• Drahtseilakt


    Begonnen als ein breiter Pfad
    so gingst du deinen Weg allein.
    Zerbrochen durch das Schicksalsrad
    wurd' er zum Strick aus Einsamsein.


    Du läufst naiv-blind diesen Strick
    und kannst das End' ja doch nicht seh'n.
    Schaust nicht nach vorne, nicht zurück.
    Du hast nur diesen Weg zu geh'n.


    Und niemals zweigt ein Seil je ab:
    Darfst stehen bleiben oder fort,
    doch nie nach oben, nie herab.
    Du kannst nur noch zu einem Ort.


    Kein Schritt wird jemals falsch gesetzt,
    denn jedes Straucheln bringt den Fall.
    Es gibt nichtmals zum Schutz ein Netz,
    nur schwarze Tiefe, überall.


    Dein Leben ist ein Drahtseilakt:
    Es schwankt bedroht einhin, einher
    bei jedem Windstoß der dich packt
    und macht das Steh'n besonders schwer.


    Die Ander'n, die auf Wegen sind,
    sie sehen nicht den Kampf um dich,
    sie rennen einfach fort, geschwind.
    Könnten dich fangen, tun es nicht.


    Dein Leben bleibt ein Drahtseilakt
    solange du dich halten kannst.
    Doch jedes Seil wird mal zerhackt.
    Mit jedem Fall verlischt die Angst.



    Bitte um ehrliche Kommentare und Meinungen^^

    "Fedrig stark sind meine Schwingen
    Und obwohl ich schwer wie Blei
    Kannst du mich nicht mehr bezwingen,
    Bin ich endlich federfrei. "


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  • Ich finde das ist das beste Gedicht
    das ich hier seitlangem gesehen habe
    [SIZE=3]von noy's letztem abgesehen
    fand ich den rest nämlich nicht so doll oo'[/SIZE]
    Aber dieses weckt in mir die hoffnung [=

    Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?

  • also das is echt geil! das muntert mich mal wieder dazu auf selber was zu schreiben^^ also ich find das auch sehr gut vorallem die Wortwahl gefällt mir weiß aber nich warum :D :klaschen: :klaschen: :klaschen:

  • *tief luft hol*
    Und wieder balanciert sie leichtfüßig auf dem dünnen Seil, das zwischen perfekter Metrik und gelungener Bildhaftigkeit durch wundervolle Sprache gespannt ist. Ich habe einen einzige Verhacker gesehen. Und das war in der sechsten Strophe, im letzten Vers. Da fehlte nämlich lediglich der Auftakt, das "könnten" passt nicht ganz, denn die letzte Silbe müsste die betonte sein, um die Metrik zu halten. Aber mal ganz abgesehen davon, ich setze gerne Auftakte, nur um sie in dem nächsten Vers unauffällig unter den Tisch fallen zu lassen xD
    Und ich mag ohnehin das Bild des Verses so gerne... Dass ich es dir weiß Gott verzeihen kann.
    Ein unglaublich schönes Gedicht, mit sehr viel Wahrheit und vor allem Weisheit darin. Besonders das Ende hat mir grundlegend gefallen - und ich mag Gedichte, bei denen mich allein schon das Ende überzeugen könnte. Du hast mich auf jeden Fall überzeugt!

  • Dankeschön, für die vielen Kommis^^


    @Shadowface: Haha, das freut mich. Dann werd ich in nächster Zeit drauf achten, ob die Motivation hier Früchte getragen hat xDD Danke


    Cazuh Lynn: Ich wusste noch nichtmals dass ich überhaupt sowas wie Metrik hab xDD Ich achte da nie so drauf. Nur so in etwa, dass es klingt... ^^ Auch hier danke für den ausführlichen Kommentar.

    "Fedrig stark sind meine Schwingen
    Und obwohl ich schwer wie Blei
    Kannst du mich nicht mehr bezwingen,
    Bin ich endlich federfrei. "


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