Da ich gerade wieder etwas mehr Freiraum habe wird es wieder einmal an der Zeit für einen weiteren Blogartikel. Am 01. Februar findet das Fantreffen mit Santiago Ziesmer statt zu dem ich mit großer Wahrscheinlichkeit hinfahren werde. Aus diesem Anlass werde ich hier mal meine bisherigen Treffen mit verschiedenen deutschen Synchronsprechern Revue passieren lassen, die ich in der Vergangenheit schon mal alle hatte.
Für die, die es noch nicht wissen. Ich bin schon seit Jahren ein Liebhaber und Fan deutscher Synchronisationen und habe mich in den letzten Jahren intensiv damit beschäftigt. Seien es nun die einzelnen Sprecher, die Synchronstudios, die Synchronstandorte, die Geschichte des deutschen Synchron, die ganze Industrie dahinter, die schönen Anekdoten, die Intrigen dahinter und natürlich auch über die Synchros an sich. Mittlerweile sind meine Kenntnisse darüber recht umfangreich, auch wenn ich mich davor ziere mich da als Experten zu bezeichnen. Da müsste ich dann auch noch direkt in der Synchronbranche arbeiten, was ich nicht tue. Ich kenne lediglich einige Synchronsprecher, die mir immer mal wieder was über ihre Arbeit erzählt haben und was hinter den Kulissen so vor sich geht.
Nun denn. Los geht es mit meinem ersten mal, wo ich persönlich einen Synchronsprecher traf. Das war 2017 auf der Connichi in Kassel gewesen. René Dawn-Claude und ein paar andere Sprecher hatten sich angekündigt. Jungfräulich wie ich war war ich entsprechend zurückhaltend und es blieb lediglich nur bei bestaunen aus weiterer Entfernung. Den René hab ich hierbei als ganz charmanten, bodenständigen und netten Typen erlebt, der selber Animefan ist und selber auch schon für diverse Animes die deutschen Synchronfassungen als Synchronregisseur und Dialogbuchautor bearbeitet hatte. Außerdem hatte er auch schon dutzende Animerollen gesprochen. Auf Anhieb fällt mir Jean Kirschstein in "Attack on Titan", wo er auch die Synchronregie führt. Bekannt ist er auch als deutsche Stimme von Jack Ryan in der gleichnamigen Amazon Prime Serie und er sprach auch den jungen Lando in "Solo: A Star Wars Story".
René bewies auch immer wieder richtig viel Humor, was er vor allem im Synchronworkshop unter Beweis stellen konnte. Ohne ihn wäre der 18+ Synchronworkshop wohl auch nur halb so lustig gewesen. Da mitzumachen hatte ich mich nicht getraut und als ich dann so aufgelockert war, dass ich mitmachen wollte konnte ich es nicht, weil meine Stimme schon durch die vielen Lachanfälle während der ganzen Chose hinüber war. Und damit endete auch mein erstes Erlebnis einen Synchronsprecher Live zu erleben, wobei das natürlich noch kein richtiges Treffen war. Dazu kam es erst ein Jahr später.
Neues Jahr, neues Glück, aber immer noch die Gleiche Location. 2018 hatte ich mir fest vorgenommen mir ein Autogramm von den Synchronsprechern zu holen, die diesmal dort zu Gast waren. Mit dabei war wieder einmal der verehrte René Dawn-Claude. Dazu gesellten sich noch Constantin von Jascheroff und Dominik Auer. Constantin von Jascheroff ist nicht nur ein Synchronsprecher, wo er u.a. Yukiteru Amano in "Mirai Nikki" und Bakura in "Yu-Gi-Oh" sprach. Er ist auch ein regelmäßig tätiger Schauspieler und stand schon mit Schauspielgrößen wie Till Schweiger, Tim Oliver Schultz und co. vor der Kamera. Er hat auch in gewisser Weise diesen "Star-Touch", aber dazu später mehr.
Dominik Auer werden die meisten sicherlich als deutsche Stimme von Inuyasha aus der gleichnamigen Animeserie kennen. Darüberhinaus sprach er auch noch Tuxedo Mask in "Sailor Moon" und einige andere prägnante Synchronrollen.
Bei allen Sprechern besuchte ich zuvor erst einmal das entsprechende Q&A Panel, wo erst einmal Fragen gestellt werden. Direkt im Anschluss folgte dann die Autogrammstunde. Los ging es mit Dominik Auer (rechtes Foto). Er machte einen wirklich sehr sympathischen Eindruck und das ihm an Inuyasha viel liegt hatte man ihm sofort abgekauft. Es gab während des Panels noch ein Gewinnspiel, wo man eine kleine Synchronrolle in den neuen Inuyasha Folgen gewinnen konnte. Ich hab da nicht dran teilgenommen. Zum einen kannte ich als Nicht-Fan von Inuyasha wohl kaum die Antworten auf die Inuyasha Fanfragen und zum anderen fanden die Synchronarbeiten in München statt und ich hätte ohnehin nicht das Geld und die Zeit gehabt mal einfach so nach München zu fahren für eine kleine Synchronrolle. Hamburg oder Berlin wären für mich sicherlich vorteilhafter gewesen.
Jedenfalls kam dann die Autogrammstunde, wo ich ganz aufgeregt war. Denn Auers Stimme mag ich schon ganz gerne. Für mich ist er der Münchner Ableger von Tobias Müller (deutsche Stimme von Detektiv Conan) vom Typ her, wobei Manuel Straube, der mittlerweile in Berlin lebt Müllers Stimme viel näher kommt. Das Autogramm hab ich dann bekommen und es wurde sich kurz Hallo gesagt. Mehr fiel mir vor lauter Aufregung nicht ein. Im Nachhinein hätte ich mich gerne noch für seine tolle Arbeit und Engagement bedankt. Am Ende der Connichi zeigte Auer auch wie sehr er die deutschen Animefans wertschätzte und auch die Community. Seinen Abschlussmonolog auf der Abschiedfeier fand ich da auch sehr schön, vor allem als er sich noch an die anderen japanischen Ehrengäste wandte.
Constantin von Jascheroff (linkes Foto), der später folgte, machte da auf mich einen etwas unwirklichen Eindruck. Die Autogrammstunde streamte er direkt über seine Instagramseite und er trat die ganze Zeit hoch professionell auf, ähnlich wie diese japanischen Idols und Popsänger, die in ihren Autogrammstunden dutzende Fans abarbeiten und so tun als würden sie sich bei jedem einzelnen geehrt fühlen sie mal persönlich gesehen zu haben. Das soll jetzt nicht groß negative gemeint sein, nur könnte das für einige etwas kühl und distanziert wirken. Eben professionell. Wenn aber ein Fan mit etwas selbst gebasteltem oder gezeichnetem ankam wurde es auch Constantin weich ums Herz und er freute sich sehr. Das waren auch die einzigen Momente, wo ich wirklich das Gefühl hatte, dass sein Lächeln echt war. Dennoch fand ich es schön ihn einmal persönlich getroffen zu haben. Bei René, der neben Constantin saß hatte ich mir auch noch ein Autogramm geholt. Der war etwas nahbarer und herzlicher.
2018 war in der Hinsicht für mich ein ziemliches Highlight gewesen.
2019 ging es für mich erstmals zur Animagic. Auch da war René Dawn-Claude am Start. Diesmal jedoch nicht als Ehrengast. Er sollte den dortigen Synchronworkshop betreuen, wozu er auch seine "Gang" mitgebracht hatte, die sich um die Technik kümmerten. Neben René waren noch die Synchronsprecherinnen Charlotte Uhlig, Birte Baumgardt und Rieke Werner mit dabei. Ich besuchte auf der Animagic auch das Synchronworkshop und sprach da auch 1-2 Takes mit. In der Pause nahm ich dann allen meinen Mut zusammen und sprach die Leute schließlich an nachdem vor mir schon jemand anderes dies versuchte. René erkannte mich dann auch wieder als ich ihm dabei meinen Online-Nickname nannte und zu meiner Überraschung auch Uhlig und Baumgardt. Unter ihnen war ich nämlich als der Typ vom Synchron Forum mit den "interessanten" Beiträgen bekannt . René selbst kannte mich vom Namen her auch von seinen eigenen Gaming Live Streams, wo ich schon seit einiger Zeit regelmäßig vorbeischaue. Er nennt sich im übrigen GeilerGamer. Nun kennen diese Leute auch das entsprechende Gesicht zum Namen. Es war alles in allem ein sehr nettes aufeinander treffen, wovon wir auch ein nettes Gruppenfoto gemacht haben. Sympathische und Engagierte Leute, die wirklich Bock auf das haben was sie tuen. Ist wie ich finde auch wichtig für die Arbeit. Das hört man doch immer wieder mal heraus.
Später im Herbst gab es noch ein kleines spontanes Intermezzo auf der MEX in Berlin, wo ich mir ein Autogramm bei der Synchronsprecherin Jennifer Weiß holte. Sie spricht vor allem viele Anime-/ und Zeichentrickrollen, genauso wie Carlotte Uhlig und Rieke Werner. Da gibt es im Synchron interessante Aufteilungen. Gibt die Leute, die vor allem nur in großen Kinofilm und Serienproduktionen mitsprechen, welche, die vor allem oft in französischen Filmen zu hören sind, welche die dann wiederum nur in kleineren Sachen zu hören sind usw. Benjamin Völz zum Beispiel, der vor allem als deutsche Stimme von Keanu Reeves, Charlie Sheen, Mathew McConnaughey u.a. bekannt ist, ist eher eine Stimme für große Projekte. Da bilden Sachen so wie die Rolle des Decim in "Death Parade" die absoluten Ausnahmefälle. Dennoch gibt es noch genug Sprecher, die alles mögliche machen und nicht so wählerisch sind bzw. da nicht so eingeschränkte Rollenangebote bekommen.
Aber zurück zu Jennifer Weiß. Mich hat es erst einmal überrascht, dass sie so süß ist. Hab mich aber nicht getraut es ihr offen zu sagen, weil mir das irgendwie zu aufdringlich gewesen wäre. Wenig überraschend ist sie auch ein großer Animefan und kennt sich da recht solide aus. Zum signieren hatte ich ihr dann meine 2. Volume von "Comic Girls" vorgelegt, wo sie die Koyume gesprochen hatte. Eine ihrer bekanntesten Rollen dürfte Ritsu aus "K-On" sein. Viele hatten auch irgendwelche Sachen von "K-On" mit Ritsu Motiv zum signieren mit dabei gewesen. Jedenfalls hatte sie sich über meine "Comic Girls" Volume sehr gefreut und so hatten wir beide auch kurz ein nettes Small Talk Thema als sie die Volume signierte.
Und somit war dann für mich auch 2019 abgeschlossen und meine Treffen mit Synchronsprechern werden auch im neuen Jahr noch weiter gehen. Voraussichtlich Anfang Februar geht es weiter mit Santiago Ziesmer. Der Mann, der mit seiner Stimme meine Kindheit geprägt hat und das nicht nur wegen Spongebob. Und vielleicht wird es bei meinem nächsten Conbesuch noch andere Synchronsprecher geben, die ich treffen werde.
Fortsetzung folgt...
Kommentare 6
Hiro
Ein schöner Bericht! Danke für die Eindrücke. Du schreibst über ein neues Treffen Anfang Februar. Hat es geklappt? Gibt es evtl. auch Leute hier aus dem Forum welche bei selbigen Treffen anwesend waren? Ich selber muss gestehen hab zu den deutschen Synchronsprechern keinen Bezug mehr weil ich jetzt nur mit Untertitel schaue um die aktuellen Anime sofort zu sehen.
Nyan-Kun Autor
Leider ist daraus nichts geworden. Das extrem miese Regenwetter an dem Tag hatte mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Britzer Garten, wo das Fantreffen eigentlich stattfinden sollte mag zwar eine überaus schöne Location sein, aber das Wetter kann man im Vorwege da leider nicht einfach mal so variabel festlegen.
Ich gebe aber nicht auf. Santiago Ziesmer hatte schon weitere Fantreffen angekündigt. Wenn es zeitlich passt bekomme ich vielleicht noch eine zweite Chance. Außerdem werde ich im Rahmen einer Con sicherlich noch die Möglichkeit bekommen andere Synchronsprecher zu treffen. Das "Fortsetzung folgt" bleibt also noch bestehen. ;)
Da du es schon ansprichst: Wie sieht es bei dir mit japanischen Synchronsprechern aus? Hast du in diesem Bereich ein gewisses Faible oder ist dir das auch eher gleichgültig. Bin zwar da nicht so gut bewandert, aber da gibt es schon durchaus die ein oder andere überaus markante und interessante japanische Stimme.
Hiro
Ich gehe stark davon aus das ich ein gewisses Faible habe aber kann es derzeitnicht definieren und in Form eines Sprechers/Sprecherin ausdrücken. Wenn mir ein Anime gefällt dann trifft das in der Regel auch die Allgemeinheit. Schaue ich mir die Anime bei MyAnimeList.net an dann befinden sich die meisten davon in der Wertung 7-8. Das soll jetzt kein Argument für Qualität sein aber aktuell sehe ich den Anime als Gesamtbild, daher erkenne ich die Sprecher noch nicht. Ohne es definieren zu können erkennt man aber schon die verschiedenen Rollenverteilungen innerhalb
eines Anime. Umso mehr man konsumiert, desto mehr erkenne ich auch das Geschäft dahinter. Vieles verfolgt eine feste Rollenverteilung um ja die Masse anzusprechen und gekauft zu werden. Ich hab mir zumindest mal vorgenommen ein Event zu besuchen. Irgendwann zumindest. :)
Nyan-Kun Autor
Interessant finde ich auch die unterschiedliche Herangehensweisen zwischen deutschen und japanischen Sprechern. Da sind die Japaner näher an ihren amerikanischen Kollegen, die noch um einiges stärker chargieren als die Deutschen. In Japan wie in den USA auch ist es z.B. nichts ungewöhnliches, wenn ein eher jüngerer Sprecher mal so richtig mit der Stimme herumdrückt, um einen alten Mann zu sprechen/spielen. In Deutschland undenkbar. Da wird vielmehr auf eine "naturalistische" Spielweise Wert gelegt, was auch mit den Hörgewohnheiten zusammenhängt und dem kulturellen Unterschied. Im deutschsprachigen Raum werden Zeichentrickfiguren eher als individuelle Personen wahrgenommen. Anderswo sind das eben einfach Cartoonfiguren mit Knallchargen. Zwar wird in Deutschland für Anime- und Zeichentrickrollen auch chargiert, aber immer noch mit einer gewissen menschlichen Note, die etwa den Amerikanern völlig abgeht. Ein gutes Beispiel ist da "Spongebob Schwammkopf" oder "Die Simpsons".
Die Japaner sind da irgendwo dazwischen und wenn es mal ein hochklassiker Animefilm oder ernstere Animeserie ist können auch die japanischen Sprecher naturalistischer und zurückhaltender spielen.
Ist auch so ein Aspekt der mir immer wieder auffällt.
Wang Fugui
Interessant zu lesen.
Bei Filmen/Serien projizieren einige Fans ihre Verehrung für die Figur auf den jeweiligen Schauspieler. Ist das hier mit Animes und Synchronsprechern genauso?
Nyan-Kun Autor
Gute Frage, die du da stellst.
Ich kann schon mal soviel sagen, dass bei animierten bzw. gezeichneten Trickfiguren, die Assoziation mit den deutschen Sprechern größer ist. Das liegt daran, dass man bei einem realen Schauspieler eben in erster Linie den Schauspieler sieht. Da kann sich der deutsche Sprecher lediglich an seiner Interpretation "heranangeln". Bei einer Animationsfigur ist man entsprechend freier und kann da eher eine eigene Duftnote setzen, auch wenn man sich im deutschen in gewisser Weise immer noch an die Erstinterpretation vom O-Ton orientiert.
Ein gutes Beispiel ist da Santiago Ziesmers Spongebob. Ziesmer wurde ganz klar aufgrund der stimmlichen Nähe zum O-Ton und Charaktertyp der Figur gecastet. Ziesmer hat jedoch recht schnell seinen eigenen Weg gefunden Spongebob ins deutsche umzusetzen womit er Kultstatus erlangte. Das kann man allein schon am Spongebob-Lachen erkennen. Ähnliches Spiel auch mit Norbert Gestell und Homer Simpson.
Bei Animefiguren gilt dies logischerweise äquivalent dazu. Kommt natürlich drauf an wie "ikonisch" die Figur ist. Die bekanntesten Beispiele sind da Tobias Müller, der im deutschen den Detektiv Conan und Shinichi Kudo seine Stimme leiht und Daniel Schlauch für Monkey D. Ruffy. Beide Sprecher sind sozusagen mit ihren Figuren aufgewachsen und haben sie über Jahrzehnte begleitet. Diese Verbundenheit hat für die Fans schon einen enormen Stellenwert und zwar schon soweit, dass man sagen könnte, dass Daniel Schlauch = Ruffy ist usw.. Da traut sich niemand heran diese fest verwachsenen Kombis aus Kostengründen zu trennen. Bei Tobias Müller etwa hatte man extra auf ihn gewartet als er längere Zeit krank war bis er wieder bereit war den Conan zu sprechen. Im Normalfall hätte man einfach einen anderen Sprecher als Ersatz genommen.
Das die japanischen Sprecher da im Bezug auf ihre Animefiguren auch diesen Kultstatus unter den Fans haben versteht sich von selbst. Das sind die Stimmen, die diesen Figuren erst Leben einhauchen. Im Deutschen ist dies an sich auch nicht anders.