Was der Tod einen so hinterlässt

Aus aktuellem Anlass bin ich dieses mal auf dieses Thema gekommen. Ein Thema mit man sich nur ungerne auseinandersetzen möchte und dem man dennoch nicht entrinnen kann. Diese Erfahrung wird jeder mindestens einmal im Leben machen. Doch zunächst einmal zum Anlass, der mich dazu bewogen hat diesen Artikel zu verfassen.


Gestern hatte mir ein guter Freund berichtet, dass sein Vater im Krankenhaus verstarb. Ihm ging es schon seit ein paar Wochen nicht so gut. Es war immer ein auf und ab mit ihm gewesen. Mal ging es ihm schlechter und er baute immer mehr ab. Musste ins Krankenhaus. Dann ging es ihm wieder besser und er konnte wieder nach Hause. Das ging dann immer so weiter hin und her, wobei die Abstände zwischen Besserung und Verschlechterung immer kürzer wurden. Zuletzt war er auf der Palliativstation gewesen. Dann ging es ganz schnell. Niere und Leber versagten. Aus dem Krankenhaus kam er diesmal nicht mehr wieder nach Hause. Mein Freund war in dieser Situation verständlicherweise ziemlich aufgelöst immer schwankend zwischen Hoffnung und dem Bewusstsein, dass das Ende naht. Nun wird er erst einmal in Ruhe mit seiner Familie trauern.


Auch mich nimmt das ganze ein Stück mit. Nicht nur weil ich hilflos mit ansehen muss wie mein Freund damit fertig werden muss und ich im Grunde genommen nichts für ihn tun kann, außer ihm anzubieten für ihn da zu sein und etwas Gesellschaft zu leisten, sondern auch weil mir auch selber bewusst wird wie sehr auch ich dieses Thema lange Zeit verdrängt habe. Der gute Freund ist genauso alt wie ich und auch meine Eltern kommen nun in dem Alter, wo die gesundheitlichen Probleme zunehmen. So wird mir erst einmal so richtig klar, dass ich meine Eltern, die immer für mich da waren ebenso nicht verlieren möchte und ich eines Tages, wenn ich an deren Sterbebett bin genauso in tiefe Trauer fallen werde, die mich sicherlich auch in ein großes dunkles tief hinunterfallen lässt.


Und dennoch ist es etwas, was sich nicht vermeiden lässt. Ich hoffe aber auch weiterhin, dass dieser Tag noch lange auf sich warten lässt und gedanklich bin ich auch jetzt noch darauf eingestellt, dass es noch lange nicht soweit ist. Dieses Gefühl, dieser Gedanke wird wohl auch noch lange anhalten bis es dann doch soweit ist. Wenn ich so darüber nachdenke wie vergänglich doch das Leben ist dann lernt man auch dieses umso mehr zu schätzen, vor allem auch die Gesellschaft der Menschen die man liebt und einem schon immer (irgendwie) begleitet haben.


Der Tod kann schon gnadenlos sein. Was ich aber eins gelernt habe ist, dass für diejenigen die bald dahinscheiden der Weg zum Tod der schlimmste Teil ist oder kann während die Zeit nach dem Tod dann für die Hinterbliebenden wiederum der schlimmste Teil des ganzen ist. Denn sie müssen sich nun damit weiter befassen, das Leben des Verstorbenen Abwickeln usw.. Eine wirklich schwere Zeit. Plötzlich ist die Person, die man kennt und mit der man so viel erlebt hat nicht mehr da. Die Stimme, das Gesicht, die Gespräche mit demjenigen. Alles nur noch Erinnerungen festgehalten auf Fotos, Videoaufnahmen und vor allem im eigenen Kopf.


Wenn ich so darüber nachdenke steckt hinter diesem Gedanken und Angst weniger die Angst vor dem Tod, sondern vielmehr die Angst vor dem Verlust. Eine ureigene Angst, die Menschen schon immer verfolgte und auch im eigenen Leben immer wieder Thema ist. So sieht derjenige, der bald stirbt dem Tod gelassener entgegen, wenn er ein ausgefülltes Leben gehabt hatte als etwa derjenige, dem bewusst ist, dass er nie wirklich das erreichen konnte, was er eigentlich im Leben wollte. Die Angst seine Träume, Wünsche und Hoffnungen endgültig zu verlieren schlägt da oftmals in Wut, Frustration und schließlich Verbitterung über.

Auch Angehörige, Freunde, Bekannte haben es schwer mit dem Verlust eines geliebten Mitmenschen umgehen zu können. Das muss man erst mal verarbeiten können und das fällt bei jedem ganz unterschiedlich aus. In dieser Phase steht man oftmals neben der Spur. Ich selber könnte nicht vorhersehen wie ich damit umgehen könnte. Lediglich das es hart sein wird.


Eine gute Sache hat das ganze aber, dass ich mich nun mit diesem Thema näher beschäftige. Ich schätze die Zeit die ich mit meiner Familie verbringe umso mehr, auch wenn ich mich nicht immer mit dieser zu 100%-ig verstehe. Hab mir schon vorgenommen etwa meine Eltern mal wieder anzurufen.

Eigentlich bin ich nicht unbedingt der Typ der gerne telefoniert, aber wenn ich jetzt an diese ganze Sache denke bin ich dann doch froh, dass etwa meine Eltern noch da sind, sodass ich sie überhaupt noch anrufen kann. (':