Wir hatten neulich auf einem Geburtstag eine Diskussion über KiTas und das Betreuungsgeld, und da mein Mann und ich da mit unserer Meinung ziemlich auf verlorenem Posten gekämpft haben möchte ich hier mal eine Diskussion dazu anstoßen; auch wenn es die meisten hier in den nächsten Jahren eher weniger betreffen wird.
Vorweg zur Info für die, die es evtl. nicht wissen, sich aber für das Thema dennoch interessieren:
Ab dem Alter von einem Jahr hat ein Kind, bzw. dessen Eltern, Anspruch auf einen KiTa-Platz und in Deutschland wird das sogar recht gut genutzt - in Westdeutschland haben knapp 30% der Eltern ihre Kinder unter 3 Jahren in einer KiTa, während es in Ostdeutschland über 50% sind. (Das liegt u.a. an den unterschiedlichen Bezahlungen der Bundesländer und sollte bei dieser Diskussion im Hinterkopf behalten werden; dazu später noch mal) Den größten Anteil machen hier die Kinder von 2 bis 3 Jahren aus (Quelle: Statistisches Bundesamt), was am Elterngeld liegt, welches man bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen kann (entweder ein Jahr lang 64% des Gehalts, oder auf zwei Jahre aufgeteilt eben die Hälfte pro Monat).
Alle anderen, die ihre Kinder zuhause erziehen wollen/können, bekommen zusätzlich das Betreuungsgeld, welches ab der Vollendung des ersten Lebensjahres, bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres ausgezahlt wird (derzeit 150€ pro Kind) - unabhängig davon ob man arbeiten geht, oder nicht, so lange man keinen KiTa-Platz in Anspruch nimmt; der einem wohlgemerkt vom Staat sonst zugesichert ist (da gab es zwar auch schon einige Gerichtsurteile dazu, aber das sprengt hier sonst den Rahmen).
Bei der Diskussion neulich Abend haben mein Mann und ich also den Standpunkt vertreten, dass wir unsere Kinder unter drei Jahren nicht in eine KiTa stecken werden, weil wir persönlich die Meinung vertreten, dass wir unsere Kinder selber erziehen wollen und es völlig ausreicht, wenn das Kind ab drei Jahren in einen Kindergarten gehen darf.
Als Gegenargumente kamen dann Sachen auf wie "Eltern die Arbeiten gehen werden bestraft, weil sie die KiTas bezahlen müssen und die die Zuhause faul rumhocken werden dafür auch noch belohnt", oder "ein Kind brauch doch soziale Kontakte und die bekommt es doch sonst nicht, wenn man es nicht in eine KiTa bringt" usw.
Also mal ehrlich: soziale Kontakte bekommt ein Kind in einer Krabbelgruppe, beim Baby-Schwimmen oder auf dem Spielplatz auch, dafür muss es nicht acht Stunden am Tag in einer KiTa hocken - und ein Kind mit einem Jahr hat wohl eher einen geringen Wert davon mit anderen Schreihälsen in einem Zimmer zu liegen. Und dazu kommt noch, dass KiTas eine relativ neue Erscheinung sind - es gibt zwar durchaus schon seit Jahrzehnten für Alleinerziehende usw. die Möglichkeit sein Kind tagsüber wo abzugeben, aber zu meiner Zeit war es üblich erst ab drei Jahren einen Kindergarten zu besuchen; und ich bin deswegen jetzt auch nicht sozial verwahrlost Oo
Unsere Diskussionspartner - allesamt ein paar Jahre jünger als ich - sind also vom schlimmsten Fall ausgegangen: [Klischee] Asoziale/arbeitslose Familie mit fünf Kindern streicht 5x150€ für's Nichtstun ein und hockt seine Kinder den ganzen Tag vor die Glotze, wo sie verdummen und verwahrlosen. [/Klischee] Man kann bei diesem Beispiel auch asozial/arbeitslos durch ausländisch ersetzen, denn auf diese Familien wird das Klischee auch gerne angewendet.
Dazu sei gesagt, dass ab 300€ das Betreuungsgeld auch aufs Arbeitslosengeld angerechnet wird - die böse asoziale Familie hat also nicht wirklich 750€ kassiert, sondern lediglich 300€.
Natürlich gibt es Leute, die solche sozialen Unterstützungen des Staates ausnützen, das will ich gar nicht bestreiten, aber man kann das nicht auf alle ummünzen die Zuhause bleiben und ihre Kinder erziehen wollen.
Aber kommen wir auf das Thema Arbeit und Lohn zurück:
Wenn eine Familie es sich schlicht weg nicht leisten kann, dass ein Elternteil länger als ein Jahr zuhause bleibt - z.B. in den neuen Bundesländern - dann sehe ich es durchaus ein, dass man sein Kind in eine KiTa bringt; auch wenn es oft so ist, dass der geringer verdienende in der Familie dann eben rein für die KiTa arbeitet.
An solchen Miseren ist aber u.a. der Staat mit seiner gewünschten Vollbeschäftigung schuld, die es möglich macht Löhne zu drücken - wäre es wie früher, dass der Mann genug verdient um die Familie zu ernähren, dann wäre es gar nicht nötig, dass die Frau arbeiten muss (gerne kann man die Rollen auch umdrehen, wir sind ja emanzipiert :P Man bedenke, dass ich schlicht die Klischees rausziehe um es zu vereinfachen).
Es gibt natürlich auch die, die arbeiten wollen, aber da stelle ich mir eben ernsthaft die Frage: brauche ich ein Kind, wenn ich eigentlich lieber Karriere machen möchte?
Es wurde ja von einer unserer Diskussionspartnerinnen gesagt, dass es für die arbeitenden, die ihre Kinder dann in eine KiTa bringen, eine Bestrafung sei weil sie die KiTa auch noch bezahlen müssen und der, der Zuhause bleibt, eben das Geld bekommt.
Stimmt, das ist in gewisser Weise unfair und IMO sollte der Staat entweder diese Eltern auch unterstützen, oder KiTa-Plätze generell kostenlos anbieten.
Im Gegenzug bekommt der Arbeitende aber auch Rentenpunkte, die der Zuhauseerziehende nicht bekommt (3 Jahre pro Kind werden einem zwar angerechnet, aber wenn man z.B. so lange Zuhause bleibt, bis das Kind in die Schule geht, dann hat man nichts mehr davon).
Mir fällt noch viel mehr ein, aber ich lasse es jetzt mal so stehen, weil es eh schon eine Wall of Text ist ^^"
Okay, jetzt interessiert mich eure Meinung =)
Was haltet ihr von KiTas und dem Zuschuss in Form von Betreuungsgeld?
Seht ihr es als sinnvoll an sein kleines Kind in eine KiTa zu geben - zumindest, wenn es auch anders gehen würde?
Pros und Contras?