Klar dass dann viele Leute sagen, Sie machen lieber das Abi und studieren dann, auch wenn das meiner Erkenntnis aus dem Umfeld nach nicht heißt, dass man auch gut Geld damit verdient.
Aber genau hier haben wir ein Problem, das sich jetzt schon abzeichnet und in den nächsten Jahren auch noch noch schlimmer werden wird. Jeder will studieren, aber eine Ausbildung im Handwerk will keiner mehr machen. Die Folge: Fachkräftemangel. Keine Installateure, Elektriker, Mechaniker,....
Schön dass wir dann lauter Studierte haben, die theoretisch Wissen, wie etwas funktioniert, aber eben weder die Wärmepumpen, Solaranlagen, Elektroautos, Stromtrassen, Häuser und den Internetausbau tatsächlich bauen und installieren können.
Das Problem wurde schon vor vielen Jahren installiert, weil viel Eltern ihre Kinder eingebläut haben, dass nur ein Abi ein guter Schulabschluss ist und alle anderen nichts taugen, weil sie so keinen "gscheiten" oder "guten" Job bekämen. Aber auch junge Menschen mit einem Hauptschul- oder Realschulabschluss können gute Arbeit bekommen. Doch hier steht auch das Schulsystem in der Pflicht. Das jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht ist einfach bescheuert und der Lehrermangel sorgt dafür dass die Qualifikationen der Schüler auch nachlässt. Was dann wieder zur Folge hat, dass die Unternehmen, welche Azubis suchen, enttäuscht sind, mit wieviel Wissenslücken dort die Schüler aus der Schule entlassen werden. Es ist also eine ganze Reihe von Verkettungen die dann am Ende dazu führen, dass wir zwar viel Abiturienten haben, welche die Unis verstopfen weil es hier auch nicht genügend Studienplätze gibt und im Gegenzug fehlen den Betrieben Auszubildende um die Fachkräfte für Morgen aufzubauen.
Es muss ins allgemeine Bewusstsein kommen, dass man nicht automatisch besser fährt, nur weil man ein Abi hat. Und es mag altbacken klingen, aber eine Ausbildung kann nicht nur Sonnenschein und Leben im Luxus beinhalten, man fängt eben klein an und muss sich eben erst einmal im Arbeitsleben einfinden. Das ist eben nicht so bequem und einfach wie in der Schule oder zu Hause, wo Mama noch alles hinterherträgt und man den Popo abgewischt bekommt.
Das soll nicht heißen, dass die Azubis billige Hilfsarbeiter sind, nein das ganz gewiss nicht! Aber man muss auch ehrlich sein und dazu sagen, das es eine gewisse Anzahl von angehenden Azubis gibt, die völlig falsche Erwartungen haben und meinen, dass sie immer noch so Leben können wie im Hotel Mama. Es sind Gott sei Dank nicht alle Azubis so, viele machen wirklich gute Arbeit und finden sich schnell zurecht. Aber ich habe selbst erlebt, dass manche schon bei der kleinsten Arbeit nörgeln und quengeln, warum sie jetzt unbedingt das Handy ausmachen sollen und warum man nicht kurz noch eine Rauchen könnte.
Es gibt eben immer zwei Seiten einer Medaille. Nicht alle Azubis werden ausgebeutet und nicht alle Azubis sind Engel.
In der Doku die ich gesehen habe (leider kein Link dazu), wurde hauptsächlich dem Arbeitnehmer die Schuld gegeben, warum es so läuft, wie es läuft, was ich halt schon eine Frechheit finde, wenn die sich darauf stützen und sagen, dass das Problem darin liegt, dass die Leute "nur" dem Geld hinterher sind, aus reiner Lust und Liebe geht man sicherlich nicht arbeiten und schon gar nicht, wenn man sich dann so etwas anhören muss, ich mein die Arbeitgeber sind natürlich auch nur darauf aus, dass der Arbeitnehmer was am Tag zu tun hat und das auch noch mit Lust und Laune (wers glaubt wird selig :^) ), denen geht es genau so nur um die Kohle.
Du verallgemeinerst da sehr stark. Keine Frage, es gibt sowas überall, aber es hat sich auch viel gewandelt, weil viele Betriebe und Unternehmen festgestellt haben, dass gute und zufriedenen Mitarbeiter auch gute Arbeit leisten, weniger Krank sind und das dem Unternehmen langfristig mehr bringt.
Je aber, die noch nach dem "alten" Schema fahren, werden sich über kurz oder lang nicht halten können. Warum? Nun inzwischen können sich die qualifizierten Menschen aussuchen wo sie arbeiten, wer die besseren Bedingungen anbietet, bekommt auch die guten Arbeiter und die beschissen bezahlen werden über kurz oder lang dann keine mehr finden.
Zudem ist es doch so, um jemanden ausbeuten zu können, muss es auch immer einen geben, der sich ausbeuten lässt. Natürlich sind die Leute in einer schlechteren Position gegenüber einem Unternehmen, aber wer sich das alles ganz klaglos gefallen lässt und gar nichts tut, der darf sich aber auch nicht beschweren. Das man vielleicht hart klingen, ist es aber nicht. Das wäre der Fall, wenn wir in einer Situation wären, wo es keine Arbeit gäbe und man froh sein muss überhaupt etwas zu finden. Aber aktuell ist das nicht der Fall, im Gegenteil, es gibt mehr Arbeitsplätze als Arbeiter. Also wer sich aktuell schlecht behandelt fühlt, hat doch gute Chancen eine andere Stelle zu finden. Man kann sich wehren, es muss ja nicht gleich der Jobwechsel sein. Man muss eben auch zeigen, dass man sich nicht alles gefallen lässt. Aber wenn man alles Sang und Klanglos mit sich machen lässt signalisiert doch solchen Unternehmen, dass sie es mit ihm auch machen können und werden sicherlich nichts ändern. Das ist was ich damit meine, wer das so macht, und freiwillig sich zum Opfer macht, braucht sich nicht wundern, dass das ausgenutzt wird. Ein wenig Eigeninitiative muss man dem Menschen zumuten können.
Erst wenn das nicht ausreicht oder zum Erfolg führt, kann man sagen, dass jemand eingreifen sollte. Aber wie schon gesagt, heutzutage hat jeder eine Möglichkeit sich wo anders umzusehen und so der Ausbeutung entgegenzuwirken. Denn wenn einem Laden die Leute reihenweise weglaufen, wird der zum Schluss dumm aus der Wäsche schauen. Es müssen eben nur alle mal aufwachen und mitmachen. Denn solange wieder Dumme dort hingehen, obwohl alle anderen gehen, braucht man sich nicht wundern.
Ich kann da aus Erfahrung sprechen, habe auch in einem solchen Betrieb gearbeitet. Dort haben innerhalb von einem Jahr 5 der 15 Festangestellten Arbeiter (einer davon war ich) gekündigt. Der Betrieb hat dann 3 Jahre später Insolvenz angemeldet, weil der alte Chef immer noch auf dem Trip war "Wenn es dir nicht passt, kannst gerne gehen, ich finde jederzeit einen Neuen". Tja, die Zeiten sind vorbei, heute können sich die Leute den Arbeitnehmer aussuchen und sind nicht mehr darauf angewiesen, die erstbeste Stelle anzunehmen.