... an der Stelle komme ich nicht ganz drum rum. Wo blieb von Anfang an die Gegenwehr, das Aufzeigen der Grenzen? Er ist ein Mann, sie ist eine Frau "sie hat ihn geschlagen, gebissen, verbrannt etc." - was ist das bitte? Er ist selbstverständlich nicht selbst schuld, Schuld trägt immer nur der Täter, aber verdammt, er ist mitverantwortlich das es so weit kommen konnte, denn sein Verhalten hat der Täterin in die Hände gespielt. Nicht nur der Täter, auch das Opfer kann sich unehrenhaft verhalten, was letzterem zwar keine Schuld, wohl aber Schande beschert. Das sind so meine Empfindungen dazu, sei mir bitte nicht bös'.
An dieser Stelle möchte ich mich mal zu Wort melden. Es sind genau solche Aussagen und Haltungen, die vielerlei Menschen (egal, ob Mann oder Frau) davon abhalten, ihre Erfahrungen im Bereich der sexuellen Misshandlung aufzubringen. Der Vorwurf, sie hätten sich nicht korrekt benommen, hätten doch sofort reagieren müssen, für sich hätten einstehen müssen - doch man, das ist eine Form, sie der Mitschuld zu bezichtigen. Solche Vorwürfe sind entmächtigend, entmenschlichend und im Fallen des Mannes auch psychisch emaskulierend.
Und der nächste Punkt:
Es ist ja schön und gut, wenn du diese Kraft hast, in jeder Situation und in jeglicher Hinsicht deine persönlichen Grenzen klarzumachen und dich nicht von irgendwem manipulieren zu lassen, aber die meisten Leute haben diese Kraft nicht, wenn der Täter jemand ist, denen sie nahestehen.
Ich selbst kenne die Geschichte von Johnny Depp und seiner Frau nur vom Hören, und habe keinerlei Bezug zum Täter oder Opfer hier, kann hier also keine Aussage zur Schuld machen, ABER:
Solche Dinge passieren. Und in der Regel weiß man zu Beginn einer Beziehung nicht, dass die Person, mit der man genannte Beziehung beginnt, Tendenzen in diese Richtung hat. Wahrscheinlich zeigen sich solche abusive tendencies auch erst nach Monaten oder gar Jahren, die man mit dieser Person hinter sich hat; und wenn man so viel Zeit mit miteinander verbringt, einander liebt... glaubst du wirklich, dann ließe sich so einfach mit der Situation umgehen, als einen plötzlichen, klaren Schlussstrich zu ziehen? Du weißt nicht, was dort hinter den Kulissen vor sich geht - wie extrem die körperliche Misshandlung, der psychische Druck war. Welche Beleidigungen und Drohungen ausgetauscht wurden, und was diese Drohungen für Effekte haben können, auf das persönliche und professionelle Leben eines Menschen.
Es ist nicht so einfach, in einem solchen Eigeninteresse zu agieren, wenn man doch nicht nur das eigene Interesse im Sinn hat. Wenn man noch liebt, hofft dass es friedlich ausgehen kann, egal, ob das nur Wunschdenken ist. Wenn es so einfach wäre... dann gäbe es psychische Misshandlung nicht. Manipulative Beziehungen gäbe es nicht. Punkt.