[Review] KIZU

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  • KIZU - Otsuichi und Hiro Kyohara




    KIZU


    one-shot Otsuichi / Hiro Kiyohara
    Taschenbuch


    Altersempfehlung: adult Seiten: 208
    Originalverlag: Kadokawa Shoten
    ISBN: 978-3-7704-7024-2
    6,50€ [DE]
    6,70€ [AT]



    KIZU ist die Geschichte von zwei 11-jährigen Jungen, die in ihrem kurzen Leben bereits sehr viel Mist erlebt haben. Erzähler der Geschichte ist Keigo. Er ist eigentlich ziemlich allein auf der Welt. Sein Vater, der ein Säufer ist und seine Familie geschlagen hat, ist mittlerweile todkrank und liegt im Koma und seine Mutter ist kurz nach der Einlieferung des Vaters verschwunden. Nun lebt er bei Verwandten, die sich eigentlich nur das Haus von Keigos Eltern unter den Nagel reißen wollten und Keigo selbst eher als Last empfinden. Als er dann noch in der Schule wegen einer Narbe, die ihm sein Vater verpasst hat, gehänselt wird, dreht Keigo völlig durch und wird kurzerhand in eine Klasse für Problemkinder gesteckt. Dort arrangiert er sich eigentlich recht gut mit seinem Schicksal, bis er Asato trifft, der ebenfalls in diese Klasse verwiesen wird. Bei einem Gespräch zwischen Lehrern hört er, dass Asato auch bei Verwandten lebt und merkt instinktiv, dass er einen Leidensgenossen gefunden hat. Aber Asato hat für ihn noch andere Überraschungen parat, denn als sich Keigo beim Schnitzen verletzt, überträgt Asato seine Wunde zur Hälfte auf sich selbst.

    Der vorher stumme Asato hat nun Keigo einen Freund gefunden und zusammen versuchen die Kinder ihren Schicksale irgendwie zu ertragen. Jedoch merken beide langsam, dass sie selbst keine Möglichkeit haben, sich zu wehren und glücklich zu werden, so dass ihre Freundschaft und Asatos Fähigkeit der Wundenübertragung ihr Leben zu einem tragischen Wendepunkt treibt.


    Für mich ein absolut meisterhaft erzählter Manga, der ein unglaublich schwieriges Thema anspricht. Denn die Geschichte der beiden Jungen wird ausschließlich aus Keigos Perspektive erzählt. Glücklicherweise gelingt es dem Manga zu jedem Zeitpunkt überzeugend aus der Perspektive eines Kindes, das sich nicht wehren kann und zu ertragen versucht, zu erzählen und bleibt durchgehend absolut glaubwürdig und nachvollziehbar. Genau aus diesem Erzählpotential entsteht auch der unglaubliche Sog, den die Geschichte entfacht, so dass man gar nicht umhin kann, als mit den Charakteren mit zu leiden. Man merkt richtig, wie Keigo verzweifelt versucht, seine Probleme zu überdecken und tapfer weiter zu leben und dabei zwangsläufig scheitern muss. Man kann auch gut nachfühlen, wie einsam diese beiden Kinder sind, die niemanden auf ihrer Seite haben, der ihnen wirklich helfen kann.

    Obwohl der Manga wirklich sehr tragisch ist, bleibt er immer locker und trieft nicht vor pathetischer Tragik. Denn die Protagonisten sind immernoch Kinder, deren wichtigstes Ziel eben auch das nächste Eis sein kann oder die Überlegungen, wie man noch mit Asatos Fähigkeit experimentieren kann. Ich war auch sehr froh, dass der Manga letztendlich einen guten Ausblick auf eine Zukunft für die beiden bereit hält und nicht in einer Katastrophe endet. Das fühlt sich so auch viel realer an, denn im Leben schließt man auch nicht ständig mit Katastrophen ab, danach geht es ja meist auch irgendwie weiter. Und da der Manga sowieso kein kitschiges Rührstück ist, ist es selbstverständlich, dass auch das Ende nicht von der Stange kommt ;)


    Zeichenstil und Artwork sind genauso passend, wie eigentlich bei bisher allen Otsuichi-Adaptionen und natürlich ist auch das Cover genauso schön gestaltet wie bisher <3

    Aufgefallen sind mir hier jedoch die Hintergründe, die oft auch zeigen, wie klein diese Kinder eigentlich sind, obwohl sie versuchen alles wie Erwachsene zu ertragen. Es ist eben alles sehr stimmungsvoll.


    Leider ist es echt schwer, ordentliche Bilder zu finden, daher nur das Cover (vllt find ich ja noch was)


  • Genialer Manga, den ich gerne gelesen habe.
    Die Zeichnungen sind sehr gut und die Story übertrift auch dieses noch sehr gut.


    Hab sogar beide gelesen. Also auch die Kurzgeschichte im Manga "Calling You" (Planet Manga).
    Die erschiene Version von EMA ist da um einiges besser.

    :thumbup: "Ich kann Intolleranz nicht tollerieren!" :thumbup:

  • Hoppala, da wurden echt die beiden Stories KIZU und Can you hear me? schon bei Planet Manga veröffentlicht oO


    Das wusst ich gar nicht. Ich kannte bisher nur die EMA-Veröffentlichungen von OTSUICHI. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich mir den Band von Planet Manga nicht gekauft hätte, da spricht mich das Cover udn der Stil gar nicht an. Aber schon interessant, dass die Geschichten von Otsuichi schon mehrfach als Manga umgesetzt wurden. Aber ich denke mal, dass die Kombi Otsuichi + Kiyohara bisher verdammt gut.


    Pacefalcon: Falls es dich also interessiert, die Story "Calling you" gibts ebenfalls von EMA als Oneshot, hier heißt er aber "Can you hear me?".

  • Vielen Dank.


    Aber der Manga liegt seit Erscheinungsdatum bei mir neben den anderen von Otsuichi + Kiyohara.
    Wobei auch hier klar ist, dass in beiden Geschichten (Calling you & KIZU) bei EMA besser ist.

    :thumbup: "Ich kann Intolleranz nicht tollerieren!" :thumbup:

  • Ich persönlich finde das KIZU nicht gerade zu den starken Gesuchten von Otsuichi gehört. Auch wenn man bedenkt wie er zu dieser Geschichte gekommen ist. Das Thema ist, welches angesprochen wird, ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Und es passiert ständig und es wird von den Betroffenen so gut wie gar nicht angesprochen.


    Aber ich fand die Geschichte von Can you hear me? wesentlich emotionaler als diese hier. Zudem war das Ende für mich doch recht verwirrend also die letzten 3 Seiten, wo die eine gewissen Person wieder auftaucht. Ohne diese Ereignis hätte der Manga auch wunderbar enden können. Ich möchte den Manga nicht schlecht machen!! Es ist auf keine Fall ein schlechter Manga, es ist einer zum nachdenken..

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    I might be half-mermaid, half-vampire, but I need more than just blood and water!