Natürlich spricht die junge Dame aus dem Video nicht für die ganze Generation Z. Aber Wer sowas Online stellt, macht das um eben ein großes Publikum zu erreichen. Es wäre etwas anderes wenn so etwas im privaten Rahmen oder im Freundeskreis stattfindet. Doch das man sowas im Netz wiedergibt, will man provozieren und dann darf man sich nicht über die Reaktionen wundern.
Natürlich ist der Wunsch nach einer angemessenen Work-Life-Balance durchaus berechtigt aber ich finde ein 40Std. Woche mit 30 Tage Urlaub und 36k brutto ist für einen Berufsanfänger schon eine sehr gute Ausgangslage. Jeder der in einen Beruf einsteigt, muss sich erst einmal einbringen und etwas leisten um dann auch zu Recht nach Verbesserungen was Lohn, Arbeitszeit und zusätzlichen Urlaub fragen zu können. Darum kommt eine solche Erwartungshaltung sehr unverschämt rüber, denn es gibt viel die schon viele Jahre arbeiten und von diesem Level, dass sie schon als Berufseinsteigerin zugestanden bekommt, noch nicht erreicht haben. Das ist unabhängig ob das die ältere Generation so sieht oder eben die gleichen Leute aus der Generation Z. Denn junge Menschen aus der selben Altersstufe haben nicht das Glück, so in das Berufsleben starten zu können. Und darum ist so ein Heulvideo eine echte Klatsche, weil sie damit viral gegangen ist und es so allen um die Ohren haut. Wenn sie das in ihrem Bekannten- oder Freundeskreis gemacht hätte, hätte sie sich genauso auskotzen können. Denn sie beleidigt damit nicht nur alle anderen ihrer Generation, die nicht so drauf sind wie sie und es nicht so gut haben, sie hat sich auch sehr herablassend gegenüber der Firma gegeben. Und das hat nicht nur die gesehen sondern auch andere Firmen und Unternehmen. Das macht das Bild nicht besser.
Aber vor allem hat sie sich damit selbst einen Bärendienst erwiesen. Denn Ihr Gesicht ist nun überall bekannt und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass andere Unternehmen sich so etwas antun wollen. Denn woher sollen sie wissen, ob sie bei der nächsten Bewerbung nicht wieder so reagiert? Also wenn ich als Personaler Bewerbungsgespräche führen würde, würde ich diese Dame gar nicht einladen, weil ich mir nicht sicher sein kann, ob sie auf das Angebot nicht genauso reagiert und dann mein Unternehmen runterputzt. Vor allem würde ich mir die Frage stellen, wenn sie mit 40 Std. Arbeitszeit schon überfordert ist, wie würde dann also ihre tatsächliche Arbeitsleistung aussehen? Genauso mit dem Urlaub. Wenn ihr 30 Tage zu wenig erscheinen, muss ich damit rechnen, dass sie vielleicht krank feiert um auf ihren Urlaubsanspruch zu kommen, den sie sich wünscht? Klar, wissen kann man das nicht, aber wer sich so präsentiert, darf sich nicht wundern, dass künftige Arbeitgeber solche Fragen stellen.
Insgesamt hat sie ihrer Generation geschadet, allen arbeiten Menschen, die nicht so viel verdienen und länger arbeiten müssen und dann noch sich selbst. Ich habe mit allen Generationen in meinem Arbeitsumfeld zu tun, Babyboomer, Generation X, Millennials und Generation Z. Bei allen gibt es solche und solche. Keine Generation hat das Recht gepachtet, die bessere oder schlechtere zu sein. Doch in der heutigen Zeit fällt man eben viel schneller auf, wenn man etwas ins Netz stellt. Denn das erreicht sofort eine große Masse, was es vor dem Internet nicht in diesem Ausmaß gegeben hat. Darum fallen dann einzelne Personen, mit ihren extremen Ansichten umso mehr auf und sorgen so auch um mehr Wirbel.
Es hat zwar jeder das Recht seine Meinung frei zu äußern, aber man sollte von Erwachsenen, auch wenn sie noch jung sind, erwarten können, dass sie nicht nur an sich selbst denken, sondern auch daran, was sowas bei anderen auslösen könnte. Denn ich glaube kaum, dass die junge Dame sich wirklich im klaren ist, dass die Leute, die früh morgens dafür sorgen, dass sie bei ihrem Weg zur Arbeit mit den ÖPNV fahren kann, Kaffee und frische Brötchen holen kann, ihre Päckchen auch am Wochenende zustellen, sie alle bei weitem nicht das Gehalt, den Urlaub oder die Arbeitszeiten haben, die sie sooooo schlimm findet.
Klar ist die Forderung nach noch mehr Work-Life-Balance eine schöne Sache und da gibt es durchaus auch Luft nach oben. Viele Unternehmen arbeiten auch daran, aber irgendwo ist auch eine Grenze erreicht. Nicht in jedem Beruf ist das so ohne weiteres möglich. Natürlich sind Büroarbeiten da einfacher um so etwas umzusetzen, keine Frage. Aber es gibt eben auch Jobs wo das einfach nicht so machbar ist. Aber da gibt es eben andere Versuche, einen Ausgleich zu finden. Was aber gar nicht geht, ist so einen Aufstand zu machen. Denn wenn ich mich bei einem Unternehmen bewerbe, dass habe ich mir dich schon im Vorfeld mal Infos geholt und vor allem weiß ich doch, was generell in dem Berufsbild aktuell so stand der Dinge ist. Doch in dem Video tut sie so, als hätte das Unternehmen sie über den Tisch gezogen. Wenn ich also schon vorher weiß, dass 40 Std, für mich ein No Go ist, warum bewirbt sie sich dann doch dort? Denkt sie, dass sie auf Grund ihres Abis, den roten Teppich ausgerollt bekommt? Tja, sorry, aber da ist sie nicht die Einzige, es gibt noch andere mit der gleichen Qualifikation und wenn die sich nicht so anstellen, dann bekommen die den Job. Dann muss sie sich eben schon im Vorfeld mal besser informieren, wer das Arbeitszeitmodell hat, das ihren Ansprüchen entspricht, als sich zu bewerben und dann so abzukotzen. Das ist so als wenn ich ins Schwimmbad gehe und dann mich darüber beschwere, dass das Wasser nass ist, dass ich da nicht alleine bin sondern das auch noch mit anderen teilen muss und dass ich zur Krönung auch noch Eintritt dafür zahlen soll.