Pokemon Go; Spassiger Brückenschlag zwischen Videospiel und Wirklichkeit - oder Honeckers wahr gewordener Traum?

  • Erstmal, es geht mir hier keineswegs darum auf Pokemon rumzureiten (ich werde dich immer lieb haben, Schiggi... :3) aber ich wollte den Hype darum einfach mal nutzen um anhand dieses Beispiels über eine übergeordnete Thematik zu reden; Das Thema Datenschutz und gläserner Mensch.


    Wie ihr ja vielleicht wisst, stand Pokemon Go anfangs auf IPhones in der Kritik, weil das Programm auch Zugriff auf Kontakte, Emails und persönliche Dateien hatte.
    Das wurde zwar mittlerweile ausgebessert - dennoch. Für das Spiel werden sowohl eine ständige Internetverbindung und GPS Daten benötigt.


    Im Grunde kann man also sagen, dass das aktive Programm jederzeit weiss, wann und wo ein Benutzer unterwegs war - und ebenfalls mit wem er sich getroffen hat.
    Und klar, dafür braucht man nicht unbedingt Pokemon Go, schliesslich gibts ja auch noch Facebook und Whatsapp und Twitter und, und, und :D


    Deshalb auch übergeordnet; Was haltet ihr davon? Stört ihr euch daran, das an eurer virtuellen Existenz gebastelt wird deren Vorlieben und Gewohnheiten und Bewegungen zu einem offenen Buch werden? Oder nehmt ihr es im Gegenzug für die Bequemlichkeiten und Vorteile in Kauf teil eines Netzwerkes zu sein, das genauso harmlos wie gefährlich sein könnte?
    Oder ist der Datenschutz für euch ohnehin ein bröckelndes Relikt des letzten Jahrhunderts, das dem Trend der Zeit weichen wird?



    Wie seht ihr das? Und wie geht ihr mit privaten Dingen im Internet um?

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    that my soul cannot resist

  • Ich muss sagen, ich habe es nicht vor, mir dieses Spiel runterzuladen. Alle um mich herum reden nurnoch darüber und wie "toll" es doch ist.
    Nehmen wir mal ein Beispiel, was neulich passiert ist.
    In Amerika wurde ein Junge von hinten erstochen, weil dieser auf sein Spiel fixiert war und in eine "unsichere Gegend" lief.


    Datenschutz ist in meinen Augen mittlerweile ein Fremdwort in der heutigen Zeit. Alles, wirklich alles wird gesammelt von den Seiten, Apps etc was wir besuchen oder runterladen.
    Ich persönlich habe bei meinen Emails etc Fakeangaben gemacht, habe kein Facebook mehr oder anderes Social Media^^, brauche ich nicht mehr.


    Man sollte trotzdem bedenken, dass diese alles von einem behalten, was man veröffentlicht hat bzw gepostet hat. Egal, ob mans gelöscht hat - Facebook behälts. Wahrscheinlich aber auch alle anderen Seiten.


    Wir alle gehen wahrscheinlich vieeel zu leichtfertig mit unseren Daten um, und das wird uns wahrscheinlich auch noch zum Verhängnis.

  • Schön ist das Daten-sammeln und Tracking natürlich nicht, aber was kümmert mich das? Im schlimmsten Fall kriege ich Werbung, die im Spam oder im Müll landet. Wer mitten in der Nacht und an schlecht einsehbaren Plätzen - offenbar total abgelenkt - rumläuft, der braucht sich echt nicht wundern, wenn er ausgeraubt wird. Da liegt der Fehler am anderen Ende des Bildschirms. Davon abgesehen können sich die großen Datensammler keinen Skandal leisten, da ist viel zu viel Geld im Spiel. Einem Kind würde ich damit wahrscheinlich keine freie Hand lassen, aber wer deswegen Paranoia schiebt, der braucht dringend ein Alu-Häubchen :ugly:

  • Ich finde die aufkommenden Bedenken zum Datenschutz rund um das Spiel "Pokemon Go" unbegründet und blauäugig. Auch stimmt deine Auslegung nicht, dass das Spiel in seiner ersten Ausführung Zugriff auf alle Kontakte, E-Mails oder persönliche Daten hatte. Die App hat unter iOS vollen Zugriff auf das Google-Konto verlangt. Wenn dieses Google-Konto nun vollkommen leer ist und keine Kontakte, keine E-Mails oder sonstige Informationen inne hat, zum Beispiel weil man die Dienste von Google nicht nutzt, wurde nichts preisgegeben.


    Seine Daten wie Kontakte, E-Mails und sogar Bilder bei Google zu speichern, die nicht mal leugnen jedes Bit zu scannen und zu analysieren, um dir Werbung unterzuschieben, und sich dann darüber aufregen, dass Nintendo, der Analphabet unter den Online-Anbietern, diese Daten auch lesen kann - das finde ich schon sehr krude und bescheuert.


    Und sich bei einer App, die zur Erfüllung der Aufgabe deine GPS-Position brauch, darüber aufregen, dass diese ebene jene Daten hat, wirkt auch wie ein Beißreflex, da hat jemand und eine Menge Medien nicht richtig nachgedacht. Bei iOS und auch bei neuen Versionen von Android kann man diese Rechte verweigern, danach funktioniert das Spiel zwar nicht mehr aber man kann sich immerhin seinen Aluhut wieder aufsetzen.


    Ich habe absolut nichts dagegen, dass sich Leute Ihrer informationellen Selbstbestimmung bewusst sind und sparsam und sinnvoll mit Ihren Daten umgehen, das böse erwachen kommt mit Sicherheit noch. Aber doch bitte auch sinnvoll und nicht bei jeder Datenschutzerklärung einen Aufstand machen.

  • @tonguecat


    Er/Sie geht nicht wirklich direkt auf Pokemon Go ein. Es geht um die Thematik dass selbst wenn dem so wäre, was Pokemon Go sehr wohl könnte, die Daten sammeln könnte dennoch dem Großteil dies komplett irrelevant wäre.
    Es ist verständlich warum diese App durchgehend den GPS braucht aber dass wir unseren Wohnort und täglichen Spaziergänge öffentlich freigeben ist schon bedenklich.

  • @Twofu
    Das Thema ist dann aber nicht neu und gerade im Bezug zu Pokemon Go wirkt es wie alter Kaffee. Warum kommen die Bedenken nicht bei den ganz normalen Google-Apps? Bei Runtastic? Beim Vorgänger Ingress? Bei so gut wie jedem Free2Play-Spiel? Oder bei Find My iPhone? Ich weiß nicht wie es bei Android momentan ist, bei iOS darf der GPS-Standort nur während der Ausführung abgefragt werden, eine "Hintergrundabfrage" wird von der App nicht angefragt und kann, sollte es sich mal ändern, ggf. verboten werden.


    Da der Thread sich explizit auf Pokemon Go bezieht, sehe ich den Sinn und Zweck nicht. Richtig wäre den Anfang seiner Datenpreisgabe bei den großen Anbietern wie Facebook, Google und Microsoft zu überdenken. Das große Faß nun bei einer Pokemon App von Nintendo zu öffnen, halte ich für total sinnfrei.

  • Genau deshalb weil Pokemon Go einen extrem großen Anlauf hat. Die Hemmschwelle der persönlichen Informationen wurde direkt dadurch ignoriert weil es Pokemon ist.
    Bei all den Beispielen die du genannt hattest, war es nie in solch einem großen Ausmaß.
    Hierbei geht es um den Gedanken dessen dass der Datenschutz dann ignoriert wird, wenn ein begehrtes Produkt dahinter steht.
    Abgesehen davon ist nicht wirklich Nintendo hinter der App sondern Niantic. Nintendo ist lediglich der Lizenzgeber.

  • @Twofu
    Was war "nie in solch einem großen Ausmaß"? Was macht die "Pokemon Go"-App so besonders furchtbar?


    Das Google deine Mails, Kontakte, GPS-Daten, Suchbegriffe, Seitenaufrufe, Anrufe, Bilder und vieles mehr analysiert ist bekannt oder? Das die berühmte Tastatur Swype (und alle anderen auch) deine Eingaben inkl. Kennwörter sammelt und an den Hersteller schickt, ist auch kein Geheimnis. Das Facebook (plus Instagram, WhatsApp, etc.) die Rechte an jedem Bild erlangt und diese in Anzeigen bspw. verwerten darf, ist auch bekannt und dennoch will fast jeder Mitglied sein. Guck dir mal die Berechtigungen der "Top Apps" an, bspw. Angry Birds, auch die möchten deine Kontakte oder deine SD-Karte im Android auslesen.


    Wie bereits erwähnt, Nintendo oder die Google-Klitsche Niantic (wie erwähnt mit Ingress) sind nicht die ersten, die Ihren Namen nutzen um überhöhte Berechtigungsanforderungen in Ihren Apps durchzusetzen. Ich sehe daher den Sinn und Zweck der Aufregung nicht - alter Wein in neuen Schläuchen, aber viel Erfolg und Spaß dabei die Sau erneut durchs Dorf zu treiben.

  • Ja, das Thema ist sicherlich nicht neu, aber da ich vor der Erstellung des Threads die Suchfunktion bemühte und nicht ein relevantes Thema zum Datenschutz fand war ich halt mal so dreist das leidige Fass aufzumachen; Wobei, wie Twofu richtig erkannt hat, das Thema Pokemon Go aufgrund seiner Aktualität eben als Aufmacher herhalten musste - aber nicht Hauptgegenstand des Threads sein muss.
    Ich hätt auch das hier wählen können, das wäre etwas weniger aktuell - steht schliesslich schon ziemlich lange als Hinweis im Forum.



    Interessiert der Datenschutz, auch generell gesehen, tatsächlich nicht? Und weswegen. Auch, weil ich eine deiner Aussagen besonders interessant finde:



    Ich habe absolut nichts dagegen, dass sich Leute Ihrer informationellen Selbstbestimmung bewusst sind und sparsam und sinnvoll mit Ihren Daten umgehen, das böse erwachen kommt mit Sicherheit noch. Aber doch bitte auch sinnvoll und nicht bei jeder Datenschutzerklärung einen Aufstand machen.


    Du scheinst schliesslich eine gewisse Gefahr in sorglosem Umgang mit Daten zu sehen, befürchtest sogar ein "böses Erwachen". Dennoch findest du die Thematik - so wie ich deine Posts interpretiere - doch auch als leidig und übertrieben.


    Was wäre denn also in deinen Augen die von dir erwähnte sinnvolle Herangehensweise an das Thema? Und wo ziehst du die Grenze zwischen vernünftigem und sorglosem Umgang mit Daten?

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  • @Haggard
    Versteh mich nicht falsch, ich habe überhaupt nichts gegen eine Diskussion rund um Datenschutz und Datensparsamkeit. Aber das führe ich bitte mit offenem Visier und möchte nicht irgendein aktuelles "Skandälchen" wie "Pokemon Go" mir dafür zu eigen machen. Mit dieser Art horchen die Leute vielleicht bei dieser einen App auf, deinstallieren und meiden sie vielleicht sogar. Und bei der nächsten App ist alles wieder vergessen und jegliches gelerntes über Bord geworfen, eben weil es nicht verallgemeinern, sondern nur auf diesen einen Fall abzielt.


    Ich selber bin sparsam mit meinen Daten und bin in dem Thema bestens informiert, meiner Ansicht nach auch ein notwendiger Berufsethos in meiner Branche. Es ist abzusehen, dass Dinge wie Versicherungen schnell auf den Datenzug aufspringen werden. Am Anfang wird es so sein, dass Mitglieder, die Daten abgeben wie z.B. die Ernährung und Fitnessdaten einen preiswerten Vorteil erhalten. Nach kurzer Zeit wird sich das Blatt aber wenden und alle die keine Daten abgeben wollen, werden mehr zahlen müssen. Deutschland ist (leider) nicht der Nabel der Welt des Datenschutzes, als das "wir" eine solche Entwicklung durch Gesetze und typische deutsche "Vorsicht" weltweit verhindern könnten.


    Und wenn man einmal ins Grübeln kommt, was sich da für Möglichkeiten eröffnen, kommt man auch selber ganz schnell auf weitere Szenarien. Du schläfst unterdurch- oder überdurchschnittlich lange, das ist nicht gesund, zack, andere Beitragsklasse. Du besuchst gerne Kneipen oder Pubs? Und wieder ein Malus im Rating. Du fährst mit der Bahn oder dem Auto zur Firma und nicht mit dem Fahrrad? Ohje, wieder ein Malus.


    Meiner Ansicht nach ist das Thema weitestgehend verloren. Die meisten verstehen es nicht, die Jüngeren interessiert es nicht und die Älteren betrifft es nicht. Jeder kennt das Thema im Groben. ich laufe auch nicht täglich zu meinem Kollegen, der gerne Fallschirm springt und schrei den an, dass das total gefährlich ist und er das nicht kapiere, dass er damit aufhören solle. >Wir< sollten denke ich aufhören die anderen Leute als unmündig zu erklären und Ihnen unsere Empfehlungen für den Datenschutz aufzuzwängen.


    Darüber hinaus bringt es auch nichts einfach zu sagen, dass man bei dem Thema aufpassen muss. Das sind theoretische Warnungen, wie verhindert Otto-Normal-Verbraucher denn genau das? Ein normaler Mensch bekommt es doch im Leben nicht hin bspw. bei einem Androiden alle "Schnorchel"-Optionen zu deaktivieren, geschweige denn diese überhaupt zu erkennen. Meiner Meinung nach ein Kampf gegen Windmühlen, so traurig es ist.

  • Was die von dir erwähnten Missbrauchsmöglichkeiten betrifft muss ich gestehen dass auch mir diese und ähnliche Zusammenhänge in den Sinn kommen - und mich wenig begeistern.
    Nur mit dem Fallschirmspringer- Vergleich bin ich nicht ganz einverstanden, denn ein Fallschirmspringer wählt sein eigenes Risiko und trägt auch selbst die Konsequenzen seiner Entscheidung. Etwas, das einem freien Menschen der niemand Aussenstehendes gefährdet ja auch zustehen sollte.


    Was den Umgang mit Daten betrifft, vor allem wenn sie übertragen und aufgezeichnet werden, würde ich persönlich es eher mit einem Küchenmesser vergleichen. Ein nützliches Werkzeug, aber keineswegs immer harmlos. Wenn ich nun also beim Besuch im Restaurant beim Anblick des Kochs das Gefühl verspüre nach Hause zu sprinten und mich drei Tage im Panikraum einzuschliessen weil ich fürchte er könnte mir nach dem Leben trachten, dann wäre ein Aluhut für mich wohl die richtige Wahl.
    Aber wenn ich bedenkenlos jedem, der mich dazu auffordert blindlings im Tausch gegen Süssigkeiten ein Küchenmesser in die Hand drücken würde, dessen Namen ich noch nichtmal kenne - und von dem ich auch nicht weiss, was er damit macht, dann wäre für mich eine Narrenkappe vielleicht das passende Accesoire.


    Und wie du sagst, und wo ich auch deiner Meinung bin ist das hohe Mass an Desinteresse und Gleichmut dabei ein grosses Problem - und ein kollektives, gesellschaftliches Versagen. Vor allem, da die Konsequenzen aus diesem Verhalten (anders als bei einem Fallschirmspringer) Strukturen bilden könnten, unter denen nicht nur alleine die für diesen Zustand verantwortlichen zu leiden haben werden.



    Nur; Fallen Gleichmut und Desinteresse einfach so wie Heuschrecken vom Himmel? Ist es tatsächlich zu spät? Zeit für den letzten Rest köstlichen Wishky, mit dem man sich auf die Dächer über der brennenden Stadt züruckzieht ehe man sich in der hereinbrechenden Abenddämmerung achselzuckend die Flinte in den Hals steckt?



    Vielleicht. Allerdings läuft einem die Option schliesslich ja auch nicht weg. Und ich denke eben schon, das es immer was bringen kann nicht einfach nur den Mund zu halten, auch wenn das Thema leidig ist. Vor allem, da Gleichmut eben nicht vom Himmel fällt, sondern ein schleichender, verborgener Prozess ist. Aber keineswegs immer unerwünscht. Und ich unterstelle ihm auch, dass er durchaus Methode und eine gewisse psychologische Perfidität in seinen Verlockungen haben kann. (Ein Vorwurf eben, den sich eben auch Pokemon Go von mir schon teilweise gefallen lassen müssen wird x_x)


    Aber langer Rede kurzer Sinn; Etwas wachsam zu sein hin und wieder halte ich nicht für schädlich, auch nicht sich ab und zu mal einen "stillen" Gedanken zu machen um sich Kontraste zum Flow zu bilden in dem man steckt - und auch nicht, hin und wieder zur Wachsamkeit ermahnt zu werden.


    Denn zu spät kanns immer noch für alles sein, aber wie die Geschichte doch auch zeigt wäre manches wenig ruhmreiche Kapitel der Menschheit doch vielleicht auch anders gelaufen, wären die Leute nicht der Ansicht gewesen, es wäre eh schon zu spät...

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