Es tut irgendwie gut zu lesen, dass einige einen unerfüllten Berufswunsch haben, bzw. mit ihrem derzeitigen Beruf nicht ganz glücklich sind oder es sich eben in eine ganz andere Richtung entwickelt hat. Das mein ich jetzt durchaus nicht böse oder schadenfroh! Ich habe mich in letzter Zeit lediglich sehr unzufrieden und alleine damit gefühlt, weil es bei mir so ein elendiges Auf und Ab des Nichterreichens war.
Als Kind wollte ich Archäologin werden, weil ich durch Besuche in Museen eine Faszination dafür entwickelte, was die Jahrhunderte alles überdauern und welche Erkenntnisse aus den Entdeckungen gezogen werden konnten. Ins Besondere Pyramiden fand ich damals wahnsinnig interessant und habe viele Wissensbücher für Kinder in dieser Richtung verschlungen. Langweiliger, überaus trockener Geschichtsunterricht in der Schule hat mir das jedoch wahnsinnig madig gemacht. Geschichte kann ein so spannendes Thema sein, wenn man es gut rüberbringt.
Nach dem Wunsch, Archäologin zu werden, kam der Wunsch, Tierärztin zu werden. Generell, weil ich Tiere immer sehr mochte. Meine Eltern haben häufig ein wahres Abenteuer mit mir durchmachen müssen, wenn ich auf der Straße einem Hund begegnete. Nicht selten bin ich auch einfach mal aus ihrem Sichtfeld verschwunden, weil ich einen Hund streicheln wollte.
Ich war auch schon immer diejenige in der Familie, die sich die Tiere angeschaut hat, die unsere Katze ins Haus geschleppt hat. Geguckt, ob das Tier noch atmet, ob es schlimme Verletzungen hat, und habe die lebenden Geschenke auch immer wieder nach draußen gesetzt. Ich hatte da nie irgendwelche Berührungsängste, wenn es nicht um Insekten ging, und fand es immer faszinierend, manche Tiere mal aus der Nähe zu betrachten. Fledermäuse waren da mein absolutes Highlight.
Meine Schwester versteht bis heute nicht, warum ich mich letztlich nicht wirklich dazu entschlossen habe, Tierärztin zu werden. Allerdings könnte ich niemals damit umgehen, ein Tier einschläfern zu müssen.
Danach kam die Ahnungslosigkeit und ich wusste so gar nicht mehr, welcher Beruf wohl zu mir passen würde. In der Berufsberatung hieß es immer nur: „Du hast gute Noten in Englisch, mach doch was mit Fremdsprachen.“ Letztlich hatten sich alle in meinem Umfeld darauf eingeschossen, dass ich ein Talent für Sprachen besäße und in diese Richtung gehen solle.
Nach der Realschule habe ich dann eine schulische Ausbildung gemacht. Als kaufmännische Assistentin mit Fachbereich Fremdsprachen. In der Zwischenzeit hatte ich mir vorgenommen, Übersetzerin werden zu wollen und träumte davon, vielleicht mal Anime, Manga oder Spiele ins Deutsche zu übersetzen. Ich holte mein Abitur nach und ging dann zur Universität, um Japanologie und Linguistik zu studieren. Ich hatte mich viel zu sehr darauf eingeschossen, irgendetwas mit Fremdsprachen machen zu müssen, dass ich wenigstens in eine Richtung gehen wollte, die mir zusagt.
Im Studium lernte ich jedoch… dass Studieren einfach nichts für mich ist. Ich habe zwar gerne über Sprachen gelernt, aber lieber in einem lockeren Rahmen und eigenem Tempo. Ich fand keine Freude daran und zugegeben, auch das Internet machte es mir schwer, den Berufswunsch zu behalten. Ich las immer häufiger davon, wie online über Übersetzungen und unfähige Übersetzer gewettert wurde und ich wollte keinesfalls dazugehören. Mir gefiel der Gedanke nicht, ständig und überall in Kritik zu stehen, wenn ich eine Entscheidung getroffen hätte, die Fans nicht passt. Und seien wir ehrlich, es gibt leider Fans, die ziemlich extrem sein können und ich bin absolut keine Person, die das einfach schlucken und komplett ignorieren könnte.
Ich habe das Studium dann dummerweise viel zu lange hinausgezögert, weil ich glaubte, es meinen Eltern schuldig zu sein, es durchzuziehen. Immerhin griffen sie mir finanziell deutlich unter die Arme. Letzten Endes litten aber natürlich auch die Noten unter meiner Lustlosigkeit und ich beschloss doch, das Studium abzubrechen.
Und was kam dann? Eine einfache Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement, die ich jetzt bald abschließe. Drei Jahre des Durchquälens nehmen endlich ein Ende. Es ist nicht mal eine Qual gewesen, weil ich Büroarbeiten als langweilig empfunden hätte, sondern lediglich, weil ich bei meinem Ausbildungsplatz einen wahren Griff ins Klo getätigt habe. Die Kollegen waren in Ordnung - meine Aufgaben nicht. Denn man lernt leider nicht sonderlich viel über seinen Beruf, wenn man dauernd nur damit beschäftigt ist, die Ablage wegzuarbeiten oder sinnbefreit durch Ordner zu blättern, weil sonst nichts zu tun ist. Was ich im Betrieb lernte brauche ich nicht einmal an einer Hand abzuzählen.
Während meiner Ausbildung habe ich es jedenfalls regelmäßig bereut, mir nicht im Bereich IT oder Mediengestaltung etwas gesucht zu haben, wo meine Interessen eher liegen. Aber auch da habe ich mich wieder viel zu sehr beeinflussen lassen, weil ich in dem Feld „sicher nichts finden würde“, wie man mir gerne sagte. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, dann würde ich nun sicherlich sagen „Scheiß drauf, ich versuch's einfach.“
Zwischenzeitlich kam natürlich auch der Gedanke, ob ich nicht Autorin werden und ein eigenes Buch schreiben könnte. Ich schreibe ja schließlich generell sehr gerne kreativ, aber auch da überkamen mich immer schon die Zweifel, ob überhaupt irgendjemand an meinem Geschreibsel interessiert wäre. Schließlich gibt es Autoren wie Sand am Meer und Erfolg damit zu haben, ist auch nicht so einfach. Ich bin wahrscheinlich auch gar nicht eloquent genug, um Romane zu schreiben, die den Leser in den Bann ziehen könnten.
Mittlerweile habe ich jedoch einen Job in der Buchhaltung gefunden - ein Feld, das mich glücklicherweise auch interessiert - und nehme vermutlich in naher Zukunft eine Weiterbildung zur Finanzbuchhalterin in Angriff, wenn alles passt. Wahrer Glücksgriff, wirklich. Da ich während meiner Ausbildung nur sehr, sehr kurz in der Buchhaltung arbeiten konnte, bin ich froh, jetzt die Chance zu erhalten. Anfangs sah es wirklich aus, als würde mich wegen mangelnder Erfahrung niemand einstellen wollen. Die meisten Stellenanzeigen, die ich gesehen hatte, suchten doch eher Leute mit einigen Jahren Berufserfahrung. Aber es geschehen doch noch kleinere Wunder