So I'm a Spider, So What?

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    Originaltitel: Kumo desu ga, Nani ka? (蜘蛛ですが、なにか?)

    Autor: Okina Baba

    Illustrationen: Tsukasa Kiryuu

    Verlag: Yen On (USA)

    Erscheinungszeitraum: 2015-2022 (Japan), 2017-2023 (USA)

    Umfang: 16 Bände


    Nach 13 Bänden bin eher enttäuscht. Nach fünf Bänden war ich sehr begeistert und hatte diese Reihe schon zu meinen Favoriten gezählt, doch danach kommt allmählich ein Problem, das immer größer wird.


    So gibt es bis zu einen bestimmten Punkt zwei Gruppen von Point-of-View-Charakteren, die jeweils ihren eigenen Weg in der Handlung gehen. Kaum kommt alles zusammen, wird einer dieser beiden Handlungsstränge regelrecht beiseite gelegt und man konzentriert sich ausschließlich auf den anderen. Erst in Band 13 scheint man langsam wieder sich den gemeinsamen Nenner zu nähern. Es gab vorher zumindest kleinere Happen, die einen Bezug zu den vernachlässigten Charakteren schafften. Doch in Laufe der Reihe fühlt es sich beinahe an als würde man diese mit dem Alltag von Nebencharakteren strecken, die man teilweise vorher noch gar nicht kannte. Band 11 befasst sich sogar komplett um Figuren, bei denen man im Vorfeld weiß, dass sie keine große Rolle mehr spielen werden.


    Da mir nur noch drei Bände zum Lesen bleiben ist für mich einigermaßen voraussehbar, was noch alles passieren könnte. Das nimmt mir schon ein wenig den übrig gebliebenden Spaß.


    Wenn man es aber schafft, sich auf das beschriebene Problem einzulassen, dann bekommt man zumindest einen guten Isekai mit Videospielmechaniken. Ich bin ja nicht umsonst drangeblieben. Manche Charaktere sind interessant, andere sieht man gefühlt zehn Bände nicht und sind mir dann leider schon fast egal geworden.

  • Spoiler konnte ich in meiner Ausführung zwar vermeiden, aber ich habe mich so abstrakt ausgedrückt, das nicht so ganz klar ist, worum es hier eigentlich geht. Daher möchte ich einen kurzen Inhaltsüberblick nachholen.


    Grob kann man sich über meine gewählten Tags zum Thema schon einiges zusammenreimen: Wir haben hier einen weiteren Isekai mit Videospielmechaniken. Doch betreten die neue Welt nicht nur ein paar Personen, sondern eine ganze Schulklasse. Dabei wird nicht jeder als Mensch wiedergeboren. Viele finden früher oder später wieder zusammen, doch das Wiedersehen wird von einem Krieg zwischen Menschen und Dämonen geprägt.

    Trotz der vielen Charaktere sind die meisten Kapitel aus Sicht einer Wiedergeborenen im Körper einer Spinne. Ihr Start im neuen Leben erweist sich als besonders schwierig und ist ein täglicher Überlebenskampf. Das ist ungewöhnlich und sehr interessant zu lesen. Doch die Reihe verbleibt nicht in diesem Status.


    Die wohl größte Überraschung findet man im nächsten Spoilertag, doch ich warne davor diesen leichtfertig zu öffnen, denn hier geht es weit über den Stand der beiden Adaptionen (Manga und Anime) hinaus.




  • Ich wollte die Reihe endlich mal beenden und habe Band 14 angefangen. Das ein Krieg oder zumindest eine größere Schlacht bevorsteht weiß man ja seit gefühlt 10 Bänden und war auch im Anime enthalten. Was ich aber nicht habe kommen sehen, ist ein wissentlicher Genozid der Zivilbevölkerung mit vorangehenden Monolog, der klar macht, dass auch sämtliche Kinder unter den Opfern sein werden, sowie den einleitenden Ausruf der Protagonistin, sinngemäß übersetzt: "Yeah, es ist Jagdseason, Baby!"


    An der Stelle muss man dazu sagen, es steckt eine gewisse Motivation im Kontext einer Fantasywelt dahinter. Doch wenn ich es recht in Erinnerung habe, fusst hier der Entschluss auf Grund einer Annahme, nicht eines Faktes. Unabhängig davon ist es eine fragwürdige Entscheidung der Beteiligten solch eine extreme Maßnahme zu ergreifen. Dann wird diese Situation aber auch noch von dem zitierten Ausruf begleitet, der schon irgendwie zum Humor der Figur passt, wenn nur nicht dieser rassistische Beigeschmack wäre, der auch so vollkommen plötzlich kommt und eben nicht zur Figur passt.


    Alles weitere hierzu passiert schnell und wird eher beiläufig geschildert. Wobei es noch eine weitere abfällige Bemerkung gibt. Sehe ich die Situation zu streng oder der Autor viel zu lasch? Was ist hier passiert? Manchmal stehen Helden vor einem moralischen Dilemma, okay, aber Völkermord? Gerade weil es für die Heldin hier keine Hürde gibt und sie so abwertend urteilt... da fehlen einen die Worte. Hinzu kommt, dass das Geschehen dann auch schnell abgehakt ist, so als sei nichts passiert. Je länger ich drüber nachdenke, umso mehr bin ich entsetzt.

  • Fenrir

    Hat das Label von Buch auf Light Novel geändert.
  • Ich bin mit der Reihe durch und finde sie doch ziemlich ernüchternd. In den letzten drei Bänden gibt es endlich mehr Infos zu der gesamten Welt, doch diese allein können die Reihe nicht mehr auffangen. Diese betonen das verschenkte Potential und lassen mich einmal mehr darüber wundern, warum man quasi die halbe Serie sich mit so vielen Nebencharaktern aufhält, die für das große Ganze meist keine Rolle spielen. Es fühlt sich aufgebläht an, als ob man zwischendurch den Fokus verlor und unbedingt noch dies oder jenes erzählen wollte, aber gleichzeitig sich nicht traute, dies in einem Spin-Off zu erzählen.


    Der letzte Band gefällt mir in der Hinsicht, dass die Erzählperspektive sich stets ändert. Doch gerade dabei fällt auf, was für eine Nervensäge die Protagonistin doch ist. Meist werden bekannte Informationen wiederholt oder vorangegangene Ereignisse nur doof kommentiert. Während andere Charaktere etwas Sinnvolles beitragen, liest sich vieles von der Spinne redundant und langweilt. Dann gibt es im Epilog noch eine Wendung, wo ich mich wundere, warum sie dann mehrere Bände gen Leser stets das Gegenteil behauptete.


    Im Detail nervt mich, dass ein Nebencharakter nur zu einem Animetrope verkommt und man sich nicht mal nach dem Ende die Mühe machte, diesen Charakter mehr Tiefe als nur ein olles Klischee zu geben. Gerade das finde ich einfallslos und langweilig.


    Wenn man will, kann man hier und da interessanten Subtext entdecken, doch dafür blieb mir die allgemeine Unterhaltung zu sehr auf der Strecke. Mir missfällt auch, wie einseitig eine bestimmte Bedrohung geschildert wird. Das es aus Sicht der Charaktere zu Doppelmoral und fehlende Informationen kommen kann ist okay und realistisch. Doch wenn man zu anderen Motiven und Ereignissen einige Charaktere lautstark reagieren lassen kann wundere ich mich, warum der Elefant im Raum ausgelassen wird. Wobei ein Nebencharakter sagt in einem Nebensatz etwas dazu. Doch das geschieht so plötzlich und vage, dass man meinen könnte, dieser Text stammt aus einer Version der Reihe, bevor diese vermeintlich nochmal umgeschrieben wurde.


    Naja, unterm Strich finde ich die Reihe besser als der Durchschnitt, doch für eine Empfehlung reicht es nicht.