Ich lasse mir nicht von dir einreden, dass ich demokratiefeindlich bin, nur weil ich wissenschaftlich fundierten Aussagen (->RKI) mehr glaube, als unseren Politikern.
Das drehst du dir jetzt aber ein bisschen so, wie es dir passt, oder? Aber ich kann dir allein an diesem Satz zeigen, was deine vergiftete Rhetorik grundsätzlich auf sprachlicher Ebene demokratiefeindlich macht: Du schaffst hier eine ungesunde und unnötige Dichotomie, nämlich Politik contra Wissenschaft. Die gibt es nicht. Aber ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass wir nicht in einer Technokratie leben. Die verschiedenen zahlreichen Expert*innen der Wissenschaftscommunity werden zu allen Themen beratend hinzugezogen, sie sind allerdings nicht federführend und dürfen es auch niemals sein, da sie nicht gewählte Abgeordnete des Bundestags / der Regierung sind. Und wenn sie es sind, sind sie Teil einer Fraktion.
Das bedeutet: Wenn Politiker*innen den Forschungserkenntnissen bestimmter Forscher*innen zuwiderhandeln, ist das erstmal kein Skandal an sich. Damit stimme ich dir übrigens nicht zu, dass das in diesem Fall getan wurde.
Grundlegendes Nr. 2 zum Thema Wissenschaft: Wissenschaft ist großartig und wird getragen von Kritik, Transparenz und Kommunikation. Konzepte wie Forschungspluralismus, methodische Freiheit aber auch Ethik und Qualität gehören dazu. "Die Wissenschaft" auf ihre Aussagen oder einzelne Personen und Modelle zu reduzieren ist grundsätzlich falsch, daher versuche doch bitte, die Akteur*innen auszumachen und ihre Positionen genau wiederzugeben, statt eine angeblich faktizitäre Wirklichkeit gegen eine politisch-demagogische Wirklichkeit auszuspielen. Wahrheit, Fakten, Realität - das sind alles mehrspurige Dispositionen mit hoch diskursiver Prägung, insbesondere in der Wissenschaft.
Grundlegendes Nr. 3: Das freie Mandat. Ich weiß nicht genau, ob dir der Begriff etwas sagt, aber es ist wichtig, anzuerkennen, dass Politiker*innen einen Ermessensspielraum besitzen. Sie können sich innerhalb der demokratischen und verfassungsrechtlichen Grenzen relativ frei bewegen, sind aber meist durch ihr Parteiprogramm und der grundsätzlichen Ausrichtung gebunden. Im politischen Prozess wirken viele Menschen und ihre Meinungen zusammen (Meinungspluralismus) und oft sind die Folgen einer Entscheidung schwierig nachzuvollziehen und sehr komplex.
Sind die in deinen Augen auch alle demokratiefeindlich, weil sie den Politikern nicht glauben, dass Schulen "keine Treiber der Pandemie sind" und kein Verständnis für deren parlamentarische Abläufe haben, die sie laut deiner Aussage zwingen, die Schulen im Regelbetrieb zu halten?
Das ist tatsächlich einfach nur billige Rhetorik. Dazu: Wie bereits von anderer Seite erwähnt, sind Lehrer*innen Beamt*innen, die dem Staat in völlig anderer Weise zugewendet sind als Du. Sie können gerne auf den dafür vorgesehenen Wege Beschwerde beim Dienstherren einreichen, wenn das nichts nützt, ist das leider an dieser Stelle die Funktion der staatstragenden Rolle, die über der Person steht.