Mana's Müde Märchen

  • Inspiration findet man manchmal auf merkwürdigste Art und Weise.
    So kam es, dass ich vor einigen Jahren nachts um 4 Uhr das Bild eines Formenwürfels vor meinem inneren Augen hatte...



    ...und mich fragte "Was, wenn man das Dreieck nicht in das Loch bekommt, weil man nicht auf die Idee kommt, es so zu drehen, dass es passt?"


    Also habe ich erstmal folgenden Text geschrieben:

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    Revision

    Voire stand am offenen Fenster und streckte sein wenig relevantes Antlitz in das sättigende Licht des Kreises.
    Es war ein Tag, der nicht runder oder eckiger war, als die anderen Tage, die ihn redundant quälten.
    Hinter ihm plärrte sein Kubus, der ihm so gar nicht ähnlich sah und sich auch so gar nicht wie er zu verhalten wusste.

    In der Dissonanz der Hilflosigkeit verloren, entschloss sich Voire, das Ding zum Triangulat zu tragen.
    Dort konnte man mit dem Körper nichts anfangen, und so ließ man ihn und das Geplärre in einem völlig anderen Regen stehen.

    Zuhause angekommen nahm Voire das Problem in die eigenen Hände.
    Unter blutigem Geschrei trennte er die Besonderheit vom Besonderen.
    Jeder Schliff und jeder Schnitt eine wahre Qual für das, was nicht sein sollte, obwohl es sein sollte.
    Tage, Wochen, Monate flossen dahin, bis das unförmige Eckige, andersförmig und anderseckig auf seinem Stühlchen saß, und dort nur saß.

    Stolz und voller Zuversicht trug Voire sein Werk der Schöpfung erneut zum Triangulat.
    Doch obwohl es die passende Form hatte, wollten sie von der Sünde nichts wissen.

    Es war verkehrt herum.

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    Die kitschigen Stellen sind pure Absicht.

  • Kleiner Quickie, den ich mir eben in 15 Minuten zusammengereimt habe:


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    Läuse

    Die Laus stand auf dem Schneckenhaus.
    Sie rief laut aus: "Hier spricht die Laus auf dem Schneckenhaus! Kommt heraus! Auf! Auf!"
    Und so kamen sie heraus aus dem Schneckenhaus, Laus für Laus.
    "Was willst du Laus auf deinem Schneckenhaus!?", rief eine Laus vor einem Schneckenhaus laut heraus.
    "Ich bin die Laus auf dem Schneckenhaus!", rief die Laus auf dem Schneckenhaus.
    "Mit dem Geschleime ist es aus! Werft sie alle raus aus unserem Schneckenhaus! Auf! Auf!"
    Und so warfen sie sie raus, Laus für Laus, aus ihrem eigenen Schneckenhaus.

    Es war aus.


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  • Das ist spitze! : D


    The owls are gone when you look away. Sleep well: they lie in wait.

  • Das ist spitze! : D

    Irgendwie war ich in Kinderbuch-Laune und das war der erste Reim, der mir in den Sinn kam.
    Simpel und einfach, aber mit genug Tiefgang für gewisse Gedankengänge.


    Das Nächste ist weniger schick, aber ich wollte mich einfach mal an sowas versuchen:


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    Frühling


    Feld, Grass, Weide
    Scham, Spiel, Seide


    Hält, Fasst, Leidet
    Mutig, Maßlos, Gemeidet


    Schreit, Kratzt, Beißet
    Triefend, Tatterig, Geweitet


    Im Frühlingsspiel kreisend.
    Ein Sommer sich neiget.


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    Der grammatikalische Fehler ist mir bewusst, lässt sich aber leicht überlesen.
    Kunst darf das.

  • Heute mal etwas weniger kryptisch, aber nicht weniger düster.


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    Fraß

    Auf Tellern glänzend angericht'
    Die Mass' sich setz' gemein zu Tisch

    Der Zunge Tropf, der Gabel Blitz
    Für manche wahr ein schlechter Witz

    Mit Stich und Schnitt im Kreis vereint
    Ein Herz von Gier und Lust entzweit

    Das Tränenblut der Schneide nah
    Gefressen wird, so sonderbar

    Doch sinken stets tut ihre Zahl
    Wird jeder doch das nächste Mahl


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  • Hat mich verhältnismäßig viel Aufwand gekostet, aber ich denke, es ist fertig.


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    Kopfwerk


    Rädchen sich drehen, zu hundert mit Zähnen
    Unter regem Getöse, stete Kolbenstöße


    Synaptisch geleitet, Impulse verbreitet
    Motor gestartet, Rezeptor erwartet


    Gemisch aus Wasser und Luft
    Aufsteigend, auftreibend


    Bunte Töne gleißend ruft
    Aufreibend, ausschreitend


    Kochendes Geschmier, heiß und süchtig
    Pegel schlagen aus, weit und tüchtig


    Ein Teil sich hebt, ein andres erbebt
    Bis nichts mehr steht, nichts mehr lebt


    Bis nichts mehr denkt, nichts mehr geschieht
    Ein Teil sich senkt, ein andres erliegt


    Emotionen schlagen aus, breit und flüchtend
    Erkaltendes Geschmier, kühl und lüftend


    Austreibend, ausbreitend
    Laute Töne keifend ruft


    Absteigend, abtreibend
    Gemisch aus Schweiß und Blut


    Motor auffahrend, Rezeptor ausartend
    Synaptisch geleitet, Schmerzen verbreitet


    Unter qualvoll Getöse, harte Kolbenstöße
    Rädchen sich drehen, arg bissig mit Zähnen


    Herzwerk


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    5 Mal editiert, zuletzt von Caldaria () aus folgendem Grund: Reihenfolge geändert, unnötige Satzzeichen entfernt.

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    Kontrastlein

    Zwei für eins und eins für zwei
    Niemals drei od' einerlei


    Zwischen Fronten, heiß und kalt
    Mit stark Gespalt ein' Ungestalt


    Sitzend strebend, Geist bewegend
    Schwarzmass aus Weißherzen tretend


    Ungestüm und voller Last
    Rotwerk eng die Seel' umfasst


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    Stadtfenster


    Sternenhimmel verziert
    Licht an, Licht aus
    Mondlicht illuminiert
    Licht an, Licht aus


    Rahmen gleißend
    Licht an, Licht aus
    Fassung weisend
    Licht an, Licht aus


    Optisch gebrochen
    Licht an, Licht aus
    Blicke erloschen
    Licht an, Licht aus


    Akustik verblasst
    Licht an, Licht aus
    Stillschweigen umfasst
    Licht an, Licht aus


    Glasnah gepresst
    Licht an, Licht aus
    Herzhaft durchnässt
    Licht an, Licht aus


    Tränen erfroren
    Licht an, Licht aus
    Leben vergoren
    Licht aus


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  • Ich hab mir hier nicht sonderlich viel Mühe gegeben und will einfach nur schnell was verarbeiten.
    Aus stilistischen Gründen diesmal in Englischer Sprache.
    Wird wahrscheinlich auch mein letzter Post sein.


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    Haunted


    On a lovely summer day, Clarice and her family moved into a small house.
    When she went to her room, she saw something peculiar.


    "Hello! I am Spooky Sammy! I am a ghost!
    But don't worry! I just want to be friends!"


    "Spooky Sammy?", she asked.
    "Why do they call you that?"


    "Oh, you know...", Spooky Sammy replied.
    "It's because of the whole ghost thingie. People kinda don't like that."


    Clarice was happy to have made a new friend that day.
    And so, they went to do some shopping in the nearby village.


    "I wouldn't buy that", Spooky Sammy told her.
    "It's of very low quality.


    Oh, it is?", Clarice asked.
    "But it looks just fine to me."


    "They always make them look -just fine- so people will buy them.", Spooky Sammy elaborated.
    "But they use cheap materials that won't last."


    "Thanks for letting me know", she said with a smile.
    "I would have fallen for it if it weren't for you."


    Clarice was grateful for Spooky Sammy's advice.
    ater, someone knocked on the door:


    "Hello!", the boy said.
    "I am Lucas. Wanna hang with me and the gang?"


    "I'd be careful with that", Spooky Sammy invisibly intervened.
    "His name is -Look-ass- and he's probably looking for just -that-."


    "Really!?", Clarice gasped in shock.
    "Uhm, thanks... But I'd rather stay with my family, at home."


    She closed the door and life moved on.
    Until one day, Clarice realized she was all alone.


    "Spooky Sammy?", she asked in despair.
    "Why are you doing this? It's not fair."


    "Because Spooky Sally told me to", he answered.
    "You know... There are other ghosts. More than me and you. Haunting people is just what we do."


    Many years later, and on a whim
    A different family decided to move in


    Their little boy, so full of joy
    Decided to fill the room with his toys


    When suddenly, and out of nowhere
    The ghost of a girl would joyfully appear


    "Hello! I am Spooky Clarry! I am a ghost!
    But don't worry, I just want to be friends!


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    Edit: Namensänderdung von Spooky Samson zu Spooky Sammy im Sinne einer gewissen Nomenklatur.

  • @Summer meint, ich soll mal über was Positives schreiben.


    Ein Kompromiss:


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    Teer

    Tageslicht und Regenbogen
    Freude warm wie Sonnenwogen
    Wilde Stürme nächtig toben
    Dicht und zäh von Teer durchzogen


    Klebrig schwarz in Last verzweigt
    Stets dem Eingang zugeneigt
    Vöglein trällern laut wie weit
    Strahlend Aufgang Geist befreit


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  • Der folgende Beitrag dient der persönlichen Aufarbeitung.
    Er richtet sich nicht an andere User oder deren Ansichten.


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    Perpetuum Legatum


    Warum muss ich hören, wenn du taub bist?
    Warum muss ich still sein, wenn du laut bist?
    Warum muss ich sehen, wenn du blind bist?
    Warum muss ich groß sein, wenn du Kind bist?


    Deine Schwächen so offensichtlich
    deine Aggressionen unerbittlich
    Deine Gedanken so schrecklich dümmlich
    deine Werte altertümlich


    Disziplin als Heilmittel der Kranken
    mit Hieben und Schranken Gehorsam verankern
    Dominanz als Symptom der Angst
    Unsicherheit und Verzweiflung umfasst


    Warum bin ich taub, wenn ich hören muss?
    Warum bin ich laut, wenn ich still sein muss?
    Warum bin ich blind, wenn ich sehen muss?
    Warum bin ich Kind, wenn ich groß sein muss?


    Meine Schwächen so offensichtlich
    meine Aggressionen unerbittlich
    Meine Gedanken so schrecklich dümmlich
    meine Werte altertümlich


    Disziplin meine Krankheit, kein Heilmittel bekannt
    Gehorsam verankere, mit Hieben und Schranken
    Ein Symptom meiner Angst, geäußert durch Dominanz
    die eigene Unsicherheit, die eigene Verzweiflung, umfasst


    Ein ewiges hin und her
    ewiges Leid, ewiges Wehren
    Ein leidiges her und hin
    leidige Qualen, leidendes Kind


    Ohne Schatten kein Licht
    Anders kennt man es nicht
    Unfähigkeit bis ans Ende der Zeit
    Ein Vermächtnis für die Ewigkeit


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