Name: Evanna
Ort: Schule, mittags
Evanna starrte regungslos auf die zerbrochene Teekanne, deren Scherben voller Blut waren, nachdem eine davon in Yubeis Hals gesprungen und ihr die Halsschlagader aufgeschnitten hatte. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Yubei sich nach und nach auflöste und dann gänzlich verschwand. Zurück blieben nur der blutverschmierte Boden und die Scherben.
Evannas Kopf fühlte sich leer an. Ihr Blick wurde glasig und ihr Gesicht noch bleicher als es ohnehin schon war. Mit Mühe löste sie sich von dem Anblick und erst als Lou begann über ihre Hände zu lecken, erwachte sie gänzlich aus ihrer Starre. Sie achtete nicht weiter auf die anwesenden Personen, es war ihr egal, was sie dachten, in ihrem Kopf war nur noch Platz für einen einzigen Gedanken: Flucht.
Evanna quetschte sich an dem Mann vorbei, wandte sich nach links und rannte den Gang entlang. Sie lief so schnell sie konnte und stieß die Schultür weit auf. Die warme Mittagssonne empfing sie mit ihren Strahlen und blendete Evanna in den Augen. Sie rannte einfach weiter und achtete nicht auf die Menschen, die sie anrempelte und die ihr empört hinterherschrieen. Heiße Tränen liefen über ihre Wangen, als Vorbote dessen, was sie wohl fühlen würde, sobald sie stehenblieb. Das Mädchen überquerte den Marktplatz und rannte immer weiter, bis es schließlich keuchend und schluchzend anhielt. Evanna blickte auf und stellte fest, dass sie tatsächlich bis zum Hafen gelaufen war. Das Wasser glitzerte vor ihr und es herrschte reger Betrieb. Doch für all das hatte sie momentan keinen Blick. Evanna ließ sich auf die Kaimauer fallen, ihre Beine baumelten über dem Wasser, das in kleinen Wellen an die Mauer schlug. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an und ihre Wangen brannten von den salzigen Tränen.
Das Bild von Yubei, die blutend auf die Knie gefallen war, stieg in ihr hoch, zeitgleich mit den Schreien ihrer Eltern, als der große Felsen auf sie zurollte und sie für immer unter sich begrub. Evanna schüttelte den Kopf und krallte beide Hände in ihre Mütze.
Was hatte sie nur getan, um so gestört auf die Welt gekommen zu sein?
Der Waschbär kroch auf ihren Schoß und sah sie mit seinen dunklen Augen fast mitfühlend an. Evannas Tränen tropften auf sein Fell.
„Dann heißt es wohl doch wieder nur wir zwei gegen alle, was?“, schluchzte sie. Wie töricht war sie gewesen, zu glauben, dass sie wirklich auf eine normale Schule gehen und vielleicht sogar Freunde finden könnte? Sie war immer alleine gewesen und würde es auch immer sein.
/e: Firens Unwetter hab ich btw nicht vergessen. Wollts im nächsten Post einbauen, da Evanna schon vor Firens Anfall weggelaufen ist.