Nachdem so einige Leute doch noch auf mich eingeredet haben, dass Weathering with you besser als "Your Name" ist und doch nicht dasselbe ist wie "Your Name" hab ich dem Film heute doch noch eine Chance gegeben.
Und ich kann schon mal sagen: Ja, er ist besser. Doch den gesetzten Standards eines Meisterwerks wird dieser Film immer noch nicht gerecht. Nun werden einige sagen, dass ich kleinlich bin, aber so sehr wie der Film hochgelobt wird und von einigen als zu unrecht unbedachter Oscar-Kandidat betrachtet wird muss man schon mit anderen Maßstäben herangehen als ein "One Piece" oder "Fairy Tail" Film. Und "Weathering with you" will definitiv in höheren Sphären schweben. Das positivste was ich zu dem Film sagen kann ist, dass animationstechnisch so alles aufgefahren wird was geht, wobei es stellenweise etwas zu sehr auf Hochglanz poliert wurde, was bei vereinzelten Product-Placement Szenen etwas befremdlich wirkt und schon eher einen "Werbespotcharakter" hat (Shinkai hatte immer wieder Hochglanz Werbe- und Firmenvideos produziert. Diesen Makel wird er nicht komplett los). Vor allem bei der einen Szene im McDonalds war es schon fast zu viel des guten. Klar will man seinen Sponsor nicht vergrätzen, aber da wurde dann doch etwas zu dick aufgetragen, vor allem mit Hodakas genussvollen Kommentar. Da kommt man sich schon fast vor als wäre man zur Werbung übergelangt.
Jedenfalls wie gesagt Animation top, vor allem die Kamerafahrten waren klasse gemacht und weder zu sehr gefühlt nach CGI oder sonst irgendwie ruckelig wie das gerne mal bei manch Animefilm heutzutage so ist. Es gab da lediglich nur eine Szene, wo man ein ziemliches CGI-Overkill gemerkt hat, was dann doch eher störend war.
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Das war die Feuerwerksszene. Das sonst so schön inszenierte Tokyo im Film präsentiert sich hier leider in einem gefühlt altbackenen CGI. Da helfen die paar bunten und fast schon langweiligen Feuerwerkskörper auch nicht wirklich. War für mich die einzige Szene im Film, die nicht gerade schön anzusehen war.
Was die Story anbelangt so sagen einige, dass sie simpler ist, leichter. Sehe ich zur Hälfte so. Treffender wäre die Aussage, dass die Story geradliniger erzählt wird. Bei dem Zeitreisethema in "Your Name" war man ja immer wieder hin und her gesprungen, sodass sich zwischendrin immer wieder mal Leerläufe und langatmige Stellen auftaten. An Dramatik wird aber auch bei "Weathering with you" nicht gespart, auch wenn durch den fließenderen Verlauf der Story das ganze einem weniger schwer im Magen liegt als die ach so großen Plottwists in "Your Name", die eher harsch geraten waren.
Bei den Charakteren auch etwas mehr Pluspunkte im Vergleich zu "Your Name", wo Hodaka und Hina für mich eine bessere Chemie und Zusammenspiel hatten als Taki und Mitsuha aus "Your Name". Auch die Nebencharaktere hatten auf mich einen bleibenderen Eindruck hinterlassen. Bizarr fand ich den genervten Inspektor mit der "Elvis"-Mähne und die eine Katze hatte auch etwas an sich was mir nicht aus dem Kopf geht. Hinas kleiner Bruder und Frauenheld Nagi hat eine gewisse Leichtigkeit in dem Film mit eingebracht und Keisuke als lässiger "Onkel" hat auch einen gewissen Rahmen und Stütze mit eingebracht. Da hat Shinkai sich schon mal gut gebessert, waren die Nebencharaktere in "Your Name" doch eher belanglose und blasse Stichwortgeber, die einzig dazu da waren die Story um die Hauptcharaktere irgendwie voranzubringen.
Das Ende ist wiederum etwas was mich etwas stutzig macht:
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Die Moral der Geschichte wurde da meiner Ansicht nach nicht wirklich gut rüber gebracht. Hodaka holt Hina aus der anderen Welt zurück und gibt offen zu, dass es von ihm gesehen wieder Regen geben soll. Ist ihm egal. Nun Ende vom Lied: Es regnet wieder und zwar so lange und heftig bis halb Tokyo unter Wasser steht.
Also was könnte uns das sagen? Ich hab daraus den Schluss gezogen, dass es "gut" ist so richtig egoistisch zu sein. Hauptsache ich kann mit dem Mädel den ich mag zusammen sein. Was den Rest anbelangt, egal. Nach mir die Sintflut. Sicherlich nicht unbedingt das was Shinkai eigentlich im Sinne hatte. Auch die anderen Kinozuschauer waren von diesem Ausgang der Geschichte eher irritiert. So gab es am Ende zumindest regen Austausch unter dem Publikum.
Bei genauerem Nachdenken könnte die Botschaft aber auch sein, dass die Natur ihr eigenes Ding macht und eigentlich nicht wirklich verrückt spielt, sodass man das nicht immer aus der Sicht der Menschen betrachten soll, weil die sowieso nur "kurzzeitige Gäste" sind. Das muss man sich noch in Erinnerung rufen, was der eine Opa da Keisuke erzählt hat. Kam jedenfalls aber im Ende nicht so direkt rüber und wie gesagt konnte man das Ende auch anders deuten.
Dennoch hatte mich das Ende mehr zufrieden gestimmt als das von "Your Name", dass da eher langatmig geraten war. Hier bei "Weathering with you" hat Shinkai das mit dem Timing besser drauf gehabt.
Brauche ich mir diesen Film noch einmal anzugucken? Nein, aber er hat mich doch etwas zufriedener gestimmt als "Your Name". Das große Meisterwerk hat Shinkai aber damit für mich immer noch nicht geschaffen. Immerhin hat er es geschafft, dass ich die Hoffnung in ihm noch nicht gänzlich verloren habe.