Katsuro - Platz Ostschleuse
"Eine Schande, dass man euch Kinder zum Kämpfen zwingt." durchbrach der Mann das Schweigen.
Ich hielt inne, um ihn anzusehen. "Man zwingt mich zu gar nichts."
Prüfend betrachtete ich die gerade gesäuberte Klinge und hielt sie vor mich. Wieder so etwas unwichtiges was ich von Sadareen gelernt hatte. Schwertklingen zum Glänzen bringen.
"Sehe ich etwa aus wie so ein armer Schlucker aus den Slums?" fragte ich während mir mein Ebenbild aus der Waffe entgegen spiegelte. Tat ich nicht! Mit einer Drehung veränderte sich das Gesicht in der Klinge zu dem groben des Mannes, dessen Blick für einen Moment hinter mich in den Anhänger zuckte.
Doch bevor ich auch nur auf die Idee kam den Blick zu deuten, trat einer der Spirits an uns heran. Es war nicht der gleiche der gekommen war um sich um Karawe zu kümmern, jedoch hatte er die gleiche Ausstrahlung und sprach in ähnlich ruhigen, sanften Worten.
Als er damit beschäftigt war sich vorzustellen, legte ich mein eines Schwert zur Seite und griff zu dem noch beschmutzten. Der Typ mit der Strickmütze stellte währenddessen neben mir langsam einen metallenen Kasten ab, der trotz aller Vorsicht ein Klong beim Aufkommen verursachte. Unsere Blicke trafen sich kurz, bevor er sich wieder in die hinterste Ecke des Anhängers begab.
"Lass mich dir beim Bereinigen helfen." suchte dann die Stimme des Spirits, dessen Name ich nicht mitbekommen hatte, meine Aufmerksamkeit. Er lächelte, ich zögerte. Hielt ihm das Schwert dann aber doch hin und sah zu wie er irgendeine Flüssigkeit hinüber goss.
"Dieses Wasser wird das Dämonenblut besser lösen, es ist nämlich... Super heilig, belegt mit tausenden Gebeten, weil ich als Spirit nichts anderes mit meiner Zeit anzufangen habe als Wasser mit Zeug voll zu murmeln, dass sich irgendein Vollidiot ausgedacht hat, hilft echt gut gegen Dämonenblut, weil Fleckenbereinigung zu den wichtigsten Aufgaben eines Spirits gehört." Oder so ähnlich, ich hatte aufgehört zuzuhören und entgegnete bloß mit einem stumpfen "Uhu."
War ja nicht so als wenn ich das ganze schon millionenmal gehört hatte.
Er stoppte als Wakeyashi und Fucard den Platz betraten und reichte mir meine Waffe zurück. "Das sollte reichen." seine Worte bestätigte er noch einmal mit einem Nicken und begab sich zu den beiden Ausbildern, sobald ich mein Schwert wieder entgegen genommen hatte.
Ich sprang aus dem Anhänger hinaus und folgte ihm, wobei ich den beiden Arbeitern einen Zweifingergruß zu warf.
"Die Mission hatte hohe verluste und der erfolg der dabei herausgesprungen ist alles andere als ausreichend, oder nur ansatzweiße in irgendeiner Art uns weiße befriedigend."
Der erste Satz von Fucards Ansprache kotzt mich schon an. Sorry, dass wir sie nicht befriedigen konnten.Wir waren in das Dämonengebiet vorgedrungen, hatten unser Ziel erfüllt und dabei waren bloß drei Leute drauf gegangen. Wenn man den Spinner nicht mitzählte, der davon gelaufen und wahrscheinlich als Dämonenfutter geendet war. Allgemein also ein voller Erfolg. Man merkte, dass Fucard nicht zu den Spähern gehörte und ihre Zeit hauptsächlich damit verbrachte in der Akademie herumzusitzen, ohne selbst an irgendeiner Mission teilzunehmen. Mein Blick verfinsterte sich und es wurde nicht besser, desto mehr die Frau sprach.
"Was wir in den Berichten herauslesen konnte ist der Grund dafür scheinbar ein Mangel an Teamfähigkeit. Ihr wart euch des öffteren scheinbar untereinander nicht einig, unachtsam und habt Entscheidungen von Ranghören und zugleich erfahrerenen Personen infrage gestellt"
Natürlich konnte man das aus dem Bericht raus lesen, den die Ranghöheren geschrieben hatten. Selbstverständlich lag es an unserer mangelnden Teamfähigkeit. Mein Blick wanderte zu Bohen. Musste ja nicht erwähnt werden, dass der Schüler den die Monstertamerin angeschleppt hatte, dafür gesorgt hatte, dass wir Xers nach der Hälfte verloren hatten. Wäre Bohen nicht so verantwortungslos gewesen irgendeinen dahergelaufenen Halbdämonen, der nicht mal aus Animus kam und den sie gerade mal zwei Tage kannte, mit auf die Mission zu nehmen würde Xers jetzt nicht schwer verletzt im Sterben liegen. Wir hätten auch keinen Suchtrupp für sie losschicken brauchen, was uns Kampfkraft und Zeit gekostet hatte. Der Inquisitor wäre auch nicht verreckt, weil er dem Typen nicht hätte nachlaufen müssen um ihn zu retten.
Immerhin war ihr verdammter Schüler auch dabei draufgegangen.
Und vielleicht wären die Entscheidungen der Ranghöheren nicht ganz so in Frage gestellt worden, wenn sie nicht so scheiße gewesen wären! Von ihrer Erfahrung war nämlich nicht viel zu sehen gewesen. Was vielleicht daran lag, dass sie teilweise genauso wenig Späher waren wie wir. Und wenn jemand einem suggeriert, dass er selbst keine Ahnung von dem hatte, was er tat, dann möchte man dem auch nicht folgen!
Ein guter Soldat tat es dann natürlich trotzdem.
Ein guter Soldat befolgt Befehle nämlich ohne sie zu hinterfragen, ein guter Soldat widersprach auch nicht und ein guter Soldat schlug seinen Ausbildern auch nicht in die Fresse. Weswegen ich, trotz Wut, Fucards strengen Blick mit zu Fäusten geballten Händen und zusammengepressten Lippen erwiderte, während meine Augen sie in die Hölle schickten. So ahnungslos.
Wakeyashis Worte ließen mich wieder etwas runterkommen, wenn auch nur für einen Moment. In die Stadt zurückzukehren klang gut. Ich war viel zu lange nicht mehr dort gewesen. Kleine Missionen, von mir aus. Noch besser wäre es wenn sie endlich erkennen würden, dass Martinez ganze Spezial-Späher-Einheit-Idee kompletter Dreck war und der Typ zurecht hinter den Schreibtisch verbannt wurde!
Genervte steuerte ich eines der Fahrzeuge an, dass für Unverletzte zugeteilt war und versuchte jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Ich hatte große Lust jemanden zu verprügeln.