Da ich mich ehrlich gesagt nicht in die bereits bestehenden Wortgefechte einklinken möchte, meinen und euren Nerven zuliebe, beschränke ich mich nur auf den Ursprungspost. Dennoch ein kurzer Disclaimer: Meine Gedankengänge sind manchmal etwas konfus und nicht immer ganz nachvollziehbar, also verzeiht mir, wenn die ein oder andere ungeschickt gewählte Formulierung jemandem sauer aufstößt. Im Endeffekt wird nicht alles so heiss gegessen, wie's gekocht wird, nech?
Kommt es mir nur so vor, oder ist das Thema nur deshalb so präsent, weil die Medien darauf hingewiesen haben? Es zum Skandal des Jahres 2015 erklärt haben? Das Internet und soziale Netzwerke sind nicht erst gestern zu Stande gekommen und eigentlich, wenn mich der Eindruck nicht täuscht, dürfte die Gesamtzahl (!) solcher Seiten, Online-Gruppierungen und co. nicht massiv angestiegen sein, sondern spielen da noch andere Faktoren eine Rolle - zum einen ist das Thema Flüchtlinge in diesem Jahr präsenter geworden, bzw. jetzt auch beim letzten, bin jetzt kurz salopp, "Kuhkaff" angekommen. Das bildet natürlich den perfekten Nährboden, um dieses Gedankengut mit Hilfe von Parolen, Ausrufen und einseitiger Berichterstattung sowie - es ist nunmal das weit verbreitete Medium - Social Networks in die Köpfe jener zu säen, die ursprünglich wirklich nur das waren, was mittlerweile als neuer politischer Begriff eingeführt wurde - der besorgte Bürger.
Aber warum erst jetzt?
Im letzten Jahr waren "sie" auch schon da, nur, war die gemeine Presse stärker mit der WM beschäftigt, da gehen so ein paar viele Flüchtlinge, die in der Hoffnung auf ein neues Leben, ein nasses Grab finden, leicht unter. Und das war kein morbides Wortspiel, versprochen.
Versteht mich nicht falsch, ich möchte diesen Sachverhalt nicht verharmlosen. Die extreme Hetze, von denen es viele Screenshots im Netz gibt oder die man auch in freier Wildbahn findet, wenn man früh genug aufsteht (bevor die fleißigen, aber wahrscheinlich auch schon völlig angespannten, Moderatoren sie zu recht entfernen), ist natürlich ein Problem. Es ist aber kein Problem, das von heut auf morgen entstanden ist, sondern ein wiederkehrendes - oder besser gesagt: stets Präsentes. Allerdings kann man bei solchen Leuten, und ich beschränke mich hierbei nur auf die extremen Vollhonks, mit sachlicher Argumentation und ruhiger Diskussion nicht sehr weit kommen. Ich werde aus diesen Sonderfällen, die sich immer mehr häufen, auch nicht mehr schlau und mir geht der Spruch "Ich bin kein XYZ, aber..." auch tierisch auf den Sack - verzeiht meine Ausdrucksweise an der Stelle. Das dürfte wohl die Ausrede des Jahres sein, irgendwelchen hirnverbrannten ... entschuldigt, gegen andere ethnische Gruppen oder politische Gruppen, zu wettern und das möglichst unzensiert - denn: "Ich bin ja kein XYZ! Das entschuldigt alles!" Mhmpf. Wenn sie meinen. Wer mir mit dieser Satzstruktur ankommt, hat sich einfach keine eigene Meinung gebildet und wurde von irgendwem, oder irgendwas, mitgerissen. Ich kann zumindest in meinem Umfeld hervorragend beobachten, wie schnell das passiert.
Beispielsweise gibt's da einen, nennen wir ihn mal Bob. Bob ist uneingeschränkt Pro Flüchtlinge und Pro Asylanten und sagt: "Das ist alles kein Problem, wir haben hier bereits unsere Kapazitäten überstiegen aber wir kommen prima mit den Flüchtlingen aus, die sind alle voll okay, die Medien übertreiben, machen aus einzelnen Vorfällen gleich Riesendesaster." Soweit, sogut. Bob ist ein guter Mensch, n'est pas? Dann haben wir noch Steve. Steve sieht grundsätzlich kein Problem damit, mehr von den Steuern abzugeben, damit der Staat die Situation besser finanzieren kann, und sieht auch grundsätzlich kein Problem damit, in Zukunft mal öfter einem Syrier/Pakistaner/... über den Weg zu laufen. Steve ist aber ein wenig verärgert darüber, dass Wohnungen für Einheimische fehlen, dass Leute teilweise aus ihren Wohnungen vertrieben wurden, dass seine Frau nur noch 1 Glas Babynahrung im ,-real bekommt, weil die Flüchtlinge einen größeren Bedarf haben und "deutsche Mütter ja kochen können". Steve findet, dass es allmählich zu weit geht. Nächstenliebe in allen Ehren, aber er fühlt sich an gewissen Stellen schon sehr ver...scht. Bob zeigt auf Steve und schwingt sofort mit der Nazikeule bzw. stempelt diesen spöttisch als "besorgten Bürger" ab.
Ich könnte das noch weiter ausführen, aber ich denke, eventuell sieht man daran, dass es an beiden Fronten Extremen gibt, die nicht gesund für uns sind. Was das mit dem "Mitreißen" zu tun hat, nun, die eine Extreme möchte mit allen Mittel versuchen, die Leute zu uneingeschränkten Helfern zu machen, die jedes "aber" in den Boden stampfen und die andere Extreme schimpft und wettert; Leute in der Mitte werden schnell in das braune Recht-eck abgeschoben.
Ich möchte also an dieser Stelle eine klare Grenze ziehen zwischen rechtsextremen/rassistischen Köpfen, die Hetze betreiben, Heime anzünden und die Flüchtlinge direkt angreifen und jenen, die eben nicht alles durch die rosarote Brille sehen und grenzenlos optimistisch sind. Ich habe nämlich den Eindruck, dass, seit das Thema so präsent geworden ist, es zunehmend schwieriger geworden ist, eine andere Meinung zu haben als "Ja, wir müssen ihnen helfen, Nächstenliebe geht vor, keine Einwände, überhaupt garkeine, alles bestens." Und das, muss ich ehrlich sagen, sehe ich mittlerweile auch als kritisch. Das letzte Mal, als ich's geprüft hatte, gab's noch mehr Farben als Schwarz und Weiss. Nicht jeder, der etwas besorgt ist oder seine Sorgen hat, teilt sofort dasselbe Gedankengut wie der Extremfall Heidenau, oder ein großer Teil der Pegida-Mitläufer, die teilweise selbst nichmal wissen, wofür Pegida eigentlich steht. Aber ich schweife ab ....
Wie ich die "Flüchtlingsgeschichte" selber sehe.... grau? Hellgrau? Dunkelgrau? Flüchtlinge waren und sind ein Teil der Geschichte und wie wir damit umgehen, entscheidet über den Fortlauf "unserer" Geschichte. Fest steht für mich nur, dass die Brandstifter definitiv nicht meine Gesinnung vertreten und von mir gehörig eins auf die Glocke kriegen würden, und fest steht auch, dass ich grundsätzlich mit jedem auskomme, solange er mir nicht ans Bein pinkelt. So wie ich eines Nachmittags in Reutlingen ein ziemlich sympathisches Gespräch mit einem Syrier hatte, der mir noch zur Feier des Tages eine Zigarette anbot. Und man glaube es oder nicht, das Gespräch fand auf deutsch statt. Hätte aber auch ruhig auf englisch oder gebrochenem französisch stattfinden können. Hauptsache man versteht sich. Fest steht für mich auch, dass ich von der "Überflutung", die vor 1-2 Monaten noch in meinen Kreisen gerne auf die Fahnen geschrieben wurde, eigentlich garnichts mitbekomme, so im Real Life. Vielleicht, weil ichs gewohnt bin, viele verschiedene Sprachen zu hören, vielleicht aber auch, weil ich in einem Multi-Kulti-Kindergarten großgeworden bin und deswegen weniger....voreingenommen bin. Wenn jemand in meinem Freundeskreis ein wenig kritischer zu dem Thema steht und mit mir darüber ausgiebig diskutieren möchte, Erfahrungen austauschen - kein Problem. Wenn jemand brüllt "Alle Türken aus, mit Strick um den Hals aus Deutschland schleifen", dann gibt's eine kostenlose Nachhilfestunde in Geschichte und im Anschluss, falls zutreffend, einen direkten Rauswurf aus der Freundesliste. Ist glücklicherweise noch nicht vorgekommen... Und dann gäbe es noch die Xenophobie, die auch in Polen ein sehr großes Thema ist, die man aber auch wieder von mehreren Seiten beleuchten muss.
So, geschafft. Dürft ihr gerne zerpflücken, neu verweben, als Nährboden für weitere Diskussion nehmen oder mir den Vogel zeigen und mich für dumm erklären. Ist mir alles recht, wird schon schiefgehen. ^^