Ich will hier einfach mal hören, was eure Erfahrungen in diesem Thema so zeigen.
Wie ihr es gehandhabt hattet oder ob ihr Leute die das Problem immer noch haben Tipps geben könntet.
Ich hatte das Glück, dass ich im Leben nicht mit längeranhaltenden Mobbing konfrontiert wurde, auch wenn bei mir damals schon immer die Angst mitschwang als Außenseiter dazustehen und damit als Freiwild für gelangweilte (potenzielle) Mobber dazustehen. Bin nämlich nicht unbedingt ein kommunikativer Mensch und eher Eigenbrötler, der lieber seine Nase in Bücher gesteckt hat oder selbst was geschrieben hat als mit anderen auf dem Schulhof herumzutollen.
Es gab dennoch vereinzelte Phasen, wo ich mal unangenehm aufgezogen wurde. Damals in der 4. Klasse hatten mich einige Zweitklässler immer wieder in den Pausen provoziert. Hatte mir das eine Woche lang gefallen lassen bis mir die Sicherungen durchgebrannt sind und ich sie einen nach dem anderen weggeschleudert habe und einen dabei fast in die Mülltonne geworfen habe. Seitdem war Ruhe, auch wenn ich solche "Lösungen" nicht so toll finde und auf mich selber da nicht wirklich Stolz drauf bin.
Später als ich in der Mittelstufe war gab es zwei Mitschüler aus der Parallelklasse, die es irgendwie auf mich abgesehen hatten. Die hatten mich für ein paar Minuten immer mal aufgezogen und mich komisch angemacht. Es ging jedoch nie soweit, dass sie mich irgendwie fertig machten oder beleidigten. Keine Ahnung, ob das schon unter Mobbing zählt. Jedenfalls hatte ich das still ein halbes Jahr ertragen, weil ich zu schüchtern war denen offen zu sagen, dass sie mich in Ruhe lassen sollen. Besonders bizarr war es in einer Pause als ich denen im Klo über dem Weg gelaufen bin. Einer von denen hatte mit mir irgendwie eine Art Walzer getanzt. Das war so surreal, dass ich überhaupt nicht verstand was überhaupt los war. Wie gesagt lief das ein halbes Jahr lang so weiter bis sie das Interesse an mir verloren und mich in Ruhe ließen.
Das war so gesehen das schlimmste was ich erlebt hatte. Ansonsten war es aber nie wirklich so gewesen, dass ich isoliert war. Mit meinen Mitschülern verstand ich mich gut, auch wenn ich kaum mit denen eng befreundet war. Das kam erst später in der Oberstufe, dass ich Gleichgesinnte kennengelernt habe. (Ach ja und ich verstand mich in der Mittelstufe prächtig mit einem Mitschüler aus meiner Klasse, der es selber nicht so leicht hatte. Dazu komme ich gleich) Wenn es hart auf hart kommt konnte ich mich auf meine Mitschüler immer verlassen.
Da gab es so eine schöne Episode. Eines Tages in der 7. oder 8. Klasse kam ich in der Pausenhalle mit irgendeinem Mitschüler, der zwei Jahrgänge unter mir war, aneinander. Er hatte mich angerempelt. Da hatte ich ihn reflexartig zur Rede gestellt und gefragt was das sollte. Er drehte sich um und machte mich dann in diesem Ghetto-Slang und Kanackdeutsch an. Schnell kamen noch seine zwei größeren Kumpels hinzu. Da hab ich mir nur noch gedacht, dass das eine richtige Scheißsituation war. Hinter mir aus weiterer Entfernung hatten Mitschüler aus meiner Klasse und auch welche aus den Parallelklassen dies beobachtet und eilten zu mir, hatten sich hinter mir gestellt und standen mir bei. Damit war ich mit meinen Mitschülern völlig in der Überzahl. Müssten so 7-9 Mitschüler gewesen sein. Genau weiß ich das nicht mehr. Einer von denen meinte, dass sie sich darum kümmern und ich ruhig gehen soll. Da ich in der Situation völlig perplex war ging ich meines Weges.
Am nächsten Tag in der Pause kam dann derjenige, der mich am Tag zuvor anrempelte zu mir und hatte sich kleinlaut bei mir entschuldigt. Seitdem machte er immer einen auf dicken Kumpel und war übertrieben freundlich zu mir gewesen, wenn wir uns über dem Gang begegneten. Fand ich auch bizarr. Kennt ihr aus Filmen die Szenen, wo jemand einem eine Kanone an die Schläfe hält und dieser nervös, aber mit gespielter Freundlichkeit einen Freund am Telefon abwimmeln muss? Genauso wirkte der Typ auf mich, der einen auf dicken Kumpel macht, wenn wir uns zufällig über dem Weg liefen.
Mobbing hab ich auch (indirekt) bei anderen erlebt. Das war bei dem bereits genannten Mitschüler gewesen mit dem ich mich damals in der Mittelstufe ganz gut verstand. Ein sehr kluger Zeitgenosse mit dem man durchaus tiefgehende Gespräche führen konnte. Etwas was ich bei meinen anderen pubertierenden Zeitgenossen sehr vermisste. Leider hatte er ADHS, kam in der Klasse nicht so gut zurecht und neigte zu skurrilen Wutausbrüchen, wenn er sich provoziert fühlte oder überfordert war. Zunächst hatten meine Mitschüler versucht ihn zu integrieren, aber das hatte nicht wirklich geklappt. Also gab man ihn auf. Später gab es welche, die sich über seine Wutausbrüche lustig machten, was ihn noch mehr auf die Palme brachte und zu noch aggressiveren Wutausbrüchen führte mit herumfliegenden Stühlen usw.. Ich hatte dann versucht ihn zu beruhigen und mit ihm zu reden. War für ihn eine schwierige Zeit gewesen, wo beide Seiten sich aneinander nicht mehr verstanden.
Irgendwann wechselte er die Schule. Mein letzter Stand (auch schon Jahre her) war, dass er eine Ausbildung angefangen hat und versucht seine psychischen Probleme mit professioneller Hilfe Herr zu werden. Hoffe es geht ihm aktuell gut.