Nachdem nun die finale fünfte Staffel von Star Trek Discovery erschienen ist, habe ich mir vorgenommen einmal die komplette Serie durchzuschauen, obwohl ich von der dritten Staffel sehr enttäuscht war. Zuvor kannte ich nur die ersten drei Staffeln, Staffel 4 und 5 waren mir unbekannt. Nun bin ich mit allen 5 Staffeln durch und kann so auch endlich ein Fazit zur Serie ziehen.
Die ersten beiden Staffeln finde ich gut, die zweite würde ich sogar als sehr gut bezeichnen. Hier passt in meinen Augen nicht alles, aber vieles: Story, Spannung, Spannungsbogen, interessante Charaktere, Charakterentwicklung. Die Geschichten bieten zudem gute Action und einige gute Wendungen. Bis hier her habe ich die Serie wirklich gerne geschaut und auch schon einige Male - und das obwohl bei weitem nicht alles perfekt ist. So wurden z.B die Klingonen "überarbeitet" und haben optisch wenig mit den Klingonen aus der TNG ära zu tun, ein Schritt der in Staffel zwei teilweise und im Ableger Strange New Worlds deutlicher zurückgenommen wurde. Oder auch Commander, Specialist, Commander Burnham, der starke weibliche Hauptcharakter der Serie, ist nun wirklich alles andere als stark, sie ist im Grunde genommen eine Heulsuse die in buchstäblich jeder Episode mindestens einmal am flennen ist (Ok, in Staffel 4 und 5 gibt es durchaus mal Episoden in denen sie nicht heult). Insgesamt bringen mir die beiden Staffeln aber durchaus Spaß und Unterhaltung.
Und dann geht es weiter mit der dritten Staffel. Spätestens ab hier wird aus Star Trek "Woke Trek". Commander Burnham verflüssigt sich immernoch in jeder Episode, noch mehr Diversität. They/Them,"ich weiss nicht was ich bin" und Gendern (zumindest in der deutschen Synchro) halten Einzug und generell hat man aber der dritten Staffel zunehmend das Gefühl, die Schöpfer hätten eine ordentliche Portion Weichspüler hinzugegeben. Das zieht sich auch weit in die vierte Satffel, teilweise auch noch in die finale fünfte Staffel. Dazu kommt ein für Star Trek unnötig großes Maß an Gefühlen und Selbstzweifel der Charaktere. Richtig dosiert hätte der ganze Schwachsinn vielleicht sogar eine Bereicherung sein können, aber hier wurde im Gießkannenprinzip gearbeitet: "sehet her, wir sind woke, hauptsache es ist drin, damit es drin ist / unsere Charaktere sind ja sooooooo Emotional". So verschiebt sich der Fokus einzelner Episoden weg von der eigentlichen Handlung der jeweiligen Staffeln, und das ist sehr schade.
Die Handlungen der dritten und vierten Staffel haben ihre Momente (wenn nicht gerade mal wieder irgendein Schwachsinn im Fokus steht), sind aber insgesamt deutlich schwächer als jene der ersten beiden Staffeln. Spannung kommt nur teilweise auf, bei der vierten Staffel erst zum Ende hin. In Staffel 1 und 2 hat man einen durchgehenden Spannungsbogen der jeweils in einem guten Finale endet. Die beiden nachfolgenden Staffeln verfehlen dieses Ziel. Dies ändert sich wieder etwas zum Besseren mit der finalen fünften Staffel, welche in Sachen Handlung und Spannung zwar weit hinter der zweiten Staffel zurück bleibt, aber zumindest wieder knapp an das Level der ersten herankommt.
Die Serie bietet insgesamt einige gute und interessante Charaktere. Commander, Specialist, Commander, Captain (Admiral) Burnham zählt allerdings nur teilweise dazu. Sie hat durchaus ihre guten Momente, ist aber in nicht wenigen Teilen der Serie auch einfach nervend. Sie ist über weite Teile der Serie ein wandelndes Fließgewässer...das tut dem Charakter wirklich nicht gut. Die permanenten Emotionsausbrüche wirken weder sympatisch noch stark, ganz im Gegenteil. Zu Anfang wurde noch mit dem Strong Female Character geworben...naja...es gibt ein paar wirklich gute starke weibliche Charaktere in Star Trek: Captain Janeway (VOY), T'Pol (ENT), Una Chin-Riley und La' an Noonien-Singh (SNW), Jadzia Dax und Colonel Kira (DS9)...oder auch abseits von Star Trek im SciFi Genre Colonel Samantha Carter (Stargate SG1) oder Camina Drummer und Chrisjen Avasarala (Beide The Expanse). Sowas sind gute Strong Female Character, man hätte sich ein paar davon als Vorbild nehmen können. So ist der Charakter Burnham, obwohl absoluter Hauptcharakter der Serie, am Ende nur Ok.
Also zurück zu den guten und Interessanten Charakteren. Da hätten wir vor allem Saru, Commander und später Captain der Discovery. Saru ist fast durchweg ein interessanter Charakter mit einer guten Entwicklung über die fünf Staffeln der Serie hinweg, wunderbar gespielt von Doug Jones. Die übrigen Hauptcharaktere, die über die vollen fünf Staffeln aktiv sind, bleiben eher mittelmaß. Sie haben ihre Momente, werden aber kaum interessant. Besser schneiden da die Hauptcharaktere ab, die nur in einzelnen Staffeln oder in Teilen der Serie aktiv sind. Da wären z.B. die Captains Lorca (Staffel 1) und Pike (Staffel 2), oder Captain/Imperator Georgiou. Letztere ist ist ein wirklich interessanter und vielschichtiger Charakter, erstklassig gespielt von Michelle Yeoh. Von diesen Charakteren hätte die Serie mehr gebraucht, oder mehr von Dauer. Sie sind interessant, teilweise mysteriös, da macht das zuschauen spaß.
Interessant sind auch einige der Nebencharaktere wie z.B. Jett Reno, Linus, Admiral Vance oder Präsidentin Rillak, die eine eine Bereicherung der Serie sind, allerdings eben nur ein Schattendasein führen.
Alles in Allem sind die meisten Charaktere durchaus ok, haben ihre guten Momente und werden von den entsprechenden Darstellern gut verkörpert - ich finde sogar das Sonequa Martin-Green (Burnham) für ihre Schauspielerische Leistung nen Emmy verdient hätte, sie spielt wirklich gut, auch wenn es dem Charakter und der Serie eben nicht besonders gut tut. Wirklich grottig und vor allem absolut unnötig sind die Charaktere Adira und Gray, die zum Einen unnötig schmalzig und woke sind und zum Anderen eher unterste Klasse sind, was die schauspielerische Leistung der entsprechenden Darsteller betrifft. Eben drin damit drin, kein Mehrwert.
Absolut positiv ist die Optik, die ganze Serie über. Hier kann ich eigentlich in keinster Weise meckern. Egal ob Raumschiffe, Schiffsinnereien, Planeten, Weltraum, alles hübschestens. So natürlich auch die Discovery selbst, ein Augenschmaus, ein wirklich hübsches Schiffchen (gut, ich finde aber auch fast alle Schiffe hübsch). Wenn ich bei diesem Thema etwas zu beanstanden hätte, dann evtl höchstens das die Shuttles des 32. Jahrhunderts äußerlich doch verdammt an jene aus The Orville erinnern. Aber gut, ich mag The Orville und ob es nun Zufall war, man ein paar Ideen stibitzt hat oder ob es als Hommage gedacht war, mir ist es egal. Ähnlich schaut es mit der Soundkulisse aus. Von der Musik bis hin zu den Soundeffekten, alles fein. Würde ich für diesen Bereich Punkte vergeben, wären es klar 10/10
Man darf behaupten, Star Trek Discovery hatte es nicht leicht. Es war nach bald 20 Jahren die erste Serie und musste sich an der Original Serie und ST: Enterprise (sie spielt anfangs zeitlich zwischen diesen beiden Serien) und natürlich an der TNG Ära messen, welche drei Serien umfasst, die allesamt eine große Fanbase haben. Spätestens mit der Wiederbelebung des Franchises durch die Filme 11-13 (Kelvin Timeline) wurde auch der Wunsch nach neuen Serien wieder lauter. Und dann wurde sie endlich angekündigt. Die Erwartungen waren hoch und Discovery schien diesen Anfangs auch gerecht zu werden - sieht man einmal von diversen Änderungen und der Platzierung in der Star Trek Timeline ab. Leider ging es dann nach einem guten Start auch schnell bergab, da eben die einzelnen Geschichten zwar großes Potential besaßen, aber nur mäßig umgesetzt und aufgelöst wurden. Auch die Crew der Discovery wirkt insgesamt eher mäßig, es gibt ein paar sehr positive Ausnahmen, auch ein paar sehr negative, insgesamt bleibt die Crew aber bestenfalls Mittelmaß. Schade ist hierbei auch, das die Brückencrew, welche eigentlich ein essentieller Bestandteil einer Raumschiffserie sein sollte, zumeist nur eine reine Statistenrolle einnimmt - mehr als "wir gucken uns alle mal im Kreis an" (daraus könnte man bei vielen Episoden ein Trinkspiel machen) ist da oft nicht drin.
Schade ist auch, das es kaum neue Völker in Discovery zu bestaunen gibt. Das war in den "alten" Serien deutlich besser, da hat man wesentlich mehr in die Star Trek Welt eingeführt. Immerhin sehen wir am Ende endlich mal wie die Breen unter ihren Helmen ausschauen.
Apropos Ende...wie ich ja schon angedeutet hatte, wird es in der letzten Staffel noch einmal etwas besser. Leider zu spät. Auf dem Niveau und mit etwas weniger woke, Emotionen, Selbstzweifel, etc. hätte die Serie noch einmal das Ruder herumreissen können und wäre evtl. noch für ein bis zwei weitere Staffeln interessant gewesen. Aber...zu wenig, zu spät, und somit war das Ende der Serie auch in Ordnung. Gut fand ich dagegen die eine oder andere Anspielung an TNG (z.B. Story - "Fortsetzung" der TNG Episode "Das fehlende Fragment") und ENT ("Crewman Daniels") in der letzten Staffel, welche die Serie mit ihren Vorgängern verknüpft. Davon hätte es auch insgesamt mehr geben dürfen.
Star Trek Discovery ist insgesamt betrachtet keine wirklich schlechte Serie, hat aber sehr viel Potential verschenkt und ist damit unter den neuen Serien (Discovery, Picard, Lower Decks, Strange New Worlds) mit Abstand die schwächste. Man kann sie sich einmal in Gänze ansehen, komplett rewatchen lohnt aber in meinen Augen nicht. Dafür reichen die ersten beiden Staffeln, praktisch als Prolog zu Strange New Worlds. SNW ist zwar auch hin und wieder "speziell", ist aber von der Machart her wieder mehr an TOS und TNG angelehnt, bietet interessante Geschichten und Charaktere, ist teils spannend und actiongeladen, teils auch einfach mal humorvoll. Es bleibt zu hoffen das die Schöpfer hier nicht noch mehr auf Kurs der Discovery gehen. Mit Woke Trek und einer Weichei-Crew hat sich ST:D selbst auf einen der hinteren Plätze des Star Trek Universums befördert, das gleiche Schicksal bleibt anderen und künftigen Serien hoffentlich erspart
Es gibt bereits einige News rund um neue Serien und Filme als Spin Offs zu Discovery. So ist ein Film rund um Sektion31 geplant, ebenso eine Serie zur Sternenflotten Akademie. Ferner deutet das Finale von Discovery auch eine Fortsetzung an, in irgendeiner Form. Paramount hat da wohl einige Ideen, aber keine wirklich konkreten Pläne. Es ist aber zu erwarten, dass es erstmal bei Discovery Spin offs bleibt und das wesentlich interessantere 25. Jahrhundert ("Captain Seven" als Fortsetzung zu Picard) wird wohl vorerst nicht weiter behandelt. Ich für meinen Teil hoffe, dass die Schöpfer aus Discovery gelernt haben und künftige Serien wieder mehr mit dem eigentlichen Star Trek zu tun haben und der Fokus wieder mehr auf Geschichten und vernünftige Charaktere gerichtet wird.
Zum Schluss nun noch meine Bewertung der einzelnen Staffeln und der Serie als Ganzes. Nach dem erneuten durchschauen passe ich damit auch meine vorherigen Bewertungen nochmal an.
1. Staffel 7/10
2. Staffel 9/10
3. Staffel 4/10
4. Staffel 5/10
5. Staffel 6,5/10
Gesamtbewertung der Serie: 6/10