Mich würde eure Einstellung / Gedanken gegenüber Volksbegehren und anschließenden Volksentscheiden auf Bundesebene interessieren.
Ich lehne das ab. Es mag vielen nicht immer gefallen, aber ab und an sind unpopuläre Entscheidungen nun einmal notwendig. Wo will man die Grenze setzen wo ein Entscheid sinnvoll ist, und wo er die Gesellschaft bedroht? Man stelle sich vor es gäbe Volksentscheide ob der Staat Steuern nehmen darf, wir die Polizei abschaffen, Abitur mit 14, Verbot von Mangas weil das alles pädophiles Zeugs ist was da aus Japan kommt, wir die Todesstrafe für Ladendiebstahl einführen, die Abschaffung des Wahlrechts für bestimmte Bevölkerungsgruppen etc etc.
Die Frage wäre also wo man Volksentscheiden Grenzen setzt, und wo auch immer man diese setzt würde es wegen diesen Grenzen mehr Ärger und Unzufriedenheit geben als wenn man Volksentscheide ganz sein lässt. Volksentscheide funktionieren manchmal ganz gut und können manchmal sinnvoll sein in relativ kleinen Staaten mit einer relativ homogenen Bevölkerung. Beide Kriterien erfüllt Deutschland nicht.
Man kann über Parlamentarier sagen was man will, aber im Durchschnitt treffen sie meiner Meinung nach bessere Entscheidungen als es der Mob auf der Straße tun würde.
Ich outte mich mal als absoluten politik desinteressierten, mittlerweile bin ich die ganzen lügen und Wahlversprechen satt, ich meine welche Partei hält denn nach der Wahl was sie verspricht?
Meiner Meinung nach ist das so ein typisches Vorurteil. Nehmen wir die Ampel: Die haben nach der Wahl einen Koalitionsvertrag beschlossen, der damals von dem Großteil der Bevölkerung und ihrer Wähler begrüßt und als positiv empfunden wurde. Die meisten Wahlversprechen waren auch in diesem enthalten. Natürlich nicht alle, denn das geht nicht wenn 2 oder mehr Parteien sich einigen müssen und eben die eine Partei das eine und die andere was anderes versprochen hatte. Sowas nennt man dann Kompromiss.
Was nun den Koalitionsvertrag angeht: Die Ampel hat davon sehr viel umgesetzt, wenn auch nicht alles (was aber auch teilweise mit dem vorzeitigem Bruch zu tun hat).
Siehe hier:
Warum also sind nun alle unzufrieden mit der Ampel? Wo sollen da nun die ganzen Lügen und nicht umgesetzten Wahlversprechen sein? Die Ampel hat das gemacht, wofür sie gewählt wurde. Ob es den Wählern von damals nun passt oder nicht, aber sie haben bekommen wofür sie ihr Kreuz gemacht haben. Und im großen und ganzen war das im Übrigen auch bei den Regierungen davor so. Dieses ganze "Die Lügen nur" und "die halten ihre Wahlversprechen eh nie ein" ist einfach so ein Spruch ewig unzufriedener.
Auch darf man nie vergessen das die Welt sich weiter dreht, und es immer aktuelle Ereignisse gibt die manchmal ein Umdenken erfordern. Und schwupps sind entweder Menschen unzufrieden wenn die Regierung an ihren Wahlaussagen von vor der Wahl fest hält, aktuelle Ereignisse aber ihrer Meinung nach ein Umdenken nötig machen würden (siehe Heizungsgesetz), oder man wirft ihnen Lügen vor wenn sie eben doch von Aussagen von vor der Wahl abweichen (siehe z.B. Thema Rüstungsausgaben nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges). Egal was sie machen, es wird immer nur gejammert.
Meiner Meinung nach ist die generelle Unzufriedenheit vieler Menschen nicht die Folge schlechter Politik der letzten Regierungen, sondernd der von Hetze und Aufwiegelungen vor allem extrem rechter, aber auch extrem linker Parteien, Organisationen und Medien. Ich persönlich bin auch der Meinung das es den Menschen in Deutschland in Summe sehr gut geht, und ich stelle mir schon deshalb die Frage woher diese Anti Stimmung gegen die Politik kommt.
Ich bin sogar der Meinung, das es den Menschen in Deutschland zu gut geht, wenn für eine Mehrheit der Menschen die Antwort auf sinkenden Wohlstand bei Menschen mit geringen und mittleren Einkommen die Wahl von Parteien zu sein scheint, die genau das eher fördern. Wer seine eigene Missgunst anderen gegenüber über das eigene Wohlergehen stellt, dem muss es halt sehr gut gehen, sonst könnte er sich das kaum erlauben. Genau das macht für mich aber z.B. ein Geringverdiener oder Arbeitsloser, der die AfD oder die Union wählt weil er weniger Ausländer in Deutschland haben will.