Die Vogelfreien
Sie flieht, die Welt in ihrem Nacken
und vor dem starren, weiten Blick.
Der Dunst der Straßen will sie fassen,
er legt sich kalt in ihr Genick
Und folgt ihr in die schmalsten Gassen,
wo sie verborgen, zitternd steht.
Sie spürt das Herz noch tiefer sacken,
in ihrer Brust, die rasend geht.
Sie keucht, der Regen lässt sie schaudern,
vermischt sich mit dem kalten Schweiß.
Das Blut rauscht pochend in den Ohren
und ihr wird kalt und siedend heiß.
"Nicht warten, sonst bist du verloren!"
Sie treibt sich selbst zur Eile an.
Es hilft kein Zagen, hilft kein Zaudern;
"Bleib niemals steh'n, sonst bist du dran!"
Er folgt dem Lauf mit ruhigen Blicken
und steht nur da und sagt kein Wort,
Als liefe unten eine Fremde,
rührt er sich nicht vom sich'ren Ort.
Er steht im schmutzbefleckten Hemde,
ein Grinsen auf dem schmalen Mund.
Und ohne Rettung ihr zu schicken,
starrt er sich seine Augen wund.
Ein letztes Mal schließt sie die Lider,
versperrt die Welt vor ihrem Blick,
Schon reißen Hände sie zugrunde
und legen sich in ihr Genick.
Es schreit, es keucht aus jedem Munde,
und schneidet tief in ihre Brust.
Sie reißt sich los, sie taumelt wieder,
sie kämpft noch gegen den Verlust.
Wie Vögel frei im hohen Äther,
so zogen sie durch jedes Land.
Nun drückt der Regen auf die Schwingen,
es bricht und birstet ihr Verstand.
Sie schreit im wilden, blinden Ringen
und weiß, dass sie verloren hat.
Und oben lächelt der Verräter,
Er sieht sich an Verzweiflung satt.
Der Motor läuft in seinem Rücken -
Sein Schnurren hält das Blut ihm warm -
Die Straße führt in seinen Frieden,
er hält das Glück in seinem Arm.
Ein letztes Mal hat er entschieden
und ihr die Hilfe ganz verwehrt.
Er sieht die Wogen sie erdrücken,
Das Opferlamm, das er genährt.