Ich denke, dass die meisten Menschen Teile ihres authentisches bzw. wahres "ICH" gar nicht wirklich kennen gelernt haben, und dementsprechend diese Frage nicht wirklich authentisch beantworten können. Das vermeintlich bewusste "ICH" ist ja immer irgendeine Mischform aus gesellschaftlich geprägten und anerzogenen Moralvorstellungen und dem triebgesteuerten Tier in uns, also ein schwebender und durch äußere Umstände beeinflusster Zustand, und wenn überhaupt nur temporär als authentisch zu bezeichnen. Ich halte mich im Rahmen der Gesellschaftlichen Konventionen und Gesetze für authentisch, auch wenn ich mich unter Umständen alltäglicher Pflichten gegenüber anderen Menschen aus Rücksicht verstelle WEIL "ICH" ES FÜR RICHTIG ERACHTE, mich jedoch unter befreiten Umständen deutlich ... anders ... verhalte. Ein verändertes soziales Umfeld oder das wegfallen zu beachtender Gesetze würde/könnte den Bewegungsfreiraum des schwebenden "ICH" über kurz oder lang verändern... Zu welchen Zeitpunkt wird festgelegt ob das derzeitige "ICH" das richtige/authentische ist, und ab wann ist man es nicht mehr?
Ich denke man ist immer "authentisch", bzw. immer sich selbst, auch wenn man zum Zeitpunkt B komplett entgegen dem vergangenen "ICH" zum Zeitpunkt A handelt, denn es wird den Umständen geschuldete Gründe haben. Authentisch zu sein ist mehr als einfach nur zu sagen, was man denkt. Authentisch zu sein beinhaltet auch den Teil des "ICH", der Gedanken zurück hält/verstellt. Die meisten Menschen wissen nicht zu was sie fähig sind, im guten wie im schlechten, bis es die Umstände erfordern. Das leicht gesagte "natürlich würde ich..." oder "sowas würde ich nie tun...", was man s"ICH" gerne zuschreibt wirkt solange authentisch bis es eintrifft und man sich evtl. selbst überrascht/enttäuscht. Was das "ICH" betrifft, müssen wir uns unter relativ gleichbleibenden Umständen in Friedenszeiten glücklicherweise nicht mit gewissen Ebenen unseres ICH's auseinandersetzen, wodurch auch das Selbstbild der eigenen Authentizität gleich bleibt... bis sich die Umstände ändern.
Mal etwas weniger abstrakt:
Authentizität ist das Äquivalent einer Schnittmenge von
wie das "sich selbst sein" bzw. das "ICH" von
Dabei entsteht die jeweilige Schnittmenge aus den Umständen der Mengen
Daher finde ich den Begriff "authentisch" in diesem Kontext auch eher unpassend, da man immer "sich selbst ist", auch wenn man sich wünscht jemand anderes zu sein und das Gefühl der Authentizität aus einer subjektiven Wahrnehmung folgt. Wenn man aber "authentisch" mit "sich selbst sein" gleich setzt ist man immer authentisch, da man immer sich selbst ist. Man kann ja nicht aus seiner Haut...
Meine Meinung