2005 kündigte Clint Eastwood den letzten Film an, in dem er selbst eine Rolle übernehmen würde: Gran Torino.
Um einen rassistischen Kriegsveteranen solle es gehen, der sich gegen randalierende Gangs in seiner Straße zur wehr setzen solle.
Als ich das zum ersten Mal hörte, dachte ich nur:
Oh Gott, was soll das nun wieder? Ein Film im "Dirty Harry"-Style mit einem Clint im Rentenalter? Und da soll er einen Rassisten spielen? Das kann doch nur ein Debakel werden...
Nein, es wurde kein Debakel. Im Gegenteil, ich traue mich sogar zu behaupten, dass es sein bisher bester Film ist.
Und das liegt an einem kleinen, aber feinen Unterschied:
Gran Torino ist es in keinster Weise ein Aktionfilm, nicht einmal annähernd. Es ist vielmehr ein tiefgehendes und bewegendes Drama, das auf die Kulturellen und Gesellschaftlichen Gegensätze gewisser Volksgruppen in Amerika aufmerksam macht.
Der Film beginnt als aller erstes mit der Beerdigungszeremonie von Walt Kowalskis Frau, eben jenem von Clint Eastwood gespielten, rassistischen Kriegsveteranen. Das er stets einen mürrischen Blick aufsetzt, scheint nicht zu verwundern. Der Pastor ist in seinen Augen fast noch ein Kind und versucht Ihm und den Anwesenden gerade etwas vom Tod erzählten zu wollen. Seine Familie macht es ihm in dieser Situation auch nicht gerade leicht. Seine jugendlichen Enkel albern während der Messe dämlich vor sich hin und seine beiden Söhne sind sowieso Taugenichtse, die ihn nie besuchen und billige "asiatische Reiskocher" fahren.
Nach der Trauerfeier endlich (die er alleine auf die Beine stellen musste) bleibt ihm wenigstens die Zeit in Ruhe auf seiner Verranda zu sitzen und ein Bierchen zu trinken. Das letzte was ihm geblieben ist, sind sein Haus und der in der Garage stehende "Gran Torino", den er selbst bei Ford am Band gefertigt hatte.
So wie früher ist es in seiner Gegend schon lange nicht mehr. Viele seiner alt bekannten Nachbarn sind aus dem Viertel weggezogen und, ihm verhasste, asiatische Familien haben die leerstehenden Häuser aufgekauft und bezogen. Um die Fassaden scheinen sich diese nicht kümmern zu wollen und so verfällt das Viertel in seinen Augen von Tag zu Tag immer mehr.
Parallel wird ein Nachbarsjunge der Hmong (jene Asiatische Volksgruppe um die es in diesem Film geht) mit Namen Thao von seinem Cousin gezwungen den Wagen des alten Mannes zu klauen. In der Nacht des Einbruchs bemerkt Walt den Eindringling und kann ihn lediglich verscheuchen, ohne jedoch sein Gesicht zu erkennen.
Verärgert über das Misslingen sucht der ältere Cousin am nächsten Abend Thao auf und versucht ihn mit seinen Gangkollegen in seinen Wagen zu zerren und wegzuschaffen. Walt, der die Szene sieht (vor allem da sie sich schon auf seinem geliebten Rasen abspielt) holt die Schrottflinte aus dem Haus, geht auf die erschrockenen Gangmitglieder zu und verscheucht sie.
Die Familie des Jungen ist daraufhin dem alten Mann sehr dankbar und lädt ihn immer wieder zu sich nach Hause ein, obwohl Walt zunächst energisch ablehnt - doch mit der Zeit lässt er sich erweichen und stellt mit der Zeit fest, dass er mit diesen Menschen vielleicht mehr gemeinsam hat, als mit seiner eigenen Familie...
Sowohl als Regisseur als auch als Schauspieler hat Clint Eastwood wahrhaft eine Meisterleistung abgeliefert. Zu keinem Zeitpunkt kommt ein Gefühl der Länge auf, stets ist man gefesselt und fragt sich, was als nächstes wohl passiert. Auch die gewollten ironischen Anspielungen auf frühere Filme von Clint sowie die Abwechslung zwischen Tragik und Komödie in manchen Szenen sorgen für ein unterhaltsames und bewegendes Filmerlebnis.
Und der Soundtrack ist sowieso über jeden Zweifel erhaben:
Für mich persönlich ein Meisterwerk, dass ich wirklich nur jedem ans Herz legen kann.