Diesmal mal ein Artikel zum Thema Anime.
Hab schon eine Weile überlegt wie ich damit anfangen soll. Klar überschattet dieser grausame Brandanschlag den Gedanken an dieses tolle Animationsstudio. Hierbei möchte ich auch gar nicht so sehr darauf eingehen. Denn zu dieser Sache wurde die letzten Wochen schon oft genug gesprochen. Das soll auch kein umfassender Studioüberblick sein oder gar eine fundierte journalistisch aufbereitete Reportage dazu. Denn davon gibt es im Netz auch schon mehr als genug. Hier geht es um meine persönliche Bindung zu KyoAni und deren Werken.
Fangen wir mal ganz von vorne an. In meiner Vorstellung hab ich glaube ich schon mal erzählt, dass Lucky Star die erste Animeserie ist die ich mir mit meinem eigenen Geld gekauft habe. Das war schon sehr lange her gewesen. Damals war ich noch so am Anfang meiner Pubertät. Die RTL2 Anime-Ära neigte sich dem Ende entgegen und ich fing zu der Zeit an mich im Internet nach weiteren Animes schlau zu machen. Da entdeckte ich zufällig die Animeserie Lucky Star. Die Thematik sprach mich an und zur damaligen Zeit auch der Stil der Serie. Schnell hab ich mir in den Kopf gesetzt mir diese Serie zu holen. Schon damals hab ich mich illegalen Streams verwehrt, denn ich wollte meine Animes legal erwerben. Da es Lucky Star nicht in Deutschland gab musste ein UK-Import her. Problematisch war, dass ich noch Minderjährig war und keine Möglichkeiten hatte mir die Serie selbst online zu bestellen. Also musste ich notgedrungen meinen Vater darum bitten dies zu tun.
Auch wenn er es nicht so prickelnd fand sowas für mich zu kaufen hatte er es doch für mich getan. Dafür ging ein guter Teil meines Taschengeldes drauf, aber es hatte sich gelohnt, denn diese Serie hatte schon ein recht spaßiges Humorlevel gehabt, auch wenn ich zu der Zeit nicht alle Anime-Otaku Gags verstanden habe.
Mein nächster Anime aus dem Hause KyoAni war Die Melancholie der Haruhi Suzumiya und meine Güte. Ab da ging es erst so richtig los. Diese Animeserie war skurril, sonderbar und irgendwie surreal. Da hätten wir zum einen den unscheinbar langweiligen Kyon, der das ganze Geschehen kommentiert und auf der anderen Seite Haruhi Suzumiya höchst selbst, die ständig versucht mithilfe ihrer neu gegründeten SOS-Brigade aus ihrem Alltag ständig ein kleines Abenteuer zu machen. Mich hatte dieses Geschehen irgendwie recht schnell in den Bann gezogen. Die 2. Staffel kam zwar nicht so ganz an die 1. Staffel heran. Hatte aber auch was skurriles an sich. Der Kinofilm war aber etwas, was mich wirklich emotional umgehauen hat. Auch heute noch denke ich wehmütig an Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya zurück und bedauere es immer noch, das KyoAni keine weitere Staffel Haruhi raus gehauen hat. Der Kinofilm hat aber einen besonderen Platz in meinem Herzen und hohle ich auch heute noch zu besonderen Anlässen hervor.
Spätestens da hatte ich KyoAni bewusst auf dem Schirm gehabt. Es war auch damals das erste japanische Animationsstudio gewesen, dass mir wirklich aufgefallen ist und wofür ich mich auch interessiert habe. Und so fing ich an mich über KyoAni schlau zu machen und stellte fest, dass dieses Animationsstudio innerhalb Japans Anime Industrie schon was ganz besonderes ist. Faire und gute Arbeitsbedingungen, angemessene Bezahlung und Festangestellte Mitarbeiter. Kaum ein anderes japanisches Animationsstudio setzt die Latte in der Hinsicht so hoch wie KyoAni (könnt mich ruhig korrigieren falls ich mich irren sollte. Bin da nicht immer auf dem aktuellsten Stand). Auf Qualität wird auch viel Wert gelegt, zumindest was die Animationsqualität anbelangt.
Was mir bei deren Produktionen immer wieder auffällt sind die überaus flüssigen Animationen und das kaum Standbilder verwendet werden in deren Animeserien. Seit K-On fällt mir aber auch deren verniedlichter Zeichenstil auf. Bei einigen Produktionen finde ich es schon noch in Ordnung. Manchmal ist es mir aber dann doch etwas zu viel. Mittlerweile hat sich das aber auf ein gutes Maß hin eingependelt und viele scheinen diesen Stil auch mittlerweile stark mit KyoAni zu assoziieren.
Was die Storys bzw. Animeumsetzungen anbelangt so ist KyoAni nicht immer perfekt. So fand ich z.B. A Silent Voice zu vollgestopft und langgezogen. Die starke "Moefizierung" bei Mirai aus Kyoukai no Kanata war nicht gerade förderlich, um die Figur glaubhaft zu gestalten und die Charaktere aus Love, Chunibyo & Other Delusions! fand ich auch nur so lala. Da ist KyoAni nicht immer perfekt. Ich finde es aber auch gar nicht so schlimm. Denn nicht jeder ist perfekt und es wird je länger man aktiv ist auch immer wieder mal Werke geben, die qualitativ ein Reinfall sind. Bei KyoAni traf dies aber wenn es das mal der Fall war immer nur auf die Story und die Charaktere zu. Nie jedoch bei den Animationen. Handwerklich hat KyoAni immer Top Arbeit abgeliefert und das wirklich konstant. Eine bemerkenswerte Leistung in einer Zeit, wo japanische Animationsstudios aufgrund von Zeitdruck und den knappen Zeitfenster immer mal schludern und Fehler machen, die dann erst mit der DVD-/Blu-ray Veröffentlichung einigermaßen ausgemerzt sind.
Vielleicht lag es u.a. daran, dass es mich immer wieder zu den Werken von KyoAni verschlug. Wenn ich so darüber nachdenke war es wirklich nie der Fall gewesen, dass ich gezielt nach Sachen von KyoAni Ausschau gehalten habe. Es war nur so, dass diese mir ständig vors Auge gesprungen sind und wo ich mir immer dachte "Ja, das sieht doch interessant aus. Das schaue ich mir mal an". Ob nun K-On, Nichijou, Miss Kobayashis Dragon Maid usw.. Irgendwie kam ich immer mal auf KyoAni zurück und das war wie gesagt noch nicht einmal immer so beabsichtigt. Es sind deren Werke, die es ganz individuell bei mir immer wieder geschafft haben mein Herz zu erobern oder zumindest meine Aufmerksamkeit zu erregen, sodass ich denen dann mal eine Chance gab.
Und, um mal so langsam in die Gegenwart zurückzukommen verbinde ich mit dem Namen KyoAni schon ziemlich viel. Kindheitserinnerungen, tolle handwerkliche Animationsarbeit, entspannte Atmo, nette Alltagsgeschichten, die einen zum schmunzeln bringen, aber auch mal emotionale Momente.
Eigentlich wollte ich ja nicht direkt über den Brandanschlag sprechen, aber irgendwie muss ich trotzdem am Ende daran denken. Für mich war das ein ziemlicher Schock gewesen als ich davon erfahren habe. Ein noch größerer Schock war es aber als ich erfahren habe, dass so viele unschuldige Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Ein Anschlag auf KyoAni, dass vor allem für seine guten Arbeitsbedingungen und seine SoL Werke bekannt ist, wo so viele ums Leben kamen und das nur weil sich jemand angeblich betrogen fühlte? Eine Ungerechtigkeit, die ich nicht wirklich in Worte fassen kann und wo mir wirklich kein angemessener Vergleich einfällt.
Für KyoAni war dies ein schwerer Schlag und großer Verlust gewesen. Umso schöner die Weltweite Solidarität der Fans und der Branche. Das fand ich schon sehr beeindruckend. Die hämischen, selbstgerechten und dummen Kommentare zu diesem Thema auf irgendwelchen "Schmuddelseiten" blende ich mal aus. Das verdient keinen Kommentar meinerseits.
Ich kann jedenfalls für die Zukunft nur hoffen, dass KyoAni sich davon wieder erholen und berappeln kann und auch weiterhin uns tolle Animes beschert. Der Zukunft sehe ich in der Hinsicht durchaus optimistisch entgegen.