Ich warte hier...
Ich laufe nicht, ich sitze hier und warte auf die Worte.
Ich fliehe nicht, denn nirgends sind die scheinbar sicher’n Orte,
Die mich vor langen Zeiten einst in ihre Höhlen lockten
Und dort die Hoffnung an die Angst und Zweifel fest verpflockten.
Ich zitter nicht, ich bleibe ruhig und warte auf die Taten.
Ich rede nicht, ich schweige nur und werde nichts verraten,
Was dich aus deinen Träumen, allen Illusionen reißt,
Was jetzt schon ums Gewissen, um das sachte Wesen kreist.
Ich bitte nicht, gewähre nur und warte auf das Flehen.
Ich gebe nicht und niemals preis – und kannst du es nicht sehen? –
Dass jeder Kampf vergebens ist, wenn wir uns nicht ertragen,
Wenn wir den Glauben schon verstreu’n und hoffnungslos verzagen.
Ich throne hier auf kaltem Stein, den du dir einst gehauen,
Im schwachen Schein der Dunkelheit, im einstigen Vertrauen,
Im Glauben an die Zukunft und der fernen, weiten Welt,
Von der so mancher Trümmer, mancher Splitterstein noch fällt.
Ich warte hier und harre, warte auf ein leises Wort
Ich fliehe nicht, ich bleibe hier im dunklen, kalten Hort,
In den ich einst vor Zeiten in der Angst geflohen bin,
Dass alles schon verloren ist, das Herz und jeder Sinn.
Ich laufe nicht, denn jeder Knochen ist mir schon zerbrochen.
Ich bin gelähmt und fühle nichts seit endlos langen Wochen.
Ich fliehe nicht, denn sich’re Orte kann ich nicht mehr sehen.
Ich bin erblindet, bin verloren, wo die Schatten stehen.
Ich zitter nicht, ich habe viel zu sehr zu lang gelitten.
Ich rede nicht, denn meine Zunge wurd’ mir abgeschnitten,
Ich hab sie selbst gegessen, hab’ die Worte schon verlernt
Und habe mich verschwiegen, hab mich von mir selbst entfernt.
Ich bitte nicht, gewähre mir die auferlegte Sünde,
Den stummen Schrei, der innen tobt, den ich niemals verkünde.
Ich gebe nicht und niemals preis – und kannst du es nicht ahnen -,
Dass mich Verzweiflung und Verlust die ganze Zeit ermahnen?
Ich throne hier auf ihrer Last, sie liegt mir fest im Nacken.
Die kalte Angst im kalten Stein, sie wird mich fester packen.
Ich harre hier und ahnst du schon die Antwort auf den Grund?
Ich warte hier, denn schwach bin ich, gebrochen, starr und wund.
Ich kann mich nicht mehr regen, seh’ den Schatten ins Gesicht.
Ich will hier fort, ich kann nicht mehr! Komm, führ mich doch ins Licht!
Du kennst den Weg, komm, zeig ihn mir, ich möchte wieder sehen.
Ich warte hier, ich harre aus und werde ganz vergehen.