Jeder Affe kann heutzutage passable Fotos mit seinem Handy schießen, und ne Zeit lang gabs ja auch den Boom der Instagram-Fotografen die mit ihrer 300€-Nikon einen auf Profi gemacht haben.
In diesen Fällen übernimmt ja mittlerweile auch die Technik eigenständig die Skills, die früher ein Fotograf können müsste.
Aber trotzdem bucht man für Hochzeiten oder größere Veranstaltungen weiter Profis, und die Bewerbungsfotos lässt man auch im Fotostudio machen.Es gibt also immer noch Anwendungszwecke, in denen die Arbeit eines Profis gewünscht ist. Nur braucht man den Profi jetzt eben nicht mehr für 100% der Anwendungsfälle.
Zuerst muss ich mal korrigieren, dass man für 300 Euro keine "Profi-Kamera" bekommt und auch sicherlich damit kein "Profi" ist. Kameras mit Wechselobjektiven (das wirst du wohl damit meinen) fangen die Einsteigermodelle bei 600 Euro aufwärts an und da sind die Objektive noch nicht mal mit dabei. Das nur mal so am Rande erwähnt.
Zweitens, die Aussage "Technik übernimmt Skills die früher Fotografen können müsste" ist auch so eine Aussage von Leuten, die nicht wirklich Ahnung von der Materie haben. Was sollen das denn genau für "Skills" sein? Ich kann dir eine echte Profikamera für 2.000 Euro in die Hand drücken und deswegen werden deine Bilder kein Gramm besser als mit einem 0815 Handy. Und auch anders herum wird nichts daraus, auch wenn du noch so viele Apps und technischen Features hast, wenn du die Grundbegriffe der Fotografie nicht beherrschst.
Die Technik, sei es Handy oder Kamera ist nur das Werkzeug und wenn der Anwender es nicht richtig benutzen kann, kommt immer nur Mittelmaß dabei heraus. Man kein schlechtes Foto durch Technik zum Hingucker machen. Denn die Grundlagen für ein gutes Bild sind universell und völlig unabhängig von dem benutzen Medium.
Das fängt an mit der Bildgestaltung, also wie soll das Bild aufgebaut sein, was will ich eigentlich zeigen. Viele machen den Fehler sie nehmen einfach ein Weitwinkelobjektiv weil man da schön viel drauf bekommt. Ja stimmt, aber dann ist alles so klein und man kann gar nicht erkennen, auf was der Fotograf es eigentlich abgesehen hatte. Menschen viel zu klein, zu viel Hintergrund der von dem eigentlichen Motiv ablenkt...
Als nächstes ist es notwendig, ein klein wenig von der Lichtgestaltung zu wissen. Man muss dazu nicht studieren, da reicht ganz einfaches Basiswissen. Z.B. sollte man im Sommer nicht gerade zur Mittagszeit versuchen "tolle" Aufnahmen zu machen, vielmehr ist zum Fotografieren das Licht Morgens und am späten Nachmittag / Abend viel besser. Warum? Zur Mittagszeit steht die Sonne am höchsten und die Kontraste sind so am härtesten was dazu führt, dass viele Kameras, egal ob Handy oder "Profikamera" hier an ihre Grenzen stoßen. Wenn man eine einfach Landschaftsaufnahme mit Wiese und bergen im Vordergrund und strahlenden blauen Himmel im Hintergrund nimmt, ist hier die Technik einfach überfordert, wenn es um die richtige Belichtung geht. Stellt man auf den Himmel ein, ist der Vordergrund zu dunkel, stellt man auf den Vordergrund ein, wird der Himmel überbelichtet und wirkt ausgefressen.
Selbiges gilt für Porträtaufnahmen oder Peoplefotografie. Es gibt ganz einfache Grundlagen und wenn man die nicht kennt, kann keine App oder "Skill" es schaffen, daraus ein gutes Bild zu machen. Wenn die Basisaufnahme Scheiße ist, kann man daraus kein Gold machen. Wenn man doch die einfachsten Dinge dazu kennt, braucht man meistens keine hochkomplizierte Technik um daraus ein gutes Bild zu machen, sie dient dann meist nur noch zum letzten Feinschliff, welche dann aber meist in der Nachbearbeitung stattfindet. Das Beste Fotos ist jenes, welches am Besten unbearbeitet und fertig aus der Kamera kommt. Um das hinzubekommen muss der Mensch hinter der Kamera das Bild so komponieren, das alles passt, nicht einfach das Handy oder die Kamera einfach irgendwie grob in eine Richtung halten, abdrücken und dann schauen ob man was daraus machen kann. Das kann nie etwas vernünftiges werden und die beste Technik kann daran nichts mehr ändern, egal wie viele Filter oder Effekte man darüber legt. Das ist dann nur Scheiße mit einem Schleifchen dran.
Wie gesagt, das sind einfache Grundlagen, die ein jeder ohne große Probleme selbst anlesen kann, es gibt genügend Stoff und Tutorials im Netz dazu. Diese Sachen kann jeder ganz einfach anwenden und er wird sehen, dass dies viel eher zu besseren Bildern führt, als wenn er sich auf die Technik verlässt. Die Technik ist nur so gut wie ihr Anwender und wenn der sie nicht richtig einsetzen kann, so wird sie sicherlich keine Wunder von sich aus schaffen.
Also um es zusammen zu fassen: Das, was man "Früher" als "Profi" wissen musste, ist heute noch genauso aktuell. Denn die Technik übernimmt nicht die Fähigkeiten ein Bild zu gestalten. Das muss ein jeder immer noch wissen und mitbringen, egal ob mit Handy, Kompaktkamera oder Systemkamera. Ausschlaggebend ist immer noch der Mensch am Auslöser und nicht die Technik. Sie ist ein Werkzeug zu Erleichterung vieler Dinge, das ist richtig, aber sie macht aus einem Menschen der absolut Null Ahnung hat, keinen Profifotografen. So einfach ist es auch wieder nicht.
Denn ein Profi wird auch mit einer einfachen Kamera oder einem Handy tolle Bilder machen, wobei ein Anfänger, selbst mit der besten Technik, nicht das gleiche Ergebnis hinbekommen wird. Was ausschlaggebend ist, ist das Wissen und die Erfahrung wie man ein Bild gestaltet und aufbaut, nicht wie man die Technik bedient.