Name: Evanna
Ort: irgendwo im nirgendwo am Hafen, mittags
Der Regen trommelte weiter auf Evanna nieder und wusch das Blut aus ihrer Wunde, die durch die andauernde Nässe keine Zeit fand, mit der Wundheilung zu beginnen. Lou hatte sich um ihren Hals gewickelt und schmiegte sich nun als lebender Fellkragen an sie.
Evanna musste sich fast ein Schmunzeln verkneifen. Der Mann verstand es recht gut, die Sprache nicht auf sich selbst kommen zu lassen und ihr stattdessen zu schmeicheln. Sie kam auch nicht umhin, selbiges zumindest ein wenig zu sein. Er war der Erste, der ihre Gabe auch tatsächlich als solche ansah. Allerdings überwog immer mehr die Neugierde, was genau der Mann eigentlich damit bezweckte.
Als er an ihr vorbeischritt und sie sich schließlich gegenseitig den Rücken zuwandten, erlaubte es sich Evanna ihrem Blick, den sie bisher recht gut in neutraler Gelassenheit zu halten geschafft hatte, einen verwirrten und verständnislosen Ausdruck zu geben.
Sie bekam zusehends das Gefühl, dass sie den Mann eigentlich anders anreden sollte, statt ihn zu duzen. Doch einen Teufel würde sie tun und diesem Gefühl nachgeben. Evanna bemühte sich wieder um einen nichtssagenden Tonfall, der ihr nicht komplett gelang und wandte den Kopf über die Schulter: „Wenn du nur so gütig wärst und aufhören könntest, mich einen Dämon zu nennen. Ich bin eine Hexe.“ Sie pausierte kurz. Das war das erste Mal, dass sie dies laut ausgesprochen hatte. Darauf war sie fast ein wenig stolz, was sich auch in ihrer Stimme niederschlug. „Ich halte dies für einen Unterschied. Die Hölle aus der ich komme, ist nicht die, die die Kirche uns lehrt.“