Am Montag schmiss mich mein Karma ins kalte Wasser, aber nun glaube ich von mir behaupten zu können, dass ich auch schwere Entscheidungen relativ schnell treffen kann.
Was ist am Montag passiert?
Wie jeden Abend ging ich auch am Montag gegen 22:15 Uhr mit meinem Hund raus. Mein Hund stammt übrigens aus einer bulgarischen Tötungsstation und hat eine Phobie gegenüber Menschen, vorallem Männern. Als ich mit dem Hund draußen war fiel mir ca. 50m links etwas 'orangenes' auf der Straße auf, was direkt hinter einer Verschmälerung selbiger lag. Ich ging zunächst davon aus, dass jemand seinen Müll auf die Straße geworfen hatte.. da es schon etwas dunkler war und die Laternen noch nicht ansprangen habe ich nicht genau erkennen können was es war. Als ich rund 10m näher kam realisierte ich, dass da kein Müll lag, sondern ein Fahrradfahrer. Er lag praktisch mit den Füßen nahe der Bordsteinkante und mit dem Kopf recht nahe der Mitte der Straße.
Ich bin also hin und dann lag da ein bewusstloser Radfahrer vor mir. Auf meinen Zuruf kam er langsam wieder zu bewusstsein und ich sprach mit ihm ab, dass ich ihm nun aufhelfe (bevor er überfahren wird, weil man ihn dort wo er lag als Autofahrer recht spät sehen würde) und er sich dann auf die Mauer des Gartens hinter mir setzen sollte. Er stimmte zu und ich half ihm auf, und das ist nun der Moment, in dem ich die amerikanische Phrase "and then shit hit the fan" von mir geben darf
.. plötzlich wollte der Kerl sich nicht hinsetzen obwohl ganz offensichtlich war, dass er nicht stehen konnte. Er verlor durchgehend das Gleichgewicht nach hinten. Und dann, dann verlor er es einmal so richtig, wäre fast rückwärts gestürzt.. aber ich griff ihn und richtete ihn wieder auf. Dabei stieß dann etwas ganz leichtes gegen meinen Fuß und als ich runterschaute merkte ich, dass das unser Hundegeschirr war.. aber ohne den Hund.
Wie sich rausstellte rutschen Hunde da relativ problemlos raus, wenn sie sich rückwärts herausdrücken und sie sich mit den Vorderbeinen nach hinten drücken.. wie bei uns eben, wenn wir die Arme hoch machen um uns ein T-Shirt auszuziehen.
Ja.. und da hatte ich dann eine wunderbare Situation, die mich im Nachhinein an ein Game erinnerte, das ich zur Zeit zocke (siehe Avatar). Als ich nach links schaute sah ich nämlich meinen Hund, der im dunkeln, verängstigt, mitten auf der Straße stand und auf der anderen Seite hatte ich das Unfallopfer, welches sich weigerte sich zu setzen und was ohne mich jederzeit stürzen oder vor ein Auto rennen könnte.
Für 1-2 Sekunden wägte ich im Kopf ab was wohl die beste Entscheidung in dieser Situation wäre. Zeitgleich rief ich aber auch recht laut, dass ich Hilfe gebrauchen könnte.. natürlich war es keine Überraschung, das niemand kam, obwohl in dem Haus hinter mir überall das Licht an und Fenster auf Kipp standen.
Am Ende sagte ich dann nurnoch "fuck it!", ließ den Kerl los und fing meinen Hund ein.. der als ich mich ihm näherte zunächst nochmal ein kleines Stück weglief, aber dann auf mich wartete. Am Ende des Tages ist der Hund Familie, und die geht vor.
Danach bin ich zurück zu dem Unfallopfer, welches immernoch rückwärts umhertaumelte, zog ihn auf die Mauer, schubste ihn gewissermaßen damit er sich verdammt nochmal hinsetzt und rief einen Krankenwagen. Der Notarzt wollte ihn wegen seiner vielen Verletzungen, der Bewusstlosigkeit und weil er eindeutig verwirrt war mitnehmen, aber er weigerte sich. Am Ende ließ man ihn gehen, obwohl er nicht einmal seine eigene Adresse benennen konnte.
Aber als mein Hund sich aus dem Geschirr befreite, das war keine angenehme Situation. Schwerere Entscheidungen traf ich in meinem Leben schon öfter, aber die Entscheidung.. die kam mir tatsächlich so vor als würde ich gerade zwischen zwei Leben entscheiden müssen. In meinem Kopf zumindest befanden sich in dem Moment beide in akuter Lebensgefahr
Welche Entscheidung bereut ihr?
Das ich meinen Hund an dem Tag nicht zunächst in die Wohnung brachte um dann helfen zu gehen ô.o
Wenn ihr eine Entscheidung in eurem Leben rückgängig machen könntet, würdet ihr?
Aktuell würde ich hier meine Umschulung zum Bürokaufmann nennen. Ich bin nun bald seit einem Jahr arbeitslos (kurzfristige Arbeitsverhältnisse dazwischen zähle ich nicht mit). Ich speichere all meine versandten Bewerbungen auf dem Rechner, zusammen mit den Stellenbeschreibungen, und in dem Bewerbungsordner befinden sich 183 Bewerbungen, die ich in den letzten 12 Monaten verschickt habe.
Ich bewerbe mich nicht einmal auf anspruchsvolle Tätigkeiten, aber anscheinend ist der kaufmännische Bereich hier im kölner Raum so überlaufen, dass man kaum bis gar keine Chancen hat irgendwo reinzukommen..
Und so langsam rutsche ich wieder in ein altes Verhaltensmuster von mir hinein. Vor knapp 10 Jahren war ich schonmal für über ein Jahr arbeitslos. Am Ende saß ich jeden Tag 3x vorm Rechner um alle gängigen Stellenbörsen nach neuen Stellen abzugrasen.. 3x am Tag. Seit zwei Monaten bin ich auch schon wieder bei 1-2x pro Tag