Wie in meinem Fall, durch den ich auch drauf gekommen bin:
War jetzt einige Jahre mit einem Typen gut befreundet, dessen Freundschaft mir auch einiges bedeutet hatte. Nun ist es passiert und der Kontakt ist von heute auf morgen einfach abgebrochen. Jetzt ist mir aufgefallen, wie sehr ich mich für diesen Menschen verstellt habe. Angefangen bei Interessen, dass ich es verleugnet habe, dass ich mich z.B. auch für Autos interessiere oder gerne auch mal Rammstein gehört hab. All das, nur weil er solche Themen nicht leiden konnte und ich bei ihm besser da stehen wollte.
Jetzt frage ich mich halt auch, warum hab ich das getan?
Ich glaube es gibt komischerweise Menschen, die wir sehr bewundern und/oder zu denen wir uns in irgendeiner Form hingezogen fühlen. Manchmal kann man es selbst nicht genau erklären, aber ich kann verstehen was du meinst. Manchmal wollen wir von diesen Menschen Anerkennung und das sie uns einfach mögen. Ich finde, dass es viel mit dem eigenen (in dem Fall nicht ganz vorhandenen) Selbstbewusstsein und der daraus resultierenden Authentizität zu tun, was eben auch einfach ein Entwicklungsprozess ist und mit der persönlichen Reife kommt. Und dahingehend würde ich mir keinen allzu großen Stress machen, denn jeder entwickelt sich individuell auf seine Art und Weise. Positiv ist überhaupt, dass du gemerkt hast, dass du dich doch irgendwie verstellt hast und hinterfragst, denn das ist eben die Erkenntnis und sorgt dafür, dass du dich reflektieren und daran arbeiten kannst. ;)
Gerade in der Schulzeit hatte ich immer etwas Angst über meine Interessen zu reden und wenn, dann habe ich oftmals auch nur blöde Kommentare bekommen wenn es um Animes oder Videospiele ging, die mich einfach in meiner Angst bestätigt haben. Die Angst vor Verurteilung. Selten konnte ich mit meinen Mitschülern über solchen Nerdkram reden und das, obwohl ich herausgefunden habe, dass sie die gleichen Sachen gemocht haben. Das hat sich dann teilweise noch lange bis zur Ausbildung gezogen. Heute kann ich mit meinen Arbeitskollegen über Gott und die Welt sprechen und auch offen über meine Interessen, was von allen akzeptiert wird und man hinterfragt mich sogar. Ich merke einfach, dass ich einfach auch insgesamt mit viel reiferen Menschen zu tun habe. Zudem habe ich mich in meinem Leben auch stark weiterentwickelt und mache mir nicht mehr so viele Gedanken was meine Mitmenschen von mir denken könnten, denn in vielen Fällen ist die Angst einfach unbegründet.
Abgesehen davon finde ich es auch vollkommen normal, wenn man sich bis zu einem gewissen Maß auch mal verstellt und eben auch nicht immer laut in die Welt posaunt, was man gerade denkt. Und im Arbeitsverhältnis spielt man auch eine professionelle Rolle und da ist es auch normal, dass man sich im Umgang mit seinen Kunden anders verhält wie mit seinen engsten Freunden.