigt. Er war zu spät für die Besichtigung und i- ich konnte ihn ja nicht einfach wieder nach Hause schicken."
    Für einen Moment von dieser Lüge verwundert, musterte Rafe den ihm fremden Mann. Er war komplett in Schwarz gekleidet - Ziemlich untypisch für einen Forscher - zumindest wenn er sich dieses Urteil erlauben durfte.
    "Wie immer unsere herzliche Alphys. Nun, ich hoffe dein Neffe hatte einen guten Einblick in die Verbesserungen des Trainerzubehörs."
    Wohl um die Tarnung aufrecht zu erhalten, legte Alphys ihre relativ kleine Hand auf Rafes Schulter. Erst jetzt erkannte dieser, wie aufgeregt und zittrig sie zu sein schien. Ihr Gegenüber schenkte ihr auf den ersten Blick glauben, doch musterte er auch den MInicomputer.


    "Danke für Führung, Al, ich lasse dich wohl besser weiterarbeiten."
    Al? Der beste Spitzname, der ihm spontan und auf die Schnelle einfiel. Der Höflichkeit halber schenkte Rafe ihr außerdem ein Lächeln und wollte anschließend zum Ausgang 'flüchten'.


    "Trainer werden uns nie bei der Arbeit aufhalten. Immerhin ist unsere Forschung nur dank euch möglich. Ich nehme an, du bist wegen den Turnieren hier?"
    Skeptisch drehte Rafe sich um. Er wusste nicht, was er von diesem Mann halten sollte. Noch weniger mochte er es, in ein Gespräch verwickelt zu werden. Zwar schien Alphys aufrichtig und freundlich, doch musste es auch einen Grund dafür geben, dass sie diesem Mitarbeiter nicht die Wahrheit sagte.
    "Bisher fühle ich mich der Aufgabe nicht gewachsen, aber natürlich ist es eine große Ehre an einem großen Turnier teilzunehmen. Es wird mir bei meinem Training sicher helfen."
    Der junge Trainer wollte nicht übermäßig formell klingen, aber eine möglichst wage und diplomatische Antwort geben. Trotzdem war es wohl nicht so einfach, den Mann abzuwimmeln und so wartete er eher desinteressiert auf eine Antwort oder die Zustimmung, dass er endlich gehen dürfte.
    "Wenn du möchtest, kannst du dich an einem Simulationskampf versuchen. Bisher sind diese Computer nur ein Prototyp, den der Fanclub testen wollte. Den Auftrag bekamen wir für das Turnier, aber das heißt ja nicht, dass er unnütz wäre. Er kann dir im Kampf nützliche Informationen über die Gesundheit deiner Pokémon geben. Das heißt, wenn du ihn richtig einstellst."


    Jetzt aufmerksam folgte der Braunhaarige der Erläuterung des Vorstandes. Anscheinend waren diese Forscher vom Fanclub angeheuert worden, standen mit anderen Worten deswegen in der Öffentlichkeit. Was natürlich nicht heißen sollte, dass sie nicht vielleicht Dreck am Stecken hatten. Sprichwörtlich, denn das Gebäude an sich war blitzeblank. Eventuell sogar etwas zu steril.
    Aber wenn ihm schon Informationen angeboten wurden, wieso ablehnen?
    "Natürlich, für einen Trainingskampf bin ich immer zu haben. Nur wie genau stellen sie sich das vor?"


    Mit einer Geste zeigte der Forscher in Richtung Hinterausgang. Wie auch die Glasfront am Haupteingang, war der zweite Eingang relativ offen und hell gehalten und führte auf die Rückseite des Gebäudes.
    Draußen wurde Rafe von der Mittagssonne begrüßt. Für einen Moment war er geblendet, erst als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, bemerkte er das Kampffeld, das sich durch den ganzen Garten erstreckte. Umzäunt war der Bereich von weiteren Gebäuden. An einem von diesen war eine große Kampftafel angebracht. Etwas unterhalb davon ein Computer.


    "Wir befinden uns noch vor den letzten Tests, aber wenn alles funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben, sollte diese Technik dem großen Turnier zur Verfügung stellen. Die Zuschauer haben so stets einen Überblick, über den physischen Zustand der Pokémon. Dazu zählen Statusveränderungen wie Paralyse, aber auch die allgemeine Erschöpfung."
    An seinem eigenen Computer zeigte der Mann, wie genau er sich mit dem Computer verbinden konnte und tatsächlich wurde sein Pokémonteam bestehend aus einem Entoron und einem Kapilz auf der Tafel angezeigt.
    "Ich dachte an einen Doppelkampf, wenn du nichts dagegen hast."


    Ein Nicken von Rafe folgte als Bestätigung. Er hatte sich schnell dazu entschieden, mit welchen Pokémon er kämpfen wollte. Da war einmal sein neues Dartignis, welches bisher nicht zum Einsatz kam. Außerdem wollte er Electricity noch etwas trainieren und sich den Typenvorteil gegen das Entororn sichern.
    Rafe warf seinen Pokéball hoch in die Luft. Aus dem glühenden roten Schein formte sich ein Waaty, welches sich einmal kräftig schüttelte. Der Computer war bereits verlinkt und beide Trainer hatten ihre Position am Ende des Kampffeldes eingenommen. Auch Tibarn wurde aufs Feld gerufen. Als das rote Glühen nachließ, breitete der Feuervogel seine Flügel aus und ließ ein lautes, motiviertes Kreischen ertönen.
    Ihnen gegenüber standen ein Kapilz und ein Entoron. Der menschliche Pilz streckte sich genüsslich und übte sich anschließend im Schattenboxen. Das Wasserpokémon schien weniger beeindruckt und musterte seine Herausforderer emotionslos.


    "Es kann losgehen. Aquawelle!"
    Eine Aquawelle von Letzterem eröffnete schließlich den Kampf. Aus dem Schnabelähnlichen Mund der Ente wurden Wassermassen gespritzt, die in Form einer runden Welle auf Dartignis gerichtet waren.


    "Electricity, wir geben unserem Partner mit Lichtschild Deckung!"
    Gesagt getan. Das flauschige Pokémon sprang vor den Vogel, stellte sich auf und machte sich lang, um eine Wand aus Licht zu erzeugen, die den speziellen Wasserangriff auf halbem Fluge abschwächte und in sich zusammenfallen ließ. Dartignis konnte diese Zeit nutzen und seine Aero-Ass auf das Pflanzenpokémon Kapilz vorzubereiten. Mit ungeheurer Geschwindigkeit steuerte der Vogel jetzt im Sturzflug auf Letzteres zu und landete einen exakten Treffer.


    "Gut gespielt, aber das passiert uns nicht nochmal. Entoron, benutz' den Aussetzer!"
    Das Wasserpokémon mit seinen psychokinetischen Kräften erzeugte eine kaum wahrnehmbare Druckwelle, die den letzten Angriff des Vogels blockierte. Aero-Ass war somit für eine Weile nicht mehr einsetzbar und der Vorteil mit Orkanschwinge verloren.
    Als nächstes folgte ein Angriff des Pflanzenpokémon, welches mit fast genauso großer Geschwindigkeit auf Waaty zusteuerte. Dieser "Tempohieb" sollte das Lichtschild umgehen und Druck auf Waaty aufbauen um die Aufmerksamkeit von Entoron abzulenken.


    "Tibarn, greif mit Nitroladung das Kapilz an! Electricity, versuch dich nicht von Kapilz treffen zu lassen!"
    Leichter gesagt, als getan. Das langsame Waaty hatte große Mühe, den schnellen Hieben seines Gegenüber auszuweichen, oder sie irgendwie abzuwehren. Immerhin hatte es eine gute Verteidigung und konnte Zeit für den Angriff von Dartignis gewinnen, welches in Flammen gehüllt den Pilz rammte.


    "Entoron, wir setzen Dartignis Effektivität mit Regentanz runter!"
    Während das Kapilz versuchte, Abstand zu gewinnen und sich auf die Kampffeldseite der langsamen Ente zurückzog, beschwor Zweites einen Wolkenbruch herauf. Rafe zuckte bei den plötzlichen Regentropfen zusammen. Mit der Blockierten Flugattacke und den geschwächten Feuerangriffen war Tibarn in die Enge getrieben.


    >>Kümmern wir uns zuerst um Entoron, vorher kommen wir nicht an Kapilz heran.<<
    "Tibarn, greif Kapilz erneut mit Nitroladung an!"


    Rafes Gegner verspottete ihn, erinnerte ihn sogar daran, dass Feuerattacken jetzt nutzlos wären, bedachte dabei jedoch nicht, dass die Feuerattacke die Luft um Dartignis herum erhitzte und so seine Geschwindigkeit erhöhte, sowie es vor dem Regen schützte. Wieder und wieder steuerte der Vogel auf den Pilz zu, zwang es sogar dazu, mit Doppelteam auszuweichen. Selbst Entoron schien so auf das Feuerpokémon fixiert, dass es seine Aquawelle auf dieses feuerte und Waaty komplett ignorierte.


    "Weich mit Agilität aus!"


    Schneller und schneller wurde Dartignis und auch, wenn es im Moment nur schlecht angreiffen konnte, so stiftete es genug Ablenkung für Waaty, damit dieses mit Ladevorgang einen vernichtenden Donnerblitzvorbereiten konnte.
    Erst, als das samtweiche Fell von Waaty vor Elektrizität geradezu knisterte, gab Rafe den Befehl dazu, sich den drei Kämpfern zu nähern. Unter einem Vorwand, ließ er sein Pokémon Bodyslam auf Kapilz einsetzen.


    "Gib Kapilz Deckung mit Kratzfurie!"


    Die zuvor eher unbeteiligte Ente setzte sich jetzt in Bewegung und prügelte mit einer schnellen Folge aus Hieben auf Waaty ein. Zu Rafes Freue, setzte der Effekt von Waatys Statik seinen Gegner kurzzeitig durch eine elektrische Ladung außer Gefecht und so war die Zeit für einen gewaltigen Donnerblitz gekommen. Die Aufladung von Ladevorgang wurde hierbei mehr als deutlich, denn der Donnerblitz, den Waaty um sich herum erzeugte, war nicht nur doppelt so hell wie sonst, sondern auch sehr viel kraftvoller.
    Entoron bekam die komplette Breitseite ab und auch Kapilz hatte keine Zeit, rechtzeitig zu reagieren und seinen Partner eventuell zu beschützen.
    Fluchend rief der Anzugträger sein Wasserpokémon zurück. Ein Kreischen von Dartignis folgte, welches seinem Trainer wohl mitteilen wollte, dass die Blockade von Aero-Ass aufgehoben wurde.


    "Kein Problem. Kapilz, wir kümmern uns mit Himmelhieb um dieses freche Schaf!"
    Ein angriffslustiger Ruf des Pflanzenpokémons folgte, dann zielte es mit den schnellen Schlägen eines Profiboxers auf Waaty.


    "Halt es mit Donnerwelle auf! Tibarn, wir brauchen Aero-Ass!"


    Doch zog die sonst paralysierende elektrische Ladung dieses Mal keinen Erfolg mit sich. Der Pilz war zu schnell und so wich es spielendleicht aus und verpasste dem Elektropokémon im Gegenzug einen Kinnhaken.
    Erst die treffsichere Aero-Ass von Dartignis stoppte den Pilz und verursachte Schaden. Plötzlich ging jedoch das Flugboden zu Boden und schien nicht mehr fliegen zu können. Verbissen jedoch Irritiert starrte Rafe auf sein Pokémon.
    "Sporenwirt gibt bei jeder Berührung die Möglichkeit, den Gegner zu paralysieren oder zu vergiften. Kapilz, benutz die Matchbombe, bevor es sich erholt!"
    Das bereits angeschlagene Feuerpokémon bekam jetzt eine Dusche aus giftigem Schlamm ab, die seine Flügel komplett verklebten. Rafe blieb nichts anderes übrig, als sein Pokémon ebenfalls zurück zu rufen. Nur Kapilz und das unterlegene Waaty verblieben auf dem völlig durchnässten Kampffeld.